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Jakiv Palij

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Jakiv Palij (* 16. August 1923 in Piadyki, Polen) ist ein ehemaliger Hilfswilliger der SS, der während des Zweiten Weltkriegs im Zwangsarbeitslager Trawniki in Ostpolen eingesetzt war.

Leben[Bearbeiten]

Jakiv Palij wurde 1923 in Piadyki, damals Ostpolen heute Ukraine, geboren und war als Ukrainer bis zum Ausbruch des Krieges polnischer Staatsbürger. 1941 wurde er im Zwangsarbeitslager Trawniki zu einem Hilfswilligen der SS ausgebildet. Er war laut US-Ermittlern damit beauftragt, Gefangene an der Flucht zu hindern. Die amerikanische Botschaft erklärte 2018 in einer Presseerklärung, er habe zu „unmenschlichen Lebensbedingungen“ im Konzentrationslager beigetragen. Palij bestritt 2003 in einem Interview mit der New York Times[1], an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen zu sein: er sei zu Patrouillengängen auf Brücken und an Flüssen gezwungen worden.[2][3][4] Laut US-Justizministerium diente Palij ab 1943 im Lager. Er war Teil einer Einheit, „die Gräueltaten gegenüber polnischen Zivilisten und anderen verübte“ und Mitglied des SS-Bataillon Streibel.[5][6]

Trawniki war Teil der NS-Aktion Reinhard zur systematischen Ermordung der europäischen Juden. Am 3. November 1943 erschossen SS- und Polizeieinheiten fast alle Insasssen des Lagers: 6000 Menschen.[7]

1944 wurde das Lager Trawniki geschlossen. Palij war zu diesem Zeitpunkt laut Gerichtsunterlagen schon mit SS-Truppen im Fronteinsatz.[8]

1949 setzte sich Palij in die USA ab und erhielt 1957 die amerikanische Staatsbürgerschaft. Er verheimlichte seine Tätigkeit in der SS. Stattdessen gab er an, auf einem Bauernhof und in einer Fabrik gearbeitet zu haben. In den USA arbeitete Palij als technischer Zeichner, später war er Rentner. Er lebte vor seiner Abschiebung im New Yorker Stadtteil Queens.[9]

Ermittlung und Auslieferung[Bearbeiten]

1993 hatte ein anderer ehemaliger Lagerwärter den US-Behörden den Hinweis gegeben, dass Palij „irgendwo in Amerika“ lebe. Er konnte gefunden werden und gab gegenüber den Ermittlern des US-Justizministeriums zu, falsche Angaben gemacht zu haben. „Ich hätte niemals mein Visum bekommen, wenn ich die Wahrheit gesagt hätte. Alle haben gelogen,“[10][11] sagte Palij damals und räumte ein, in Trawniki gedient zu haben. Er bestritt jedoch, an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen zu sein.[10] Er habe nur als Wachmann gearbeitet, weil seine Familie bedroht gewesen sei, sagte er. Bei einer zweiten Befragung 2001 unterzeichnete Jakiw Palij ein Dokument, in dem er einräumte, Wachmann in Trawniki und Mitglied des Bataillons Streibel gewesen zu sein. 2004 ordnete ein US-Richter die Ausweisung Palijs an. Diese scheiterte jedoch, da weder Polen, noch die Ukraine, noch Deutschland ihn aufnehmen wollten.[10] Seine Anwesenheit in der Stadt verärgerte New Yorker Politiker, die die US-Regierung unter Druck setzten, ihn aus dem Land zu schaffen. Die gesamte New Yorker Delegation im US-Kongress unterzeichnete im Juli 2017 einen Brief an das US-Außenministerium, in dem sie auf die Abschiebung drängte. Palij war der letzte überlebende der NS-Kriegsverbrechen Verdächtige, der in den USA lebte.[12][13]

Im April 2018 protestierten einige dutzende Menschen, darunter auch Schüler der Jüdischen High School vor dem beschaulichen Reihenhaus in Queens, in dem Palij lebte. Sie forderten, dass Palij abgeschoben werden sollte.[13]

