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Akademische Reitkunst

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Die akademische Reitkunst, auch Schulreiterei genannt, ist der Ursprung der Reitkunst als von äußeren Zwecken befreite Kunst (l'art pour l'art). Der Begriff akademische Reitkunst leitet sich daraus ab, dass diese Form der Kunst an den Akademien gelehrt wurde, die in der Renaissance und dem Barock in ganz Europa entstanden. Hier entwickelte sich das Reiten von der zweckgebundenen höheren Reiterei in Nahkampf zum Gegenstand tiefgehender akademischer Betrachtungen, zum Freizeitvergnügen der Oberklasse und zur Reitkunst um der Kunst willen. Traditionelle Elemente dieser Reitkunst in der Praxis sind die niederen Schulen, potenzielle Ausbildungsziele sind die Hohe Schule / Schulen über der Erde. Der Begriff Schulreiterei bezieht sich einerseits auf die gerittenen Lektionen (= Schulen), andererseits darauf, dass diese Art von Reiten und Ausbilden in der Reitschule, also der Reitbahn stattfindet.

Unterscheidung[Bearbeiten]

Die Akademische Reitkunst unterscheidet sich von der Gebrauchsreiterei der Arbeitsreitweisen, der Stierkampfreiterei und der Campagneschule in der Tradition der Kavallerien des 19. und 20. Jahrhunderts ebenso, wie vom Kunstreiten und der Turnierreiterei dadurch, dass der Ausbildungsprozess die Gesundheit, das Wohlergehen und die Entfaltung der Talente des einzelnen Pferdes in den Mittelpunkt einer systematischen körperlichen und geistigen (psychologischen) Ausbildung stellt. Die Akademische Reitkunst hat ihren Ursprung in der Ausbildung für den Nahkampf zu Pferde, hat aber heute keinen Gebrauchszweck oder Wettbewerbscharakter.

Durch soziale und politische Entwicklungenn im 19. Jahrhundert und letztendlich durch die Weltkriege verlor das Reiten als Kunstform an Bedeutung. Im Laufe des 20. Jahrhunderts beherrschte in der öffentlichen Wahrnehmung die Sportreiterei die Szene. Diese sieht sich, zumindest im Bereich des Dressurreitens, ebenfalls in der Tradition der Reitkunst, begann jedoch bereits zu Anfang des 20. Jahrhunderts eine Prozess, die sie von den Idealen früherer Jahrhunderte und den traditionellen Institutionen Iöste und inhaltlich anders entwickelt hat als jene Institutionen, die sich auch in der Gegenwart bemühen die akademische Reitkunst als Kunstform zu bewahren.[1]

Stätten und Institutionen der Akademischen Reitkunst[Bearbeiten]

Orte, an denen die Akademische Reitkunst wesentlich geprägt wurde, waren Reitakademien und Hofreitschulen. Deren Wahl ging jedoch nach der Zeit des Barock drastisch zurück und 1935 schrieb Hans von Heydebreck im Nachwort zu einer Neuauflage von Gustav Steinbrechts Gymnasium des Pferdes:

"Eine Hochschule [...] wird stets das sicherste Bollwerk gegen solche gefährlichen Modernisierungsbestrebungen [der Reitkunst] sein. Dafür dient uns als Beispiel die Spanische Reitschule in Wien, die einzige zurzeit noch auf der Welt vorhandene Pflegestätte der akademischen Reitkunst."[2]

Seit dieser Feststellung wurden in Europa neben der Spanischen Hofreitschule in Wien verschiedene Hofreitschulen bzw. Akademien (wieder)begründet. Als Beispiele seien genannt

Der Cadre Noir unterscheidet sich dabei inhaltlich am stärksten von den drei anderen Schulen und sieht sich selbst in der Tradition des Baucherismus und nicht in der akademischen Tradition Guérinières.

