Wohlstand und Energieressourcen
Wohlstand[Bearbeiten]
Definition Wohlstand[Bearbeiten]
Wohlstand wird als die Tatsache bezeichnet, dass man mit allem, was zum Leben notwendig ist, reichlich versorgt ist.[1] Jedoch ist es schwierig dies allgemein für alle Bevölkerungsgruppen zu definieren, weshalb es ein stark subjektiver Begriff ist.
Grob lässt sich der Wohlstand in zwei Arten aufteilen. Auf der einen Seite steht der materielle Wohlstand und auf der anderen Seite im Gegensatz dazu der immaterielle Wohlstand.
Der materielle Wohlstand kann umgangssprachlich mit „mehr Geld als normal zur Verfügung“ beschrieben werden. Er bestimmt den Grad der Versorgung und das Ausmaß von Besitz eines Menschen. Je höher also das Einkommen, das Vermögen und der Konsum desto höher ist auch der materielle Wohlstand.
Der immaterielle Wohlstand hingegen beschreibt das Wohlbefinden und das Glücklichsein eines Menschen mit dem Leben, das dieser führt. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass je gesünder, glücklicher und sicherer sich ein Mensch fühlt, desto höher auch sein immaterieller Wohlstand ist.
Beeinflussende Faktoren[Bearbeiten]
Beeinflusst werden diese beide Arten von vielen Faktoren, die jeweils in Kategorien aufgeteilt werden können.
Politische Faktoren können beispielsweise Frieden, Sicherheit und Konflikte sein, die den Wohlstand positiv aber auch negativ beeinflussen können.
Inflationen oder steigende Reallöhne sind wirtschaftliche Faktoren, die die Kaufkraft einer Bevölkerung bestimmen und somit auch erheblichen Einfluss auf den Wohlstand haben können.
Auch ökologische Bedingungen wie z.B. saubere Luft oder Naturkatastrophen tragen zu starken Veränderungen beim materiellen als auch beim immateriellen Wohlstand bei.
Zusätzlich können auch gesellschaftliche Faktoren wie ein bestimmter Bildungsstand oder Krankheiten den Wohlstand positiv und auch negativ beeinflussen.
Messung von Wohlstand[Bearbeiten]
Durch diese Auflistung kann erkannt werden, wie kompliziert eine Messung des Wohlstands ist und was es von Region zu Region für Unterschiede geben kann. Da bisher kein Indikator existiert, der alle Faktoren miteinbezieht und der immaterielle Wohlstand für eine Messung zu subjektiv scheint, wird im Folgenden der Fokus auf den materiellen Wohlstand gelegt.
Bruttoinlandsprodukt[Bearbeiten]
Eine verbreitete aber auch veraltete Methode, den Wohlstand eines Landes zu messen, ist das Bruttoinlandsprodukt (abgekürzt BIP).[2] Dabei werden allerdings alle Güter und Dienstleistungen berechnet, wie z.B. auch Krankenhaus- und Versicherungskosten. Nach diesem Indikator wäre der Wohlstand höher, wenn eine Person Opfer eines Autounfalls wäre und anschließend im Krankenhaus behandelt werden müsste als wenn diese Person einen glücklichen Tag mit der Familie verbringen würde. Aus diesem Grund gerät das BIP als Wohlstandsindikator immer mehr in die Kritik, weshalb es bereits viele Versuche für verbesserte Indikatoren gibt.
Net economic welfare[Bearbeiten]
Auf der Basis dieser Kritik wurde beispielsweise der Net economic welfare entwickelt, bei dem vom BIP ausgehend soziale Kosten abgezogen und private Dienste addiert werden. Beispiele für soziale Kosten sind Müllabfuhrkosten oder Kosten für die Säuberung verschmutzter Luft. Die Kindererziehung kann einen privaten Dienst darstellen, die bei „NEW“ mit einem Durchschnittsgehalt eines Beschäftigten berechnet wird.
Außerdem werden bestimmte Staatsausgaben wie die Verteidigungskosten im Gegensatz zum BIP nicht berücksichtigt, um den Wohlstand eines Landes nicht zu verfälschen.
Trotz der Neuerungen erfährt der „NEW“ viel Kritik, da probiert wird, das nicht Messbare wie Umweltverschmutzungen messbar zu machen. In den Augen der Kritiker ist der Index dadurch ungenau und willkürlich und führt deshalb zu keinem aussagekräftigen Ergebnis.
