Fiktive Divisionen (Wehrmacht)
Als Tarnbezeichnungen vergab die Wehrmacht besonders zur Kriegsende Einheiten die Bezeichnungen als Division. Diese vermeintlichen Großverbände im Zweiten Weltkrieg wurde aber letztendlich gar nicht aufgestellt. Vielmehr waren unter der Bezeichnung andere Einheiten zusammengefasst, welche in personeller und militärtechnischer Ausstattung nicht der angegebenen Bezeichnung entsprachen. Das Ziel war, die wirkliche Truppenstärke zu verschleiern.
In der Wehrmacht gab es auch sogenannte Schatten-Divisionen, welche „im Schatten“ einer Division ausgebildet wurden und nur über eine unvollständige Ausstattung verfügte.
80. Jäger-Division[Bearbeiten]
Die 80. Jäger-Division war eine Bezeichnung für eine vermeintliche deutsche Jäger-Division.
Aus Verschleierungsgründen wurde im Frontnachweiser 1944 eine 80. Jäger-Division aufgeführt, welche eigentlich aus dem Festungsstab 180 bestand.
Folgende Gliederung war u. a. vermerkt:
- Jäger-Regiment 1251 (Jäger-Bataillon 1311, 1321, 1331, 1388, Ersatz-Jäger-Bataillon 1251)
- Gebirgsjäger-Regiment 1252 (Gebirgsjäger-Bataillon 1412, 1422, 1432, Ersatz-Gebirgsjäger-Bataillon 1252)
- Jäger-Regiment 1253 (Jäger-Bataillon 1513, 1523, 1331, 1533, Ersatz-Jäger-Bataillon 1253)
- Jäger-Regiment 1254 (Jäger-Bataillon 1614, 1624, 1634, 1644, Ersatz-Jäger-Bataillon 1254)
- Jäger-Regiment 1255 (Jäger-Bataillon 1715, 1725, 1735, Ersatz-Jäger-Bataillon 1388?)
- Nachrichten-Abteilung 1508 (Ersatz-Nachrichten-Abteilung 1508)
Die Verwendung oder Einsatzfähigkeit des vermeintlichen Verbandes oder seiner vermeintlich unterstellten Einheiten ist nicht bekannt.
Tarn-Divisionen in den Niederlanden[Bearbeiten]
Ende Februar 1945 wurden beim Wehrmacht-Befehlshaber Niederlande vier Tarn-Divisionen eingeführt. Diese tauchten ab 12. April 1945 in der Schematischen Kriegsgliederung auf. Basis für diese vier Tarn-Divisionen waren die bereits zur Küstenverteidigung eingesetzten Schiffs-Stamm-Abteilungen der Marine und weitere dort eingesetzte Einheiten.
63. Infanterie-Division[Bearbeiten]
Die 63. Infanterie-Division war eine Bezeichnung für eine vermeintliche deutsche Infanterie-Division.
In der Kriegsgliederung vom 12. April 1945 taucht diese Bezeichnung als Reserve der Oberbefehlshabers West auf. Es war eine Tarnbezeichnung für die an der niederländischen Küste im Bereich der Korps-Abteilung Diestel eingesetzten deutschen Truppen.
Folgende Gliederung war u. a. mit offenen Bezeichnungen vermerkt:
- 63. Infanterie-Division (Regimentsstab von Alvensleben)
- Grenadier-Regiment 160 (Schiffs-Stamm-Abteilung 14)
- Grenadier-Regiment 492 (Schiffs-Stamm-Abteilung 16)
- Grenadier-Regiment 623 (Schiffs-Stamm-Abteilung 24)
- Füsilier-Bataillon 63 (Teile der vorgenannten Einheiten)
Der Regimentsstab von Alvensleben war beim XXX. Armeekorps in den Niederlanden. Die drei Schiffs-Stamm-Abteilungen waren eigentlich die Marine-Schützen-Regimenter 111, 112 und 113 der 11. Marine-Infanterie-Division, welche eigentlich für die Aufstellung herangezogen werden sollte, dann aber bis Kriegsende weiter bestand.
219. Infanterie-Division[Bearbeiten]
Die 219. Infanterie-Division war eine Bezeichnung für eine vermeintliche deutsche Infanterie-Division und wurde am 22. März 1945 im Verteidigungsbereich Den Helder in den Niederlanden vermeintlich aufgestellt. Die vermeintliche Unterstellung war im April 1945 als Verfügungstruppenteil bei dem Oberbefehlshaber Niederlande.
Die Tarnbezeichnung wurde in den dienstlichen Unterlagen und in der Schematischen Kriegsgliederung geführt.
