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Gürtelung

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Bei der Gürtelung, auch „(das) Gürteln“ genannt, handelt es sich um ein humoristisches Ehrenritual mit dem Zwecke symbolischer Bestrafung oder eines Kräftemessens innerhalb jugendlicher (meist akademischer) Kreise, bei dem ein oder mehrere „Gegner“ von einer gegnerischen Seite mit Gürteln geschlagen werden. Der Ursprung des Gürtelns ist unbekannt, lässt sich aber im Tiroler Raum vermuten. Seit Beginn der 2000er-Jahre erfuhr die Gürtelung zahlreiche Variationen und popkulturelle Adaptionen.

Geschichte[Bearbeiten]

Wenngleich der konkrete Ursprung unbekannt ist, so deuten bis heute existente ähnliche Rituale zumindest darauf hin, dass die Gürtelung um süddeutschen Sprachraum entstand.

So finden bis heute in Tirol und Südbayern so genannte Krampusläufe in der Faschingszeit statt, bei denen das „Tuifltratzen“ eine zentrale Rolle einnimmt. Das Tratzen fungiert hier als Mutprobe für männliche Jugendliche, indem sie versuchen, die verkleideten (erwachsenen) Krampusse ärgern, ohne von diesen mit Stöcken oder Ruten zur Strafe wiederum verprügelt zu werden.

Der Staatsvertrag zwischen Tirol und Salzburg von 1533 normierte, dass eine "Malefizperson" (Straftäter), nur mit dem Gürtel und Leibchen bekleidet und mit Münzen zur Bezahlung des Richters am Gossenbach den lienzerischen Amtsleuten überantwortet werden solle.[1] Selten, aber nicht unüblich ist es daher, die gegnerische Seite während des Gürtelns auch mit "Münzen für den Richter" zu bewerfen.

Auch Parallelen zum bayerischen Haberfeldtreiben bestehen zumindest funktional. Fiel hierbei die „Körperstrafe“ nahezu gänzlich weg, trat die Zusammenrottung der Gemeinschaft zwecks öffentlicher Anklage eines vermeintlichen Fehlverhaltens des Getriebenen in den Vordergrund.

Durch die Verbreitung in akademischen Kreisen kann unterstellt werden, dass die Gürtelung – ähnlich wie die Biermensur – als Parodie auf das Duellwesen zur Beilegung eines Konfliktes entstand. Möglich ist auch ein globalisierungsbedingter Reimport italienischer Jugendrituale (siehe hierzu "Popkulturelle Rezeption").

Kontroversen[Bearbeiten]

Bereits mehrfach führten Gürtelungen - ähnlich wie das "Tuifeltratzen"[2] zu medial breit begleiteten Kontroversen, im Zuge derer sich die Handelnden vielfach der Unterstellung mitunter politisch motivierter Gewalt konfrontiert sahen, dies jedoch stets mit dem Verweis auf eine archaische Tradition dementierten.

In einem Wiener Internat soll es in den 2000er-Jahren wiederholt zu Gürtelungen von Neuankömmlingen im Zuge eines Aufnahmerituals von Sportstudenten gekommen sein.[3]

Im Zuge einer vergleichbaren Debatte in Italien über gürtlende männliche Jugendliche stellte das Magazin XL[4] unter Verweis auf Lorenz und Eibesfeldt die Frage, "ob das Ritual, die Konkurrenz, die Herausforderung, die Anstrengung, der Schmerz gewalttätige Impulse nicht entschärfen, auch wenn sie in der menschlichen Seele verborgen sind und ansonsten dazu bestimmt sind, andere Überdruckventile zu suchen".

Im September 2020 kam es im Zuge einer Feierlichkeit bei der Heidelberger Burschenschaft Normannia zu Heidelberg zu einem antisemitischen Angriff mit Gürteln. Nachdem ein Gast mitgeteilt hatte, jüdische Vorfahren zu haben wurde er mit Gürteln geschlagen und mit Münzen beworfen. Der Geschädigte hatte diesbezüglich Strafanzeige erstattet. In Folge kam es zu einer Durchsuchung des Verbindungshauses und zur Beschlagnahmung von Beweismaterial.[5]

Popkulturelle Rezeption[Bearbeiten]

Seit Mitte der 2000er-Jahre erfreut sich die Gürtelung zunehmender Beliebtheit in der subkulturell geprägten Hardcore-Szene Italiens. Die politisch rechte Rockgruppe Zetazeroalpha widmete der Gürtelung eigens ein Lied des Titels La cinghiamattanza ("Die Gürtelschlacht"), bei dessen Abspielen die Konzertgäste sich oberkörperfrei entkleiden und gegeneinander mit Gürteln kämpfen. In der Folge entwickelte sich unter italienischen Jugendlichen eine Netzkultur, die die Gürtelung als Kräftemessen glorifizierten und eigene Aufnahmen von kollektiven Gürtelungen online stellten.[6] Während seinerzeit auch Jugendmagazine über den neuen Trend empört reagierten, äußerten Praktizierende der Gürtelung: "Wir machen uns lustig, [...] es ist ein Spiel. Sie beschuldigten uns, gewalttätig zu sein, aber es wird zwischen Freunden gemacht. Niemand benutzt den Gürtel außer unter Freunden. Verstehst du nicht, dass es Ironie ist?".[7]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Tiroler Landearchiv: Tiroler Geschichtsquellen. In: Inernetseite der Tiroler Landesregierung. Tiroler Landesarchiv, 8. September 2020, S. 235 .
  2. Tiroler Tageszeitung: Prügel-Video schlägt hohe Wellen: Sterzinger “Tuifl“ verteidigen sich. In: Tiroler Tageszeitung Online-Ausgabe. 10. Dezember 2019, abgerufen am 8. September 2020.
  3. Vienna Online: "Mit Gürteln geschlagen": Mögliches Aufnahmeritual in der Südstadt. In: Vienna.at. VIENNA.AT, 15. Dezember 2017, abgerufen am 8. September 2020.
  4. Cinghiamattanza. 8. Juni 2008, abgerufen am 9. September 2020 (deutsch, automatisch, übersetzt, aus, dem, italienischen).
  5. Staatsanwaltschaft Heidelberg: Pressemitteilung 08.09.2020. 8. September 2020, abgerufen am 9. September 2020.
  6. Laura Mari: 'Cinghiamattanza', le botte a destra. In: la Repubblica Online. La Repubblica, 18. Februar 2008, abgerufen am 9. September 2020 (italiano).
  7. Miro: Cinghiamattanza. In: ilFondo - magazine dir miro renzaglia. 8. Juli 2008, abgerufen am 8. September 2020 (italiano).

https://www.tirol.gv.at/fileadmin/themen/kunst-kultur/landesarchiv/downloads/TGQ34_OCR_Gesamt_homepage.pdf


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