Engel-Koeffizient[Bearbeiten]
Ein weiterer Indikator, der bereits im 19. Jahrhundert entwickelt wurde, ist der Engel-Koeffizient. Er gibt an, wie hoch der Anteil an Lebensmittelausgaben an dem Gesamteinkommen in einem Haushalt ist. Dadurch ergibt sich, dass je niedriger der Anteil ist desto höher hingegen der Wohlstand ist. Durch diesen Indikator wird das jeweilige Preisniveau eines Landes berücksichtigt, jedoch ist diese Kennziffer nicht weit verbreitet, weshalb keine aussagekräftigen Statistiken mit Vergleichen existieren.
Index der menschlichen Entwicklung[Bearbeiten]
Der Wohlstandsindikator der heute weit verbreitet ist, ist der Index der menschlichen Entwicklung (engl.: Human Development Index, abgekürzt: HDI), der seit dem Jahr 2010 aus dem Bruttonationaleinkommen (abgekürzt BNE), der Lebenserwartung und der Bildungsdauer in einem bestimmten Land besteht.[3] Es werden also im Gegensatz zum BIP nicht nur die wirtschaftlichen Aspekte eines Landes berechnet.
Ein Argument gegen den HDI ist jedoch der hohe Stellenwert der Bildung, wodurch das BNE unterbewertet wird, sodass ein Land beispielsweise trotz niedrigem BNE mit einer hohen Lebenserwartung und einem ausgebauten Bildungssystem als weit entwickelt gelten würde. Außerdem könnten sich Länder wie Norwegen und Australien durch ihren hohen HDI-Wert von über 0,94 theoretisch kaum mehr weiterentwickeln, was einen weiteren Kritikpunkt des HDI darstellt.[4]
Energieressourcen[Bearbeiten]
Definition[Bearbeiten]
Energieressourcen sind Rohstoffe, die geeignet sind, im physikalischen Sinne Arbeit zu verrichten.[5]
Energieressourcen bei der menschlichen Entwicklung[Bearbeiten]
Um feststellen zu können ob Energieressourcen und der Wohlstand in einem Land miteinander korrelieren, wird ein Blick auf die Energienutzung in der menschlichen Entwicklung geworfen.
Als die Menschen sesshaft geworden sind, haben sie mit dem Ackerbau die solare Energie für sich zum Nutzen gemacht und außerdem Nutztiere gehalten. Durch diese konnten sie viel effizienter arbeiten und ihre eigene Energie sparen.
Zusätzlich wurde schon früh die Energie aus fossilen Brennstoffen entdeckt, um mit einem Feuer Wärme und Licht zu erzeugen und sich außerdem vor Feinden zu schützen.
Später wurde die Entwicklung durch Wind- und Wasserkraft noch schneller voran getrieben.
Im 18. Jahrhundert begann in Großbritannien mit der Erfindung der Dampfmaschine und anderen technischen Innovationen das Zeitalter der Industrialisierung. Durch diese war es möglich, die Energieressourcen noch effizienter zu nutzen, wodurch die menschliche Entwicklung neue Perspektiven bekam.
Zusammenhang von Wohlstand und Energieressourcen[Bearbeiten]
Obwohl die Energieressourcen wichtig für die menschliche Entwicklung waren, zeigt die Vergangenheit und die Gegenwart, dass sich Ressourcenreichtum auch negativ auf den Wohlstand eines Landes auswirken kann.
Auswirkungen von Ressourcenreichtum[Bearbeiten]
Holländische Krankheit[Bearbeiten]
Bei der holländischen Krankheit handelt es sich um ein volkswirtschaftliches Phänomen, das die negativen Folgen einer hohen Exportstärke des Rohstoffsektors für eine Staat beschreibt.
Das Modell wurde 1984 von Max Corden und J. Peter Neary entworfen und lautet wie folgt:[6]
Der umfangreiche Verkauf von Rohstoffen steigert die Exporterlöse eines Landes. Dadurch kommen vermehrt ausländische Zahlungsmittel in den exportierenden Staat. Der Zufluss von Devisen kann zu einer realen Aufwertung der inländischen Währung führen.
Das führt zum einen dazu, dass Importe günstiger werden. Der Import von Gütern wächst infolgedessen an, woraufhin der landwirtschaftliche und industrielle Sektor zurückgeht.
Des Weiteren werden die Exporte teurer, was eine Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt zur Folge hat.