Folgende Gliederung war u. a. mit offenen Bezeichnungen vermerkt:
- Stab (Festungsstammregiment 88 Alkmaar (Kommandant der Festungsstammtruppen LXXXVIII))
- Grenadier-Regiment 177 (Abschnitt Texel: Georgisches Bataillon 822)
- Grenadier-Regiment 493 (Küstenverteidigungsabschnitt Nord: Nordkaukasisches Bataillon 803 (voher IV./Festungs-Grenadier-Regiment 860 Den Helder))
- Grenadier-Regiment 604 (Den Helder: 4. Schiffs-Stamm-Regiment bzw. Divisionspersonal der 16. Marine-Infanterie-Division)
- Füsilier-Bataillon 219, abwechselnd mit der Bezeichnung Grenadier-Bataillon 1919 (6. Schiffs-Stamm-Abteilung bzw. Marine-Schützen-Regiment 161 der 16. Marine-Infanterie-Division)
249. Infanterie-Division[Bearbeiten]
Die 249. Infanterie-Division war eine Bezeichnung für eine vermeintliche deutsche Infanterie-Division.
Ab 22. März 1943 wurde die Bezeichnung für die deutschen Einheiten an der niederländischen Küste im Bereich Hoek van Holland verwendet. Die Nutzung erfolgte einheitlich in allen Unterlagen, auch in der Schematischen Kriegsgliederung. Die vermeintliche Unterstellung war im April 1945 bei der 25. Armee in den Niederlanden.
Folgende Gliederung war u. a. mit offenen Bezeichnungen vermerkt:
- 249. Infanterie-Division (Festungskommandant Hoek van Holland)
- Grenadier-Regiment 197 (Einheiten im Abschnitt Scheveningen: II./Fallschirmjäger-Regiment 31)
- Grenadier-Regiment 623 (Einheiten in der Festung Hoek van Holland: IV./Fallschirmjäger-Regiment 31)
- Grenadier-Regiment 709 (Einheiten in der Festung Hoek van Holland: IV./Fallschirmjäger-Regiment 31)
- Divisions-Füsilier-Bataillon 249
- Panzerjäger-Abteilung 949
- Divisionseinheiten 1949
703. Infanterie-Division[Bearbeiten]
Die 703. Infanterie-Division war eine Bezeichnung für eine vermeintliche deutsche Infanterie-Division und wurde am 22. März 1945 im Raum Ijmuiden in den Niederlanden vermeintlich aufgestellt. Die hierbei zusammengefassten Kräfte erreichten nie Divisionsstärke. Der Begriff Division diente mehr der Vortäuschung eines größeren als des tatsächlich vorhandenen Truppenverbandes im Bereich der Festung Ijmuiden, eigentlich Festungskommandant Ijmuiden.
Die Unterstellung erfolgte unter die 25. Armee und zu Kriegsende gingen die Divisionsangehörigen in britische Gefangenschaft.
Kommandeur der vermeintlichen Division war Generalmajor Hans Hüttner, der Festungskommandant Ijmuiden.
Die Tarnbezeichnung wurde in den dienstlichen Unterlagen und in der Schematischen Kriegsgliederung geführt.
Folgende Gliederung war u. a. mit offenen Bezeichnungen vermerkt:
- Grenadier-Regiment 219 (Abschnitt Zandvoort: 10. Schiffs-Stamm-Abteilung bzw. Marine-Schützen-Regiment 162 der 16. Marine-Infanterie-Division)
- Grenadier-Regiment 495 (Abschnitt Katwijk: Turkestanisches Infanterie-Bataillon 787)
- Grenadier-Regiment 579 (24. Schiffs-Stamm-Abteilung bzw. Marine-Schützen-Regiment 163 der 16. Marine-Infanterie-Division)
- Füsilier-Bataillon 703 (Teile der 10. Schiffs-Stamm-Abteilung bzw. Marine-Schützen-Regiment 162 der 16. Marine-Infanterie-Division)
- Panzerjäger-Abteilung 973
- Divisionseinheiten 1973
Siehe auch[Bearbeiten]
- 1. Marine-Infanterie-Division
- 2. Marine-Infanterie-Division
- 3. Marine-Infanterie-Division
- 11. Marine-Infanterie-Division
- 16. Marine-Infanterie-Division
Literatur[Bearbeiten]
- Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 1: Die Waffengattungen. Biblio-Verlag, Bissendorf 1977, S. 100–101.
- Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 5: Die Landstreitkräfte 31–70. Biblio-Verlag, Bissendorf 1971, S. 253.
- Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 6: Die Landstreitkräfte 71–130. Biblio-Verlag, Bissendorf 1972, S. 52.
- Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 8: Die Landstreitkräfte 201–280. Biblio-Verlag, Bissendorf 1973, S. 93, 207.
- Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 12. Die Landstreitkräfte 631–800. Biblio-Verlag, Bissendorf 1975, S. 147.
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