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Kurt Boettcher

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Kurt Ernst Boettcher (* 7. Oktober 1888 in Lübeck; † 16. August 1945 in Landsberg an der Warthe) war das letzte Vorstandsmitglied der Berlinischen Lebens-Versicherungs Gesellschaft, das bis zur Kapitulation Berlins in dessen teilverbombten Hauptverwaltungsgebäude in der Markgrafenstraße 11 tätig war. Diese alte Lebensvericherungsgesellschaft wurde im Jahre 1998 fusioniert.

Leben[Bearbeiten]

Herkunft[Bearbeiten]

Väterlicherseits stammten die Vorfahren aus dem Stettiner Raum und mütterlicherseits aus Schleswig-Holstein. Schon sein Vater, Julius Boettcher (* 06.06.1850 in Jarmen; † 16.09.1931 in Garmisch) und einer der Großväter von Kurt Boettcher, Carl Ludwig Schmid (* 30.03.1825 in Kiel; † 13.01.1893 in Hamburg), Vater von Julie, geb. Schmid) nahmen wichtige Funktionen innerhalb der sich erst entwickelnden Versicherungswirtschaft ein. Car L. Schmid beschrieb seine Sichtweite auch schon in in seinen Lebenserinnerungen.

Vater Wilhelm Heinrich Julius Boettcher war Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lebensversicherungs-Gesellschaft zu Lübeck (ggr. 1828) verheiratet mit Julie Meta Sophie, geb, Schmid

(* 12.03.1856 in Schleswig; † 24.05.1931 in Lübeck). Sein Bruder, Erich Boettcher, (* 29.12.1890 in Lübeck; † 19.12.1981 in Lübeck) war ein Rechtsanwalt und Notar in Lübeck. Seine Schwester Ilse (*15.11,1891 in Lübeck; † 02.01.1969 in Lübeck). war in jungen Lebensjahren bei der Deutschen Lebensversicherungs-Gesellschaft in Lübeck angestellt.

Laufbahn[Bearbeiten]

Kurt besuchte das Johanneum zu Lübeck, diente als Einjährig-Freiwilliger beim Rgt., wurde im Ersten Weltkrieg Reserveoffizier des Brandenburger Rgt.; nach dem 1. Weltkrieg hielt er fortlaufenden engen Kontakt zu seinen ehemaligen Berliner Offizierskameraden des 1. Weltkriegs u.a. Kehr,Tolle, Hederich,Münster, und RA Wollmann, der sich noch später jahrelang für die nach Kurts Tod verbliebene Familie uneigennützig einsetzte, nach 1956 in Berlin (West) wieder Fuß zu fassen.

Kurt erlernte den Beruf des Versicherungskaufmanns in Weimar, übernahm später überregionale Funktionen bei grossen Versicherungsgesellschaften, zuletzt seit 1930 bei der schon 1836 gegründeten Berlinischen Lebensversicherung Aktiengesellschaft, deren Aufsichtsrat ihn 1932 in den Vorstand berief, um der inzwischen alten, bereits 1836 gegründeten Gesellschaft, eine modernere Struktur unter anderem insbesondere hinischtlich der Aussenorganisation zu verleihen und den bestehenden Vorstand (Max Lehmann und Albert Bier) massgeblich zu ergänzen.

Sein 1934 in Berlin-Zehlendorf-West von der Baufirma Richter & Schädel errichtetes Einfamilienhaus wurde von Karl-August Kehr dem Stil des Bauhauses angenähert entworfen.[1]

Kurt Boettcher erreichte mit einer erheblichen Initiative für die Gesellschaft deren beachtlichen Ausbau, obgleich dann bald der Kriegsbeginn 1939 die Assekuranz vor große Hindernisse stellte. Das Gesellschaftsgebäude in der Berliner Markgrafenstrasse 11, das die Gesellschaft seit dem 1. Dezember 1899 als zentralen Dienstsitz besass, wurde in erheblichen Teilen kriegszerstört. Dennoch arbeitete Kurt Boettcher auch 1945 als einziges noch in Berlin verbliebenes Vorstandsmitglied der Gesellschaft bis zum Zeitpunkt der Eroberung und Kapitulation Berlins gegenüber einmarschierenden Sowjets, in den Resten des einst großen Geschäftsgebäudes mit den kriegsbedingt wenigen verbliebenen Mitarbeitern.

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges zog man auch Boettcher in den Volkssturm der Stadt ein.

