Max Zeller Söhne AG
Max Zeller Söhne AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft (Schweiz) |
Gründung | 1864 |
Sitz | Romanshorn, Schweiz |
Leitung |
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Mitarbeiterzahl | 160 |
Branche | Phytopharmaka |
🌐Website | www.zellerag.ch |
Die Max Zeller Söhne AG ist ein mittelständisches Familienunternehmen in 5. Generation mit Sitz in Romanshorn, Schweiz. Die Firma ist auf die Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von pflanzlichen Arzneimitteln mit klinisch bewiesener Wirksamkeit spezialisiert. Zeller kontrolliert den gesamten Herstellungsprozess vom Saatgut bis zum fertigen Produkt, betreibt eigene Forschung und arbeitet weltweit mit verschiedenen Forschungseinrichtungen zusammen. Das Produktesortiment beinhaltet verschreibungspflichtige (RX) und freiverkäufliche (OTC) pflanzliche Arzneimittel für verschiedene Therapiebereiche. Den Grundstein für das Unternehmen legte der Apotheker Maximilian Georg Zeller-Gaupp mit der Entwicklung des Produktes „zeller balsam“ gegen Magen- und Verdauungsbeschwerden.
Geschichte[Bearbeiten]
Gründung (1864)[Bearbeiten]
Paul Friedrich Gaupp legte mit der Eröffnung seiner Apotheke in Romanshorn an der Bahnhofstrasse 1864 den Grundstein für das heutige Unternehmen Max Zeller Söhne AG. 1865 trat Maximilian Georg Zeller in das Geschäft ein und entwickelte in den Folgejahren unter anderem den „zeller balsam“ gegen Magen- und Verdauungsbeschwerden, welcher noch heute in unveränderter Zusammensetzung erhältlich ist. Max Zeller eröffnete 1869 und 1911 Filialen in Amriswil und Neukirch (Egnach) und übergab 1911 seine Geschäfte an seine beiden jüngsten Söhne Max Zeller-Fehr und Albert Zeller-Blau. Diese gründeten 1912 eine Kollektivgesellschaft unter dem Namen „Max Zeller Söhne“.[1] Albert war als Apotheker für die fachlichen Belange zuständig, Max für die administrative Seite.
Mit dem Erwerb des Fabrikgebäudes der Stickerei Hauser begann 1925 die industrielle Produktion pflanzlicher Heilmittel. Damit setzte sich die Firma von den ebenfalls Arzneien herstellenden Apotheken ab. Die Ausweitung der Werbung in den nachfolgenden Jahren (u. a. Anzeigen in der Bodensee-Zeitung, ab 1920 Zellerkalender, ab 1927 Der Menschenfreund – ein Wegweiser zur Erhaltung und Förderung der Gesundheit und Schönheit) trug zum weiteren Wachstum des Unternehmens bei. 1939 umfasste das Angebot 63 pflanzliche Hausmittel, 16 kosmetische Produkte und 20 Tierarzneimittel. Als Pionier auf sozialem Gebiet vertrat Max Zeller-Fehr die Ansicht, „ein Geschäft könne nur aufblühen, wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer miteinander in angenehmer Verbindung stünden“ und gründete 1931 eine der ersten Pensionskassen im Kanton Thurgau.
Automatisierung (ab 1949)[Bearbeiten]
1940 trat als Vertreter der dritten Generation sein einziger Sohn Maximilian Eduard in die Firma ein.[2] Durch umfassende Automatisierungsmassnahmen sorgte er in den Folgejahren für eine deutliche Steigerung der Produktivität. 1949 wurde das erste Fliessband in Betrieb genommen, zwei Jahre später folgten eine moderne Tablettier- und Dragierabteilung sowie 1954 ein Zentrallager. Der Höhepunkt der Automatisierung wurde 1958 mit der Anschaffung eines modernen Fliessbandes mit 14 Bedienungsstellen erreicht. Durch seine umfassenden Rationalisierungs- und Mechanisierungsmassnahmen gelang es Maximilian Eduard, die Produktion bei gleichzeitiger Reduktion des Personals auf 60 bis 70 Prozent zu verdreifachen.
Da Maximilian Eduard keine Kinder hatte, bot er 1955 seinem Schwager, dem Juristen Friedrich Wilhelm Kade-Zeller an, in die Firma einzutreten, die seit 1953 als Aktiengesellschaft - Max Zeller Söhne AG - fungierte. Nach dem Tod von Maximilian Eduard wurde Friedrich Kade Präsident und Delegierter des Verwaltungsrates. Er erneuerte in den folgenden Jahren Gebäude und Produktionsanlagen stetig und erweiterte die Produktpalette z. B. um Zellerbalsam-Tabletten, Rheuma-Dragees und Rheuma-Salbe. Aufgrund seiner Aktivitäten lag der Umsatz 1977 erstmals über 10 Millionen CHF.
Als Vertreter der 4. Generation baute Fritz Kade, der Sohn von Friedrich Kade, das Unternehmen schliesslich zum modernen Phytopharmabetrieb aus. Er übernahm 1967 die technische Leitung und begann mit dem Aufbau der Abteilung Forschung und Entwicklung sowie der Qualitätskontrolle. Ab 1980 wurden jedes Jahr etwa ein bis zwei neue Produkte entwickelt, ab 1983 war Fritz Kade als Delegierter des Verwaltungsrates für das gesamte Unternehmen verantwortlich.
