Kinderprostitution in Thailand
Thailand hat den Ruf ein Ziel für Sextouristen und im Speziellen Interessenten für die Prostitution Minderjähriger zu sein. Obwohl sowohl die nationalen Behörden und internationale Verfolgungsbehörden darum bemüht sind, Kinder vor sexuellem Missbrauch zu schützen, besteht das Problem weiterhin in Thailand und anderen südostasiatischen Staaten.[1] Die Prostitution Minderjähriger hat so wie andere Formen des sexuellen Kindesmissbrauchs schwere gesundheitliche Folgen, bis zu höheren Sterblichkeitsraten bei den Opfern. Darüber hinaus verletzt sie aufs schärfste die Rechte und Würde der Kinder.
Geschichte[Bearbeiten]
Die sexuelle Ausbeutung von Kindern und Frauen hat eine lange Geschichte in Thailand. Während des Königreich Ayutthaya, welches von 1351 bis 1767 existierte, wurden Frauen als Konkubinen zwischen Männern zirkuliert und Soldaten als Belohnung im Krieg gegeben. Kinder und Frauen wurden dabei als Sexsklaven benutzt und mussten ihren Besitzern dienen, um nicht körperlich misshandelt zu werden.[2]
Die Sexsklaverei bestand auch danach bis in 20. Jahrhundert weiter. Dann entschied sich König Chulalongkorn die Sklaverei vollkommen abzuschaffen.[2] Nach der Abschaffung der Sklaverei waren viele nicht im Stande ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen, sodass sie sich prostituierten, um zu überleben.
Es gab immer mehr Prostitution in Kriegszeiten. Zum Beispiel zwangen japanische Truppen thailändische Frauen sich zu prostituieren, während der Besatzung im 2. Weltkrieg. Während des Vietnamkrieges war Thailand ein beliebtes Ziel für amerikanische Soldaten.[3] Dabei bevorzugten die Meisten erwachsene Frauen. Die Sexindustrie entwickelte sich jedoch in allen ihren Auswüchsen rasant während dieser Zeit. Es gab fünf US Militärbasen in Thailand, die jeweils bis zu 50.000 Männer stark waren.[4] Dabei stellte Kathryn Farr fest, dass es eine starke Korrelation zwischen den insgesamt stationierten Truppen in Vietnam und der Anzahl von Prostituierten in Thailand gab. "1957 arbeiteten schätzungsweise 20.000 Prostituierte in Thailand. 1964 war diese Zahl auf 400.000 gestiegen. Am Ende des Krieges, 1972 beim Abzug der amerikanischen Truppen, arbeiteten 500.000 Prostituierte in dem Land. Von diesem Zeitpunkt an explodierte die Sexindustrie in Thailand."
Seit den 1970ern nahm der Sextourismus nach Thailand immer mehr zu. 1973 besuchten ca. eine Millionen Sextouristen Thailand. 1981 waren es schon zwei Millionen.1988 vier Millionen. Aber den 1990ern hielten sich Sextouristen über immer längere Zeiträume in Thailand auf. Deswegen wurde der Sextourismus zum Industriezweig mit den höchsten Einnahmen in fremder Währung im Land.[5] Nach der asiatischen Finanzkrise 1997 verlor die thailändische Währung "Baht" stark an Wert, wodurch Thailand als Ziel von Sextouristen noch attraktiver wurde. Es wurde eines der meist besuchten Länder Südostasiens.[6] Die thailändische Regierung gab Millionen Baht aus, um den Sextourismus in Thailand zu bewerben.[7] 1998 besuchten 7.5 Millionen Sextouristen Thailand.
Faktoren welche Kinderprostitution begünstigen[Bearbeiten]
Wirtschaftliche Ungleichheit[Bearbeiten]
In den 1990ern wurde Thailand zu eines der Länder in Südostasien, die von NICs zu "neuen Schwellenländern" ernannt wurden."[8] Das Land entwickelte sich von einem Agrarstaat zu einem Staat, der sich schnell industrialisierte. Dabei verdoppelte sich das Bruttoinlandsprodukt von Thailand innerhalb von zehn Jahren.
Einige Provinzen, wie Isan, schafften jedoch nicht den Anschluss. Die Lebenserhaltungskosten stiegen landesweit mit der Industrialisierung. Jedoch stagnierten die Einnahmen in Regionen, die sich von der Agrarwirtschaft ernährten.[9] In dem Land herrscht große sozio-ökonomische Ungleichheit zwischen reichen Regionen, die immer schneller wirtschaftlich erstärkten und ärmeren Regionen, die stagnierten oder wirtschaftlichen Abschwung erfuhren. Der Gini Koefficient ist in Thailand sehr hoch.
