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Gustav Jäger (Bildhauer)

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Gustav Friedrich Felix Jäger (* 23. März 1908 in Stuttgart, † 4. September 1993 ebenda) war ein deutscher Bildhauer und Maler.

Leben[Bearbeiten]

Herkunft[Bearbeiten]

Gustav Jäger wurde am 23. März 1908 als ältestes Kind von Pauline Jäger (geb. Bosch, 1884–1947) aus Dettingen bei Heidenheim und dem aus Neuberg bei Asch in Deutsch-Böhmen (heute Tschechien) stammenden Konditor Gustav Jäger (1881–1958) in Stuttgart geboren.

Werdegang[Bearbeiten]

Seine Kindheit verbrachte Jäger mit seinen beiden jüngeren Geschwistern Paula (1909–2002) und Erich (1920–2010) im Stuttgarter Osten, Norden und Zentrum, wo er bis 1923 die Bürgerschule besuchte. Obwohl sein Vater für ihn eine Beamtenlaufbahn vorgesehen hatte, gelang es Jäger, seine künstlerischen Neigungen – er wollte Kunstmaler werden – bei der Ausbildungswahl miteinzubeziehen.[1] Seine Lehre zum Steinbildhauer absolvierte er von 1923 bis 1927[2] bei Richard Schönfeld, dessen Steinmetzbetrieb bis heute in der Hackstraße 16 im Stuttgarter Osten zu finden ist.[3] Nach Abschluss der Lehre arbeitete Jäger als Geselle bis 1939 weiter bei Schönfeld und beteiligte sich an Aufträgen für Skulpturen, Denkmäler und Grabsteine.[1] Parallel dazu besuchte Jäger Kurse bei dem Bildhauer und Medailleur Rudolf Pauschinger (1882–1958) an der Volkshochschule. Am 21. Juli 1934 heiratete Gustav Jäger die Kontoristin Margarete (‚Gretl‘) Ottilie Tausch, (1910–1999), mit welcher er ab August 1934 im Stadtteil Gablenberg wohnte. Am 25. August 1935 kam das erste von drei Kindern, Gerhard Gustav Willi (1935–2003) zur Welt.

Durch die Tätigkeit bei Richard Schönfeld entstand in den 1930er Jahren der Kontakt zu Bildhauer Fritz von Graevenitz (1892–1959), der bei Schönfeld Ausführungen seiner Skulpturen in Stein in Auftrag gab. Dieser vermittelte Jäger eine Wohnung in seinem Wohn- und Ateliergebäude auf der Solitude bei Stuttgart, um ihn als Mitarbeiter in unmittelbarer Nähe seines Ateliers zu haben. 1937 zog Gustav Jäger mit seiner Familie in die Erdgeschoss-Räume des unmittelbar bei Schloss Solitude gelegenen Kavaliershauses Nummer 24, die heute das Graevenitz-Museum beherbergen. Vermutlich war Jäger ab diesem Zeitpunkt im Auftrag von Schönfeld ausschließlich für von Graevenitz zuständig. Auf der Solitude wurden die Kinder Margarete (‚Margret‘) Ottilie (1939–2011) und Walter Heinz (1944–2011) geboren.

Als Jäger im September 1940 zum Kriegsdienst eingezogen wurde, unterbrach dies vorerst auch die Zusammenarbeit mit Fritz von Graevenitz. Nach einer schweren Verwundung während des Russlandfeldzugs und der amerikanischen Kriegsgefangenschaft in Fourcarville in Frankreich kehrte Jäger im November 1945 zurück auf die Solitude, wo er sich und seine Familie zunächst als selbständiger Bildhauer und Maler über Wasser hielt. Unter der Anleitung des befreundeten Pädagogen und Zeichners Otto Breitling (geb. 1911)  führte Jäger auch das Zeichnen fort, das er während der Gefangenschaft mithilfe von schwarzer Schuhcreme statt der nicht vorhandenen Tusche gepflegt hatte.

1951 begann für Jäger ein neues berufliches Kapitel, als er Leiter der plastischen Dekorationsabteilung im Württembergischen Staatstheater wurde. Hier gelang es ihm, als Bildhauer und Kascheur auf kreative Weise mit der nachkriegsbedingten Materialknappheit umzugehen und sogar neue Techniken wie z.B. die ‚Filzpappenmethode’ zu entwickeln, mit der er große und stabile Kulissen und Requisiten herstellen konnte. 1968 trat Jäger aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand.

Bis zum Tod von Fritz von Graevenitz im Jahr 1959 war Gustav Jäger für diesen auch weiterhin als freier Mitarbeiter tätig und beteiligte sich an der Ausführung vieler Skulpturen in Stein. Auch nach 1959 lebte und arbeitete er weiter auf der Solitude – ab etwa 1970 bewohnte seine Familie allerdings das Obergeschoss von ‚Haus 24‘. Gustav Jäger starb am 4. September 1993 im Alter von 85 Jahren auf der Solitude. In der Wohnung, die bis 1999 von seiner Witwe bewohnt wurde, sind heute die Archivräume der Stiftung Fritz von Graevenitz untergebracht.