In diesen Schulen wird sichtbar wie sehr die Pferdezucht des jeweiligen Landes, die Epoche, an der man sich orientiert, oder Kontakt zu anderen Sparten der Reiterei die dort praktizierte Reitkunst prägen.

Neben den großen Institutionen gab es jedoch immer auch Privatpersonen, sogenannte Freizeitreiter, und einzelne Reitausbilder, die die Akademische Reitkunst pflegten. Diese Organisieren sich in der Gegenwart zunehmend als Interessengemeinschaften und Vereine. Eine moderne Institution, die sich um Ausbildung und Weiterentwicklung ethischer Grundsätze im Bereich der Akademischen Reitkunst bemüht ist die Ritterschaft der Akademischen Reitkunst.

Ursprung, Geschichte, Gegenwart[Bearbeiten]

Wann immer die Geschichte der Reitkunst umrissen wird, erfolgt eine Referenz auf Xenophon, geb. ca. 430 v. Chr. Er schrieb die älteste heute bekannte, erhaltene und nach wie vor rezipierte Instruktion zur Ausbildung von Reitpferden. Diese wurde mit dem Beginn der Renaissance in Italien für das Abendland wiederentdeckt und wurde von Grisone, welcher 1532 in Neapel die erste bekannte Reitakademie der Renaissance gegründete, rezipiert und zitiert. Die Gründung der ersten Reitakademien, wahrscheinlich inspiriert durch Orientalische Institutionen, markiert den Beginn der Geschichte der Reitakademien in Europa und somit den Beginn der Entwicklung der Akademischen Reitkunst. Die Akademische Ausbildung von Reitern löste die Meisterlehre im Verhältnis von Knappe und Ritter der vorangegangenen Jahrhunderte ab. Der Alleinanspruch eines Reitmeisters auf Wissen und Können wurde somit abgelöst vom Akademischen Gedanken, der Studierende dazu anhält selbstständig Lösungen zu suchen und Aussagen zu hinterfragen. Das Wissen um die Reitkünste wird gleichzeitig einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich. Über ganz Europa verteilt entstehen zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert Reitakademien. [3] Die akademische Reitkunst erlebte ihre Blütezeit und entwickelte sich auf ihrer Reise durch Europa:

"Die Franzosen fanden großen Gefallen an der akademischen Reiterei. Das Verdienst der Italiener mit ihrem Sinn für die Antike und den Idealen der Griechen und Römer war es, den damaligen Prinzipien wieder Geltung zu verschaffen. Dazu bildeten spanische und österreichische Einflüsse des Heiligen Römischen Reiches eine eigenartige Symbiose, die zu einem Triumph der künstlerischen Kultur jener Epoche führte, was aber mitunter in einem übertriebenen Pomp und Prunk gipfelte. Die Franzosen entdeckten als Freunde der Vernunft, daß die Reiterei durch das Zugrundelegen einfacher Regeln gereinigt und verfeinert würde. Damit verhalfen sie der Reitakademie zu einem neuen Maß an Leichtigkeit und Freiheit und schufen die Grundlage für die Kunst."[4]

Die Einführung von Schusswaffen und somit eine veränderte Kriegsführung führte dazu, dass sich eine militärische Reiterei entwickelte. Als die Reitakademien seit der französischen Revolution zusehends verschwanden, blieb die reiterlicht Ausbildung auf höherem Niveau weitgehend Offiziere vorbehalten, aber auch deren Ausbildungsniveau litt unter den neuen Anforderungen an die Kavallerie.

