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Doktor Schiwago (1965)/Szenen

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Diese Seite enthält eine Liste der Szenen des Films Doktor Schiwago (USA 1965, Regie David Lean) samt Anmerkungen zu Abweichungen des Drehbuchs von der Handlung des gleichnamigen Romans von Boris Pasternak.

Szenen[Bearbeiten]

Zeit (Anfang der Szene) Inhalt der Filmszene (Drehbuch: Robert Bolt) Zum Vergleich die entsprechende Handlung in Boris Pasternaks Roman Doktor Schiwago
0:00:00 Ouvertüre
0:04:26 Vorspann
0:07:14 Wasserkraftwerk. Ewgraf Schiwago, ein bedeutender Funktionär der sowjetischen Geheimpolizei, ist auf der Suche nach der Tochter seines Halbbruders, des vielbewunderten Dichters Juri Schiwago. Die Gesuchte ist auch die Tochter von Lara, einer Frau, die durch Juris „Lara-Gedichte“ landesweit bekannt geworden ist. Ewgraf glaubt seine Nichte in der jungen Arbeiterin Tanja gefunden zu haben, einer in der Mongolei aufgefundenen Waise, die eine solche Verwandtschaft freilich für ausgeschlossen hält. Die Szene kündigt den Zuschauern an, dass Juri und Lara im späteren Handlungsverlauf eine Liebesbeziehung miteinander haben werden. Im Roman kommt ein Wasserkraftwerk nicht vor. Tanja wird von Ewgraf zufällig entdeckt und erkannt, als er während des Zweiten Weltkriegs in einem Feldlager nach Augenzeugen sucht, die ihm vom Schicksal der Märtyrin Christina Orlezowa berichten können. Tanja wird ihm als eine Freundin Christinas vorgestellt.[1]
0:13:23 Kloster in einer einsamen Gegend am Rande des Ural. Die Haupthandlung des Films eröffnet mit der Beerdigung von Marja Schiwago. Ihr achtjähriger Sohn Juri bleibt als Vollwaise zurück. Das in Moskau lebende Ehepaar Anna und Alexander Gromeko, das auch eine siebenjährige Tochter Tonja hat, nimmt Juri an Kindes statt an. Anna stellt sich Juri als Freundin seiner Mutter vor; sie und Alexander werden von ihm später aber „Tante“ und „Onkel“ genannt. Das einzige Erbe, das Juri von seiner Mutter bleibt, ist ihre reich verzierte rote Balalaika. Marja war eine hochbegabte Musikerin. Die Mutter wird nicht im Ural, sondern in Moskau beerdigt. Juri wird mit ihrem Tod zunächst nur zur Halbwaise. Sein Vater kommt erst zwei Jahre später, durch Suizid, ums Leben; sein Aufenthalt war jedoch schon seit längerer Zeit unbekannt. Im Roman ist weder von einer Balaika die Rede noch davon, dass Juris Mutter musikalisch gewesen sein soll. Juri wird nach dem Tode der Mutter von deren Bruder Nikolai Wedenjapin aufgenommen und kommt erst vier Jahre später in den Haushalt der Gromekos.[2]
0:19:45 Moskau, in der Universität. Juri ist erwachsen und studiert Medizin. Sein Professor, Boris Kurt, bescheinigt ihm Talent zur Forschung, doch Juri, der „das Leben sehen“ will, strebt eine Laufbahn als praktischer Arzt an. Ungeachtet seiner Berufswahl und trotz seiner Jugend hat Juri sich auch schon Ruhm als Dichter erworben. Von Juris Professoren ist im Roman nicht die Rede. Er studiert Medizin, weil er davon überzeugt ist, dass jeder Mensch etwas sozial Nützliches tun sollte. Zwar schreibt er Gedichte, veröffentlicht sie jedoch nicht und hält die Kunst auch für etwas viel zu Allgemeinmenschliches, um sich vorstellen zu können, dass irgendjemand daraus einen Beruf machen könnte.[3] Zwar qualifiziert er sich zum Allgemeinmediziner, schreibt aber auch eine wissenschaftliche Arbeit, für die er einen Preis erringt, und erwirbt bereits im Studium Expertise in Augenheilkunde.[4]

Dass ein literarisches Werk von Juri Schiwago veröffentlicht wird und ihm Ansehen als vielversprechender neuer Autor einbringt, wird erstmals in einem viel späteren Kapitel erwähnt. Ohne Juris Wissen veröffentlichen seine Freunde Mischa Gordon und Nika Dudorow eines seiner Bücher. Juri selbst hält sich zu dieser Zeit als Militärarzt in Meliuzejewo auf.[5]

0:20:32 Auf dem Heimweg von der Universität fährt Juri zufällig im selben Straßenbahnwagen wie Lara, die ebenfalls von der Universität nach Hause unterwegs ist. Die Kamera folgt Lara. Lara ist kameradschaftlich mit Pascha Antipow befreundet. Pascha verteilt auf der Straße Flugblätter, die zur Teilnahme an einer friedlichen Demonstration aufrufen. Dabei wird er von zwei Polizisten fast verhaftet, was die jetzt zufällig hinzukommende Lara jedoch verhindern kann, indem sie behauptet, Paschas Schwester zu sein. Dass Pascha ein Revolutionär ist (der sich von den Bolschewisten freilich scharf distanziert), erfährt Lara erst in dieser Szene und missbilligt die Neuigkeit auch. Pascha seinerseits ist enttäuscht, dass Lara ihn nicht als ihren Verlobten bezeichnet hat, denn offensichtlich liebt er sie. (im Roman kommt eine solche Episode nicht vor)

Sowohl Pascha als auch Lara wachsen in Moskau in prekären wirtschaftlichen Verhältnissen auf und stehen beide von Kindheit an der sozialistischen Idee nahe.[6]

0:23:51 Anders als Juri ist Lara arm und auf ein Stipendium angewiesen, für das sie hohe Schulleistungen bringen muss. Ihre Mutter ist Amelia Guishard, die hart arbeitende Inhaberei einer Damenschneiderei. Amelia wird in Geschäftsfragen von Viktor Komarowski beraten, einem einflussreichen Juristen, der schon ihrem verstorbenen Mann nahegestanden hatte und mit Amelia nun auch ein Liebesverhältnis unterhält. Als Komarowski zwischen Laras Schulsachen zufällig eines von Paschas Flugblättern entdeckt, warnt er sie, dass die angekündigte Demonstration keineswegs friedlich verlaufen werde. Befremdet und erschrocken bemerkt Lara, dass Komarowski sie begehrt. (kommt nicht vor)

Komarowski starrt Lara schon bei ihrer allerersten Begegnung so an, dass sie errötet.[7]

0:27:58 In dieser Doppelszene wechselt die Kamera vielfach zwischen Lara und Komarowski einerseits und der Arbeiterdemonstration andererseits.
Komarowski wollte Amelia und Lara in ein teures Restaurant ausführen. Da Amelia erkältet ist, nimmt er nur Lara mit. Dass Komarowski heftig mit ihr flirtet, schmeichelt Lara, ängstigt und verwirrt sie aber auch. Auf der Heimfahrt im Pferdeschlitten kommt es zu einem Kuss, dem sie sich nur widerstrebend hingibt. Danach fühlt sie sich besudelt und verloren. Weil Amelia krank ist, nimmt Komarowski auf eine Geburtstagsfeier nur Lara mit. Beim Walzertanzen, das für Lara neu ist und das sie über alle Maßen genießt, verführt er sie zu einem langen Kuss, den sie danach bitter bereut.[8]
Parallel wird der Zug der Arbeiter gezeigt, die friedlich für Menschenrechte demonstrieren und vor dem Restaurant „Die Internationale“ singen. Die vornehmen Gäste geraten darüber in eine Irritation, die Komarowski durch einen Scherz auflöst. Unmittelbar nach dem Kuss, mit dem er Lara später überwältigt, zeigt die Kamera das Aufsitzen der berittenen zaristischen Dragoner, die die Demonstranten dann angreifen und mit ihren Säbeln niedermetzeln. Pascha gibt den Demonstranten beim Singen den Takt vor. Im Durcheinander, das nach dem Angriff der Soldaten entsteht, fällt ihm zufällig ein Revolver in die Hand, den er behält, da er verstanden hat, dass künftig keine Demonstration mehr friedlich verlaufen wird. Juri, dessen Sympathien von Anfang an den Arbeitern gegolten hatte, verfolgt das Blutbad erschüttert vom Balkon der Wohnung aus. Er eilt auf die Straße, wo er einer verletzten Frau ärztlichen Beistand leistet. Ein Polizist droht ihn zu verhaften. Nur auf Drängen Alexander Gromekos hin, der ihn daran erinnert, dass Tonja morgen eintreffen wird, weicht Juri einem Streit mit dem Polizisten aus. Die Arbeiterdemonstration steht im Roman im Kontext des Oktobermanifests und wird auf das Jahr 1905 datiert, als Pascha, Lara und Juri noch junge Teenager sind. Vom Kampflied Die Internationale ist im Roman nicht die Rede. Pascha gerät in den Demonstrationszug, weil Marja Tiwersina daran teilnimmt, die alte Frau, bei der er aufwächst, und er sie aus Neugier und Geselligkeit begleitet.[9] Die einzige Person, die Demonstration und Massaker von einer Wohnung aus beobachtet, ist im Roman Juris Onkel Nikolai Wedenjapin, der im Film nicht vorkommt.[10]
0:38:53 Moskauer Hauptbahnhof. Nach längerer Abwesenheit kehrt Tonja, nun eine erwachsene Frau, aus Paris zurück und wird von ihren Eltern und von Juri freudig begrüßt. Tonja bringt für Juri aus Frankreich die schöne Nachricht mit, dass er dort als der bedeutendste russische Nachwuchsdichter gefeiert werde. Anna Gromeko hofft, dass Tonja und Juri ein Paar werden. (kommt nicht vor)

Tonja ist eine emanzipierte junge Frau, die in Moskau Rechtswissenschaft studiert. Von einer Reise der noch unverheirateten Tonja nach Paris ist im Roman nicht die Rede. Tonja erscheint nicht als bewundernde Muse, sondern als intellektuelle Gefährtin Juris, die mit ihm auf gleicher Augenhöhe über Literatur diskutiert.[11]

0:41:04 Pascha, dem während des Massakers eine große Schnittwunde im Gesicht zugefügt wurde, sucht Lara auf und bittet sie, den Revolver für ihn zu verstecken. Lara hat Gewissensbisse, dass sie ihn, während er während der Demonstration sein Leben aufs Spiel gesetzt hat, mit Komarowski praktisch betrogen hat. Sie geht in die Kirche und beichtet dort dem Priester; dieser weist sie aufs Evangelium (Jesus und die Ehebrecherin) hin und fordert sie damit auf, Komarowski künftig fernzubleiben. Pascha wird während der Demonstration nicht verletzt. Die einzige Figur mit einer schrecklichen Narbe im Gesicht erscheint in einem späteren Kapitel, das von der Abschiedsfeier handelt, zu der Lara und Pascha, kurz nach ihrer Hochzeit, ihre Freunde eingeladen haben. Während alle Gäste betrunken sind, verschafft ein Einbrecher mit einer langen Gesichtsnarbe sich Zugang zur Wohnung, wird von Lara aber vertrieben, bevor er etwas stehlen kann.[12]