Gefangenschaft durch die Besatzungsmacht und Tod[Bearbeiten]

Im Laufe des Mai 1945 drangen wiederholt sowjetische Besatzungssorgane in sein Wohnhaus in Zehlendorf ein, die Kurt Boettcher dann immer mit allem, was damals noch zur Verfügung stand, bewirten musste; tags folgte man der Pflicht, die Haustür bei Einlaßbegehren stets zu öffnen, welches Kurt Boettcher oblag, denn es waren lt. späteren Aussagen außer ihm, lediglich Frauen im Privathaus, die eigene Ehefrau und etwaige mitbewohnende geflüchtete Frauen aus der zerbombten Innenstadt, die sich vororglich als Schutz vor der fremden Macht, dann rasch versteckten und tatsächlich unentdeckt blieben, aber das wurde eben gerade Kurt Boettcher zum Verhängnis, dass er vor Ort erreichbar war, um seine Wohnung zu schützen, aber dabei der sich erweisenden Gefahr nicht mehr ausweichen konnte. Es kam es zu folgendem einschneidenen Schicksalsschlag:

Ein befehlshabender sowjetischer Offizier ordnete dennoch seine, sowie auch die zahlreicher anderer Männer seiner Wohngegend, Festnahme an. Er wurde zunächst über verschiedene Internierungsbereiche der Sowjets in der SBZ gebracht und dann in die nacheinander folgenden sogenannte Speziallager überführt.

Zuerst kam Boettcher zur Nr. 7 nach Weesow unweit von Berlin und von dort in die Nr. 4 nach Landsberg an der Warthe, einer Stadt, die später Polen zugeschlagen wurde, *). Dort befand es sich in der ehemaligen „General von Strantz-Kaserne“,[2] In jenem verstarben 1945 Tausende, Menschen ganz unterchiedlicher Herkunft und Nationen, die unter sehr harten Bedingungen inhaftiert waren, an den Folgen der Haft.[3] Alle Versuche zuvor von Ina Boettcher und ihrer Verwandten, Kläre Goldschmidt, geb.Fehling (*1901; †1978) , erreichbare Spezialläger auf schwierige Art per Rad anzufahren, um sich dort nach Kurt Boettcher´s Verbleib zu erkundigen, oder zielführende Aufschlüsse zu erlangen, verliefen trotz des bewiesenen zielstrebigen Mutes, stets im Nichts.

Faktisch gab es keine Möglichkeit für Kurt Boettcher und anderen Lagerinsassen, zu irgend einer Zeit eine Verbindung zur Familie in der Heimat aufnehmen zu können, die völlig im Ungewissen zurück gelassen werden mußte.

*) Der in der Neuzeit eingeführte polnische Name Gorzów Wielkopolski bedeutet wörtlich ins Deutsche übersetzt etwa Großpolnisch Bergen.

Kurt verstarb, wie seine Familie später durch einen seiner einst überlebenden Mitgefangenen erfuhr, am 16. August 1945 innerhalb der Lagergrenzen an Typhus.

Nachfahren von Kurt Boettcher berichteten, dass der äußerst positive Einfluß von Kurt Boettcher auf seine Familie über die Jahrzehnte unvergeßlich blieb; noch heute kann man Nachweise finden, die beschreiben, wie Familien unter den Auswirkungen, die ein Krieg verusachte, noch bis zu Jahrzehnten danach unter den erlebten Verlusten seelisch leiden bzw. litten.**)

Familie[Bearbeiten]

Kurt Boettcher heiratete am 10. August 1922 die in Freiburg im Breisgau Volkswirtschaftslehre studierende Ina Hedwig Emilie Eschenburg (*21 Juni 1900 in Lübeck: † 3.Mai 1990 in Berlin), Tochter des Grosskaufmanns Hermann Eschenburg ( 9.April 1872 in Lübeck; †13. Januar 1954 in Lübeck) und dessen Frau Hedwig, geb.Brattström (25.Juni 1880; in Lübeck.† 1963 in Lübeck). Nach eigenen Aussagen konnten Mädchen weder an der Lübecker Ernestinenschule, noch an einem anderen Lyceum der Hansestadt das Abitur ablegen, aber Ina erbot sich die wahrgenommene Chance, die Abi-Prüfung mit fünf anderen Mädchen auf dem Johaneum zu bestehen, das seinerzeit eigentlich ein reines Gymnasium für Jungen war. Dokumentiert wird hiermit, dass noch am Anfang des 20. Jahrhundert das Abitur für Mädchen nur in Ausnahmefällen vorgesehen war. Das Ehepaar hatte bis Ende der 1920er Jahre ihren Wohnsitz im Lübecker Stadtteil St.Gertrud. unweit des Stadtparks in der Curtiusstrasse. Danach in Berlin-Zehlendorf-West in der Nähe des heutigen Mexikoplatzes.

Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor, Ina, Jörgen, Hinrich, Anke, Nils.

Jörgen, sein ältester Sohn, kämpfte 1945 als Obergefreiter der Wehrmacht im Westen und geriet in amerikanische Gefangenschaft bei den Rheinwiesenlager in dem sogenannten Feld des Jammers in Bad Kreuznach. Obwohl die dortigen Verhältnisse nicht gut waren, so wurden sie hier im Vergleich zu denen der SBZ besser behandelt.

