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Intimizid

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Als Intimizid bezeichnet man die Tötung des Intimpartners. Der Begriff wird vor allem in der Beurteilung von bestimmten Tötungsdelikten in Strafverfahren verwendet, so etwa in der forensisch-psychiatrischen Begutachtung und juristischen Beurteilung der Schuldfähigkeit eines Täters.

Intimpartner (Definition)[Bearbeiten]

Als Intimpartner wird der Sexualpartner bezeichnet, unabhängig von der Dauer und Art der intimen Beziehung, allerdings nur bei einvernehmlicher, freiwilliger Entscheidung beider Sexualpartner, eine intime Beziehung einzugehen, unabhängig von Art und Dauer der Beziehung. Die Tötung eines Vergewaltigungsopfers zur Verdeckung der Straftat oder aus sexuell-sadistischen Gründen fällt nicht in die Kategorie Intimizid.

Etymologie[Bearbeiten]

Der Begriff „Intimizid“ wurde von Marneros eingeführt mit der Absicht, andere schon vorhandene, aber häufig unspezifische oder unpräzise Begriffe wie z. B. Gattenmord zu ersetzen oder zusammenzufügen. Im englischen Sprachraum wird auch der Begriff intimate partner homicide (IPH) verwendet.[1] Intimizid ist abgeleitet von lateinischen „Intimus“ (= der engste, der vertrauteste, der geheimste Freund) und „caedere“ (= töten). Der Begriff ist analog zu den Begriffen Suizid (Selbsttötung), Homizid (Tötung eines Menschen), Filizid (Tötung des eigenen Kindes), Infantizid (Tötung des Kleinkindes), Neonatizid (Tötung des Neugeborenen), Femizid (Tötung von Frauen und Mädchen), Genozid (Völkermord) etc. gebildet, aber nicht bezogen auf ein bestimmtes Geschlecht von Täter und Opfer und umfassender als andere früher gebräuchlichen Begriffe.[2]

Typen und Korrelate[Bearbeiten]

Marneros hat die Situationen, die der Tötung des Intimpartners vorausgehen, als „prä-intimizidale Konstellationen“ bzw. „Situationen“ bezeichnet und sie unter Berücksichtigung der Auswertung von 446 Delikten "gegen das Leben", darunter 80 Delikte "gegen das Leben des sexuellen Intimpartners", in einem multidimensionalen System kategorisiert.[3] Dieses multidimensionale System betrachtet das Interaktionssystem von Täter und Opfer, die emotional-psychologischen Prozesse, Persönlichkeit und psychopathologische Gegebenheiten sowohl von Täter als auch Opfer als ein kommunizierendes System. Intimizid kommen sowohl in festen als auch ungefestigten Partnerschaften vor, wobei sich die Dynamik einer Reihe von Subtypen [4] zuordnen lässt, die auch für die Beurteilung der Schuldfähigkeit des Täters von Bedeutung sind. Bei einem Teil der Intimizide ist die Tat das Ergebnis einer Affekthandlung.

Geschlechtsspezifität[Bearbeiten]

Gewaltdelikte werden deutlich häufiger von Männern als von Frauen begangen (um die 80 %).[5] Aber bei zwei Arten von Gewaltdelikten stellt sich die Situation anders dar. Zum einen beim Infantizid, also der Tötung des eigenen Kindes, bei der Frauen als Täterinnen überrepräsentiert sind. Beim Neonatizid, der Tötung des Neugeborenen (einer Unterform des Infantizides), sind Frauen sogar fast ausschließlich die Täterinnen.[6] Eine weitere Ausnahme bezogen auf die Geschlechtsverteilung von Gewalttaten ist der Intimizid – die Täter sind zwar in der Mehrzahl Männer, aber Frauen sind im Vergleich zu anderen von Frauen begangenen Gewalttaten (Ausnahme Infantizid, insbesondere Neonatizid) häufiger vertreten,[7][8] Nicht selten hat der von Frauen begangene Intimizid den Charakter von Selbstschutz bzw. Schutz der Kinder gegen das von dem Intimpartner ausgehende aggressive, bedrohende oder tyrannische Verhalten. Trotzdem sind die Intimizidopfer in der Mehrzahl Frauen.,[9][10]

Häufigkeit[Bearbeiten]

