Igor Kufayev
Igor Anvar Kufayev (Aussprache: [ˈkuːfəjɛv], russisch И́горь Анва́р Ку́фаев [ˈiɡərʲ ɐnˈvar ˈkufəɪf]; * 5. Januar 1966) ist ein russisch-englischer Künstler, Yogi und spiritueller Lehrer. Er wird auch Vamadeva (Sanskrit) genannt; der Name bezeichnet den „erhaltenden Aspekt von Shiva in seiner friedlichen, anmutigen und poetischen Form“.
Leben[Bearbeiten]
Igor Kufayev berichtet, dass er in seiner Kindheit viele spirituelle Erfahrungen hatte, die mit dem Erwachen von Kundalini in Zusammenhang gebracht werden. Er wurde von klein auf in klassischer Kunst unterrichtet. Er besuchte das private Studio des Kampfkünstlers und Malers Shamil Rakhimov; dieses war auch ein Treffpunkt von liberalen Denkern, Dichtern und Malern in Taschkent. Wegen des gewaltsamen Todes seines Mentors entschied sich Igor Kufayev, Künstler zu werden. Er studierte am Taschkenter Staatlichen Institut für Kultur mit einer zweijährigen Unterbrechung durch den Pflichtwehrdienst im Bereich Theater und in der Abteilung Wandmalerei. Im Jahr 1988 setzte er sein Studium an der Russischen Kunstakademie in St. Petersburg fort. Parallel zum Studium studierte er die Meisterwerke im Hermitage Museum und kopierte diese zur Übung.
Aktivität als Maler[Bearbeiten]
Im Jahr 1990 verließ Kufayev Russland und zog nach Warschau in Polen. Eine Begegnung mit dem Kunstkritiker Andrzej Matynia führte zu Kufayevs erster Solo-Ausstellung, Eternal Compromise in der Monetti-Galerie, Warschau. Kufayev wurde eingeladen, mit seinem Werk Compromise,[1] neben Werken wie der Schwarzen Madonna von Tschenstochau und der mexikanischen Unsere Liebe Frau von Guadalupe sowie Meistern wie Christian Boltanski, am Meeting of Sacred Images des Museums für Völkerkunde in Warschau teilzunehmen.
1991 zog Kufayev nach London, im selben Jahr kam seine Tochter aus erster Ehe bei einem Autounfall ums Leben. Dies führte bei ihm zu einer längeren Schaffenspause. Am Ende derselben malte er einen Zyklus dramatischer Gemälde. Diese Bilder, seiner Tochter Laura gewidmet, waren 1994 in einer Solo-Ausstellung mit dem Titel Burnt Earth zu sehen. Durch diese Ausstellung wurde er in der Londoner Kunstszene bekannt.[2]
Kufayev etablierte sich als Künstler in London und eröffnete dort sein eigenes Studio, in dem er alljährlich zu privaten Ausstellungen einlud. Der Zauber Tondo wurde auf die Kommission hin geschaffen, die Igor Kufayev von der Elton John AIDS Foundation erhielt, um die Aufführung von Mozarts Oper Die Zauberflöte im Christie’s-Hauptquartier in St. James’s in London im Herbst 1995 zu begleiten. Im Januar 1996 erhielt Kufayev die englische Staatsbürgerschaft. Die folgende Serie von vier Tondos, die den gleichen Titel, Zauber,[3] tragen, benötigten zwei Jahre bis zur Fertigstellung (1995–1997). 1994 wurden der Künstler und sein Werk in der Tageszeitung The Independent besprochen,[4] 2001 erwähnte ihn der bekannte Kritiker Brian Sewell in seiner Kolumne im Evening Standard.[5]
Spiritualität[Bearbeiten]
Kufayev praktizierte Yoga. Im Jahr 1996 wurde er eingeführt in die Transzendentale Meditation des Maharishi Mahesh Yogi. Er studierte diverse spirituellen Traditionen mit spezieller Betonung von indischer Philosophie, Sufi und Zen. Im Jahr 2001 erlebte er eine radikale Transformation des Bewusstseins[6][7]. Er verließ seine Kunst-Karriere und verbrachte in den folgenden fünf Jahren lange Stunden der Meditation. In dieser Zeit entdeckte er die Lehren von Swami Muktananda, die ihn zur Tradition des Kaschmirischen Shivaismus führten.[8]
Seit 2012 bietet Kufayev sowohl Online-Seminare an als auch Zusammenkünfte und Retreats weltweit. [9]
Obwohl sein anfängliches spirituelles Training im Rahmen der Transzendentalen Meditation stattfand, verwendet Kufayev mittlerweile überwiegend Methoden des tantrischen Kaschmirischen Shivaismus[10][11] in seiner Lehre, da die Doktrinen des Kaschmirischen Shivaismus am unmittelbarsten seiner direkten Erfahrung von spiritueller Transformation und der Natur der Realität entsprechen. Kufayevs Studien schöpft jedoch auch aus anderen Traditionen, wie dem Sufismus oder Zen.