Im Roman ist es nicht Pascha, der Lara einen Revolver überlässt, sondern Laras Bruder Rodion. Rodion hat Geld veruntreut, das seine Kameraden in der Kadettenanstalt ihm anvertraut haben, und alles beim Spiel verloren. Um seinen Hals zu retten, versucht er Lara zu überreden, den benötigten Betrag von Komarowski zu erbitten, wohl wissend, dass sie sich dafür prostituieren muss. Um zu verhindern, dass Rodion sich in der Zwangslage erschießt, nimmt sie ihm seinen Revolver ab. Statt von Komarowski leiht sie das Geld später bei ihrem Arbeitgeber Kologriwow. In den Sommerferien bei Kologriwows übt sie auch das Schießen und erwirbt darin einige Kunstfertigkeit.[13]

Lara besucht in der Zeit ihres Verhältnisses mit Komarowski zwar eine Kirche, aber nicht um zu beichten, sondern weil sie Trost in der Musik findet. Pasternak verwendet diese Passage, um die Heuchelei der Kleriker aufzuweisen, die dem Evangelium entsprechend die Hungernden zu sich rufen, eine reale Bettlerin aber aus der Kirche weisen.[14] Der im Film verwendete Bezug auf Jesus und die Ehebrecherin ist durch andere Stellen des Romans inspiriert, insbesondere die Gedichte und die Lehrrede von Sima Tunzewa.[15]

0:44:35 Lara trifft sich aber weiterhin mit Komarowski, offenbar wiederholt und immer im selben Séparée eines teuren Restaurants. Sie sind inzwischen intim miteinander. Auf Komarowskis Wunsch trägt Lara – widerwillig – ein aufreizendes rotes Kleid. Komarowski quält Lara mit perfider psychologischer Raffinesse und macht sie gefügig, indem er sie daran erinnert, wie sehr sehr sich durch ihre Lügen und durch ihr Verhältnis mit ihm an ihrer Mutter schuldig mache. Komarowskis intime Begegnungen mit Lara finden teils in einer Mietdroschke, teils im Séparée statt. Von einem besonderen Kleid ist nicht die Rede.[16] Lara ist von der Aufmerksamkeit des einflussreichen, gutaussehenden Mannes anfangs geschmeichelt, aber schon nach kurzer Zeit mit Widerwillen und Schrecken erfüllt.[17] Während Lara Komarowski abzuschütteln versucht, erwacht in diesem eine obsessive Verliebtheit. Um Lara gefügig zu halten, schützt Komarowski Reue darüber vor, sie in Schande gebracht zu haben, und heuchelt, ihre geheime Verbindung durch eine Heirat legitimieren zu wollen.[18]
0:47:27 Diese Doppelszene spielt teils im Hause der Gromekos, teils in Amelias Schneiderei.
Die Gromekos geben eine musikalische Abendgesellschaft. Unter den Gästen befinden sich auch Juris Medizinprofessor, Boris Kurt, und dessen Frau. Juri und Tonja sind inzwischen offenbar ein Paar, doch zu ihrem Leidwesen hat Juri Tonja noch nicht um ihre Hand gebeten. Der Professor gibt zur Verlobung den benötigten kleinen Anstoß. Da trifft wird der Professor zu einer Patientin gerufen. Juri begleitet ihn.

Im Roman ist es Tonjas Mutter, Anna Gromeko, die Juri und Tonja miteinander verlobt. Zu dieser Verlobung kommt es kurz vor der Weihnachtsfeier bei den Swentizkis, erst fünf Jahre nach Amelias Selbstmordversuch.[19]

Im Anschluss an den Suizidversuch wird nicht nach einem Arzt geschickt, sondern nach Fadei Tyschkewitsch, einem Freund Amelias, der auf der musikalischen Soirée der Gromekos Cello spielt. Das Konzert wird unterbrochen und Alexander Gromeko lässt es sich als Gastgeber nicht nehmen, Tyschkewitsch zu begleiten. Juri und Mischa Gordon wollen sich die Gelegenheit zu einer langen Schlittenfahrt nicht entgehen lassen und bitten darum, mitfahren zu dürfen. Mischa ist ein Gefährte von Juri und Tonja, der im Hause der Gromekos ein- und ausgeht; die beiden Jungen sind Gymnasiasten und 15 oder 16 Jahre alt.[20]

Bei der Patientin handelt es sich um Laras Mutter Amelia, die aus einer blauen Flasche Gift eingenommen hat, um sich umzubringen. Sie hatte Verdacht geschöpft, dass Komarowski mit ihrer Tochter ein Verhältnis hat. Prof. Kurt wurde auf Veranlassung von Komarowski gerufen; die beiden Männer sind persönliche Freunde. Prof. Kurt und Juri retten Amelia mit einer Magenspülung das Leben. Aus Dankbarkeit für die Rettung der Mutter fällt Lara Komarowski um den Hals; dieser beantwortet ihr die Geste mit einem galanten Handkuss. Für Juri, der diesen kleinen Austausch zufällig mitansieht, wird offensichtlich, dass Komarowski und Lara miteinander intim sind. Als Komarowski von Prof. Kurt Juris Familiennamen erfährt, bemerkt er, dass er dessen Vater flüchtig gekannt habe. Amelia hat Jod geschluckt, ein Gift, das für Suizid eher untauglich ist. Zwar wird auch ein Arzt gerufen, doch scheint dieser nicht wirklich benötigt zu werden. Als Alexander Gromeko im Hotel, in dem der Suizidversuch sich ereignet hat, eintrifft, erkennt er schnell die Profanität der Situation und drängt darauf, mit Juri und Mischa umgehend wieder nach Hause zu fahren. Doch kann er nicht verhindern, dass den halbwüchsigen Jungen sowohl die halbnackte Amelia als auch eine anzügliche Verständigung zwischen Lara und Komarowski vor Augen gelangt. Mischa war vier Jahre zuvor zufällig Zeuge des Selbstmords von Juris Vater gewesen und auch davon, dass Komarowski Juris Vater damals begleitet und seinen Selbstmord aktiv gefördert hatte. Zwar hat Mischa niemals Komarowskis Namen erfahren, erkennt jedoch dessen Gesicht wieder und kann Juri von Komarowskis Mitschuld am Tode des Vaters nun berichten.[21]
0:56:13 Auf der Heimfahrt berichtet Juri dem Professor, dass Komarowski als Testamentsvollstrecker den Nachlass seines Vaters abgewickelt habe. Alexander Gromeko habe die Erbschaft ausgeschlagen, weil nach Komarowskis Auskunft das Wenige, was der Vater hinterlassen habe, ihm selbst, Komarowski, gehört habe. (kommt nicht vor)

Juri selbst hat auf die Erbschaft verzichtet, obwohl die Gromekos ihm immer zugeredet haben, darum zu kämpfen. Juri geht – vermutlich zutreffend – davon aus, dass eine Erbmasse gar nicht vorhanden ist, und er fürchtet die schmutzigen Auseinandersetzungen, die mit einer Wiederaufnahme des Verfahrens verbunden wären.[22]

0:57:46 Lara trifft sich mit Komarowski in einem einfachen Lokal und berichtet, dass die Mutter von ihrem, Laras, Verhältnis mit Komarowski geahnt hatte. Dieser Verdacht habe aber zerstreut werden können. Pascha, der vom Verhältnis der beiden nichts ahnt, erscheint. Lara stellt ihn Komarowski als ihren Verlobten vor. Pascha plant, mit Lara in den Ural zu gehen und dort als Lehrer zu arbeiten. Als er mit Komarowski über Politik zu streiten versucht, hält der ihm entgegen, dass er der Revolution weitaus näher stehe, als Pascha meine. (kommt nicht vor)

Komarowski bezieht niemals Stellung zu Laras Heiratsabsicht oder zur Person Paschas. Zur einzigen Begegnung zwischen Komarowski und Pascha kommt es während der Abschiedsfeier im Anschluss an Lara und Paschas Hochzeit.[23]

Im Roman verfügt Lara über eine bessere Ausbildung als Pascha; der Umzug in den Ural ist auch nicht Paschas, sondern ihre Idee; sie hofft dort vor Komarowski sicher zu sein. Lara ist in Jurjatin geboren. Sie will dort als Gymnasiallehrerin arbeiten und hatte Pascha, der etwas jünger ist als sie, gedrängt, nach dem Abschluss des Realgymnasiums zusätzlich Griechisch und Latein zu studieren, um ebenfalls eine Lehrberechtigung fürs Gymnasium zu erlangen.[24]

1:00:28 Komarowski begleitet Lara nach Hause, wo er sie warnt, dass eine Ehe mit Pascha für sie verheerend wäre und dass eine edelmütige Persönlichkeit wie Pascha nicht zu ihr passe. Um ihr zu beweisen, dass sie nichts wert sei, vergewaltigt er sie, wobei sie ihren anfänglichen Widerstand bald aufgibt und ein gewisses Einverständnis mit dem Akt signalisiert. (kommt nicht vor)

Die einzige körperliche Übergriffigkeit Komarowskis, von der Pasternak explizit schreibt, ist der lange Kuss, den Komarowski Lara während der Geburtstagsfeier offenbar gegen ihren Willen gibt.[25]

Lara gelangt zur Überzeugung, dass Komarowski ihr etwas schulde. Sie möchte ein von ihren Arbeitgebern, den Kologriwows, unabhängiges Leben führen und gelangt zur Überzeugung, dass Komarowski ihr uneigennützig und ritterlich das dafür benötigte Geld geben müsse. Den Revolver steckt sie für den Fall ein, dass er ihr diese Geste verweigern oder sie auf irgendeine Weise demütigen werde; dann wäre sie bereit, ihn zu erschießen.[26]