Hinrich, sein zweitältester Sohn, lebte zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr. Man zog ihn als 17jährigen Pennäler des Arndt-Gymnasiums Dahlem als Flakhelfer ein und starb im April 1944. Seine drei weiteren Kinder fanden in Lübeck wegen der Schulschliessungen Berlins in letzten Kriegsjahren, Anfang 1945 eine Unterkunft bei einer damals befreundeten Familie, deren Haus sich schon mit Flüchtlingen füllte, die ausnahmslos aus östlichen Richtungen Deutschlands kamen.

Auch Kurt Boettcher´s Nachkommen sollten bis in die 1990er Jahre hinein verantwortungsvolle Aufgaben bei bekannten Unternehmen.Sein Berliner Privathaus wurde mit der Schaffung des amerikanschen Sektors von West (West), wie so viele Häuser in dieser Wohngegend, ab etwa 2. Hälfte 1945 bis 1956 für die Wohnnutzung der jeweiligen amerikanischen Offiziersfamilien beschlagnahmt. In den frühen 1980er Jahren besuchte dort ein bis dahin unbekannter ehemaliger amerikanischer Presse-Offizier, Mr. Edwin Shanke (*1910 - †2004 Stockholm/Schweden) mit Ehefrau Flory/Florence) mit Angehörigen Kurt Boettcher´s Witwe Ina und ihrer im gleichen Haus wie Ina lebenden Berliner Familie, anläßlich einer Berlin-Reise in die Vergangenheit, wie seinerseits betont wurde,um auch einmal zu sagen, dass er und seine damals junge Ehefrau in bitterer Zeit jedoch eine durch das Wohnen in diesem schönen Haus in Zehlendorf, ebenso mit sehr erstrebenswerten Erinnerungen an Berlin immer noch verbunden bleibe, und die eigentlichen Besitzer des Hauses ihnen damals leid getan hätten, nachdem sie die im für ihn beschlagnahmten Wohnhaus verbliebenen Fotoalben mit Bildern der eigentlichen Besitzerfamilie hätten betrachten können. (Dieses Ereignis blieb einem Familienangehörigen, Zeitzeugen und Autor in bemerkenswerter Erinnerung, es kam so gar einige Jahre später zum Gegenbesuch in Stockholm, wo die Shanke´s ihren Wohnsitz im Alter aufgenommen hatten.

Quellenutzung[Bearbeiten]

  • 100 Jahre Berlinische Lebensversicherung. Hundert Jahre Berlinische Lebensversicherungs-Gesellschaft Aktiengesellschaft 1836-1936, Selbstverlag, gedruckt bei Gebr. Mann
  • Befragung von Familienangehörigen und Angehörigen der Freunde und Bekannten Kurt Boettchers
  • Bestandsverzeichnis der Bibliothek der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur zum Thema „Sowjetische Speziallager in Deutschland"
  • Otto Rüdiger: Carl Ludwig Schmid´s Lebenserinnerungen, Verlag Schmidt-Römhild, Lübeck 1895
  • Bernhard Eschenburg: Nachrichten über die Familie Eschenburg in Lübeck. Dritte Folge. Lübecker Druck- und Verlagsgesellschaft, Lübeck 1949
  • Nachkommen von Eskeberg, Familienstammbaum
  • Ahnenpass Hinrich Boettcher
  • Pierre Frei; Onkel Toms Hütte: Wilhelm Heyne Verlag- (bezüglich des historischen Lokalkolorits in Berlin-Zehlenodrf nach dem Zusammenbruch 1945)
  • Anke Rohde-Liebenau:Ina Eschenburg; Leben und Schiksal einer Frau im 20. Jahrhundert -Die ESCHE 7 vom 7. Eschenburg´schen Familientag - 18. - 20. September 2015 in Lübeck.
  • Wolfram Rohde-Liebenau: ÜberLeben im 20. Jahrhundert Eine Triologie (hinsichtlich des Geschehens in Berlin im Jahre 1945) Privatdruck 2020 BoD - Books on Demand, Nordersted.
  • Die Esche 8 vom 8. Eschenburgschen Familientag - Seite 88 ff
  • Dr. Jan Zimmermann, Lübeck Hermann Eschenburg Eine Erinnerung zum 150.Geburtstag am 9. April 2022 v.Eschenburgschen Familienlegat e.V. herausgegeben
  • Antje Dohse, geb. Brüggen: Mein Leben in Lübeck - Seite 78 ff
  • https://www.marquette.edu/library/news/2017/speccoll-shanke.php
  • Anzeige Anke Rohde-Liebenau geb. Boettcher. (* 10.07.1930 in Lübeck - † 19.10.2023 in München). Traueranzeige von Anke Rohde-Liebenau von Süddeutsche Zeitung. veröffentlicht am 21.10 ...

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]


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  1. Karl-August Kehr hatte in Lübeck einst das Gebäude der Landeszentralbank nahe dem Holstentor entworfen.
  2. Holm Kirsten: Das sowjetische Speziallager Nr. 4 Landsberg/Warthe, S. 27.
  3. Holm Kirsten: Das sowjetische Speziallager Nr. 4 Landsberg, Warthe. Wallstein, Göttingen 2005, ISBN 3-89244-952-X.


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