Werk[Bearbeiten]

Während Gustav Jäger hauptberuflich als assistierender und ausführender Bildhauer tätig war, beschäftigte er sich in seiner Freizeit viel mit der Malerei. Mehr als die Hälfte seines bisher bekannten Gesamtwerks, das sich heute fast ausschließlich in Familien- und Privatbesitz befindet, besteht aus Gemälden, während etwa 35 Prozent der Werke zur Plastik zählen. Grafik und Kunsthandwerk (u.a. mit farbenfrohen Bauernmalereien verzierte Möbel) nehmen dagegen eine Randstellung im Œuvre ein.

Im Bereich der Plastik schuf Jäger kleine Tierplastiken aus Holz, Gips, (Kunst-)Stein und Bronze sowie entindividualisierte menschliche Figuren aus denselben Materialien, die allesamt eine große Ruhe ausstrahlen. Dazu zählen unter anderem archaisch anmutende, sitzende Figuren, stehende Paare und in die Lektüre versunkene Lesende. Seine größte Stärke lag jedoch in den Porträts, die er in Ton und Gips modellierte und teilweise auch in Bronze gießen ließ. Da die erhaltenen Plastiken alle für den privaten Rahmen geschaffen wurden, gehen sie nur selten über das Format der Kleinplastik hinaus.

In der Malerei wählte Jäger hauptsächlich Öl auf Leinwand, griff bei einem Fünftel der bisher bekannten, ca. 270 Bilder aber auch auf andere Techniken wie Aquarell oder Pastell auf Papier zurück. Auch in Bezug auf die Gattung lässt sich eine klare Neigung erkennen, denn während Jäger verhältnismäßig wenige Stillleben, Alltagsszenen und Porträts malte, bediente er in über 80 Prozent seiner Gemälde die Gattung der Landschaftsmalerei. Seine Motive fand er auf Ausflügen auf die Schwäbische Alb und in den Schwarzwald, im Urlaub in den Alpen oder in Italien – und natürlich an dem Ort, an dem er über 50 Jahre lebte und arbeitete: auf der Solitude, die er in über 80 Bildern vom Schloss, der Allee, dem kleinen Weiher, dem Soldatenfriedhof, den vorbeiziehenden Schafherden, dem benachbarten Pferdestall, dem Werkplatz vor der heute nicht mehr existierenden Scheuer und dem eigenen Wohnhaus und Garten festhielt.

Was seine Kunst betrifft, vertrat Jäger  eine recht konservative Position. Sowohl in der Plastik als auch in der Malerei hielt Jäger an einer gegenständlichen und realistischen Darstellungsweise fest, ohne sich jedoch allzu sehr im Detail zu verlieren. Seine Plastiken besitzen mit Ausnahme der Porträts eine Tendenz zur Vereinfachung der Linien und Formen. Als Maler war Jäger Autodidakt und orientierte sich sowohl an den alten Meistern als auch an den schon längst etablierten Malern des Impressionismus und der Jahrhundertwende, die ihm aus Museen und Kunstbüchern bekannt waren. Dabei entwickelte Jäger einen ganz persönlichen, unakademischen Malstil, der größeren Wert auf die Wirkung von Licht und Farbe als auf das naturalistische Detail oder beispielsweise die exakte Umsetzung der Zentralperspektive legte. Mit den Jahren wurde Jägers Pinselstrich immer breiter und gröber. Außerdem lässt sich beobachten, dass das zeichnerische Element in seinen Gemälden zunimmt: Dunkle Linien begrenzen grob gemalte Farbflächen und die dadurch betonten Gegenstände, z. B. Tiere oder Bäume, treten im Bildvordergrund stark hervor – ein Stilmerkmal, das an post-impressionistische Künstler wie Paul Cézanne, Henri Toulouse-Lautrec und Paul Gauguin, aber auch ein wenig an die Expressionisten der Brücke und des Blauen Reiters erinnert. 

Ausstellungen[Bearbeiten]

  • 2017: Die Solitude als Motiv und Heimat für Künstler. Gustav Jäger (1908–1993) – Bildhauer und Maler, Graevenitz-Museum Stuttgart.

Literatur[Bearbeiten]

  • Jäger, Gustav. In: Gert Nagel: Schwäbisches Künstlerlexikon. Vom Barock bis zur Gegenwart. Verlag Kunst und Antiquitäten, München 1986, ISBN 3-921811-36-8, S. 63.
  • Stefanie Natterer: Die Solitude als Motiv und Heimat für Künstler. Gustav Jäger (1908–1993) – Bildhauer und Maler. Ausstellungskatalog Graevenitz Museum, Stuttgart 2017.

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 Kristina Schober: Porträt der Woche. In: Stuttgarter Wochenblatt. 24. März 1988.
  2. Gert Nagel: Jäger, Gustav. In: Gert Nagel (Hrsg.): Schwäbisches Künstlerlexikon. S. 63.
  3. Schönfeld Bildhauer und Steinmetzbetrieb. Abgerufen am 5. Mai 2017.


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