1:03:05 Anstatt sich, wie ursprünglich verabredet, mit Pascha zu treffen, schickt Lara ihm einen Brief, in dem sie ihm ihr Verhältnis mit Komarowski gesteht. Dann macht sie sich mit Paschas Revolver auf die Suche nach Komarowski, um ihn wegen der jüngsten Demütigung zu erschießen. Komarowski befindet sich nicht in seiner Wohnung; von seinem Diener erfährt Lara, dass er zur Weihnachtsfeier der Swentitskis gegangen sei. In Komarowskis Wohnung erfährt Lara von der Haushälterin, Emma Ernestowna, dass Komarowski zur Weihnachtsfeier der Swentitskis gegangen ist.[27]
1:03:40 Schauplatz dieser Szene ist teils ein Festsaal im Hause der Swentitskis, teils die Straße vor dem Haus. Lara, die zu den Swentitskis unterwegs ist, begegnet auf der Straße zufällig Pascha, den sie mit dem Hinweis abzuweisen versucht, dass sie ihm einen wichtigen Brief geschrieben hat. Dass Pascha ihr nach dem kurzen Gespräch, das ihn sehr beunruhigt, zu den Swentitskis hinterhergeht, bemerkt sie nicht. Wie erwartet findet Lara Komarowski bei den Swentitskis. Zu deren Gästen zählen auch Juri und Tonja. Gerade als Madame Swentitski deren Verlobung verkündet, gib Lara auf Komarowski einen Schuss ab. Komarowski wird nur leicht verletzt und besteht darauf, dass keine Polizei gerufen wird. Zur allgemeinen Verblüffung erscheint im Saal Pascha, führt Lara hinaus und nimmt sie mit in seine Wohnung. Bevor Lara zu den Swentitskis geht, wo sie Komarowski die Zusage für finanzielle Unterstützung abzuringen hofft, sucht sie Pascha in seiner Wohnung auf, um ihn zu einer umgehenden Heirat zu drängen. Pascha ist alarmiert über die Aufregung, in dem Lara sich befindet, doch teilt er ihren Wunsch. Die Kerze, die Pascha für Lara im Fenster anzündet, wird unten auf der Straße von Juri bemerkt, der mit Tonja im Schlitten zu den Swentitskis unterwegs ist.[28]

Lara findet Komarowskis wie erwartet bei den Swentitskis vor. Als er sie nicht bemerkt, tanzt sie mit einem jungen Mann Walzer, ebenso wie sie sechs Jahre zuvor, vor ihrem ersten Kuss, mit Komarowski gewalzt hatte. Sie entdeckt, dass ihr Tanzpartner Koka Kornakow ist. Dessen Vater, der Staatsanwalt Boris Kornakow, ist ebenfalls anwesend und spielt mit Komarowski Karten. Lara erinnert sich, dass Boris Kornakow derselbe unbarmherzige Staatsanwalt ist, der vor einigen Jahren Paschas Pflegevater Tiwersin wegen revolutionärer Umtriebe ins Gefängnis gebracht hatte. Sie schießt auf ihn. Ihre Kugel fügt dem Staatsanwalt aber nur einen Kratzer zu.[29]

Juri und Tonja sind, als sie Weihnachtsfeier besuchen, frisch ineinander verliebt, Juri schaut Tonja zu, die mit anderen Männern tanzt. Eine öffentliche Verlobung, wie im Film, kommt im Roman nicht vor. Lara wird von Juri erst bemerkt, als sie auf den Staatsanwalt schießt. Er erinnert sich dann, dass sie dasselbe Mädchen ist, das er fünf Jahre zuvor am Schauplatz von Amelias Suizidversuch im intimen Einvernehmen mit Komarowski beobachtet hatte. Bevor er Lara ansprechen kann, müssen er und Tonja das Haus der Swentitskis überstürzt verlassen, weil unerwartet die Nachricht eintrifft, dass Anna Gromeko im Sterben liege.[30]

Mit ihrem Schuss auf den Staatsanwalt hat sich Lara in größte Gefahr begeben, als Revolutionärin verhaftet zu werden. Um sie zu schützen, erklärt Komarowski, dass er selbst das eigentliche Ziel gewesen sei. Zweimal erscheint die Polizei; es gelingt Komarowski, die Sache kleinzureden und Laras Verhaftung zu verhindern. Er hat jedoch erkannt, dass Lara vor keinem Schritt mehr zurückschreckt, um den unerwünschten Liebhaber loszuwerden, und beschließt, ihr nie mehr zu nahe zu treten.[31] Ein Erscheinen Paschas bei den Swentitskis kommt im Roman nicht vor.

1:08:36 Juri verbindet Komarowskis Wunde. Dabei berichtet Komarowski, dass er sich nicht nur mit der Hinterlassenschaft von Juris Vater beschäftigt hat, sondern mit dem Vater auch befreundet und bei seinem Tode anwesend gewesen sei. Komarowski gibt an, auch Juris Halbbruder Ewgraf zu kennen. Juri ist Ewgraf noch nie persönlich begegnet. Als Juri Komarowski Vorwürfe wegen seines ausbeuterischen Verhältnisses zu Lara macht, bietet dieser sarkastisch an, ihm Lara als Geliebte zu überlassen. Juri ist angewidert. (kommt nicht vor)

Der Kratzer, der Kornakow durch den Schuss zugefügt wird, erfordert nicht einmal einen Verband. Zwar erkennt Juri an diesem Abend nicht nur Lara, sondern auch Komarowski wieder, doch ergibt sich für ihn keine Veranlassung, mit Komarowski zu sprechen.[32]

1:10:56 In seiner Wohnung liest Pascha in Laras Gegenwart deren Brief, in dem sie ihm ihr Verhältnis mit Komarowski gesteht. Pascha ist tief verletzt, verzeiht ihr aber. Nach der Weihnachtsfeier fahren Juri und Tonja im Schlitten nach Hause. Juri sieht im Fenster von Paschas Wohnung die Kerze brennen, die ihm und Lara das Zimmer erhellt. Tonja war nicht entgangen, dass Juri Lara wiedererkannt hat. Jetzt fragt sie ihn, wo er dieses Mädchen schon einmal gesehen habe. Juri weicht einer Antwort aus, indem er sich auf seine ärztliche Schweigepflicht beruft. Im Roman liegt die Kerzenszene zeitlich vor der Weihnachtsfeier.[33] Ein Geständnis über ihr Verhältnis mit Komarowski macht Lara Pascha erst einige Monate später, in ihrer Hochzeitsnacht.[34] Im Roman schreibt Pasternak nichts, was darauf schließen ließe, dass Tonja in Bezug auf Lara nicht völlig ahnungslos sei. Dass Juri Lara auf der Weihnachtsfeier wiedererkannt hat, schreibt er Tonja erst sechs Jahre später, als er mit Lara in Meliuzejewo zusammenarbeitet, in einem Brief.[35]
1:12:41 Die russische Armee ist in den Ersten Weltkrieg eingetreten. Die „Partei“ (gemeint sind vermutlich die Bolschewiki) hat Ewgraf beauftragt, als Kriegsfreiwilliger seinen persönlichen Beitrag dazu zu leisten, dass der Krieg für Russland verloren geht, damit die Revolution ihre Chance bekommt. Juri und Tonja sind verheiratet und haben ein neugeborenes Kind. Juri wird als Arzt eingezogen. Tonja, die mit Juri inzwischen verheiratet ist, bringt einen Sohn Sascha zur Welt. Juri, der für seinen Verbleib am Moskauer Krankenhaus bis dahin eine Ausnahmegenehmigung hatte, muss im zweiten Kriegsjahr schließlich doch als Arzt an die Front.[36]
1:14:19 Gradow, eine fiktive Stadt im Ural. Lara und Pascha sind verheiratet und haben ebenfalls ein Kind. Pascha ist in der Ehe und in seinem Beruf unglücklich und meldet sich darum freiwillig an die Front, wo er als Offizier auch unter widrigsten Umständen das Vertrauen seiner Mannschaft zu halten vermag. Im zweiten Kriegswinter verliert sich, nachdem er im Feld in den Bereich eines Granateneinschlags gerät, seine Spur. Lara und Pascha übersiedeln von Moskau in Laras Geburtsstadt Jurjatin, wo Lara an einem Mädchengymnasium, Pascha an einem Jungengymnasium arbeitet. Eine Tochter wird geboren, Katenka. Pascha treibt intensive technische und naturwissenschaftliche Selbststudien und vermisst in der Provinz gebildete Freunde. Obwohl er und Lara einander unvermindert lieben, entstehen in Pascha auch gegenüber Lara Unzufriedenheit und nagendes Misstrauen, denn die Mütterlichkeit, mit der Lara ihn liebt, missdeutet er als eine von ihr heroisch übernommene Aufgabe, die nicht ihren wahren Gefühlen entspreche. Im Glauben, Lara und Katenka von der Bürde seiner vermeintlich ungeliebten Person befreien zu müssen, meldet er sich zur Offiziersschule in Omsk. Lara ist verzweifelt. Schon bald nach seiner Abreise erkennt Pascha, dass er ihr zu Unrecht misstraut hatte. Er wird an die Front geschickt. Plötzlich bleiben seine Briefe aus.[37]
1:16:26 Einsame winterliche Landschaft in Galizien, nahe der ukrainischen Front. Immer mehr russische Soldaten verlassen ihre Truppen. Auf einer Landstraße kommt es zum Zusammenstoß eines großen Trecks von Deseurteuren mit einer deutlich kleineren zaristischen Einheit, die an der Front kämpfen soll. Lara reist, als Krankenschwester und gemeinsam mit dem Bolschewiken Kyrill, mit den Deserteuren; Juri reist, in entgegengesetzter Richtung, mit den zaristischen Offizieren und Soldaten. Als beide Gruppen aufeinanderstoßen, kommt es zu einer Verbrüderung der Soldaten mit den Deserteuren. Ein zaristischer Offizier, der auf ein mit Wasser gefülltes Fass steigt, um den Kampfgeist der Anwesenden durch eine patriotische Ansprache anzufachen, tritt fehl und bricht in das Fass ein. Sein Missgeschick löst allgemeines Gelächter aus, dann hebt einer der Deserteure sein Gewehr und erschießt den Redner. Auch die übrigen Offiziere werden von den Deserteuren umgebracht, darunter ein ranghoher älterer Militärführer, dessen Lammfellmütze die Männer sich wie eine Trophäe aneignen. Als der nun vereinigte Treck seine Bewegung fortsetzt, finden Juri und Lara zusammen und versorgen die am Wege zurückgebliebenen Verwundeten.

Diese Szene markiert im Film den Punkt, an dem Juri, der sich bisher in der Welt des zaristischen Russland bewegt hatte, in die Welt der Revolution und der „Roten“ wechselt.