Weitere Absatzprobleme für die bereits geschwächten Sektoren ergeben sich durch Kostenanstiege in der Produktion. Der Staat unterstützt in erster Linie den ertragreichen Rohstoffsektor. Viele Arbeitskräfte wandern vom landwirtschaftlichen und industriellen Sektor zum besser bezahlten Rohstoffsektor ab.
Die Verkümmerung der anderen Sektoren führt zu einer starken Abhängigkeit des Staates vom Rohstoffsektor, zu Arbeitslosigkeit und einer Deindustrialisierung des Landes. Die inländische Wirtschaft ist daraufhin sehr anfällig für Preisschwankungen bei Rohstoffen und Einbrüche der Erlöse aus dem Rohstoffexport.
Negativbeispiel Nigeria[Bearbeiten]
Zeitweise wurde Nigeria als potentieller Vorzeigekandidat unter den Entwicklungsländern gehandelt. Ihr Ressourcenwert wird auf 6,8 bio. Dollar geschätzt. Das ist fast 2 bio. Dollar mehr als das Land Norwegen. Dennoch liegt Nigeria in der Weltrangliste vom Wohlstandswert HDI auf Platz 152, wohingegen Norwegen den ersten Rang belegt.[7]
Etwa ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts wird durch Ölexporte ausgemacht. Der Staat zeigt somit klare Anzeichen der Holländischen Krankheit. Durch die Konzentration auf die Erdölförderung konnten sich andere Wirtschaftsbereiche nicht weiterentwickeln. So ist Nigeria trotz des Ölreichtums kaum in der Lage den Rohstoff weiter zu verarbeiten und muss im großen Maße Benzin importieren.
Dass sich die Öleinnahmen seit den sechziger Jahren pro Kopf verzehnfacht haben, aber das reale Bruttoinlandsprodukt pro Kopf seit Anfang der achtziger Jahre um fast 15 Prozent gesunken ist, zeigt deutlich, dass der Reichtum an Rohstoffen nicht zur Wohlstandssteigerung in dem afrikanischen Land beigetragen hat. Hinzu kommen blutige politische Auseinandersetzungen und wechselnde Militärregierungen.[8]
Positivbeispiel Norwegen[Bearbeiten]
Norwegen kann als positives Gegenbeispiel zu Nigeria betrachtet werden. Obwohl ihre Rohstoffe mit fünf Billionen Dollar einen ähnlich hohen Wert wie die von Nigeria vorweisen, hat sich der Rohstoffreichtum im Gegensatz zu Nigeria positiv auf den Wohlstand des skandinavischen Landes ausgewirkt. So liegt der HDI von Norwegen auf dem ersten Rang der Weltrangliste.
Doch warum sind kaum Symptome der Holländischen Krankheit erkennbar?
Zum einen war Norwegen zum Zeitpunkt der Entdeckung des Erdöls bereits politisch und wirtschaftlich gefestigt, was das Land vor Ausbeutung und Korruption bewahrte. Zum anderen investiert Norwegen die Erlöse aus den Rohstoffexporten nicht direkt im Inland, sondern legt sie in einem Pensionsfond an. So kann verhindert werden, dass ausländische Devisen in das Land kommen und zu einer realen Aufwertung der inländischen Währung führen.[9]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Bundeszentrale für politische Bildung: Wohlstand | bpb. Abgerufen am 1. September 2017.
- ↑ Bundeszentrale für politische Bildung: Bruttoinlandsprodukt | bpb. Abgerufen am 1. September 2017.
- ↑ Bundeszentrale für politische Bildung: Human Development Index (HDI) | bpb. Abgerufen am 1. September 2017.
- ↑ Der Human Development Index (HDI) aller Länder im globalem Vergleich. Abgerufen am 1. September 2017 (english).
- ↑ Administrator: Energieressourcen. Abgerufen am 1. September 2017 (deutsch).
- ↑ Nienke Oomes und Katerina Kalcheva: Diagnosing Dutch Disease: Does Russia Have the Symptoms? Hrsg.: MF working paper. April 2007, S. 7.
- ↑ Der Human Development Index (HDI) aller Länder im globalem Vergleich. Abgerufen am 1. September 2017 (english).
- ↑ Bart, Hubertus: Rohstoffreichtum - Fluch oder Segen? Deutscher Institut Verlag Köln, Köln 2005, S. 9,10.
- ↑ Bart, Hubertus: Rohstoffreichtum - Fluch oder Segen? Deutscher Institut Verlag Köln, Köln 2005, S. 10, 11.
[:Kategorie:Geschichte]]
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