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Kritik am Humboldt Forum

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Die Kritik am Humboldt Forum wird von einer Vielzahl von prominenten Personen geäußert. Das Humboldt Forum erfährt Kritik aufgrund der Architektur des neu aufgebauten Berliner Schlosses. Auch wird kritisiert, dass viele Ausstellungsstücke rechtlich fragwürdig erworben wurden und eigentlich anderen Völkern gehören würden.

Kritik an den Sammlungen[Bearbeiten]

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Einige Kunsthistoriker und Ethnologen kritisieren das Konzept des Humboldt Forums mit dem Motto „Ein Haus, vier Akteure“, den Umgang des Ethnologischen Museums mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten und die geleistete Provenienzforschung als unzureichend. Die museale Aufbereitung der rund 20.000 Exponate stellt seit der Konzeption des Hauses den wesentlichen Aspekt dar, an dem das Groß-Museum gemessen werden wird. Insbesondere die der Exponate, welche aus deutschen und anderen Kolonien stammen.[1] Kunsthistoriker und Ethnologen bewerteten die geleistete Provenienzforschung als ungenügend, kritisieren mangelndes Problembewusstsein und sprechen etwa von „kolonialer Amnesie“ (Jürgen Zimmerer).[2][3][4] Schon am 6. August 2015 hatte Mark Siemons in der FAZ darauf hingewiesen, dass die „alte koloniale Blickrichtung bloß in freundlicherer Form perpetuiert“ werden könne. Er sieht jedoch auch eine positive Entwicklung und lobte, dass seit der ersten inhaltlichen Planung der Umgang mit den Inhalten wesentlich sensibler geworden sei.

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz bezeichnete am 17. Oktober 2016 das Humboldt Forum als „Epizentrum der shared heritage“.[5] Das Schlagwort „shared heritage“, so Mark Siemons, enthielte „bei all seinem kritischen und fortschrittlichen Gestus noch etwas anderes: einen fortdauernden Anspruch auf die Kulturen, die man im selben Atemzug in ihrem Eigenwert respektieren zu wollen“ vorgäbe.[6] Die Frankfurter Allgemeine Zeitung sah nach der realen Eröffnung vom 20. Juli 2021 wenig Bezug zur Namensgebung als „Humboldt Forum“.[7]

Die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy trat 2017 aus dem Beirat des Humboldt Forums aus[8] und forderte das Projekt auf, ehrlich zu werden. Dazu gehöre die kritische Auseinandersetzung mit 300 Jahren Sammeltätigkeit „mit all den Schweinereien und Hoffnungen, die damit verbunden sind. Das sind wir, das ist Europa.“ Das Humboldt Forum sei „wie Tschernobyl“ – es sei unter einer „Bleidecke begraben“ „wie Atommüll“, damit nur nichts nach außen dringe.

Weiterhin sieht Savoy einen „unlösbaren Widerspruch“ zwischen der Schloss-Kopie und der Ausstellung. Die Architektur signalisiere, man könne Geschichte „rückgängig“ machen. Doch den Nationen, die um Rückgabe gestohlener Objekte bitten, erkläre man das Gegenteil: Geschichte lasse sich nicht rückgängig machen. Die Politik habe sich für den Schloss-Wiederaufbau entschieden, drücke sich aber nun vor einer kritischen Auseinandersetzung damit. versuchten Daraufhin versuchten Monika Grütters (CDU) und Gründungsintendant Neil MacGregor, „zu retten, was noch zu retten ist“, sagte Savoy 2017.

Im ZDF Magazin Royale wurde im Dezember 2020 unter anderem kritisiert, dass viele der Ausstellungsstücke aus der Kolonialzeit stammten und insbesondere in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg unrechtmäßig aus damals deutschen Kolonien entwendet oder als Hehlerware aus anderen Kolonien erworben worden seien. Ein Beispiel sind die so genannten Benin-Bronzen, die 1897 von britischen Kolonialtruppen aus dem Königreich Benin geraubt wurden und auf die Nigeria Ansprüche erhebt. Sie sind im Besitz des Ethnologischen Museums und sollen im Humboldt Forum ausgestellt werden.[9] Auf Nachfrage erklärte ein Sprecher der Kulturstaatsministerin im Dezember 2020, dass das bereits 2019 eingegangene und beantwortete Schreiben von Nigeria kein offizielles Rückgabeersuchen beinhaltet habe.[10] In einem Beitrag von 2020 kritisierte der Journalist Markus Grill außerdem den Umgang mit den Sammlungen menschlicher Überreste in den Beständen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte (BGAEU).[11]