Die Beendigung einer intimen Partnerschaft durch einen Intimizid ist extrem selten; genaue Erhebungen dazu gibt es allerdings nicht. Eine Reihe von Untersuchungen konnte jedoch zeigen, dass Frauen, die in einer nicht-ehelichen Beziehung mit ihrem Intimpartner leben, ungleich häufiger Opfer eines Intimizids werden, nämlich etwa neunmal häufiger als verheiratete Frauen.[11] Andere Untersuchungen zeigten eine sinkende Tendenz von Intimiziden in Ehen,[12][13][14].[15] So waren im Jahr 1979 15 Ehefrauen pro 1.000.000 Ehepaare das Opfer, im Jahr 1998 nur noch 7. 1979 wurden 5 Ehemänner pro 1.000.000 Ehepaaren Opfer eines Intimizides, 1998 2 pro 1.000.000 Ehepaaren.[16]

In Zusammenfassung zeigen die vorhandenen statistischen Untersuchungen folgendes:

  • Frauen sind deutlich häufiger Opfer eines Intimizids, die Täter vorwiegend Männer.
  • Frauen, die nicht in einer eheähnlichen Beziehung mit ihrem Intimpartner lebten, sind mehr gefährdet, von ihrem Intimpartner getötet zu werden, als verheiratete Frauen.
  • In einer ehelichen Beziehung reduziert sich die Gefahr einer Ehefrau, von ihrem Mann getötet zu werden, je älter sie ist.
  • In nicht-ehelichen Lebenspartnerschaften sind am ehesten Frauen mittleren Alters gefährdet.
  • Je größer die Altersdifferenz zwischen den Partnern, desto größer die Gefahr des Intimizids.
  • Der Intimizid bzw. der versuchte Intimizid findet am häufigsten in etablierten Partnerschaften statt – unabhängig davon, ob sie als Ehe oder in einer anderen Form besteht.

Weiterführende Literatur[Bearbeiten]

  • Andreas Marneros: Affekttaten und Impulstaten. Forensische Beurteilung von Affektdelikten. Schattauer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-608-42517-8.
  • Andreas Marneros: Intimizid. Die Tötung des Intimpartners. Ursachen, Tatsituationen und forensische Beurteilung. Schattauer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-608-40013-7.
  • Terence D Miethe, Wendy C Regoeczi: Rethinking Homicide. Cambridge University Press, Cambridge /UK 2004, ISBN 978-0-521-83299-1
  • Rasch Wilfried: Tötung des Intimpartners. Enke, Stuttgart 1964

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. E. Mützel, A. Auberlen-Pacholke, G. Lindemaier und J. Schöpfer: Intimizid in Bayern in den Jahren 2004–2007. 2. November 2014, abgerufen am 3. Juli 2021.
  2. vgl. Wilfried Rasch: Tötung des Intimpartners. Enke, Stuttgart 1964, ISBN 9783884146149
  3. Marneros, 2008, S. 11f.
  4. Marneros, 2008, S. 10, 45f.
  5. Terence D Miethe, Wendy C Regoeczi: Rethinking Homicide. Cambridge University Press, Cambridge /UK 2004, ISBN 978-0-521-83299-1, S. 72f
  6. Anke Rohde A, Diana Raic, Karin Varchmin-Schultheiß, Andreas: Infanticide: Sociobiographical background and motivational aspects. Arch WomensMentHealth 1:125–130, 1998
  7. Marneros, 2008, S. 213 f.
  8. Terence D Miethe, Wendy C Regoeczi: Rethinking Homicide. Cambridge University Press, Cambridge /UK 2004, ISBN 978-0-521-83299-1, S. 130f.
  9. Marneros, 2008, S. 229 f.
  10. Terence D Miethe, Wendy C Regoeczi, 2004, S. 130f, 227f.
  11. Marneros, 2008, S. 213 f.
  12. TK Shackelford: Cohabitation, marriage and murder: Woman-killing by romantik partner. Aggressive Behavior, 27 (4), 284-291, 2001
  13. TK Shackelford, J Mouzos: Partner killing by men in cohabiting and marital relationships. Journal of Interpersonal Violence, 20 (10) 1320—1324, 2005
  14. Serran, Firestone, 2004
  15. A Gallup-Black: Twenty years of rural and urban trends in family and intimate partner homicide – does place matter? In: Homicide Studies, 9 (2),149-173, 2005
  16. Shackelford, Mouzos, 2005


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