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Jo Köhler

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Jo Köhler

Jo Köhler (* 6. Dezember 1960 in Hildesheim) ist ein deutscher Lyriker, Kulturinitiator und Literaturvermittler. Köhler ist Mitbegründer des Forum-Literaturbüros in Hildesheim. Sein literarische Werk umfasst über 1000 Gedichte und Essays, Erzählungen und einen Roman.

Leben[Bearbeiten]

Jo Köhler wurde 1960 in Hildesheim geboren. Schon während seiner Schulzeit entwickelt sich das Schreiben für den Hildesheimer Dichter, Literaturvermittler und Projektkünstler zum zentralen Ausdrucksmittel. Von 1979 bis 1984 besuchte Köhler auf väterlichen Wunsch hin das Wirtschafts-Gymnasium in Hildesheim und begann anschließend ein BWL-Studium.

„Als Kind bekam ich von meinem Vater oft die Botschaft zu hören, dass ich ein Nichtsnutz wäre und für nichts richtig taugen würde. Dieses scheinbar Unnütze zu kultivieren, wurde mir eine starke Antriebskraft in meinem weiteren Leben. Vor allem faszinierten mich schon immer die Magie der Buchstaben und das Schaffen von dichterischen Lebensräumen.“[1] Dem wendete er sich ab 1982 mit immer größerer Kraft zu.

Ab 1987 veröffentlicht er zunächst im Selbstverlag, 1989 erschien sein erster Lyrik-Band „Dichtung hin - Wahrheit her“.

1998 wurde er im KÜRSCHNER (Kürschners Deutscher Literaturkalender, K.G. Saur Verlag) als Autor aufgenommen. Jo Köhler ist der Gründer des Forum-Literaturbüros, einem Förderverein für Literatur in Hildesheim.

Jo Köhler ist verheiratet und Vater eines Sohnes sowie Großvater einer Enkelin.

Köhler als Autor[Bearbeiten]

Gerhard Schröder schrieb über Köhlers Kunst: „Ihre Gedichte habe ich gelesen und mich daran und darüber gefreut. Sie zeigen doch, wie wichtig Kunst für den Menschen, sein Wohlbefinden und seine Orientierung ist. […] Sie soll nicht nur gefallen, sondern sie muss auch provozieren, um aus gefahrenen Bahnen des Denkens herauszuführen.“[2]

Jo Köhlers Werke, die er seit Ende der 1980er Jahre veröffentlicht, beschäftigen sich mit gesellschaftspolitischen Themen sowie Innenbetrachtungen des Ichs im 21. Jahrhundert. Seine literarischen Werke veröffentlichte Köhler zunächst vor allem in Anthologien u.a. bei den Verlagen Thaleia oder Gauke. Später werden seine Essays, Gedichte und ein Roman als Monographien in unterschiedlichen Verlagen veröffentlicht. Für seine literarischen Arbeiten wurde Köhler mit verschiedenen Auszeichnungen gewürdigt.

Bibliografie[Bearbeiten]

  • „Inselufer“, Lyrik, 1987
  • „Zunge in Brand“, Lyrik, 1988
  • „Dichtung hin/Wahrheit her“, Prosa und Liebeslyrik, 1989
  • „Friedensbrüche“, Lyrik, 1990
  • „Hell-Blau“, Lyrik, 1990
  • „Mensch ohne Haut“, Lyrik, 1991
  • „Zart/Bitter“, Lyrik, 1991
  • „Blaues Wunder“, 1993
  • „Experimenteller Lyrik-Kalender“, 1994
  • „Sich einander begegnen – sich voneinander entfernen“, 1995
  • „Von Mensch zu Mensch“, Thaleia-Verlag, Saarbrücken, 1996
  • „Und doch“, Fouque-Verlag, Frankfurt am Main, 1997
  • „Eine Frage der Zeit“, IKW-Verlag, Hildesheim, 2000
  • „In der Nähe die Ferne“ IKW-Verlag, Hildesheim, 2001
  • Roman „Die gespresste Zeit“, Amazon, 2015
  • „Upgrade - Versuch einer Annährung“, BoD, 2018
  • „Geankert: bei weitem, bei nahem“, BoD Gedichte und Essays, 2019
  • „TimeOut: Oder eine andere Zukunft gibt“, BoD, Gedichte und Essays, 2020
  • „Grenzseitig“, BoD, 2020
  • „Backup“, BoD, 2022
  • „Zerglückt“, Gedichte und Essays, BoD, 2023
  • „Ins Licht", Gedichte und Essays, BoD, 2023