Mit Blick nach Frankreich schreibt Burchard von Oettingen von den Konflikten, die dies in der Reiterwelt mit sich brachte:

"Jeder erkannte ihn [Gueriniere] als Autorität an und jeder legte ihn anders aus bezw. erweiterte ihn anders. Dadurch bildeten sich am Ende des vorigen [18.] Jahrhunderts vor Allem zwei Systeme, die sich gegenseitig auf das Hartnäckigste bekämpften: die akademische Reiterei und di militärische Reiterei."[5]

Friedrich von Krane, preussischer Rittmeister und Eskadronchef beschreibt das Resultat 1856:

"Der Revolutionssturm welcher am Ende des vorigen Jahrhunderts in Frankreich losbrach und ganz Europa durchtobte zerstörte in wenig Jahren manches Werk woran Jahrhunderte mühsam gearbeitet hatten. So riss er auch die Schulreiterei hinweg und liess von ihr wenig mehr als die Schriften der alten Meister zurück. Der schwache Stamm von Künstlern welcher den Sturm abgewettert und sich in das neue Jahrhundert herübergerettet hatte war nicht mehr triebfähig genug um im Strahle der Friedenssonne zum kräftigen Baume aufzutreiben. Die Schulreiterei an sich wie viel sie auch zum Pomp der Höfe zum Glanz der Festzüge zur Grandezza der Erscheinung der Grossen beitrug ragte zu wenig in das praktische Leben hinein als dass ihr Verlust ein sehr fühlbarer geworden wäre wenn nicht die CampagneReiterei die bisher mit ihr eng verbunden war dadurch haltungslos zu Boden gefallen wäre. Es waren die nach den Regeln der Schule gebildeten Stallmeister und Bereiter welche auch diese für das Leben unentbehrliche Kunst ausübten und lehrten."[6]

Aber Vereinzelt kultivierten Privatpersonen das alte Wissen und orientierten sich vor allem an alter Literatur und lernten im individuellen Lehrer-Schüler-Verhältnis. Wissen ging verloren. Auch der verwendete Pferdetyp veränderte sich mit der Einkreuzung von englischem und arabischem Vollblut. Somit hatten sich die Anweisungen zur Ausbildung von Pferden für den Nahkampf überlebt. Die Ausbildungsmethoden passten sich den neuen Bedürfnissen und dem neuen Pferdetypus an. Einige wenige Reitkünstler, Hofreitschulen und Züchter alter Rassen hielten die akademischen Reitkunst mühevoll am Leben.

Seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wächst in Europa das Interesse an Reitkultur jenseits der etablierten Turnierszene. Neben anderen, außereuropäischen Einflüssen (Westernreiten, Islandpferdereiten) wird auch die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Ausprägungen Akademischer Reitkunst (österreichisch, deutsch, spanisch, französische, portugiesisch) populärer und es entwickelt sich ein dichteres Netz von internationalen Kontakten unter den Menschen, die sich mit der Akademischen Reitkunst beschäftigen. Treffen und Austausch geschehen häufig im Rahmen von öffentlichem Training, Wochenendseminaren, Camps oder Sommerakademien, seltener auf Shows und Messen. Ein relativ neues Phänomen im mitteleuropäischen Raum sind internationale Festivals für Akademische Reitkunst, bei denen Ausüber und Ausbilder zum Austausch bei Demonstrationen, Kursen und Workshops zusammenkommen (ARena-Festival in Schweden[7], Fair to the Horse in Schweden, Fairness für Pferde[8] in Deutschland)

Einige bedeutende Meister und Autoren der Akademischen Reitkunst:

Zielsetzung und Charakter der Akademischen Reitkunst - historische Belege[Bearbeiten]

"The first aim of academic equitation is to restore to the mounted horse the gracefuness of attitudes and movement which he possessed when he was free, but which becomes marred by the weight and interference of the rider. To the solely utilitarian education which he has received in order to become seviceable, it adds, in the first place, in the exercises of the "low school", gymnastics intended to re-establish the regularity of his gaits and the straightness of his deportment. It claims, thereafter, in the words of Newcastle, "to improve on nature by the subtlety of Art."