Dabei sind viele arme Familien gezwungen alternative Einnahmequellen zu finden. Einerseits, weil sie sich nicht aus den Einnahmen der Landwirtschaft ernähren können. Andererseits, um mit dem wachsenden Lebensstandard mithalten zu können.[9] Menschenhändler nutzen dieses aus und überzeugen Familien immer wieder ihre Töchter an sie zu verkaufen. Den Töchtern wird versprochen, dass in den Städten gute Jobs auf sie warten und sie ihren Familien damit aus der Armut helfen könnten. In Thailand ist es auch Teil der Kultur, dass von den Kindern erwartet wird, dass sie ihre Eltern unterstützen. Wenn keine andere Möglichkeit der Arbeit besteht, sind Kinder dann gezwungen sich zu prostituieren. Dabei verdienen sie dafür im Vergleich zu anderen Tätigkeiten für thailändische Verhältnisse sehr viel Geld. Dieses wird von Sextouristen aus reicheren Ländern ausgenutzt für die die Transaktionen kleine Beträge darstellen.
Die Kinder sind dabei nicht nur zur Prostitution gezwungen, sie haben auch fast keine Anreize zu versuchen, ihr zu entfliehen. Da sie ihre Familie mit den Einnahmen unterstützen, haben sie kulturell das Gefühl "das Richtige zu tun." Dieses ist in der Religion des Theravada Buddhismus verwurzelt. In vielen Regionen ist es auch schwierig für die Kinder aus der Sexindustrie auszusteigen, da die allgemeine Akzeptanz in der Bevölkerung für diese so hoch ist. Immer wieder sagen sogar Männer, dass es sie nicht stört, dass ihre Frau früher als Prostituierte gearbeitet hat, da es sie reich gemacht hat. So werden noch nicht mal die Heiratschancen durch die Arbeit in der Sexindustrie gemindert.
Kindesentführung[Bearbeiten]
Es gibt immer wieder Fälle, in denen Kinder oder Jugendliche von zu Hause wegrennen. Dann werden sie von Menschenhändlern aufgegriffen und an Bordelle verkauft.[10] Einige Händler verkaufen auch Kinder an Sextouristen und lassen die Kinder sogar das Land mit ihren Käufern verlassen. Außerdem gibt es Kinderhandel von Myanmar, Kambodscha, Vietnam und Laos nach Thailand, da dort eine größere Anzahl von Nachfragern für Kinderprostituierte besteht.[11]
Risikofaktoren für Minderjährige[Bearbeiten]
Es werden sowohl Mädchen als auch Jungen ab mindestens zehn Jahren in Thailand prostituiert. Dabei sind die Käufer sowohl Einheimische, als auch pädophile Sextouristen. Die Kinder haben pro Tag fünf bis zehn Freier. Kinder, die obdachlos sind, weggelaufen sind oder von ihrer Familie verlassen wurden, sind leichte Opfer für Zuhälter und Menschenhändler.
Minderjährige Prostituierte haben große gesundheitliche Risiken. Sie leiden öfter an Infektionskrankheiten und haben ein höheres Risiko sich mit HIV zu infizieren. Eine Studie zeigte, dass 17 % der Bordelle in Thailand Angestellte, die HIV infiziert sind, beschäftigen. Es gibt keine gute gesundheitliche Versorgung für Kinder mit sexuell übertragbaren Krankheiten. Meist bleiben sie unbehandelt und versuchen sich selbst mit illegalen Medikamenten zu helfen. Kinderprostituierte, die HIV infiziert sind, erkranken auch häufig an Tuberkulose.