Veröffentlichungen in Anthologien[Bearbeiten]

  • „Kontinuum“ in: Gaukes-Lyrik-Kalender, Gauke-Verlag, Lütjenburg, 1997
  • Erzählung „Merkwürdige Geschichte“ in: „In der Nähe der Ferne", IKW-Verlag, Hildesheim, 2001
  • „Gedichte gegen Gewalt“ in: „Wieder schlägt man ins Kreuz die Haken", Heike-Wenig-Verlag, Dorsten, 2001
  • „Midlife“ in „Manfred Hausins Erzpoet & Eulenspiegel. Manfred Hausin in Wort, Bild und Dokumenten", Mitzkat-Verlag, Holzminden, 2004
  • „Herbst II November“ in "Nationalbibliothek des deutschsprachigen Gedichtes. Ausgewählte Werke VIII", Realis-Verlag, Gräfeling, 2005
  • „Liebe Unser“ in „Nationalbibliothek des deutschsprachigen Gedichtes. Ausgewählte Werke X", Realis-Verlag, Gräfeling (2007)

Preise und Auszeichnungen[Bearbeiten]

1998 wird er im KÜRSCHNER (Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, K.G. Saur Verlag) als Autor aufgenommen: Der Kürschner gilt seit 120 Jahren als einzigartiges Nachschlagewerk über Repräsentanten der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.

2002 erhielt Jo Köhler für sein Gedicht „Rügen“ den Preis der Nationalbibliothek der Deutschen Sprache. In dem Brief der Jury heißt es: „Ihr Gedicht einzigartig originelle Weise (was besonders in ihren Worten ‚der Sehnsucht die Durchfahrt gewähren‘ deutlich wird) ein in sprachlicher Hinsicht herausragendes Kunstwerk. Sie haben es verstanden Ihre Botschaft sehr klar zu vermitteln. In der Bildgestaltung bringen Sie Ihr bemerkenswert großes Sprachgefühl voll zur Geltung. Sie schöpfen hier jedenfalls aus einem guten Sprachbewusstsein. Zusammenfassend kann ich sagen, dass sich ein äußerst bemerkenswertes Stück Poesie ergibt.“[3]

Im selben Jahr erhielt er den Dorstener Lyrikpreis.

2008 zeichnet ihn die Bibliothek deutschsprachiger Gedichte in München aus.

2022 erhielt Köhler ein Arbeitsstipendium durch das Land Niedersachsen.

Erwähnungen in anderen Kunstwerken[Bearbeiten]

Der Bildhauer Christian Prenzler verwendete eins von Köhlers Büchern in seinem Kunstwerk ‚Stein im Brett‘. Des weiteren fertigte er eine Reihe von Stein-Skulpturen an, in die Gedichte Köhlers eingemeißelt sind und die heute im Marienfriedhof in Hildesheim zu sehen sind. Holzdesignerin Karola Mittelstaedt verband Gedichtfragmente Köhlers mit Holzkisten und gewann damit den Niedersächsischen Landespreis, worauf eine Ausstellung in New York folgte.

Ingo Cesaro, Freier Schriftsteller aus Kronach, besonders bekannt für seine Kurzgedichte in Anlehnung an die japanischen Haikus, Mitglied im P.E.N, Preisträger der Deutschen Haiku Gesellschaft, bedruckte verschiedene Kissen mit Köhlers Worten in seiner mobilen Druckerpresse nach Gutenberg‘scher Art.