Er bezeichnete seine Lehre als „den Weg des Herzens“ und erläutert, dass dieser Weg die nicht-intellektuelle und direkte Erkenntnis der Essenz der eigenen Realität ist — der jegliche Tradition transzendiert, da er der Definition nach nicht durch eine Serie von Doktrinen eingegrenzt werden kann. Wissen hier ist weder mentaler oder intellektueller Art, noch zu Verstehen im Sinne von etwas, was man sich aneignen kann; es ist einfaches, direktes Wissen selbst — jenseits von Konzepten oder Grundsätzen, Verstehen, oder Sprache.[12][13]
Eine zentrale Rolle in Igor Kufayevs Lehrmethodik spielt die Übertragung von spiritueller Energie, die in erster Linie während persönlicher Events mit ihm stattfindet. Es wird beobachtet, dass Teilnehmer seiner Immersions spontane, unfreiwillige Kriyas in Form von Asanas, Pranayama, Glossolalia und harmonischem Gesang erfahren. Ein ungewöhnliches, aber beständiges Merkmal von Kufayevs Live-Events sind spontane Vokalisierungen und Oberton-Singen der Teilnehmer. Kufayev erklärt, dass diese Phänomene einerseits das Ergebnis des Freiwerdens von Stress sind, als auch durch die Manifestation von Shakti in einer Gruppe von Menschen in meditativer Trance. Teilnehmer an Kufayevs Retreats berichteten von tiefgreifenden Expansionszuständen und höheren Bewusstseinszuständen. Dies wurde von Dr. Jeffrey Martin [14] vom Center for the Study of Non-Symbolic Consciousness (CSNSC) im Mai 2016 während eines Tauchgangs am Veranstaltungsort Dancing Dear in Kalifornien, wo er die Gehirnströme von Igor Kufayev und drei seiner Schüler nachgemessen.
Im Jahr 2014 gründete Igor Kufayev seine Organisation Flowing Wakefulness Fellowship, die sich der Berufung verschreibt, „als Plattform zu dienen, um Möglichkeiten einer Bewusstseins-basierten Kultur hervorzubringen und zu realisieren, mit dem Ziel des Erkennens, der Entwicklung und Aktualisierung des höchsten Potentials, welches in der menschlichen Geburt vorhanden ist“.[15]
Privatleben[Bearbeiten]
Kufayev hat eine erwachsene Tochter aus einer früheren Beziehung, die in Warschau, Polen, lebt. Er lebt mit seiner Partnerin und deren drei Kindern auf Mallorca, Spanien.
Literatur[Bearbeiten]
- Freimann, Amir. "Living Transcendence: A Phenomenological Study of Spiritual Exemplars," PhD thesis, University of Haifa, Israel. In Progress Feb 2019 - Present
- McNay Iain and Renate McNay: Conversations on Awakening: Part One. White Crow Books, 2019, ISBN 978-1-78677-093-6, S. 280.
Weblinks[Bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Compromise (Memento vom 4. Oktober 2013 im Internet Archive)
- ↑ Burnt Earth (Memento vom 26. April 2012 im Internet Archive)
- ↑ Zauber Series (Memento vom 5. Oktober 2013 im Internet Archive)
- ↑ Burnt offerings. The Independent, 1. Juli 1994.
- ↑ Your Choice for the Turner Prize. Evening Standard, 25. Mai 2001
- ↑ Игорь Куфаев, художник, эзотерик (mp3, russisch) Севаоборот – Igor Kufayev im Interview mit Sewa Nowgorodzew beim BBC Russian Service, 21. Oktober 2006.
- ↑ Igor Kufayev - ‘The Impact Of Awakening’ - Interview mit Iain McNay. Conscious TV. 17 September 2013.
- ↑ Aesthetic Rapture – Transformative Power of Beauty. Film by Caroline Harrison. California, November 2014.
- ↑ D. E. Osto: An Indian Tantric Tradition and Its Modern Global Revival. 1. Auflage. Contemporary Nondual Saivism, 2020, ISBN 978-1-00-004929-9, S. 212 (routledge.com).
- ↑ Podiumsdiskussion über Kashmir Shaivism mit Sally Kempton, Igor Kufayev, & Menas Kafatos - Buddha At the Gas Pump Interview #257, moderiert von Rick Archer. Aufnahme vom Oktober 24, 2014
- ↑ Learning From the Spiritual Traditions – Kashmir Shaivism #514, interviewed by Thomas Steininger. Broadcast on Radio Evolve, Oktober 28, 2021
- ↑ Spontaner Yoga – Von Gnade berührt, Artikel von Igor Kufayev. Veröffentlicht in Yoga Aktuell Magazin, Ausgabe 102, Februar/März 2017, Seite 70
- ↑ The World is As You See It, Artikel von Igor Kufayev. Veröffentlicht in Namarupa: Categories of Indian Thought, Ausgabe 17, Sommer 2013
- ↑ Dr. Jeffery Martin, Center for the Study of Non-Symbolic Consciousness (CSNSC)
- ↑ Kundalini Die Definition Des Undefinierbaren, Artikel von Igor Kufayev. Veröffentlich in Yoga Aktuell Magazin, Mai 31, 2022.
Personendaten | |
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NAME | Kufayev, Igor |
ALTERNATIVNAMEN | Kufayev, Igor Anvar (vollständiger Name); ˈ (IPAc-de); Ru, Igor (Lang) |
KURZBESCHREIBUNG | russisch-englischer Künstler, Yogi und spiritueller Lehrer |
GEBURTSDATUM | 5. Januar 1966 |
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