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Islam und Demokratie

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(verschoben von Islamdemokratie)

Die Islamdemokratie oder Muslimdemokratie (abgleitet aus islamisch-demokratisch beziehungsweise muslimisch-demokratisch) ist eine politische Ideologie, welche islamische Werte mit einem demokratischen System verbindet. Die Grundlage islamisch-demokratischen Handelns bildet der Anspruch, islamische Werte in der politischen Arbeit einfließen zu lassen, wobei der Staat nicht einseitig auf den Islam im Sinne eines islamischen Staates ausgerichtet, sondern als westliche orientierte Demokratie mit einer gewissen Trennung zwischen Religion und Staat beibehalten wird.[1]

Entstehung und Begriffsabgrenzung[Bearbeiten]

Die Idee sowie der Begriff der Islamdemokratie oder Muslimdemokratie ist maßgeblich von den europäischen Ideen der Christdemokratie beeinflusst worden. Anwendung findet der Begriff der Islamdemokratie vor allem seit dem Arabischen Frühling, bei welchem auch religiös ausgerichtete Gruppen den Demokratisierungsprozess beziehungsweise die Demokratisierungsforderungen vorangetrieben haben. Die Intention kam dabei insbesondere daher, dass mehrere betroffene autokratische Staaten der arabischen Welt – darunter Tunesien, Libyen oder Syrien – von säkularen und dem Arabischen Sozialismus nahestehenden Regierungen regiert wurden. So konnten islamische Gruppen insofern von der Demokratisierung profitieren, als dass durch die Aufhebung des autoritär im Staatssystem gehaltenen Säkularismus religiöse Positionen in der Politik ermöglicht werden konnten.[2]

Dabei kann die Islamdemokratie als moderate Form der Islamismus bezeichnet werden, da in moderater Weise der Islam in politische Prozesse einbezogen wird. Es wird sich jedoch sowohl vom klassischen Islamismus abgegrenzt, welcher aufgrund des im Begriff enthaltenen politischen Systems nicht mit westlichen Demokratien vereinbar ist, als auch vom militanten Islamismus und dessen übersteigert fundamentalen Auslegung des Islams beziehungsweise vom Neofundamentalismus.

Anwendung[Bearbeiten]

Ein klassisches Beispiel für eine Partei, welche die Ideologie der Islamdemokratie verfolgt, ist die tunesische Ennahda, welche sich selbst als muslimisch-demokratisch bezeichnet und sich bewusst auf die europäische Christdemokratie beruft.[1] Die Partei hat maßgeblich zur Demokratisierung Tunesiens im Zuge des Arabischen Frühlings beigetragen und sich im Folgenden als bedeutendste und vor allem stabilste Kraft des demokratischen Tunesiens herausstellen können. Dabei verfolgt die Ennahda eine gesellschaftskonservative sowie eine an die soziale Marktwirtschaft angelehnte Politik, welche ihr Fundament im Islam hat, jedoch deutlich zum pluralistischen und demokratischen Staatssystem steht, da in der vorherigen säkularen Zeit des Autoritarismus vor dem Arabischen Frühling religiöse Einflüsse auf politische Prozesse streng unterbunden wurden. Außerdem positioniert sich die Ennahda auch als pro-westlich und gesellschaftspolitisch gemäßigt anstatt fundamental konservativ. Die Ennahda kooperiert unter anderem in Koalitionen auch mit säkularen und linken Parteien. Dadurch konnten sich rechts der Ennahda auch antiimperialistische, antidemokratische, militante, neofundamentalistische oder islamisch-fundamentalistische Parteien wie die Errahma oder al-Karama profilieren, welche innerhalb des islamistischen Spektrums die Ennahda für zu moderat halten.[3] Der Aufstieg dieser neuen islamistischen Parteien ist auch dem Versagen der Ennahda als Regierungspartei bei der Bekämpfung von wirtschaftlichen und sozialen Problemen geschuldet, womit sie ihre Formel „Islam ist die Lösung“ nicht erfüllen konnte. Dies kommt insbesondere bei der Jugend der populistischen al-Karama zugute.[4]