In seiner Rede zur Eröffnung der ethnologischen Ausstellungen des Humboldt Forums sagte Bundespräsident Steinmeier am 22. September 2021: „Museen, die nicht nur Artefakte präsentieren, die sich auch der Geschichte des Kolonialismus ernsthaft stellen, werden anders aussehen müssen als traditionelle Museen.“[12]

Kritik an der Architektur[Bearbeiten]

Kritik geübt wird vor allem an Elementen der Schlosskuppel, sowohl am oben abschließenden Kreuz auf Reichsapfel als auch an einer Inschrift in goldenen Lettern, die den Tambour umläuft und den Machtanspruch des Christentums widerspiegelt: „Es ist kein ander Heil, es ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn der Name Jesu, zu Ehren des Vaters, daß im Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Kniee, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“[13] Dies, so die Kritik, widerspreche dem offenen und modernen Anspruch des Humboldt Forums.

Befürworter des Kuppelkreuzes verweisen auf den demokratischen Beschluss zur originalgetreuen Rekonstruktion und die Bedeutung des Kreuzes als Symbol. Markus Dröge, der damalige Bischof der Evangelischen Landeskirche, wandte sich mit Verweis auf den „versöhnlichen Geist des Kreuzes“ gegen Kritik am Kuppelkreuz. Es sei „völlig unsachgemäß, heute noch zu behaupten, das Symbol des Kreuzes würde einen Dialog der Kulturen auf Augenhöhe verhindern“, so Dröge. Auch Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, verteidigte das Kuppelkreuz. „Das Kreuz gehört auf die Schlosskuppel, weil das Gebäude einen historischen Kontext aufweist, und dieser geschichtliche Zusammenhang hat nun mal mit dem Christentum und mit christlicher Symbolik zu tun“, so Mazyek. Man solle diesen Kontext nicht verschleiern oder zwanghaft abschaffen.[14]

In den 2020 installierten Reichsapfel ist, einmal rundherum, eine zweite Inschrift graviert: „Im Gedenken an meinen Mann Werner A. Otto 1909–2011. Inga Maren Otto“. Die Witwe des Unternehmers Werner Otto hatte eine Million Euro für das Kreuz gespendet und durfte sich dafür diese Widmung auf dem Reichsapfel unter dem Kreuz an der Spitze des Gebäudes des Humboldt-Forums wünschen. Die Süddeutsche Zeitung titelte dazu: „Otto findet’s gut.“[15]

Mehr als bei anderen deutschen Kultureinrichtungen seien die Geschichte des Ortes, die Architektur des Gebäudes und die im Humboldt Forum gezeigten Inhalte als „überblendete Ebenen symbolpolitisch aufgeladen“, sagte die Kunsthistorikerin Laura Goldenbaum. Das Kreuz fungiere hier nicht allein als Dachgipfelbekrönung der Kuppel. Die Inschrift beim Wort genommen könne das Prinzip Humboldt Forum empfindlich treffen. Alexander von Humboldt, über den selbst sein Bruder Wilhelm nicht zu sagen vermochte, ob er ‚Religion habe oder nicht‘, hätte laut Rosenbaum vielleicht einem universal kreuzlosen Kuppelbau den Vorzug gegeben, in dem sich Erde und Kosmos und auch die verschiedenen Kulturen gleichermaßen spiegeln würde.[15]

Niklas Maak schrieb in der FAZ, das Innere, Franco Stellas neongrell erleuchtete Rasterarchitektur, erinnere an große Shopping-Center, an Flughafenbürobauten mit langen Rolltreppen. Die anschließende Querung ähnele dem Innenhof eines Motel One. „Freunde des alten Berlins“ sollten sich das Schloss besser nur von außen anschauen.[16] Die Berliner Morgenpost schrieb, die Innenräume seien modern gestaltet – weiß, schlicht und rein funktional.[17]

Kritik an der Freiraumgestaltung[Bearbeiten]