Im August 2018 wurde er aus seiner Wohnung in Queens nach Deutschland abgeschoben.[14] Am Morgen des 21. August 2018 landete eine Militärmaschine auf dem Flughafen Düsseldorf. Von dort wurde Palij per Krankentransport in eine Altenpflegeeinrichtung in Ahlen gebracht.[15][16] Ein Grund der Abschiebung ist, dass ihm in den USA kein Prozess wegen der ihm vorgeworfenen Straftaten im Ausland gemacht werden kann. Dass ihm in Deutschland der Prozess gemacht wird, erscheint jedoch unwahrscheinlich. Die Staatsanwaltschaft Würzburg leitete 2015 Ermittlungen gegen Palij ein; aus Mangel an Beweisen wurden diese aber eingestellt. Bei der Zentralstelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg liegt der Fall als „Vorermittlungsvorgang“ (Aktenzeichen AR-Z 10/15).[17][18]

Reaktionen[Bearbeiten]

Der US-Botschafter in Deutschland Richard Grenell sagte nach Palijs Abschiebung, er habe in jüngerer Zeit den Fall Palij immer wieder bei der Bundesregierung vorgebracht und nach Bildung der Regierung des Kabinett Merkel IV hätte eine „neue Energie“ für Verhandlungen in der Sache geherrscht.[8][19]

Am Tag seiner Ankunft in Deutschland erklärte das Auswärtige Amt, mit der Aufnahme des SS-Mitglieds Palij setze die Bundesregierung ein „klares Zeichen der moralischen Verantwortung Deutschlands“.[20]

Weiterführende Literatur[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Corey Kilgannon: Accused Nazi Guard Speaks Out, Denying He Had Role in Atrocities. (nytimes.com [abgerufen am 21. August 2018]).
  2. Jakiv Palij: USA schieben früheren KZ-Wächter nach Deutschland ab. In: ZEIT ONLINE. (zeit.de [abgerufen am 21. August 2018]).
  3. Helene Bubrowski, Reiner Burger, Berlin/Düsseldorf: Jakiv Palij: Amerika schiebt KZ-Aufseher nach Deutschland ab. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 21. August 2018]).
  4. usembassy.gov: Presseerklärung US-Botschaft Berlin
  5. tagesschau.de: USA schieben Ex-KZ-Aufseher nach Deutschland ab. Abgerufen am 21. August 2018 (deutsch).
  6. Jakiw Palij: USA schieben früheren KZ-Aufseher nach Deutschland ab. (handelsblatt.com [abgerufen am 21. August 2018]).
  7. America's last known Nazi collaborator is deported to Germany. In: NBC News. (nbcnews.com [abgerufen am 21. August 2018]).
  8. 8,0 8,1 Alleged Nazi Labor Camp Guard Deported To Germany. Abgerufen am 21. August 2018 (english).
  9. Jakiw Palij: USA schieben früheren KZ-Aufseher nach Deutschland ab. (handelsblatt.com [abgerufen am 21. August 2018]).
  10. 10,0 10,1 10,2 USA schieben früheren KZ-Aufseher nach Deutschland ab. In: handelsblatt.de. (handelsblatt.com [abgerufen am 21. August 2018]).
  11. US deports 95-year-old former Nazi camp guard to Germany - The Boston Globe. In: BostonGlobe.com. (bostonglobe.com [abgerufen am 22. August 2018]).
  12. Erin Durkin: 'It finally happened': the long fight to expel America’s last known Nazi. 22. August 2018, abgerufen am 22. August 2018 (english).
  13. 13,0 13,1 Die USA wollen den letzten dort lebenden NS-Funktionär nach Deutschland abschieben. In: Vice. 23. Mai 2018 (vice.com [abgerufen am 22. August 2018]).
  14. Jakiv Palij: USA schieben früheren KZ-Wächter nach Deutschland ab. In: ZEIT ONLINE. (zeit.de [abgerufen am 21. August 2018]).
  15. [1], Washington Post, 21. August 2018
  16. Amerika schiebt KZ-Aufseher nach Deutschland ab, FAZ.net 21.8.2018
  17. USA schieben KZ-Aufseher nach Deutschland ab. In: www.t-online.de. (t-online.de [abgerufen am 21. August 2018]).
  18. Kommt der SS-Mann mit 95 jetzt vor Gericht? In: bild.de. (bild.de [abgerufen am 21. August 2018]).
  19. USA schieben früheren Nazi-Kollaborateur nach Deutschland ab. In: aachener-nachrichten.de. (aachener-nachrichten.de [abgerufen am 21. August 2018]).
  20. USA schieben früheren KZ-Wächter nach Deutschland ab. In: AFP.com. (afp.com [abgerufen am 21. August 2018]).


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