Jōmon (Volk)
Die Jōmon-Menschen (縄文人 Jōmon jin) sind die Ureinwohner von Japan und lebten während der Jōmon-Zeit. Es ist umstritten, ob es sich um ein einziges Volk handelte oder ob sie aus mehreren Gruppen bestanden. Sie gelten als eine der zwei Vorfahren der heutigen Japaner.[1]
Ursprung[Bearbeiten]
Der Ursprung des Jōmon Volkes war bis vor kurzem nicht genau bekannt. Es gab Theorien, wonach die Jōmon aus Südostasien oder Nordostasien stammen. Neuere genetische Studien zeigen, das es sich bei den Jōmon-Menschen um eine der letzten direkten Nachfahren einer sehr alten Menschengruppe handelt, die mit keinem anderen modernen Volk im östlichen Eurasien eine engere Verwandtschaft aufweist.[2]
Die genetischen Daten der Jōmon befürworten einen pleistozänen Ursprung im heutigen Zentralasien. Von dort aus haben sich die Vorfahren der Urjapaner immer weiter nach Osten ausgebreitet, bis sie schlussendlich auch in Japan ankamen. Die genetischen Spuren weisen zudem auch nach Europa, Tibet, Sibirien, Teilen Südostasiens, Polynesien und Nordamerika.[3][4]
Einige Wissenschaftler, wie der Japaner Noriko Seguchi von der Universität Kyūshū sehen in den Jōmon bzw. in ihren direkten Nachfahren, den Ainu, die Überreste einer pleistozänen Bevölkerung, die damals ganz Nordeurasien bewohnte.[5]
Kultur[Bearbeiten]
Die Kultur der Jōmon zeichnete sich einerseits durch typische Kulturmerkmale von Jägern und Sammlern und andererseits durch frühe Landwirtschaft aus.[6]
Die Jōmon sammelten Nüsse, Beeren, Schalentiere; jagten verschiedenste Land- und Meerestiere und waren spezialisiert im Fischfang. Des Weiteren bauten sie verschiedenste Getreide- und Kräutersorten an. Nachgewiesen ist auch eine frühe Reis-Kultivierung.
Handwerkskunst[Bearbeiten]
Die Jōmon sind auch für ihre Keramik und Töpferei bekannt. Sie bauten Schiffe aus großen Baumstämmen, um zu jagen und an der Küste schneller voranzukommen. Des Weiteren benutzten sie eine Vielzahl an Materialien, unter anderem Obsidan und Jade. Es wird angenommen, dass die Jōmon (bzw. die vorgenannte nordeurasische Urbevölkerung) mit ihren Schiffen entlang der Küste segelten und möglicherweise den nordamerikanischen Kontinent erreichten.[7]
Nachfahren[Bearbeiten]
Ainu[Bearbeiten]
Die Ainu werden als die direkten Nachfahren der Jōmon angesehen. Es gibt zwar einen geringen Einfluss von den ochotskischen Bevölkerung, jedoch zeigen genetische Daten, dass die Ainu den Großteil ihres Genoms mit den Jōmon von Hokkaidō und Nordhonshū teilen (etwa 80–96 %).[8][9]
Emishi[Bearbeiten]
Die Emishi werden meist als nahe Verwandte der Ainu angesehen. Diese Ansicht ist nicht unumstritten. Die Emishi sind zwar nahe mit den Ainu verwandt, unterscheiden sich kulturell jedoch deutlich von ihren nördlichen Verwandten.
Ryukyu Völker[Bearbeiten]
Die Ryūkyū-Völker werden als Vermischung zwischen den Jōmon und den Yayoi aus China und Korea angesehen. Genetische Studien zeigen auch, das die Ryukyu etwa 28–60 % ihres Genoms mit den Jōmon teilen.[10][11]
Japaner[Bearbeiten]
Die Japaner (auch Yamato-Japaner oder Festland-Japaner genannt) sind vor allem Nachfahren der Yayoi. Genetische Studien zeigen, dass die Japaner nur etwa 12–20 % ihres Genoms mit den Jōmon teilen.[12][13]
Genetische Daten[Bearbeiten]
Die Jōmon zeigen die paternalen Haplogruppen D1b sowie C1a1 auf:[14][15]
- D1b wird nur in Japan gefunden. Andere D1-Gruppen werden in Teilen Zentralasiens und Sibiriens gefunden.