Kritik[Bearbeiten]

Demokratiedefizit[Bearbeiten]

Im weiteren Sinne bezeichnen sich auch konservative oder religiöse Politiker in demokratischen muslimischen Staaten als islamisch-demokratisch beziehungsweise muslimisch-demokratisch, so zum Beispiel in der Türkei oder in Malaysia. Deren Positionen heben sich insofern vom klassischen Islamismus ab, als dass diese mit den in der Regel weitgehend säkularen Staatssystemen nicht im Widerspruch stehen, sondern sich als moderat islamistische Positionen mit einem demokratischen System arrangieren. Dabei wird die leichte Auflösung des Säkularismus in Form des Einflusses islamischer Werte auf politische Handlungen als Erweiterung des Pluralismus und somit als demokratisch verstanden, obgleich stets auch eine Gefahr für die Trennung zwischen Religion und Staat und somit für das auch darauf beruhende demokratische Staatssystem besteht.[2]

So kann zum Beispiel die vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan umgesetzte Idee der „Konservativen Demokratie“ als Islamdemokratie bezeichnet werden, wobei seine teilweise Aufhebung des Säkularismus in der Türkei zugunsten einer konservativen, islamischen Politik mit einer Einschränkung der Demokratie in der Türkei im Zusammenhang steht. Daraus resultiert auch die Frage, inwiefern der Islam in politischen Prozessen (quasi eine Form des politischen Islams) mit einer westlichen Demokratie überhaupt verträglich ist und ob die Islamdemokratie überhaupt eine praxistaugliche politische Theorie ist.[5]

Religiöser Radikalismus[Bearbeiten]

Mehrere der Islamdemokratie zugeordneten Parteien haben Verbindungen zu beziehungsweise sind Teil der Muslimbruderschaft, welche in westlichen Ländern als radikal-islamistische Organisation angesehen wird, da ihre ideologische Grundlage des Panislamismus einen expansiven Islam sowie oft die Ansicht der Überlegenheit des Islams enthält und zudem historisch anti-europäisch und bedingt anti-westlich ist. Zudem ist sie gegen die Trennung zwischen Religion und Staat.[6]

Aufgrund dieses Radikalismus der Muslimbruderschaft wird die Abgrenzung der moderat und tolerant erscheinenden Islamdemokratie gegenüber dem klassischen Islamismus bei Parteien mit Verbindungen zur Muslimbruderschaft angezweifelt, da die Ideologie der Muslimbruderschaft nicht kompatibel mit einer westlichen Demokratie scheint, sondern eher in Anlehnung an die Theorie eines islamischen Staates wie im klassischen Islamismus formuliert ist. Dennoch waren Parteien wie die Ennahda – möglicherweise im Gegensatz zu der Muslimbruderschaft insgesamt und damit die Islamdemokratie anstatt des Islamismus vertretend – in der realen politischen Arbeit tolerant auch gegenüber säkularen Parteien.[7]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 . Abgerufen am 28. April 2020.
  2. 2,0 2,1 Asim Bojadz, Erwin Peterseil: Islamdemokratie ? Atheisten Info, abgerufen am 28. April 2020.
  3. Tunisie : la coalition al-Karama, un mistigri islamiste au Parlement. Abgerufen am 28. April 2020 (français).
  4. Petra Ramsauer: Muslimbrüder: Ihre geheime Strategie. Ihr globales Netzwerk, Styriabooks, 2014, ISBN 978-3-99040-260-3, Kapitel 6: Grosses Reich im Rohbau, Abschnitt: Tunesien, Jordanien, Marokko: „Die Generation Demokratie“.
  5. Ergun Özbudun: From Political Islam to Conservative Democracy: The Case of the Justice and Development Party in Turkey. In: South European Society & Politics. Routledge, 2. Dezember 2009, abgerufen am 28. April 2020 (english).
  6. Michael Kreutz: Die Muslimbruderschaft | bpb. Abgerufen am 28. April 2020.
  7. The impact of the coalition on Ennahda and Nidaa Tounes. Abgerufen am 28. April 2020 (english).


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