(kommt nicht vor)

Die Erschießung des in ein Fass eingebrochenen Offiziers ist durch eine im Roman erst später folgende Episode inspiriert, in der weder Juri noch Lara vorkommen. Darin hält der blutjunge Kommissar Gintz, während er vor den aufgebrachten Deserteuren von Zybushino auf der Flucht ist, in einer irrwitzigen Anwandlung von Courage vor seinen Verfolgern eine Rede. Dabei kommt es zum selben Missgeschick wie in der Filmszene. Gintz wird erst ausgelacht und dann erschossen.[38] Dem Schützen wird Juri in einem späteren Kapitel, bei den Partisanen, zufällig begegnen. Es ist der „Musterproleten“ Pamphil Palych.[39]

Während im Film nur zwischen „Weißen“ (= Zaristen) und „Roten“ (= Bolschewiki) unterschieden wird, entfaltet Pasternak in seinem Roman ein sehr viel breiteres Spektrum der politischen Affiliationen, die er auch differenziert darstellt. Gintz zum Beispiel ist, auch wenn er die russische Desertion zu bekämpfen versucht, als Kommissar ein kommunistischer Funktionär.[40]

Zu einer ersten persönlichen Begegnung zwischen Juri und Lara, bei der sie auch miteinander reden, kommt es im Roman nicht wie im Film auf einer Landstraße, sondern nachdem Juri in Galizien von einer Schrapnellkugel verwundet und in ein Lazarett gebracht wird. Lara ist die Krankenschwester, die ihn dort versorgt.[41]

1:21:25 Treck der Deserteure. Lara berichtet Juri, dass sie auf der Suche nach ihrem Mann ist. In einer späteren Filmszene (Juris Begegnung mit Strelnikow im Panzerzug) wird Juri erkennen lassen, dass Lara ihm in Galizien auch erzählt, dass sie den Mann, Pascha, der sie am Abend der Weihnachtsfeier bei den Swentitzkis aus der Gesellschaft herausgeführt hat, später geheiratet hat. Da Juri seine Aufgabe als Arzt so ernst nimmt, dass er auch unter feindlichem Feuer nicht zu operieren aufhört, beginnt Lara, ihn zu bewundern. (kommt nicht vor)

Dass Lara Krankenschwester wird, um ihren Mann suchen zu können, erfährt der Leser in einem früheren Kapitel.[42]

Bei Pasternak finden sich keinerlei Hinweise darauf, dass Lara Juri als Arzt bewundert. Ihr erster Eindruck von ihm ist der, dass er äußerlich unscheinbar, wenn nicht hässlich ist (Juri wird als stubsnasig beschrieben), aber hohe Intelligenz und einen attraktiven Verstand besitzt.[43]

1:22:53 Treck der Deserteure. Juri gesteht Lara, dass er sie vor vier Jahren auf der Weihnachtsfeier der Swentitskis gesehen hatte, und erfährt, dass der junge Mann, der sie von dort fortgeführt hatte, ihr Mann Pascha ist. Die Rede kommt auf Komarowski und Lara sagt, dass sie wünschte, ihm nie begegnet zu sein. (kommt nicht vor)

Im Roman wird nicht erwähnt, dass Juri Lara jemals sagt, dass er sie in Moskau schon zweimal gesehen hat. Pascha bzw. Strelnikow begegnet Juri erst in einem späteren Kapitel, als er mit seiner Familie von Moskau in den Ural reist. Die Entdeckung, dass sie Komarowski für sie ein gemeinsamer Bekannter ist, machen Juri und Lara noch viel später, nämlich erst nach Juris Rückkehr von den Partisanen.[44]

1:23:42 Eine mit Bäumen bestandene Straße. Juri und Lara erfahren, dass der Zar gefangen, Lenin in Moskau ist und der Bürgerkrieg begonnen hat. (kommt nicht vor)

An einem entsprechenden Punkt des Handlungsverlaufs wird der Beginn der Februarrevolution erwähnt.[45]

1:24:50 Juri und Lara werden zu einem Lazarett gebracht, das in einer Villa untergebracht und extrem überbelegt ist. Auf Befehl der provisorischen Regierung sollen sie dort arbeiten. Juri übernimmt, nachdem dem er von seiner Kriegsverletzung genesen ist, seinen Dienst in einem Lazarett in Meliuzejewo, das im Hause einer verhafteten Gräfin untergebracht ist. Als Krankenschwester arbeitet Lara dort ein halbes Jahr lang eng mit ihm zusammen. Eine Überbelegung der Einrichtung oder ein Personalnotstand werden im Roman nicht erwähnt.
1:25:47 Juri berichtet Tonja in einem Brief von seiner Arbeit im Lazarett. Dass er darin auch Lara erwähnt und sogar schreibt, dass er sie mehr und mehr bewundere, versetzt Tonja einen Stich, doch lässt sie sich weiter nichts anmerken. Aus einem Dialog zwischen Tonja und ihrem Vater geht hervor, dass die Mutter, Anna, inzwischen verstorben ist. Juri teilt Tonja in seinem Brief als Kuriosum mit, dass er die derzeitige Krankenschwester, Lara, vor vielen Jahren in Moskau schon zweimal zufällig gesehen habe. Dieses Stück Information erfüllt Tonja so mit Eifersucht, dass sie ihn in ihrem Antwortbrief dramatisch und tränenreich auffordert, „dieser wunderbaren Schwester in den Ural zu folgen“. Mit Mühe kann Juri seine Frau wieder besänftigen.[46]

Anna Gromeko stirbt im Roman nicht erst in der Zeit des Bürgerkriegs, sondern bereits sechs Jahre zuvor in der Nacht der Weihnachtsfeier bei den Swentitskis.[47]

1:27:04 Sechs Monate nach Juris und Laras Ankunft verlassen die letzten Patienten das Lazarett. Lara, deren Abreise nach Gradow bevorsteht, bügelt ihre Wäsche. Sie bekennt, bei aller Freude auf das Wiedersehen mit Katenka über den Abschied vom Lazarett traurig zu sein. Juri wünscht ihr, dass es in Gradow jemanden geben werde, der für sie da sei, bekennt aber gleich darauf, dass er darüber auch unträglich eifersüchtig wäre. Obwohl sie seine Gefühle offensichtlich erwidert, erinnert Lara Juri mahnend daran, dass zwischen ihr und ihm nichts vorgefallen sei, das er vor Tonja werde verheimlichen müssen. Im entsprechenden Romankapitel verläuft der Dialog, der die Filmszene inspiriert hat, wesentlich subtiler. Juri bemerkt lediglich, dass er Lara, wenn sie einen Freund oder Ehemann hätte, nicht mit seiner Aufmerksamkeit beunruhigen müsse, worauf Lara leise, wie im Selbstgespräch entgegnet: „Das habe ich immer befürchtet“. Dann wechselt sie abrupt das Thema.[48]
1:30:03 Lara reist gemeinsam mit Kyrill ab. Da die Züge in diesen unruhigen Zeiten extrem überfüllt sind, reist Lara unbegleitet und allein ab. Ihr Ziel ist nicht wie im Film der Ural, sondern Moskau, wo ihre Tochter Katenka Aufnahme bei Laras ehemaliger Schülerin Lipa gefunden hat.[49]
1:32:48 Juri wird in Moskau von Tonja und deren Vater Alexander Gromeko freudig begrüßt. Nur sein kleiner Sohn Sascha, der Juri nach der langen Trennung nicht mehr erkennt, empfängt ihn mit einer Ohrfeige. Das Haus der Gromekos wurde inzwischen vergemeinschaftet, Juris Familie ist nur ein einziger, durch Vorhänge geteilter Raum geblieben. Zu den neuen Mitbewohnern zählen unter anderem der Abgeordnete Yelkin und die Vorsitzende des Bewohnerkommitees, Kapriguna. Um ein Rationsbuch beanspruchen zu dürfen, muss Juri sich umgehend zu seinem neuen Arbeitsplatz in einem Krankenhaus melden. Der Empfang Juris durch seine Angehörigen erfolgt ähnlich wie im Film geschrieben.[50] Allerdings kommen weder Yelkin noch Kapriguna vor, noch hat das Haus eine Zwangseinquartierung erlebt. Um Ausgaben zu sparen, haben Tonja und Alexander aus freier Entscheidung einige Räume im Untergeschoss des Hauses an die Landwirtschaftshochschule vermietet, die darin ihre Bibliothek und ihre Sammlungen untergebracht hat.[51] Im Winter beziehen die Schiwagos drei Zimmer im obersten Geschoss des Hauses, weil diese Räume sich leichter lassen.[52] Die Familie beschäftigt, wie vor der Revolution, den Hausmeister Markel, das Dienstmädchen Egorowa und jetzt auch ein Kindermädchen, Njuscha.[53] Von einem Rationsbuch ist im Roman nicht die Rede. Juri kehrt an seinem alten Arbeitsplatz im Krankenhaus zurück.[54]

Die Filmszenen mit dem von Menschen wimmelnden Treppenhaus sind inspiriert von einem späteren Buchkapitel, in dem Juri eine Patientin aufsucht; diese Frau lebt in einem Haus, dessen Mieter, darunter eine Krapugina, gerade ihre Versammlung abhalten.[55]

1:35:57 Abend. Die Familie lebt in Armut, Tonja wirtschaftet sparsam und schafft für Juri Luxuswaren wie Bohnenkaffee heran, indem sie Einrichtungsgegenstände verkauft. Als sie sich bei Juri nach Schwester Antipowa erkundigt und erfährt, dass diese zu ihrer kleinen Tochter zurückgekehrt ist, ist sie erleichtert. Tonjas Versuche, in der Zeit der Knappheit gut zu wirtschaften, sind teilweise wenig erfolgreich. Zwar gelingt es ihr, Brot zu backen, doch scheitert dann dessen Verkauf. Um etwas Brennholz zu erwerben, gibt sie ein ganzes Schränkchen her.[56]
1:37:21 Yelkin führt Juri zu einem Patienten, der schwerste Symptome von Unterernährung aufweist. Als Juri Yelkin gegenüber kritisiert, dass die politische Führung das Hungerproblem zu vertuschen sucht, warnt dieser ihn, dass er aufgrund seiner kritischen Einstellungen unter Beobachtung stehe. Juri kehrt in die Wohnung zurück, wo er entdeckt, dass diese nicht geheizt ist, und Tonja deswegen Vorwürfe macht. Es stellt sich heraus, dass Tonja nicht genug Brennholz hat und den Ofen immer nur heizt, wenn Juri zu Hause ist. Im Roman werden Juri weder hungernde Patienten vorgestellt noch ist davon die Rede, dass die Tatsache des Hungers vertuscht wird. Die Filmszene, in der Juri Tonja wegen des erloschenen Ofens kritisiert, ist inspiriert von einem Romankapitel, in der Sascha sich ernstlich erkältet und Juri Tonja Vorwürfe macht, dass sie das Kind verzärtelt habe, indem sie ihm immer erlaubt habe, beim warmen Ofen zu spielen.[57]
1:39:08 Juri bricht von einem fremden Zaun einige Bretter los, die er als Brennholz verwenden will. Sein Halbbruder Ewgraf beobachtet ihn dabei. Ewgraf bekleidet eine hohe Position in der Geheimpolizei, ist aber entschlossen, seinen Bruder nicht zu verraten. Als Juri nach Hause kommt, ist die Hausgemeinschaft gerade dabei, weiteren Wohnraum zu requirieren, was de facto genutzt wird, um die Schiwagos auszuplündern. Juri protestiert gegen den Machtmissbrauch und begibt sich damit in höchste Gefahr, denn er bringt er sich bei Yelkin und Kapriguna nicht nur mit seiner Kritik an der Kollektivierung weiter in Misskredit, sondern die beiden entdecken gleich auch noch seinen Holzdiebstahl. Ewgraf ist Juri jedoch gefolgt und bereits seine Anwesenheit und ein Fingerschnippen sorgen dafür, dass Juri augenblicklich in Frieden gelassen wird. Auch im Roman stiehlt Juri Brennholz. Unmittelbar davor begegnet er dem zu diesem Zeitpunkt 18-jährigen Ewgraf. Ewgraf erkennt Juri sofort, während Juri umgekehrt Ewgraf nicht erkennt. Ewgraf verschwindet, ohne es zu wagen, Juri anzusprechen.[58] Eine Wohnungsplünderung kommt im Roman nicht vor.
1:42:22 Juri und Ewgraf stehen einander zum erstenmal im Leben gegenüber. Für Juri ist dies ein großer Augenblick. Ewgraf dagegen macht sich Sorgen um Juris Sicherheit, denn dessen politische Einstellungen sind so komplex (Juri befürwortet zwar die Revolution, lehnt die Partei aber ab), dass die Partei sie für latent konterrevolutionär hält. Weitaus schwerer nimmt Juri es, dass die politische Führung, wie er von Ewgraf nun erfährt, auch seine Gedichte ablehnt. Grund für diese Ablehnung ist, dass die Gedichte vom Persönlichen handeln – einer Sache, der in der neuen Zeit überhaupt keine Bedeutung mehr beigemessen wird. Als Ewgraf, der das Werk seines Bruders tatsächlich bewundert, behauptet, dass auch er die Gedichte ablehne, ist Juri tief getroffen. Klarer noch als Juri selbst erkennt Tonja, wie sehr ihr Mann, wenn er in Moskau bleibt, gefährdet ist. Als Ewgraf den Schiwagos dazu rät, die Stadt zu verlassen, und dabei auch helfen will, schlägt Tonja vor, nach Jurjatin zu reisen. Die Gromekos besitzen dort schon seit Generationen ein Haus. Zu einem Besuch Ewgrafs in der Wohnung der Gromekos kommt es in einem späteren Kapitel, nachdem Juri an Fleckfieber erkrankt. Juri fiebert zu diesem Zeitpunkt hoch und ist nicht ansprechbar, sodass er von Ewgrafs Besuch erst später erfährt. Ewgraf spricht jedoch mit Tonja und rät ihr, mit der Familie für zwei Jahre, bis die Lebensmittelversorgung sich gebessert hat, aufs Land zu gehen, um dort leichter überleben zu können. Da fällt Tonja Warykino ein, das Gut ihres Großvaters mütterlicherseits.[59] Eine echte Begegnung der Brüder, die aber auch die einzige bleiben wird, findet erst ein Jahr später in Warykino statt.[60]
1:44:47 Der von Menschenmassen überflutete Moskauer Bahnhof. Juri, Tonja, Alexander und Sascha finden Platz im überfüllten Güterwagen eines Zuges, der sie nach Warykino bringen soll. Mit im Waggon reist unter Bewachung der als „Freiwilliger“ deklarierte Zwangsarbeiter Kostojed. Den Reisenden wird angekündigt, dass die Zielregion sicher sei und sich vollständig unter der Kontrolle der Roten bzw. von Volkskommandant Strelnikow befinde. Die Schiwagos nehmen auch ihr Kindermädchen Njuscha mit auf die Reise. Im Roman ist zwar von Warteschlangen und von Gedränge am Bahnhof die Rede, jedoch nicht von chaotischen Zuständen beim Einsteigen.[61] Inspiriert ist dieses Handlungselement des Films aus einem früheren Buchkapitel, in dem Juri, um aus Meliuzejewo zurück nach Moskau zu gelangen, einen Teil der Strecke in einem stark überfüllten Zug zurücklegen muss.[62]