- C1a1 wird ebenfalls nur in Japan gefunden, jedoch wird C1a in manchen Europäern, Georgiern und Arabern gefunden, sowie im jungsteinzeitlichem Europa und Vorderasien.
Die maternalen Haplogruppen sind hauptsächlich M7a, N9b. Diese Haplogruppen werden in geringer Menge auch in anderen Asiaten, Europäern und Ureinwohnern Amerikas gefunden. Weiters kommen G sowie F und B in geringem Maße vor.[16]
Autosomale genetische Daten zeigen, dass es sich bei den Jōmon um eine einzigartige Bevölkerungsgruppe handelt, die wichtig zur Erforschung der Geschichte Asiens sei.[17]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Miura Sukeyuki- Professor, Rissho University, Shinoda Kenichi- Director, Department of Anthropology, Japanese National Museum of Nature: The Origins of Japanese Culture Uncovered Using DNA ―What happens when we cut into the world of the Kojiki myths using the latest science. 3. Juni 2016, abgerufen am 21. Februar 2019 (en-US).
- ↑ 「縄文人」は独自進化したアジアの特異集団だった! : 深読み. 15. Dezember 2017, abgerufen am 21. Februar 2019 (日本語).
- ↑ 「縄文人」は独自進化したアジアの特異集団だった! : 深読み. 15. Dezember 2017, abgerufen am 21. Februar 2019 (日本語).
- ↑ Michael F. Hammer, Tatiana M. Karafet, Hwayong Park, Keiichi Omoto, Shinji Harihara: Dual origins of the Japanese: common ground for hunter-gatherer and farmer Y chromosomes. In: Journal of Human Genetics. Band 51, Nr. 1, 2006, ISSN 1434-5161, S. 47–58, doi:10.1007/s10038-005-0322-0, PMID 16328082.
- ↑ Kyushu University [Noriko Seguchi (Associate Professor) Faculty of Social and Cultural Studies, Department of Environmental Changes]. Abgerufen am 21. Februar 2019.
- ↑ Crawford, Gary W. (2011). "Advances in Understanding Early Agriculture in Japan". Current Anthropology. 52 (S4): S331–S345. doi:10.1086/658369. JSTOR 10.1086/658369.
- ↑ 本節の典拠は橋口、前掲書,158-172ページ
- ↑ オホーツク人. Abgerufen am 21. Februar 2019.
- ↑ (PDF) Unique characteristics of the Ainu population in Northern Japan. Abgerufen am 21. Februar 2019 (english).
- ↑ (PDF) Unique characteristics of the Ainu population in Northern Japan. Abgerufen am 21. Februar 2019 (english).
- ↑ Yungang He, Wei R. Wang, Shuhua Xu, Li Jin, Pan-Asia SNP Consortium: Paleolithic Contingent in Modern Japanese: Estimation and Inference using Genome-wide Data. In: Scientific Reports. Band 2, 5. April 2012, ISSN 2045-2322, doi:10.1038/srep00355, PMID 22482036, PMC 3320058 (freier Volltext).
- ↑ Hideaki Kanzawa-Kiriyama, Kirill Kryukov, Timothy A Jinam, Kazuyoshi Hosomichi, Aiko Saso: A partial nuclear genome of the Jomons who lived 3000 years ago in Fukushima, Japan. In: Journal of Human Genetics. Band 62, Nr. 2, Februar 2017, ISSN 1434-5161, S. 213–221, doi:10.1038/jhg.2016.110, PMID 27581845, PMC 5285490 (freier Volltext).
- ↑ 「縄文人」は独自進化したアジアの特異集団だった! : 深読み. 15. Dezember 2017, abgerufen am 21. Februar 2019 (日本語).
- ↑ 神澤ほか(2016)「礼文島船泊縄文人の核ゲノム解析」第70回日本人類学大会 (in Japanese)
- ↑ Nonaka I, Minaguchi K, Takezaki N (July 2007). "Y-chromosomal binary haplogroups in the Japanese population and their relationship to 16 Y-STR polymorphisms". Ann. Hum. Genet. 71 (Pt 4): 480–95. doi:10.1111/j.1469-1809.2006.00343.x. PMID 17274803.
- ↑ 篠田謙一『日本人になった祖先たち—DNAから解明するその多元的構造』日本放送出版協会・NHKブックス,2007年 (in Japanese)
- ↑ 「縄文人」は独自進化したアジアの特異集団だった! : 深読み. 15. Dezember 2017, abgerufen am 21. Februar 2019 (日本語).
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