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American Free Corps

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Das American Free Corps, auch George Washington Brigade genannt, war angeblich eine Einheit von Waffen-SS-Legionären, deren Mitglieder ausschließlich US-Amerikaner waren.

Mythos[Bearbeiten]

Gegründet wurde das American Free Corps angeblich während des Zweiten Weltkriegs innerhalb der SS, um US-amerikanische Freiwillige für den „antibolschewistischen“ Kampf gegen die Sowjetunion zusammenzufassen. Analog zu anderen Einheiten sogenannter „fremdvölkischer“ Mitkämpfer sollten die Mitglieder der Truppe überwiegend unter Kriegsgefangenen angeworben werden. Nachdem diese Rekrutierungsversuche keine ausreichende Zahl von Freiwilligen erbracht hätten, sei das „Freikorps“ als Propagandaeinheit verwendet worden.

Mitglieder der Einheit sollen unter anderem die US-Amerikaner Martin James Monti und Peter Delaney gewesen sein. Gelegentlich wird die Truppe auch in historischen Werken aufgeführt. So schildert Alexander McKee Anwerbungsversuche des AFC unter Kriegsgefangenen in Dresden, der Militärhistoriker J. Lee Ready erwähnt die Truppe und gibt ihre Stärke mit „nie mehr als 100“ Mann an.[1]

Historische Hintergründe[Bearbeiten]

Dass amerikanische Staatsangehörige im Zweiten Weltkrieg auf deutscher Seite gekämpft haben, ist eine Tatsache. Man kann aber davon ausgehen, dass maximal einige wenige tausend Personen überhaupt die Möglichkeit dazu hatten. 1920 gaben zwar noch mehr als 8 Millionen Amerikaner Deutsch als ihre Muttersprache an. 1939 studierten davon aber nur einige hundert amerikanische Staatsbürger an deutschen Universitäten.[2] Dazu kamen in den späten 1930er Jahren einige tausend Re-Emigranten aus den USA, oft aus dem Umfeld des nazistisch geprägten German-American Bund, die gezielt als Arbeitskräfte angeworben worden waren.[3] Bei Kriegsausbruch 1939 meldeten sich Teile dieser deutschstämmigen US-Bürger freiwillig zum deutschen Kriegsdienst oder wurden eingezogen, soweit sie die doppelte Staatsbürgerschaft besaßen. Diese Deutschamerikaner wurden aber weder gesondert erfasst noch besonderen Einheiten zugeteilt.

Tatsächlich wurde erst im Rahmen der Ardennenoffensive 1944 eine spezielle Einheit von maximal 150 akzentfrei amerikanisches Englisch sprechenden Soldaten gebildet, die in US-Uniformen im alliierten Hinterland Verwirrung stiften und Sabotageakte begehen sollten.[4] Diese Truppe ist aber nicht mit dem angeblichen AFC identisch.

Auf Kriegsgefangene als „Legionäre“ konnte man auf deutscher Seite erst ab 1943 zurückgreifen, als die USA aktiv mit nennenswerten Einheiten in den Krieg eingetreten war. Da sich zu diesem Zeitpunkt die Achsenmächte an allen Fronten aber bereits auf dem Rückzug befanden, war die Bereitschaft der Gefangenen zum „Überlaufen“ nicht sehr hoch. Allerdings unterstützte eine kleine Zahl amerikanischer Zivilisten freiwillig die deutschen Kriegsanstrengungen, etwa durch Propagandatätigkeit. Zu ihnen zählten unter anderem Fred Kaltenbach, Douglas Chandler und Robert Best.

Das von den Mythosanhängern erwähnte angebliche „Free Corps“-Mitglied Martin J. Monti war ein Leutnant der USAAF. 1944 stahl er ein Flugzeug und lief damit zu den Deutschen über.[5] Nachdem er mit mäßigem Erfolg als Propagandasprecher im Rundfunk eingesetzt worden war, wurde er Mitglied der SS-Standarte Kurt Eggers, einer Kriegsberichter-Einheit. 1949 wurde er dafür von einem amerikanischen Gericht zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Mitgliedschaft in einem „American Free Corps“ war nicht Teil der Anklage.[6] Der ebenfalls angeführte Peter Delaney soll ein in Louisiana geborener späterer SS-Hauptsturmführer gewesen sein, der Monti für die Waffen-SS angeworben hat. In den deutschen Personalunterlagen im ehemaligen Berlin Document Center (heute Bundesarchiv) werden zwar insgesamt sieben US-Bürger als Offiziere der Waffen-SS oder des SD geführt, es existieren aber keine Unterlagen über ihn (und Monti).[7] Es gibt auch keinen Nachweis eines Armeeangehörigen „Peter Delaney“ aus Louisiana in den Electronic Army Serial Number Merged Files der NARA.[8] Die Existenz eines Peter Delaney ist also äußerst zweifelhaft. Delaney soll auch mit dem Frankoamerikaner Pierre de la Ney du Vair (1907–1945) identisch sein, einem Führer der Légion des Volontaires Français und späterem Mitglied der SS-Propagandaeinheit Kurt Eggers, was aber von Ney du Vairs Sohn glaubhaft bestritten wird.[9]

