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Manchesterkapitalismus

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Mit Manchesterkapitalismus wird eine wirtschaftsgeschichtliche Phase während der industriellen Revolution in Großbritannien bezeichnet. Damit wird eine Wirtschaftspolitik bezeichnet, die sich vorrangig an der Interessenslage der Unternehmer orientiert, eine Regulierung des Staates verhindert und soziale Probleme ausklammert. Der Manchesterkapitalismus gilt als Inbegriff für Ausbeutung und Profitgier.[1]

Der Begriff wurde in sozalistisch geprägten Ländern zumeist kapitalismuskritisch, vor allem aus Sicht des Marxismus verwendet und ist oft verbunden mit einer Kritik am Laissez-faire-Liberalismus. Verwandt ist der Begriff Manchesterliberalismus, der für eine im 19. Jahrhundert praktizierte Wirtschaftspolitik steht.[2][3]

Zeitgenössisch wird der Manchesterkapitalismus (alternative Schreibweise Manchester-Kapitalismus) synonym für eine große soziale Ungleichheit verwendet.[4][5][6][7][8]


Soziale Lage von Arbeitern[Bearbeiten]

Kinder bei der Arbeit in einer Baumwollfabrik (England 1835)

Es kam zu zahlreichen Missständen im „wilden Kapitalismus“:[9][10]

  • Kinderarbeit,
  • lange Arbeitszeiten von oftmals 12 bis sogar 14 Stunden,
  • willkürliche Behandlung,
  • Hungerlöhne bzw. Ausbeutung,
  • Schutzlosigkeit bei Arbeitsunfällen,
  • Armut von Alten, Kranken und Schwachen.

Die Möglichkeiten der meist privat betriebenen Armenfürsorge, diesen Verhältnissen entgegenzuwirken, blieben beschränkt.

Die Lebensverhältnisse der Arbeiter waren nicht konstant schlecht. Im Durchschnitt stieg der Wohlstand zwischen 1750 und 1914 an, beispielsweise hatte die Sterblichkeit in England 1740 einen Wert von 38,4 pro Tausend, bis zum Jahr 1800 sank sie auf 27,1 pro Tausend, während das Durchschnittseinkommen wuchs.

Armut unter den Arbeitern war dennoch sehr verbreitet, besonders bei den Fabrikarbeitern, sodass es in Großbritannien (inkl. Irland) von 1815 bis 1914 zu 17 Millionen Auswanderern, also einer Massenauswanderung kam.

Geschichtliche Entwicklung[Bearbeiten]

Arbeiterinnen in einer Baumwollfabrik in Manchester, ca. 1830

Die Verelendungserscheinungen verschwanden erst nach und nach, als sich die Arbeiter Tarif- oder Mindestlöhne, vertragliche Garantien im Krankheitsfall, bei Arbeitsunfällen und bei Arbeitslosigkeit sowie eine Alters- und Invalidenrente erkämpft hatten.

Rechtlich besserte sich die Lage der Arbeiter aufgrund der vom englischen Parlament am 29. August 1833 erlassenen Fabrikgesetze (Althorp's Act bzw. Factory Act).[10] [11] Die Fabrikgesetze dienten dem Schutz der Arbeiter vor der Willkür der Unternehmer und beschränkten erstmals den Arbeitstag für Kinder.

Der Factory Act of 1847 schrieb vor, dass Frauen sowie Jugendliche zwischen dreizehn und achtzehn Jahren ab dem 1. Juli 1847 nur noch 63 Stunden, ab dem 1. Mai 1848 nur noch 58 Stunden pro Woche arbeiten durften, was einem täglichen Arbeitspensum von 10 Stunden pro Tag entsprach (10 Stunden pro Werktag, 8 Stunden am Samstag). [12]

Die durch die Freihandelsbewegung ausgelöste Hoffnung, die allgemeinen Lebensverhältnisse der Fabrikarbeiter würden sich durch aufgehobene Handelsschranken, z. B. 1846 durch die Abschaffung der Corn Laws verbessern, erfüllte sich nicht, die Lebensmittelpreise sanken nicht. Eine Ursache dafür könnte jedoch auch die deutliche Zunahme der Bevölkerungszahl während dieser Zeit sein, der allerdings eine deutliche Zunahme der landwirtschaftlichen Erträge gegenüberstand.[13] Obgleich das Durchschnittseinkommen in Großbritannien 1850 im Vergleich zu anderen europäischen Staaten recht hoch war, war zugleich die Verelendung der Arbeiterklasse ausgeprägter.

Wirkungsgeschichte[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • William Dyer Grampp: The Manchester School of Economics. Stanford University Press, 1960. ISBN 0804715645.
  • Edward P. Thompson: Die Entstehung der englischen Arbeiterklasse, Band 1, Frankfurt a. M. 1987

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Markus Hesselmann: [1], Der Tagesspiegel vom 15.03.2008. Abgerufen am 6. Dezember 2019.
  2. Duden Wirtschaft von A bis Z: Grundlagenwissen für Schule und Studium, Beruf und Alltag. 4. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut 2009. Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2009, Eintrag Manchesterliberalismus.
  3. Gabler Verlag (Herausgeber), Gabler Wirtschaftslexikon, Eintrag Manchesterliberalismus
  4. Christian Jansen: [2], tagesschau.de vom 05.05.2018. Abgerufen am 6. Dezember 2019.
  5. Dieter Sattler: [3], Frankfurter Neue Presse vom 21.08.2018. Abgerufen am 6. Dezember 2019.
  6. Joachim Frank: [4], Frankfurter Rundschau vom 13.10.2017. Abgerufen am 6. Dezember 2019.
  7. Jan Sternberg: [5], Hannoversche Allgemeine vom 25.11.2017. Abgerufen am 6. Dezember 2019.
  8. Hanns Ostermann/Martin Schulz: [6], Deutschlandfunk Kultur vom 17.01.2008. Abgerufen am 6. Dezember 2019.
  9. 9,0 9,1 Friedrich Engels: Die Lage der arbeitenden Klasse in England. In: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke. Band 2. Dietz Verlag, Leipzig 1845 (mlwerke.de).
  10. 10,0 10,1 Hans-Peter Schwarz: Manchesterkapitalismus', Welt online vom 13.07.1996. Abgerufen am 6. Dezember 2019.
  11. Eddie Crooks: The Factory Inspectors: A Legacy of the Industrial Revolution. Tempus, 2005, ISBN 978-0752435695, S. 16.
  12. C. W. Cooke-Taylor: The Factory System and the Factory Acts, S. 88
  13. Bundeszentrale für politische Bildung: 1848 - 1949, ein Jahrhundert der deutschen Geschichte. Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, Mannheim 1997 (CD-ROM).

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