"Das höchste Streben des Akademischen Reitkunst besteht darin, beim gerittenen Pferd die natürliche Anmut und den Ausdruck wiederherzustellen, den es in Freiheit hatte, welche jedoch durch das Gewicht des Reiters gestört werden. Zu der rein zweckmäßigen Ausbildung, welche das Pferd erhält um den Reiter tragen zu können, fügt sie zunächst die "niederen Schulen" hinzu, als Gymnastik welche die Regelmäßigkeit des Ganges und die Geraderichtung seiner Körperhaltung wiederherstellen. Dernächst hat sie, mit den Worten Newcastles, den Anspruch "die Natur durch die Feinheit der Kunst zu veredeln"."[9]

General Decarpentry, 1949 (Übersetzung aus dem Englischen)

Literatur[Bearbeiten]

  • Andrade, Manoel Carlos de: Die edle Kunst des Reitens. Olms, Hildesheim 2006
  • Branderup, Bent: Akademische Reitkunst: Eine Reitlehre für anspruchsvolle Freizeitreiter. Cadmos Verlag GmbH, München 1996, ISBN 978-3-86127-308-0
  • Decarpentry, General: Academic Equitation. Trafalgar Square, London 2001. ISBN 1-57076-188-4
  • Eisenberg, Friedrich Wilhelm von: Des Herrn Baron von Eisenbergs Wohleingerichtete Reitschule. Beschreibung der allerneusten Reitkunst in ihrer Vollkommenheit. Darmstädter Echo, Darmstadt 1974.
  • Guérinière, Francois Robichon de la : Ecole De Cavalerie. Paris, 1751, doi:10.3931/e-rara-79834 (Digitalisat auf e-rara)
  • Loch, Sylvia: Reitkunst im Wandel. Von der klassischen Lehre zum Dressursport. Kosmos, Stuttgart 1995. ISBN 978-3-440-06914-1
  • Pluvinel, Antoine de: L'instruction du roy en l'exercice de monter a cheval
  • Schirg, Berthold: Die Reitkunst im Spiegel ihrer Meister. Olms, Hildesheim - Zürich - New York 2001. ISBN 978-3-487-08285-1
  • Steinbrecht, Gustav : Das Gymnasium des Pferdes. Hrsg.: Hans von Heydebreck. 16. Auflage. Dr. Rudolf Georgi, Aachen 1995.
  • Xenophon: Über die Reitkunst.

Weblinks[Bearbeiten]

- Website der Ritterschaft der Akademischen Reitkunst

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Sylvia Loch: Reitkunst im Wandel. Kosmos, Stuttgart 1995. ISBN 978-3-440-06914-1, S. 54 ff.
  2. Gustav Steinbrecht: Das Gymnasium des Pferdes. Hrsg.: Hans von Heydebreck. 16. Auflage. Dr. Rudolf Georgi, Aachen 1995, S. 328.
  3. Sylvia Loch: Reitkunst im Wandel. Kosmos, Stuttgart 1995. ISBN 978-3-440-06914-1, S. 42 ff.
  4. Sylvia Loch: Reitkunst im Wandel. Kosmos, Stuttgart 1995. ISBN 978-3-440-06914-1, S. 61
  5. Burchard von Göttingen: Über die Geschichte und die verschiedenen Formen der Reitkunst. Mittler und Sohn, Berlin 1885, S. 42.
  6. Friedrich von Krane: Die Dressur des Reitpferdes. Coppenrath, Münster 1856, S. III.
  7. https://www.hippson.se/artikelarkivet/dressyr/arena-2014-akademisk-ridkonst-en-stravan.htm:+Arena 2014: Akademisk ridkonst – en strävan efter balans med små medel. In: Hippson.se. Hippson AB, 29. Juli 2014, abgerufen am 31. August 2022 (se).
  8. Arno Wolf Fischer: Teilnehmer kommen aus aller Welt. In: wn.de. Westfälische Nachrichten, 3. Juni 2019, abgerufen am 1. September 2022.
  9. General Decarpentry: Academic Equitation. 1. Auflage. J.A. Allen & Co. Ltd., 1971, S. 3.


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