Es gibt also keinerlei Beleg, dass von deutscher Seite versucht wurde, eine Einheit aus amerikanischen Freiwilligen zu bilden, wie es beispielsweise – weitgehend erfolglos – für Briten mit dem British Free Corps versucht worden war. Alle veröffentlichten „Abzeichen“ und „Embleme“ der angeblichen Einheit sind Falsifikate aus der Nachkriegszeit. Ein American Free Corps oder eine George Washington Brigade hat es demnach nie gegeben.

Literarische Verarbeitung[Bearbeiten]

Das American Free Corps wurde vom Schriftsteller Kurt Vonnegut in seinem Roman Schlachthof 5 oder Der Kinderkreuzzug eingebaut. Die (fiktive) Romanfigur Howard W. Campbell jr., ein im nationalsozialistischen Deutschland lebender amerikanischer Schriftsteller und Nazipropagandist, versucht in einer Szene, amerikanische Kriegsgefangene für das AFC anzuwerben: „‚Früher oder später werdet ihr gegen die Kommunisten kämpfen müssen’, erklärte Campbell. ‚Warum das nicht gleich hinter sich bringen?’“[10]

Grobe Vorbilder für die Figur Campbells waren der britisch-amerikanische faschistische Politiker William Joyce, der als „Lord Haw-Haw“ während des Zweiten Weltkrieges als Propaganda-Rundfunksprecher der Nationalsozialisten arbeitete, ferner der in gleicher Funktion für die italienischen Faschisten tätige amerikanische Dichter Ezra Pound. Vonnegut war selbst als amerikanischer Gefangener 1945 in Dresden. Möglicherweise hat er in dieser Zeit einen Anwerbungsversuch von Kriegsgefangenen für die Waffen-SS miterlebt oder davon erzählt bekommen und dies dann literarisch verwendet.

Die Figur des Howard W. Campbell jr. ist auch Hauptperson in Vonneguts Roman Mutter Nacht. Die Einheit wird ferner in Jack Higgins Roman Der Adler ist gelandet, der ein deutsches Kommandounternehmen zur Entführung Winston Churchills beschreibt, erwähnt.

Alle drei Bücher wurden verfilmt.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Alexander McKee: Dresden 1945 – Das Deutsche Hiroshima. Berlin u.a. 1983; J. Lee Ready: The Forgotten Axis: Germany’s Partners and Foreign Volunteers in World War II. Jefferson 1987, S. 190.
  2. s. Hans-Werner Retterath: Deutschamerikanertum und Volkstumsgedanke. Phil. Diss. Marburg 2000, S. 168; Michael Wala: ‚Gegen die Vereinzelung Deutschlands’: Deutsche Kulturpolitik und akademischer Austausch mit den Vereinigten Staaten von Amerika in der Zwischenkriegszeit, in: Manfred Berg/Philipp Gassert (Hg.): Deutschland und die USA in der Internationalen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Stuttgart 2004, S. 311f.
  3. s. Hans-Werner Retterath: Deutschamerikanertum und Volkstumsgedanke. Phil. Diss. Marburg 2000, S. 219f.
  4. s. J. Lee Ready: The Forgotten Axis: Germany’s Partners and Foreign Volunteers in World War II. Jefferson 1987, S. 443f.
  5. zu Monti s. Marshall Wainright: Deserter. In: Air Classics, Sep. 2004; siehe auch Electronic Army Serial Number Merged File sowie World War II Prisoners of War Data File der NARA.
  6. s. Ex-flier confesses 21 acts of treason, in: New York Times v. 18. Januar 1949 (Abstract); Amerikana, in: TIME Magazine v. 24. Januar 1949; Special Subcommittee on Security Affairs: Federal Case Law Concerning the Security of the United States. Legal Survey by Library of Congress. Washington : U.S. G.P.O. 1954, S. 20.
  7. s. John P. Moore: Führerliste der Waffen-SS. Portland, 2nd Ed. 2003 (CD-Rom)
  8. s. Suchanfrage.
  9. Pierre Henri du Vair: The Other Red Devil. o.O. o.J.
  10. Kurt Vonnegut: Schlachthof 5 oder Der Kinderkreuzzug. Reinbek 1972, S. 159.


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