Pasternak schreibt von drei im Wagen mitreisenden Zwangsarbeitern – Kostojed-Amurski, Prituliew und dem 16-jährigen Wassja Brykin –, deren teils absurde, teils tragische Schicksale er detailliert wiedergibt. Kostojed ist ein grauhaariger revolutionärer Abweichler (Syndikalist), der sich sowohl unterm Zarismus als auch unterm Bolschewismus ständig in Haft befunden hat.[63] Weil Kostojed der einzige Gebildete unter den Mitreisenden ist, verkehren die Schiwagos mit ihm auch sozial.[64] In einem späteren Kapitel, das von Juris Leben bei den Partisanen handelt, wird Kostojed ein weiteres Mal in Erscheinung treten.[65]

1:50:12 Nacht. Die Reisenden schlafen. Kostojed ist wach und beobachtet nachdenklich, wie einer der mitreisenden Männer zärtlich seine Frau küsst. Juri erwacht und bewundert durch ein Fenster die weite winterliche Landschaft. (kommt nicht vor)

Am nächsten kommt dieser kleinen Filmszene eine Passage, in der Juri von unbestimmten Glücksgefühlen erfüllt wird, als er nachts einem in der Nähe befindlichen Wasserfall lauscht.[66]

1:52:14 Kostojed muss, unterstützt von anderen Mitreisenden, das verunreinigte, stinkende Stroh aus dem fahrenden Wagen fegen. Vor der großen Schiebetür des Güterwagen hat sich eine Eiswand gebildet, die, damit das Tor geöffnet werden kann, zerbrochen wird. Juri kippt Desinfektionsmittel über den Boden. (kommt nicht vor)
1:53:23 Eine junge Frau tanzt, die übrigen Mitreisenden singen und klatschen. In langsamem Tempo fährt der Zug dann am Dorf Mink vorbei, das vollständig abgebrannt ist. Eine ältere Bewohnerin, die einen Säugling bei sich hat, kann sich auf in den Güterwagen retten, mit dem auch die Schiwagos reisen. Später stellt sich heraus, dass das Kind tot ist. An der entsprechenden Stelle des Romans hält der Zug an der ausgebrannten Bahnstation von Nischni Kelmes. Vom dortigen Bahnhofsvorsteher erfahren die Reisenden, dass Strelnikow für das Bombardement des Dorfes verantwortlich ist. Er hatte die Bewohner bestraft, weil die tartarischen Bewohner eines Nachbarorts sich geweigert haben, der Roten Armee ihre Pferde zu überlassen.[67]
1:55:42 Die Frau berichtet, dass das Massaker das Werk Strelnikows war, der für einen Pferdediebstahl das falsche Dorf bestraft hat. Dann muss der Zug auf einem Ausweichgleis halten, um Platz für Strelnikows Panzerzug zu machen. Eine der letzten Einstellungen der Szene zeigt auf dem Panzerzug Strelnikow, der kein anderer als Pascha Antipow ist. (kommt nicht vor)

Dass es sich bei Pascha und Strelnikow um ein und dieselbe Person handelt, erwähnt Pasternak – anfangs nur als Andeutung – erstmals in dem Kapitel, in dem Juri in Razwilie von Strelnikows Leuten aufgegriffen und dann von Strelnikow verhört wird.[68] Explizit wird dieser Zusammenhang etwas später von Mikulilzyns Frau Elena angesprochen, hier allerdings nur als Gerücht.[69] Zweifelsfrei wird er sogar erst noch später aufgedeckt, nämlich als Juri Lara in Jurjatin besucht. Lara ist Strelnikows wahre Identität zu diesem Zeitpunkt schon lange bekannt.[70]

Im Roman ist nicht von einem Panzerzug die Rede, den Strelnikow benutzt, sondern von einem Sonderzug.[71]

1:58:54 Intermission
1:59:36 Entr'Acte
2:01:36 Der Zug durchquert den Ural.
2:03:10 Während eines außerplanmäßigen Stopps des Zuges auf freier Strecke unternimmt Juri einen Spaziergang. Dabei wird er von Strelnikows Wachen, die Juri für einen weißen Spitzel halten, aufgegriffen und zu Strelnikows Panzerzug gebracht. Weil die Stadt Jurjatin, Schiwagos Ziel, derzeit von den Weißen Garden kontrolliert wird, misstraut Strelnikow Juri anfangs, entschließt sich dann aber doch, seinen Angaben Glauben zu schenken. Als Strelnikow Juris Namen erfährt, erkennt er ihn als den bekannten Dichter, den er, obwohl der ihn politisch ablehnt, als Künstler bewundert. Strelnikow weiß auch, dass Juri Ewgraf Schiwagos Bruder ist, und so erfährt Juri beiläufig, dass Ewgraf deshalb so mächtig ist, weil er der Geheimpolizei angehört. Strelnikow entgeht nicht, dass Juri ihn, Strelnikow, vom Ansehen wiedererkennt, und so muss Juri bekennen, dass er ihn vor sechs Jahren auf der Weihnachtsfeier der Swentitskis gesehen hatte. Als Juri auch Lara erwähnt und dass er mit ihr zusammengearbeitet hat, berichtet Strelnikow, dass Lara in Jurjatin ist und dass er selbst sie seit Beginn des Krieges nicht mehr gesehen habe. Als Juri Strelnikow wegen der Vernichtung des Dorfes Vorwürfe macht, bricht Strelnikow das Gespräch ab. Juri kehrt zu seinem Zug zurück. Die entsprechende Romanepisode findet im Bahnhof von Razwilie statt, dem am Fluss Rynwa (Vorbild dafür ist die Kama) gelegenen Industrievorort von Jurjatin. Strelnikows Wachen nehmen Juri fest, weil sie ihn für Terentii Galuzin halten, den lokalen Führer der Weißen Garden. Strelnikow kennt Galuzin persönlich, sie waren Jugendfreunde, und erkennt darum auf den ersten Blick, dass Juris Festnahme irrtümlich erfolgt ist. Er nutzt die Gelegenheit jedoch, um Juri auszufragen. Dabei entgeht ihm nicht, dass Juri als Moskauer Arzt und als Erbe der reichen Krügers insgeheim Sympathien für die Weißen hegen könnte, während seine Loyalität für Partei vermutlich alles andere als belastbar ist. Darum entlässt er Juri nicht ohne eine scharfe Warnung.[72] Da die Filmszene, in der Juri Pascha auf der Weihnachtsfeier der Swentitskis sieht, im Roman nicht vorkommt, erkennt Juri Strelnikow auch nicht wieder, sondern sieht ihn zum ersten Mal; er weiß auch nicht, dass er mit Laras Ehemann Pascha identisch ist. Strelnikow/Pascha weiß weder von Juris schriftstellerischer Tätigkeit noch ist Ewgraf Schiwago ihm ein Begriff.
2:09:35 Der Zug wird umgeleitet und hält direkt an der kleinen Station von Warykino, wo die Schiwagos ausssteigen. Der Zug wird, weil Jurjatin brennt, über den Bahnhof von Torfjanaja umgeleitet, wo die Schiwagos aussteigen und der Bahnhofsvorsteher für sie eine Pferdefuhrwerk samt Kutscher ruft.[73]
2:10:36 Der Bahnhofsvorsteher, Petja, fährt die Schiwagos im Pferdegespann zum Haus. Von ihrem Weg aus sehen sie in weiter Ferne Jurjatin, das brennt. Petja weiß, dass Strelnikow dafür verantwortlich ist. Die Schiwagos haben das brennende Jurjatin bereits vom Zug aus gesehen. Strelnikow hat das Bombardement veranlasst.[74]

Der alte Kutscher, Bacchus, sieht auf den ersten Blick, dass Tonja eine Krüger ist. Dass dies so offensichtlich ist, könnte für die Schiwagos gefährlich werden. Die Deutung liegt ja nahe, dass sie angereist sind, um für Warykino Besitzansprüche erheben wollen. Statt, wie im Film, über Strelnikow redet Bacchus im Roman über den berühmten Partisanenführer Liberius, der aus Warykino stammt und der Sohn des Verwalters Mikulizyn ist, bei dem die Schiwagos Aufnahme zu finden hoffen.[75]