Tätigkeit als Kulturvermittler[Bearbeiten]

Neben der Veröffentlichung eigener Literatur setzte sich Jo Köhler Zeit seines Lebens auch für die Literaturvermittlung ein. Bereits 1991 entstand die erste Idee für ein Literaturbüro in Hildesheim – als Anlaufstelle besonders für die noch werdenden und unbekannten Autoren. Aufgrund der fehlenden Finanzierung kam es vorerst aber zu keiner Realisierung eines Literaturbüros. Erst 1995 begann Jo Köhler in der Kulturfabrik Löseke damit eine Literaturabteilung aufzubauen und dies vor allem durch die Unterstützung Gerhard Schröders, der damals Ministerpräsident in Hannover war. Diese Literaturabteilung bestand hauptsächlich aus einem Offenen Autorenkreis, der sich regelmäßig in den Räumen der Kulturfabrik Löseke traf.

1996 realisiert er dann mit dem Lyrik-Garten-Konzept sein erstes Großprojekt als Literaturvermittler. Der Lyrik-Garten befand sich in der Orangerie und Park der Villa Dyes am Weinberg und war der Versuch, die Literatur, das Gedicht physisch zu materialisieren. Viele Autoren, Schreibende und Künstlern unterschiedlichster Disziplinen meldeten sich, angeregt durch das Thema „Fremd im eigenen Land“ an und nahmen an dem Festival teil. Im gleichen Jahr sorgt er mit der LITERA-TOUR ´96 für Aufsehen: 12 Autoren waren gruppenweise als "poetische Eingreiftruppe" im städtischen Linienverkehr unterwegs und belasen die Fahrgäste während der Fahrt.

Bereits ein Jahr später wird Köhler von der Stiftung Lesen in Mainz mit der AUSLESE 1997 ausgezeichnet: Eine Ehrung für Personen und Institutionen, deren Engagement, Ideen und Projekte für die Leseförderung im deutschen Sprachraum von herausragender Bedeutung sind.

Mit LITERA-TALK startet Köhler 1998 eine neue Veranstaltungsreihe. Im Juli wagt er sich erneut an das Lyrik-Garten-Konzept, diesmal zum Thema "Lebensräume...Lebensträume".

1999 gründet er das Forum Literaturbüro e.V. und schafft sich damit einen institutionellen Rahmen für seine Arbeit als Projektkünstler und Literaturvermittler. Dort ist er bis heute 1. Vorsitzender. Große Resonanz erhielt er u.a. für seine Lesung mit vier Autoren vor "schweren Jungs" in der Justizvollzugsanstalt Hildesheim. Daneben realisierte er das STADT-LYRIK-Konzept mit Lyrik-Säulen in der Innenstadt, Lyrik-Plakaten in Bussen und an Haltestellen und einer Poets-Corner-Leseaktion während des Stadtfestes.

1999 und 2000 schuf er mit den sogenannten „Lyriksäulen“ eine Reihe von dreieckigen Säulen mit einem monumentalen Charakter. Die Tafeln sind 2,50 m groß und wurden an verschiedenen Schnittstellen im öffentlichen Raum aufgehangen: am Bahnhofsvorplatz, in Kaufhäusern etc. Jugendliche des Berufsbildungszentrums in Hildesheim bauten die Säulen, die anschließend mithilfe einer eigens entwickelten Drucktechnik, ein digitales Druckverfahren gab es damals noch nicht, von einer Malerei-Firma bedruckt wurden. Die Lyriksäulen waren die ersten Versuche von Literatur im öffentlichen Raum, die sich später in den „Lesezeichen“ in den Jahren 2009/10, 2011/12, 2014, 2017, 2020 und 2023 fortsetzte.