Zusammenarbeit mit Ciba-Geigy[Bearbeiten]
Unter Wahrung der finanziellen Unabhängigkeit des Familienunternehmens wurde 1985 eine Zusammenarbeit mit Ciba-Geigy (heute Novartis) begonnen. Die pharmazeutisch-technischen Entwicklungsaktivitäten wurden ausgebaut und wichtige Produkte modernisiert. Ab 1987 führte die Vermarktung pflanzlicher Arzneimittel durch Novartis zu einer deutlichen Steigerung der Markanteile und Umsätze. Von 1988 bis 2004 war der Phytotherapeut Beat Meier Leiter der Forschung und Entwicklung bei der Zeller AG in Romanshorn.[3] Forschung und Entwicklung sowie Qualitätskontrolle konnten nun in ganz anderen Dimensionen erfolgen. So konnte von 1989 bis 1999 die Produktion versechsfacht werden. In den 1990er Jahren stand die Expansion ins Ausland im Fokus. Zur Aktivierung des Exportgeschäftes wurde 1992 mit fünf deutschen Partnern die Zeller International AG gegründet, die 1995 als 100-prozentige Tochtergesellschaft in die Firma übernommen wurde. Die Vermarktung der Produkte ausserhalb der Schweiz wurde an Partnerfirmen übergeben, die Entwicklung und Herstellung blieb jedoch bei Zeller. 1996 wurde die Zeller Medical AG als Tochtergesellschaft der Max Zeller Söhne AG mit dem Ziel gegründet, ausgewählte Produkte direkt bei Ärzten in der Schweiz anzubieten.
Nach dem Bau einer neuen High-Tech-Anlage zur Herstellung von festen Phytopharmaka inklusive vollautomatischen Hochregallagern besass Zeller 1996 weltweit eine der modernsten Produktionsanlagen für Phytopharmaka. Mit den beiden Söhnen von Fritz Kade wurde in den folgenden Jahren die 5. Generation in den Betrieb aufgenommen: 1997 trat Peter Kade in die Firma ein und war für den weltweiten Anbau und Einkauf der Arzneipflanzen verantwortlich. Sein älterer Bruder Federico Jacques nahm 1999 in der Finanz- und Marketingabteilung seine Tätigkeit auf.
Neuere Entwicklungen[Bearbeiten]
2006 konnte mit dem Bau einer Anlage zur Befilmung von anspruchsvollen Formulierungen die jährliche Produktionskapazität auf 800 Millionen Filmtabletten ausgebaut werden. Im Jahr 2008 erwarb das Unternehmen die Aktienmehrheit der Vitaplant AG, die auf den Bereich Saatgut und die Anbauentwicklung der Pflanzen spezialisiert ist. Die Qualität der Rohstoffe ist von entscheidender Bedeutung für die Herstellung von pflanzlichen Arzneimitteln. Aus den von Vitaplant entwickelten Pflanzengattungen werden innovative Pflanzenextrakte entwickelt und für die Weiterverarbeitung von Arzneimitteln zur Verfügung gestellt.
Im Januar 2010 wurde der Sitz der Vitaplant von Witterswil bei Basel in die unmittelbare Nähe von Zeller verlegt. Das Tochterunternehmen von Zeller verfügt neu über ein 60.000 qm großes Areal mit modernen Gewächshäusern, einem GMP-zertifizierten Rohstofflager, einem Ökonomiegebäude sowie einer Versuchsfeldstation. 2013 wurde eine neues Laborgebäude gebaut, das über alle notwendigen Anlagen im Bereich moderner Pflanzenforschung und -analytik verfügt.
Nahe dem Bodenseeufer am Fuss- und Radweg zwischen Kesswil und Romanshorn wurde 2014 ein Arzneipflanzengarten eröffnet. Er ist ganzjährig für Besucher geöffnet und beschreibt an sieben Indikationsfeldern mit ausführlichen Infotafeln die Wirkung und die Bedeutung der jeweiligen Heilpflanze.
Zur Sicherstellung des Arzneipflanzenanbaus werden seit 2016 in Ostafrika nach hohen Qualitätsansprüchen neue Anbauflächen kultiviert. In Planung ist die Erweiterung der Flächen auf über 100 Hektar. Parallel dazu wurde der Aufbau der Infrastruktur an beiden Standorten vorangetrieben. 2017 wurde eine neue Blisteranlage in Betrieb genommen. Dies machte auch eine Erweiterung des Verpackungsgebäudes erforderlich, das in der Grundfläche verdoppelt wurde.
Literatur[Bearbeiten]
- Fritz Hauswirth: Von der Landapotheke zum modernen Pharmabetrieb. Verein für wirtschaftshistorische Studien, Meilen 2000, ISBN 3-909059-16-3.
- Sandra Escher: Vom Kräuterdoktor zum Pharmaspezialisten. In: Handelszeitung. 25. August 1999, S. 35.
- Peter Schaad: Zellers US-Vorstoss soll Ausstoss verdoppeln. In: Der Bund. 14. Februar 2000, S. 9.
- Martin Sinzig: «Sei mutig, denke gross». In: St. Galler Tagblatt. 22. Juni 2022, S. 9.
Weblinks[Bearbeiten]
Einzelnachweie[Bearbeiten]
- ↑ Erich Trösch: Max Zeller. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 5. Februar 2014.
- ↑ Erich Trösch: Max Eduard Zeller. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 5. Februar 2014.
- ↑ «Schweizerische Medizinische Gesellschaft für Phytotherapie» (SMGP) Vorstand abgerufen am 26. Januar 2023. --- Beat Meier, Anne Rehwald, Marianne Meier-Liebi: Passiflora. In: Rudolf Hänsel, K. Keller, H. Rimpler, G. Schneider (Hrsg.) Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 5. Auflage, Springer Berlin 1994, Band 6, S. 34–48. Im selben Band, S. 81–105: Beat Meier, Marianne Meier-Liebi: Petasites. --- Produkte der Zeller AG abgerufen am 27. Januar 2023 Produkte der Zeller AG: Entspannung
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