2:11:37 Als die Schiwagos beim Haus in Warykino ankommen, ist dieses versperrt. Da ein Einbruch als kontrarevolutionäre Handlung behandelt würde und sie auch ihren Kutscher Petja nicht in Schwierigkeiten bringen wollen, beziehen sie das kleinere, weitaus anspruchslosere Nebengebäude. Im Roman wird ein Herrenhaus nicht erwähnt. Die Schiwagos bitten um Aufnahme bei Awerki Mikulizyn, dem ehemaligen Verwalter von Tonjas Großvater Krüger, der hier als Fabrikant und Waldbesitzer niedergelassen war. Die Krügers sind von den neuen Machthabern enteignet worden. An der allgemeinen Ausplünderung des Besitzes, die damit einhergeht, hoffen die Schiwagos sich so beteiligen zu können, dass immerhin ihr Überleben eine Zeit lang garantiert ist.[76]

Widerstrebend überlässt Mikulizyn Juri und seiner Familie das hölzernen Nebengebäude des von ihm selbst bewohnten Hauses. Krüger hatte in diesem Annex früher ausgewähltes Personal – die Haushälterin, eine Schneiderin und ein ehemaliges Kindermädchen – untergebracht.[77]

2:14:48 Herbst. Die Schiwagos bewirtschaften den Garten und leben von ihrer Hände Arbeit. Tonja, die wieder ein Kind erwartet, bedauert sehr, dass Juri vor Arbeit keine Zeit zum Dichten findet. Petja, der aus Jurjatin Lebensmittel bringt, hat zwei Neuigkeiten: Strelnikow hat die Region verlassen und ist in die Mandschurei gereist. In Moskau sind Zar Nikolaus und seine Familie erschossen worden. Im Roman ist lediglich von Tonjas Schwangerschaft die Rede und davon, dass die Schiwagos Kartoffeln und Gemüse anbauen. Saatgut hat Mikulizyn ihnen leihweise zur Verfügung gestellt; alles Übrige, was sie zum Leben benötigen, erhalten sie von Samdewjatow.[78] Strelnikow und die Ereignisse in Moskau werden nicht erwähnt.
2:17:07 Im Winter hat Juri zwar Zeit zum Schreiben, ist aber nicht inspiriert. Dass er Tonja beim Bügeln sieht, erinnert ihn an Lara, der er ja in Meliuzejewo im Bügel zugesehen hatte. Tonja und Alexander drängen ihn, nach Jurjatin zu reiten, dort gibt es eine kleine Bibliothek. Juri lehnt auch, nicht zuletzt, weil auch die Wege verschneit sind. Juri dichtet zwar nicht, schreibt aber Tagebuch. An den Abenden widmet die ganze Familie sich einem intensiven Literaturstudium, an dem sich gelegentlich auch Samdewjatow beteiligt.[79]
2:18:57 Im Frühjahr reitet Juri nach Jurjatin. In der Bibliothek begegnet er Lara, die dort offenbar als Bibliothekarin arbeitet. Während Juri durch Strelnikow bereits wusste, dass Lara in Jurjatin zu finden sein würde, ist Lara über die unerwartete Begegnung außer sich vor Überraschung und Freude. Sie berichtet Juri, dass sie in der Hoffnung nach Jurjatin gekommen war, dort ihren Mann zu finden. Allerdings sei ihr später zu Ohren gekommen, dass er gefallen sei. Juri kann sie beruhigen: Pascha lebt, er ist ihm als „Strelnikow“ ja begegnet. DassPascha und Strelnikow ein und dieselbe Person sind, wusste Lara bis dahin nicht. Lara nimmt Juri mit in ihre Wohnung; sie werden Liebende. Dass Lara sich in Jurjatin aufhält, erfährt Juri im Roman nicht von Strelnikow, sondern von Samdewjatow.[80] Umgekehrt wird auch Lara schon früh zugetragen, dass Juri sich in Warykino niedergelassen hat.[81]

Juri entdeckt Lara in der Bibliothek, die sie besucht, um den Marxismus zu studieren und sich damit für ihre Arbeit am Gymnasium fortzubilden.[82] Obwohl er nicht zuletzt im Gedanken an sie nach Jurjatin gekommen ist, spricht er sie zunächst nicht an, sondern sucht sie erst bei einem späteren Besuch in Jurjatin in ihrer Wohnung auf. Schon bei seinem ersten Besuch lernt er dort auch Laras Tochter Katenka kennen.[83]

Eine Liebesbeziehung beginnt Juri mit Lara erst bei einem seiner folgenden Besuch in Jurjatin. Pasternak schrieb generell keine expliziten Liebesszenen, sondern erwähnt an solchen Stellen lediglich, dass die betreffenden Figuren nun gemeinsam übernachten.[84]

2:23:46 Juri berichtet Lara, dass er in Warykino mit Frau und Kind lebt lebt, und gesteht ihr, dass er ratlos ist, was aus ihrer Liebesbeziehung werden soll. (kommt nicht vor)
2:24:48 In Warykino. Juri fühlt sich Tonja gegenüber schuldig, doch als ihn Sehnsucht nach Lara erfasst, reitet er wieder nach Jurjatin. (kommt nicht vor)
2:26:34 Juri geht in Laras Wohnung wie selbstverständlich ein und aus und ist auch mit Katenka bereits gut Freund. Katenka berichtet, dass sie in der Schule jetzt ein Fach namens Bürgerkunde hat. (kommt nicht vor)
2:28:23 Tonja ist inzwischen hochschwanger. Juri fühlt sich schuldig und reitet unter dem Vorwand, Morphium und Desinfektionsmittel besorgen zu wollen, erneut nach Jurjatin. (kommt nicht vor)
2:30:00 Juri erklärt Lara, dass ihre Liebesbeziehung enden müsse, und lässt sie weinend zurück. Juri fühlt wegen seines Ehebruchs große Schuld, beschließt, mit Lara zu brechen, sie nie wiederzusehen und Tonja seine Untreue zu gestehen. Er hofft, dass Tonja ihm verzeihen wird. Lara nimmt seine Trennungsankündigung still weinend, aber verstehend hin.[85]
2:30:31 Auf dem Heimweg auf einem Waldweg wird Juri von roten Partisanen aufgehalten und gezwungen, ihnen in ihr Lager zu folgen. Die beiden Anführer, Liberius und Rasin, benötigen einen Arzt. Als Juri von Lara nach Hause reitet, nimmt er sich vor, Lara erneut aufzusuchen, um ihr jeden eventuell noch verbliebenen Zweifel zu nehmen, dass ihre Affäre enden muss. Die Aussicht, sie ein weiteres Mal sehen zu können, erfüllt ihn mit Glück. Da wird er von Kamennodworski angehalten, dem Verbindungsoffizier des Partisanenführers Liberius.[86]
2:32:18 Als Juri seine Entführer fragt, wohin diese ihn bringen, erhält er zur Antwort: an die Front. Während Liberius das wörtlich meint, präzisiert Rasin, der ein strammer Bolschewik ist, dass die Front sich überall dort befinde, wo die Feinde der Revolution sind. Die Partisanen wissen, wer Juri ist, und Rasin warnt Juri: Als Dichter, der sich zu sehr mit dem menschlichen Privatleben beschäftige, sei auch er ein Feind der Revolution. (kommt nicht vor)

Die Sowjets sind in dieser Region von der von Admiral Koltschak geführten Weißen Armee unterworfen worden. Widerstand leisten nur noch die von Liberius geführten roten Partisanen (die „Waldbrüder“). Der noch sehr junge Liberius ist der Sohn von Mikulizyn, was motiviert, dass die Partisanen Kenntnis von Juris Beruf haben und ihn gezielt verschleppen können. Eine Figur Rasin erscheint im Roman nicht; als Vorbild für die Filmfiur Rasin kommt am ehesten Tiverzin in Frage, Paschas ehemaliger Pflegevater, der im Roman als einziger der Partisanen vor konterrevolutionären Tendenzen warnt, dies allerdings nur bezogen auf gewisse Militärs.[87]

2:32:52 Winterlicher Wald. Während die Partisanen einen Angriff zu Pferde unternehmen, warten Juri und ein anderer Partisan im Hintergrund, um wenn nötig medizinische Hilfe leisten zu können. Zwar hat Juri bei den Partisanen auch Verwundete zu versorgen, doch sind die meisten seiner Patienten an Fleckfieber oder Dysenterie erkrankt.[88]
2:34:09 Sommerliches Getreidefeld mit Kornblumen. Die Partisanen schießen mit Maschinengewehren auf eine Einheit weißer Soldaten, die vor den Kugeln davonlaufen und alle getötet werden. Juri, Liberius und Rasin beobachten die Ereignisse vom Wandrand aus. Es stellt sich heraus, dass es sich bei den Weißen um Kadetten handelt, halbe Kinder noch. Rasin, der Juri durch besondere Kaltherzigkeit auffällt, berichtet beiläufig, dass er einmal eine Frau und vier Kinder hatte, die offensichtlich aber nicht mehr am Leben sind. Bei der weißen Einheit handelt es sich nicht um Kadetten, sondern teils um junge Freiwillige, teils um alte Männer. Die Umstände erfordern, dass Juri, um sein eigenes Leben zu verteidigen, das Gewehr eines gefallenen Kameraden in die Hand nehmen und selbst schießen muss. Obwohl er seine Schüsse ausschließlich auf einen Baum abgibt, trifft einer davon unbeabsichtigt tatsächlich einen der Jugendlichen. Die Kugel tötet ihn aber nicht, sondern prallt an einem Amulett ab, das er um den Hals trägt. Da die Partisanen keine Gefangenen nehmen, schleust Juri den verletzten Jungen als einen der ihren zurück ins Lager der „Waldbrüder“.[89]

Die einzige im Roman erwähnte Figur, die Frau und Kinder verliert, ist der Partisan Pamphil Palych; damit die Weißen seine Familie nicht zu Tode foltern können, erschlägt er sie selbst mit einer Axt.[90]

2:36:15 Winter. Liberius möchte Juri aus den Diensten der Partisanen entlassen, kann sich gegen Rasin aber nicht durchsetzen. (kommt nicht vor)
2:37:19 Winter. Der Treck der Partisanen begegnet einer Gruppe von fliehenden, verstörten Frauen, die von einem Unterschied zwischen roten und weißen Soldaten nichts wissen wissen. Juri verlässt unbemerkt die Partisanen. Die Filmszene ist inspiriert durch ein Romankapitel, in dem die Frauen und Kinder der Partisanen, insgesamt mehrere Tausend Personen, aus ihren Dörfern fliehen und sich im Treck zum Partisanenlager aufmachen. Die Frauen fürchten zu Recht, dass die Weißen sie aus Rache an ihren Männern ermorden würden.[91]