Im Jahr 2000 veranstaltete er als Expo-Kulturprojekt die STADT-LYRIK-2000, diesmal zum Thema "Wünsche, Erwartungen, Visionen" - in Replik auf das Expo-Motto "Mensch, Natur, Technik". Neben einer neuen Generation von Lyrik-Säulen konzipierte er das EI DER TAUSEND WÜNSCHE, ein über eine Tonne schweres Marmor-Ei, hergestellt aus Marmor aus einem chinesischen Steinbruch, welches über Hongkong und Hamburg nach Hildesheim transportiert wurde und hier eine Bohrung erhielt. Eingeschlossen in dem Ei sind über 1000 Texte von über 200 Autoren. Die Texte stammen von Schreibenden und Literaten aus der ganzen Welt, darunter von Sigmar Gabriel, damals Ministerpräsident, und sammeln Visionen und Fantasien zum neuen Jahrtausend. Das Ei der tausend Wünsche stand für ein halbes Jahr etwa am Hildesheimer Marktplatz, dann war die Genehmigung abgelaufen und es wurde, trotz öffentlicher Proteste, abtransportiert und vor dem Büro des Forum Literaturbüros e.V. aufgestellt.

Im Jahr 2008 realisierte Köhler den LyrikPark, ein Kunst- und Literaturfestival auf dem Marienfriedhof im Zentrum von Hildesheim. Nach anfänglichen Schwierigkeiten den Ort überhaupt nutzen zu dürfen, gelang es doch, den Ort für das Kulturfestival nutzbar zu machen und ihn für verschiedene Lyrikinstallationen in verschiedenen Bereichen der Künste zur Verfügung zu stellen. Besondere Aufmerksamkeit wurde ihm durch das Projekt „Lebenserinnerungen – wo bin ich? Lebenserinnerungen festhalten“ zuteil. Über das biografische Schreib-Projekt für Menschen über 50 berichtete Deutschlandradio in einem über eine halbe Stunde langen Bericht, indem sie zum Teil zu den Teilnehmern nach Hause gingen, um sich die Lebens- und Arbeitsumstände der Personen vor Ort anzuschauen.

Eine weiteres von Jo Köhler entwickeltes Format zur Lese- und Literatur-Förderung bei Kindern und Jugendlichen ist Poetry-Kids. Es entstand in Zusammenarbeit mit der Universität Hildesheim und wurde 2015, 2018, 2021 und 2022 fortgesetzt. 2014 veranstaltete Köhler Workshops zur Lehrerfortbildung zum Thema „Literaturvermittlung bei Kids und Teens“.

Auch die Entwicklung der weltweit ersten Literatur-Apotheke ist 2015 durch Jo Köhler entstanden. Mit dem Projekt wird die Idee sozialer Netzwerke auf ungewöhnliche Weise mit dem unmittelbaren Austausch über Literarisches medial verbunden.

2020 entwickelte Köhler mit seinem Team das erste digitale Archiv für freie Literaturarbeit: Literapedia. Dort werden zahlreiche Projekte, Medienberichte und Ergebnisse der freien Literaturarbeit gesammelt und zugänglich gemacht.

Zum 25-jährigen Bestehen des Forum-Literaturbüros initiierte Köhler die Lesereihe "Wie wir die Welt retten" mit den Autoren Seyran Ateş, Sina Trinkwalder, Hamed Abdel-Samad, Dr. Umes Arunagirinathan und Asal Dardan.

Neben diesen besonderen Aktionen initiierte Jo Köhler noch viele weitere Projekte und Projektreihen unter anderem die Veranstaltung regelmäßiger Lyrik- und Literaturwettbewerbe.

Preise und Auszeichnungen[Bearbeiten]

Jo Köhler wurde für sein außerordentliches Engagement 1997 von der Stiftung Lesen in Mainz unter Schirmherrschaft des Bundespräsidenten mit dem Auslese-Preis ausgezeichnet: „Mit seinem Literaturprojekt, handschriftliche Texte zeitgenössischer Autoren sowie Lyrikplakate wechselweise in Bussen und an Haltestellen in Hildesheim zu präsentieren, hat das Büro zur Leseförderung beigetragen.“

Darüber hinaus war er 2012 für den Bundeswettbewerb „Land der Ideen“ nominiert.

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Upgrade Oder Versuch einer Annährung, Jo Köhler, 2018
  2. Klappentext "Von Mensch zu Mensch", Jo Köhler, Edition Thaleia – Reihe zeitgenössischer Lyrik, Band VII Saarbrpücken 1996
  3. HUCKUP Nr. 39 33. Jahrgang 26.09.2002


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