Die Krankheiten geben sie an ihre Klienten weiter. Eine Studie von ESCAP kam zu dem Ergebnis, dass die Rate von Infizierten an sexuell übertragbaren Krankheiten am höchsten in Kambodscha (36 %), China (78 %) und Thailand (38 %) war. Prostituierte Mädchen haben auch häufiger Zervixkarzinom. Diese Art von Krebs wird oft spät entdeckt und ist schwer zu heilen.[12]
Viele der Minderjährigen Prostituierten werden ungewollt schwanger, da es nicht genug Verhütungsmöglichkeiten gibt. Viele haben illegale Abtreibungen, wobei es oft schwere Komplikationen gibt.[12]
Außerdem gibt es langfristig schwere psychische Probleme bei vielen. Dazu gehören Angststörungen, Depressionen und andere Verhaltensstörungen. Viele der prostituierten Minderjährigen fühlen sich hilflos, kaputt, gedemütigt, betrogen und schämen sich. Sie haben höhere Raten von Selbstmord und leiden auch oft an posttraumatischer Belastungsstörung.[12]
Vielen prostituierten Minderjährigen erfahren auch körperlichen Schaden. Dieses geschieht durch Vergewaltigungen, Gewalt durch die Zuhälter, Gewalt von der Polizei oder durch Klienten. Einige werden, wenn sie schwanger werden auch so lange geschlagen, bis sie Fehlgeburten erleiden.[12]
Gesetzgebung[Bearbeiten]
Es gibt verschiedene Gesetze gegen Kinderprostitution in Thailand. Ein Gesetz, dass 1996 verabschiedet wurde, besagt, dass "es verboten ist sexuelle Handlungen in Bordellen mit Personen unter 18 vorzunehmen, egal ob einvernehmlich oder nicht."[13] Es ist ebenfalls illegale Prostitution Minderjähriger anzubahnen, zu bewerben oder mit ihr assoziiert zu sein (zum Beispiel als Zuhälter oder Bordellbesitzer). Dabei half der Weltkongress gegen kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kinder, der in Stockholm stattfand, dabei die Gesetze in Thailand zu verschärfen."[4]
Die thailändische Regierung ist bemüht das Problem der illegalen Prostitution zu bekämpfen. Dabei wurde das Gesetzt zur "Prävention und Unterdrückung von Prostitution" verabschiedet. Ziel dieses Gesetzes ist "eine komplette Abschaffung der Prostitution Minderjähriger."[14][15] Dabei werden auch hohe Strafen für Zuhälter, Bordellbesitzer und Angestellte der Verfolgungsbehörden, die in Prostitution Minderjähriger verwickelt sind, festgesetzt. Diese betragen 15–20 Jahre Haft und Geldstrafen von 300.000 bis 400.000 Baht.
Kooperationen mit der Regierung[Bearbeiten]
Neben der Regierung gibt es auch andere Organisationen, die sich bemühen die Stockholmdeklaration gegen sexuelle Ausbeutung von Kindern umzusetzen.[13] Die Regierung verabschiedete mehrere Gesetze, um die Prostitution Minderjähriger zu bekämpfen. Die Organisation ECPAT (End Child Prostitution, Pornography, and Trafficking in Children for Sexual Exploitation) ist neben anderen Organisationen in Thailand aktiv, um gegen Kinderprostitution vorzugehen.[4]
Siehe auch[Bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Strengthening Thai laws to fight travellers who sexually abuse children. In: UN Office on Drugs and Crime (UNODC). 14. März 2012. Abgerufen am 9. Mai 2015.
- ↑ 2,0 2,1 Kyle Hulme: The History of Prostitution in Thailand. In: Culture Trip. Abgerufen am 4. April 2019.
- ↑ ISBN 978-1-315-86502-7.
- ↑ 4,0 4,1 4,2 ISBN 978-0-7167-5548-7.
- ↑ ISBN 978-0-85199-433-8.
- ↑ Table 34. Annual percentage change in total tax revenue, in national currency.
- ↑ History of Prostitution and Sex Trafficking in Thailand - End Slavery Now. In: endslaverynow.org. Abgerufen am 4. April 2019.
- ↑ ISBN 978-974-7551-07-5.
- ↑ 9,0 9,1 ISBN 978-0-520-24384-2.
- ↑ Farnoosh Rezaee Ahan, Farnoosh Rezaee Ahan: Child Prostitution in Thailand (en)
- ↑ Thailand Quick Facts:. In: UN-ACT.
- ↑ 12,0 12,1 12,2 12,3 Brian M Willis, Barry S Levy: Child prostitution: global health burden, research needs, and interventions. In: The Lancet. 359, Nr. 9315, April 2002, ISSN 0140-6736, S. 1417–1422. doi:10.1016/s0140-6736(02)08355-1. PMID 11978356.
- ↑ 13,0 13,1 www.ecpat.org.
- ↑ PREVENTION AND SUPPRESSION OF PROSTITUTION ACT B.E. 2539 (1996) (Translation) In: International Labour Organisation (ILO). NATLEX. 14. Oktober 1996. Abgerufen am 16. Oktober 2016.
- ↑ ISBN 978-92-2109522-4.
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