Juri bereitet seine Flucht aus dem Lager durch Beiseiteschaffen von Skiern und Lebensmitteln vor; die ahnungslose Wache lässt ihn, weil Juri das Kennwort weiß, schließlich aus dem Lager.[92]

2:39:14 Jurij macht sich in winterlichem Schnee zu Fuß auf den Weg in den Ural. Unterwegs sieht er drei Gestalten, in denen der Tonja, Sascha und Alexander zu erkennen glaubt. Es sind jedoch Fremde. Bevor Juri das Lager verlässt, sieht er im Geiste Tonja vor sich, die mit Sascha in ihren Armen mühsam durch ein Schneefeld läuft.[93]
2:40:51 Juri trifft in Jurjatin ein. Jemand gibt ihm zur Auskunft, dass die Moskauer, die in Warykino waren, den Ort inzwischen verlassen haben. Die Information, dass seine Familie wegen einer drohenden Rückkehr der Weißen Warykino hat verlassen müssen, erreicht Juri – als Gerücht – bereits im Partisanenlager.[94] Gewissheit erlangt er nach seiner Ankunft in Jurjatin. Glafira Tunzewa berichtet ihm von der Abreise der Bewohner von Warykino, als sie in rasiert und ihm die Haare schneidet. Als Schwägerin Mikulizyns ist sie über Warykino auf dem Laufenden.[95] Lara bestätigt die Information später.[96]
2:41:42 Juri erreicht Laras Wohnung. Lara war früh zu Ohren gekommen, dass Juri auf dem Weg nach Jurjatin irgendwo gesehen worden ist. Weil sie davon ausgeht, dass er direkt nach Warykino gehen werde, erwartet sie ihn dort, sodass sie sich verfehlen und Juri in der Wohnung statt Lara zunächst nur einen Brief von ihr vorfindet. Als er zufällig in den Spiegel schaut, ist er erschüttert über sein verwildertes Aussehen. Juri hat hohes Fieber und fantasiert über Tonja und Sascha, die vor ihm davonlaufen. Erst als Lara zurückgekehrt ist, kommt er wieder zu sich. Lara beruhigt Juri: Seine Familie sei sicher in Moskau angelangt. Als Juri Lara in ihrer Wohnung nicht vorfindet und ihrem Brief entnimmt, dass sie nach Warykino geritten ist, lässt er sich von Glafira Tunzewa, die in einer Schneiderei arbeitet, rasieren und die Haare schneiden. Danach kehrt er in Laras Wohnung zurück und bricht mit hohem Fieber zusammen.[97]
2:45:10 Juri ist genesen. Lara gesteht ihm, dass sie schon seit drei Monaten einen Brief zurückgehalten hat, den Tonja in Moskau geschrieben und an ihre, Laras, Adresse gesandt hat, damit er Juri dort erreicht. Als Juri nach Warykino nicht zurückgekehrt war, hatte Tonja ihn in Jurjatin gesucht und dort von seinem Verhältnis mit Lara erfahren. In ihrem Brief berichtet Tonja, dass sie eine Tochter geboren hat und dass sie, die Kinder und Alexander aus Russland deportiert worden sollen, offenbar nach Paris. Bevor sie aus Warykino nach Moskau abgereist ist, hatte Tonja erneut Lara aufgesucht, um dort für Juri die rote Balalaika seiner Mutter zu hinterlegen. Nach Juris Verschwinden nehmen Tonja und Lara Kontakt zueinander auf; Pasternak lässt offen, wer diesen initiiert hat. Lara hilft Tonja in Warykino bei der Geburt ihres Kindes. Ein Brief, den Tonja aus Moskau schickt, ist fünf Monate lang unterwegs und wird Juri schließlich von Glafira Tunzewa übergeben.[98]
2:47:42 Komarowski erscheint in Laras Wohnung und warnt Juri: Er schwebe in Gefahr, weil er die Partisanen ohne Entlassung verlassen habe, also desertiert sei, weil seine Familie in Paris mit einer gefährliche Emigrantenorganisation in Verbindung stehe und vor allem durch seine Einstellungen, die durch seine Publikationen landesweit bekannt seien. Komarowski ist auf dem Weg nach Wladiwostok. Er erklärt, dass das Auslandskommissariat dort einen unabhängigen Staat einrichten wolle, in dem er, Komarowski, aufgrund seiner guten Auslandskontakte als Justizminister vorgesehen sei. Er drängt darauf, dass Juri und Lara ihn begleiten sollen, um von der Pazifikküste an ein Ziel ihrer Wahl auszureisen. Als Juri ablehnt, warnt Komarowski, dass durch ihre Ehe mit Strelnikow auch Lara unter Beobachtung stehe und in Gefahr sei. Trotz eines schweren Schneesturms wirft Juri ihn hinaus. Komarowski warnt Juri und Lara, dass sie beide durch die Umtriebe von Paschas Vater und dessen Alliierten Tiverzin in großer Gefahr seien; er habe mit eigenen Augen gesehen, dass Juris Name auf der Verhaftungsliste stehe. Er drängt Juri und Lara, mit ihm in den Fernen Osten zu kommen. Noch größer ist für Lara die Versuchung, Komarowskis Hilfe anzunehmen, als dieser ankündigt, Lara zuliebe auch Strelnikow/Pascha retten zu wollen. Da Juri Komarowskis Hilfe aber nicht annehmen will und Lara ohne ihn, Juri, nicht reisen will, wirft Juri Komarowski schließlich, obwohl es draußen bereits dunkel und Komarowski in der Stadt fremd ist, aus der Wohnung.
2:53:22 Juri hat keinen Zweifel mehr daran, dass er und Lara bald für immer getrennt werden. Er schlägt Lara darum vor, nach Warykino zu gehen, damit sie beide für ihre Liebe noch etwas Zeit gewinnen. Dass Juri und auch sie selbst kurz vor der Verhaftung stehen, war Lara auch von anderer Seite zugetragen worden. Sie hatte Juri bereits früh vorgeschlagen, unterzutauchen und nach Warykino zu gehen. Juri greift diesen Vorschlag nun wieder auf. Sein Ziel ist es, Zeit zu gewinnen für einen Abschied voneinander und – ebenso sehr – von dem Leben, das sie, ihrem persönlichen Gewissen folgend, gewählt hätten und das nicht das Leben ist, das die politische Führung den Menschen zu verschreiben sucht.[99]
2:54:30 Juri, Lara und Katenka fahren im Pferdeschlitten durch eine schneebedeckte Landschaft nach Warykino, wo sie entscheiden, nicht ins Wirtschaftsgebäude einzuziehen, sondern ins immer noch abgesperrte Hauptgebäude einzubrechen. In dessen Inneres sind Schnee und Eis eingedrungen, sodass es wie in einen Märchenpalast verwandelt erscheint. Juri entdeckt den Schreibtisch, an dem Anna ihn als Kind das Schreiben gelehrt hat. Juri ist zutiefst unglücklich, Tonja verloren zu haben, und da das Nebengebäude ihn schmerzlich an seine Familie erinnern würde, regt Lara an, nicht dort, sondern in Mikulizyns Haus einzuziehen, dessen Bewohner ebenso wie Juris Familie aus Warykino geflüchtet sind. Zu ihrer Überraschung entdecken Juri und Lara aber Anzeichen dafür, dass das Haus vor kurzem noch einen Bewohner gehabt haben muss, der es auch mit einem Schloss versehen hat. Mikulizyns Haus ist als Bau nichts Besonderes, hat aber ein gut ausgestattetes Arbeitszimmer mit einem breiten Fenster, das eine Schlucht überblickt und vor dem ein ebenso breiter Schreibtisch steht.[100]

Als geborene Krüger war Tonjas Mutter Anna Gromeko mit Warykino und seinen Bewohnern eng vertraut; Tonja und Juri sind jedoch in Moskau aufgewachsen und haben Warykino vor der Revolution nie kennengelernt.[101]

2:57:15 In der Nacht, als Lara und Katenka schlafen, beginnt Juri, am Schreibtisch Gedichte zu schreiben, die als „Lara-Gedichte“ später berühmt werden sollen. Wölfe heulen und beobachten aus der Entfernung die Neuankömmlinge. Juri verscheucht sie. Juri verwendet die Nächte, wenn Lara und Katenka schlafen, zum Schreiben. Erst versucht er, verloren gegangene ältere Gedichte aus dem Gedächtnis wieder zu Papier zu bringen, überarbeitet diese dann und schreibt schließlich auch ganz neue Gedichte. Die Wölfe, die es wohl vor allem auf das von Samdewjatow geliehene Pferd abgesehen haben, beunruhigen ihn – als Sinnbild der Gefahr, in der auch er und Lara sich befinden – so sehr, dass ihm zeitweilig die Freude am Schreiben vergeht.[102]
3:00:22 Am Morgen liest Lara eines der Gedichte und ist von dessen Schönheit erschüttert. Obwohl die Verse mit ihrem Namen überschrieben sind, findet sie darin nicht sich selbst, sondern Juri wieder. Einmal kommt Lara nachts zu Juri an den Schreibtisch, aber nicht, um seine Gedichte zu lesen, sondern weil sie einen Wolf hat heulen hören (sie hält das Tier für einen Hund). Das erscheint ihr als ein böses Omen und weckt in ihr den Wunsch, Warykino umgehend wieder zu verlassen. Andererseits möchte sie um jeden Preis bleiben.[103]
3:01:24 Juri schreibt mehr und mehr Gedichte. Lara fürchtet sich vor den Wölfen. Juri versucht, sie zu beruhigen.
3:03:41 Lara erwähnt bitter, dass sie wünschte, sie und Juri wären einander schon früher begegnet und hätten Kinder miteinander haben können. Mit zwei Schlitten und in Begleitung von zwei Soldaten erscheint überraschend Komarowski. Er drängt Juri und Lara, mit ihm zu kommen, in Jurjatin warte ein Sonderzug. Als Juri erneut ablehnt und Lara ihre Erklärung wiederholt, auf keinen Fall ohne Juri fahren zu wollen, teilt Komarowski Juri unter vier Augen mit, dass Strelnikow von den Roten verhaftet worden sei und sich selbst erschossen habe. Lara habe man die Freiheit nur gelassen, weil sie als Köder bei der Ergreifung Strelnikows gebraucht wurde; die beiden Soldaten, die ihn, Komarowski, heute begleiten, sollen schon morgen erneut nach Warykino kommen, um Lara zu erschießen. Um Lara zu retten, entschließt Juri sich, sie zu belügen. Lara, Katenka, Komarowski und dessen Begleiter sollen vorausfahren, er selbst werde in einem dritten Schlitten folgen. Als er von Lara Abschied nimmt, vertraut er ihr die rote Balalaika seiner Mutter an. Anstatt das Pferd anzuschirren, schaut er den beiden davonfahrenden Schlitten vom Obergeschoss aus nach. Komarowski erscheint in Warykino in Begleitung eines Fahrers in einem Schlitten. Erneut drängt er Juri und Lara, ihn in den Fernen Osten zu begleiten; in Jurjatin warte ein Sonderzug. Als Juri, ohne den Lara immer noch nicht fahren will, erneut ablehnt, drängt Komarowski ihn zu einem Vieraugengespräch: Strelnikow sei gefangen genommen, zum Tode verurteilt und erschossen worden. Als Strelnikows Witwe stehe Lara nun ebenfalls kurz vor einer Verhaftung. Damit Komarowski Lara retten könne, müsse Juri so tun, als ob er einlenke. Juri weiß, dass ein Zusammenbleiben nicht mehr möglich ist, und lässt Lara mit Komarowski abfahren. Da in Komarowskis Schlitten für fünf Personen nicht genug Platz ist, glaubt Lara, dass Juri in dem von Samdewjatow geliehenen Schlitten nachfolgen werde, sobald er das Pferd angespannt habe. Von der Veranda aus blickt Juri Komarowskis Schlitten bis zum letzten Augenblick nach.[104]

Dass Strelnikow tot sei, hat Komarowski erlogen. Pascha erscheint wenig später in Warykino und erweist sich als der geheimnisvolle Besucher, der sich nach Mikulizyns Weggang in dessen Haus aufgehalten hat. Er und Juri haben eine große Aussprache. Pascha wurde inzwischen verraten, befindet sich auf der Flucht und sieht keinen Ausweg mehr. Am Morgen, als Juri noch schläft, erschießt er sich.