Schloßplatz mit Neptunbrunnen und Grünflächen, um 1900

Im Januar 2013 erhielt das Berliner Büro bbz Landschaftsarchitekten den 1. Preis beim Wettbewerb Freiraumgestaltung Umfeld Humboldtforum. Die Pläne sehen eine moderne Gestaltung des Schlossumfeldes vor, lassen jedoch eine Rückkehr historischer Elemente zu.[18] Hierzu zählen unter anderem die Adlersäule an der Ecke Schloßfreiheit (1950 zerstört), die Rossebändiger am Lustgarten (1945 in den Kleistpark versetzt) und der Neptunbrunnen am Schloßplatz (1969 in den Park am Fernsehturm versetzt). Eine repräsentative Umfrage von Infratest dimap im Mai 2017 ergab, dass 65 % der Bevölkerung ein historisches Schlossumfeld bevorzugten; lediglich 20 % wünschten eine moderne Umfeldgestaltung. Das anstelle des vorherigen Kaiser-Wilhelm-Denkmals geplante Einheitsdenkmal findet nur bei der Hälfte der Berliner Zustimmung.[19]

In Bezug auf die Entscheidung für die steinern-moderne Freiraumgestaltung erklärte André Schmitz (SPD) im Februar 2020: „Ich war in vielen Jury-Sitzungen, aber die von 2013 war die Schlimmste.“ Er habe das Gefühl gehabt, dass die Gestaltungspläne „die Rache derjenigen sind, die das Schloss nicht wollten“, so der damalige Kulturstaatssekretär. Schmitz stellte die Frage, ob es die „Rache der Alt-68er“ gewesen sei, dass Berlin 13 Millionen Euro Bundesmittel für die Rückkehr des Neptunbrunnens abgelehnt habe.[20] In der taz kritisierte Uwe Rada die bisher geplante Umfeldgestaltung des Humboldt Forums als eine Realitätsverweigerung. Viele Menschen würden sich auch die Rückkehr des Neptunbrunnens auf den Schlossplatz wünschen.[21]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Christopher F. Schuetze: Germany Sets Guidelines for Repatriating Colonial-Era Artifacts (Published 2019). In: The New York Times. 15. März 2019, abgerufen am 14. Dezember 2020.
  2. Deutsche Welle (www.dw.com): Kritik am Humboldt-Forum wird schärfer | DW | 13.08.2017. Abgerufen am 12. Dezember 2020.
  3. Sebastian Conrad: Jürgen Zimmerer (Hrsg.): Kein Platz an der Sonne: Afrikaner kamen bei Grzimek nicht vor. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 12. Dezember 2020]).
  4. Kunsthistorikerin Savoy: „Da herrscht totale Sklerose“. Abgerufen am 12. Dezember 2020.
  5. Shared Heritage - Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Abgerufen am 17. Dezember 2020.
  6. Mark Siemons: Humboldt-Forum: Die Krux mit dem Kolonialismus. In: FAZ. Abgerufen am 12. Dezember 2020.
  7. [1]
  8. Interview zu Kolonialkunst im Humboldt Forum. ZDF, abgerufen am 13. Dezember 2020.
  9. Raubkunst-Streit überschattet Eröffnung des Humboldt-Forums. Abgerufen am 12. Dezember 2020.
  10. Die Schloss-Party-Crasher. Welt, 15. Dezember 2020, abgerufen am 28. Juli 2021.
  11. tagesschau.de: Auf der Spur der indigenen Schädel. Abgerufen am 28. Juli 2021.
  12. Jörg Häntzschel: Teileröffnung des Humboldt-Forums durch Bundespräsident Steinmeier. In: www.sueddeutsche.de. 22. September 2021, abgerufen am 23. September 2021.
  13. Die Sache mit dem Kreuz. 2020, abgerufen am 31. Januar 2021.
  14. Versöhnlicher Geist des Kreuzes. Auf: domradio.de, abgerufen am 21. Juli 2021.
  15. 15,0 15,1 Berliner Schloss – Die Hohenzollern-Fassade. Abgerufen am 17. Dezember 2020 (deutsch).
  16. Berliner Schloss vor Eröffnung. In: FAZ. 13. Dezember 2020, abgerufen am 28. Juli 2021.
  17. Das Berliner Stadtschloss bekommt ein Dach-Restaurant. In: Berliner Morgenpost. 10. August 2017, abgerufen am 9. Oktober 2017.
  18. Offener freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb „Freiraumgestaltung Umfeld Humboldt-Forum“ / Land Berlin. 2013, abgerufen am 3. Januar 2021.
  19. Umfrage: Hälfte der Berliner ist gegen Einheitsdenkmal. Abgerufen am 3. Januar 2021.
  20. Warum das Schloss mehr historische Elemente bekommen soll. 2020, abgerufen am 3. Januar 2021.
  21. Uwe Rada: Graue Ödnis am Berliner Humboldt Forum: Unterm Pflaster kein Strand. In: Die Tageszeitung. 28. Dezember 2020, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 3. Januar 2021]).


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