3:09:39 Vom Bahnhof in Jurjatin fahren Komarowski, Lara und Katenka mit einem Sonderzug ab. Lara hat vergeblich auf Juri gewartet. Nur weil sie eine besondere Verantwortung trägt, ist sie bereit, mit Komarowski zu fahren: Sie ist nicht nur die Mutter von Katenka, sondern erwartet – wie sie Komarowski jetzt gesteht – auch von Juri ein Kind. (kommt nicht vor)

Lara hält vor Komarowski geheim, dass sie mit Juris Kind schwanger ist.[105]

3:10:55 Tanja Komarow berichtet, dass sie irgendwo im Fernen Osten geboren sei, vielleicht in der Mongolei. Im Alter von acht Jahren sei sie, in den Wirren des Russischen Bürgerkriegs, verloren gegangen – ebenso wie Laras zweites Kind. Als Tanja sich an die genauen Umstände ihres Verlorengehens immer noch nicht erinnert, berichtet Ewgraf, wie er Juri später, acht Jahre nach dessen Trennung von Lara, in Moskau wiedergefunden habe. Er habe ihm einen Anzug gekauft und Arbeit in einem Krankenhaus besorgt. Nach Laras Abreise verarbeitet Juri seinen Schmerz – sowohl den Schmerz über die Trennung als auch den über das durch die Revolution verloren gegangene freie Leben – in einer Reihe von Gedichten.[106] Er geht nach Moskau zurück, wo er erneut als Arzt arbeitet und eine Reihe von Büchern veröffentlicht, dann aber in Depression versinkt, verwahrlost und in Armut gerät.[107] Marina, die Tochter des ehemaligen Hausmeisters der Gromekos, findet dennoch Gefallen an ihm. Sie leben als Paar zusammen und haben zwei gemeinsame Kinder.[108] Juri bricht aber erneut zusammen, verlässt Marina und taucht unter. Ewgraf versucht ihm zu helfen, mietet ihm ein Zimmer, gibt ihm Geld und verschafft ihm Arbeit in einem Krankenhaus. Ein letztes Mal findet Juri Zeit zum Schreiben.[109]
3:12:03 Ewgraf bringt Juri an dessen erstem Arbeitstag morgens zur Straßenbahn. Juri verschweigt seiner Umgebung, dass er schwer herzkrank ist. Von der Straßenbahn aus sieht er auf dem Gehweg eine Frau vorübergehen, die wie Lara aussieht, aber nicht Lara ist. Er verlässt die Straßenbahn, um ihr zu folgen, dabei versagt sein Herz. Er bricht zusammen und stirbt. An seinem ersten Arbeitstag besteigt Juri morgens die Straßenbahn. Er empfindet Übelkeit, Panik und einen scharfen Schmerz, verlässt die Straßenbahn und bricht sterbend zusammen. An derselben Straße geht Mademoiselle Fleury vorüber, die alte Gouvernante, mit der Juri in Meliuzejewo ein halbes Jahr lang unter einem Dach gelebt hatte. Beide erkennen einander nicht.
3:13:57 Ein Friedhof in Moskau. Juri wurde beerdigt. Die Partei lehnt sein Werk ab; infolgedessen wird es nicht mehr aufgelegt und ist nicht verfügbar. Dennoch sind zur Beerdigung erstaunlich viele von Juris Lesern erschienen. Unter den Teilnehmern befinden sich auch Lara und Ewgraf. Lara spricht Ewgraf an, weil sie Hilfe von ihm benötigt. Lara besucht in Moskau Paschas fühere Wohnung, die ganz zuletzt zufällig auch Juris letzte Wohnung war. So kommt es für sie zu einer unerwarteten und erschütternden Begegnung mit Juris im Sarg aufgebahrten Leichnam.[110] Da auch Ewgraf erschienen ist, kommen beide miteinander ins Gespräch.[111] Ewgraf bittet Lara, nach der Feuerbestattung nicht sofort abzureisen, sondern ihm zu helfen, die von Juri hinterlassenen Papiere zu ordnen.[112]
3:14:41 Gemeinsam mit Ewgraf besucht Lara ein Waisenhaus, findet ihr verloren gegangenes Kind dort aber nicht. (kommt nicht vor)

Noch während ihres Gesprächs an Juris Sarg kündigt Lara Ewgraf an, dass sie ihn um Rat bitten werde in einer Sache, die ein Kind betrifft.[113] Gesucht und gefunden wird Tanja aber erst lange nach Laras Verschwinden.[114]

3:15:01 Ewgraf und Lara verabschieden sich voneinander. Laras Spur verliert sich dann. Der Erzähler vermutet, dass sie in einem Arbeitslager verschwunden und dort gestorben ist. Lara verbringt einige Tage in Juris Wohnung, um mit Ewgraf gemeinsam Juris Papiere zu sichten, und verschwindet dann plötzlich, wohl in einem Frauenkonzentrationslager.[115]
3:15:26 Im Wasserkraftwerk. Tanja erinnert sich wieder an die Umstände, unter denen sie als Kind verloren gegangen war: Während eines Bombardements lief ihr vermeintlicher Vater (Komarowski) mit ihr durch eine Straße, ließ dabei aber ihre Hand los, sodass sie von ihm getrennt wurde. Da ein leiblicher Vater sie nie verlassen hätte, ist Tanja nun doch überzeugt, dass Komarowski nicht ihr Vater gewesen sein kann. Es zeigt sich, dass Tanja und der Ingenieur David ein Paar sind und dass Tanja eine begabte Balalaikaspielerin ist. Für Ewgraf ist das ein weiterer Beweis, dass sie eine Schiwago sein muss. Tanja geht nicht verloren, sondern Lara vertraut das Kind, das sie ohne Komarowskis Wissen zur Welt gebracht hat, der Eisenbahnarbeiterin Marfa an. Nachdem in deren Haus eine furchtbare Bluttat verübt wird, läuft Tanja davon und wird von einer Gruppe von Soldaten aufgenommen, die sie als Wäscherin beschäftigen. Nachdem Ewgraf sie dort zufällig entdeckt, verspricht er, sich um sie zu kümmern.[116]

Die im Film aufgegriffene Situation eines kleinen Kindes, dessen Hand losgelassen wird, sodass es plötzlich auf sich allein gestellt ist, erscheint im Roman in anderem Zusammenhang in einem ganz anderen Kapitel: Nachdem Lara in Galizien die Kriegsniederlage und den damit verbundenen Zerfall der Werte und Autoritäten erlebt hat, fühlt sie selbst sich wie ein im Stich gelassenes Kind.[117]

3:18:24 Abspann

Literatur[Bearbeiten]

  • Robert Bolt: Doctor Zhivago. The Screenplay. Random House, New York 1965 (Buchausgabe des Filmdrehbuchs).

Einzelnachweise[Bearbeiten]

Alle Seitenangaben beziehen sich auf die nachfolgend bezeichnete amerikanische Ausgabe in der Übersetzung von Max Hayward und Manya Harari; diese 1958 erfolgte Übersetzung hat auch Robert Bolt seinem Drehbuch zugrundegelegt:

  • Boris Pasternak: Doctor Zhivago. Pantheon Books, New York 1991, ISBN 0-679-77438-6.
  1. S. 509–518
  2. S. 3–16, 38–40
  3. S. 64f
  4. S. 79
  5. S. 127
  6. S. 297
  7. S. 21
  8. S. 25f
  9. S. 35–38
  10. S. 38
  11. S. 39f
  12. S. 100
  13. S. 73f, 76
  14. S. 49f
  15. S. 413, 555ff
  16. S. 53
  17. S. 47
  18. S. 48
  19. S. 71
  20. S. 54–57
  21. S. 57–62
  22. S. 70
  23. S. 98
  24. S. 75
  25. S. 26
  26. S. 76f
  27. S. 77f
  28. S. 78–81
  29. S. 83–85
  30. S. 79–82, 84–86
  31. S. 91f
  32. S. 85
  33. S. 78f
  34. S. 97
  35. S. 132
  36. S. 101–105
  37. S. 105–110
  38. S. 151–155
  39. S. 351
  40. S. 137–139
  41. S. 125f
  42. S. 110
  43. S. 126
  44. S. 398–401
  45. S. 128
  46. S. 132f
  47. S. 86
  48. S. 147
  49. S. 110, 132, 148
  50. S. 166–174
  51. S. 169
  52. S. 189
  53. S. 166–169
  54. 184
  55. S. 199–204
  56. S. 197f
  57. S. 190
  58. S. 193f
  59. S. 208
  60. S. 287
  61. S. 215f
  62. S. 156f
  63. S. 220–222
  64. S. 223
  65. S. 316ff
  66. S. 234, 236
  67. S. 227
  68. S. 250 f
  69. S. 276
  70. S. 298
  71. S. 245
  72. S. 242–253
  73. S. 256, 264–266
  74. S. 256f, 259
  75. S. 266–269
  76. S. 270–276
  77. S. 279
  78. S. 277–287
  79. S. 277–287
  80. S. 256
  81. S. 294
  82. S. 292
  83. S. 292–301
  84. S. 302
  85. S. 302f
  86. S. 304f
  87. S. 321
  88. S. 332
  89. S. 332–336
  90. S. 370
  91. S. 352
  92. S. 374
  93. S. 373
  94. S. 371
  95. S. 388
  96. S. 392
  97. S. 377–394
  98. S. 415–418
  99. S. 409, 425–427
  100. S. 275, 428–431
  101. S. 69
  102. S. 431, 436–438, 440f
  103. S. 441–443
  104. S. 446–450
  105. S. 512f
  106. S. 452–454
  107. S. 465–476
  108. S. 476–485
  109. S. 485–489
  110. S. 496
  111. S. 494
  112. S. 497
  113. S. 498
  114. S. 511
  115. S. 503
  116. S. 509–518
  117. S. 127


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