You can edit almost every page by Creating an account. Otherwise, see the FAQ.

Politikerbuch

Aus EverybodyWiki Bios & Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche

CDU-Politiker Norbert Blüm bei der Vorstellung des nach seinem Ausscheiden aus der Politik erschienenen Buchs Ehrliche Arbeit, Hardcover, mit Porträt des Autors (2011)

Politikerbuch ist ein seit Ende des 20. Jahrhunderts verwendeter Begriff[1][2][3] für ein Sachbuch, das von einem Politiker veröffentlicht, aber teilweise von einem Ghostwriter oder Co-Autor geschrieben wird.

Inhalt und Stil[Bearbeiten]

Als Politikerbücher bezeichnete Werke können Bilanzen, Debattenbeiträge, Gesprächsbände, Denk- oder Streitschriften sein. Sie enthalten häufig das jeweilige Parteiprogramm und dienen damit als Instrument der politischen Kommunikation, insbesondere wenn sie zu Wahlkämpfen erscheinen. Sie können zur Erst- und Neupositionierung, aber auch als Rückblick auf eine beendete politische Karriere dienen. Die Bücher haben häufig autobiografische Züge und sind in der Ich-Form verfasst. Sie tragen oft Personal- und Possessivpronomina im Titel, etwa Mein Weg von Angela Merkel und Mein Deutschland. Wofür ich stehe von Frank-Walter Steinmeier.[4] Deutsche Politikerbücher sind in der Regel Hardcover-Ausgaben, auf deren Einband ein Porträt des Autors abgebildet ist. In Frankreich haben viele Titel Softcover ohne Autorporträts. Eine Ausnahme ohne Porträt in Deutschland ist Ganz oben, ganz unten von Christian Wulff über die Wulff-Affäre.[5] Häufig stellen Politiker ihre Bücher gegenseitig öffentlich vor.[6]

Co-Autorschaft[Bearbeiten]

Als Politikerbücher bezeichnete Werke tragen den Autornamen von Politikern, werden aber häufig von Co-Autoren oder Ghostwritern verfasst,[7] die auch als Redenschreiber der Politiker tätig sein können.[8] Ein übliches Honorar für einen Ghostwriter lag 2021 bei 10.000 Euro.[8] Auf dem deutschsprachigen Buchmarkt werden die Namen der Co-Autoren im Gegensatz zu den USA, wo die Co-Autoren oft selbst prominent sind, selten in der Titelei der Bücher genannt. Gelegentlich verweisen Vorworte und Danksagungen auf die Zusammenarbeit.[9] Die namentliche Nichtnennung des Ghostwriter-Urhebers kann ähnlich wie bei Reden schuldrechtlich vereinbart werden, üblich sind Ghostwriter-Abreden und Verschwiegenheitsverpflichtungen.[10] Parteigremien können an der Autorisierung der Bücher bei Verlagen beteiligt sein.[11]

Bekannte Ghostwriter oder Co-Autoren deutscher Politikerbücher sind Lothar Bucher (Otto von Bismarck), Michael Ebmeyer (Heiko Maas, Annalena Baerbock), Wolfram Langer (Ludwig Erhard), Thomas E. Schmidt (Frank-Walter Steinmeier), Hajo Schumacher (Klaus Wowereit, Malu Dreyer), Heribert Schwan (Helmut Kohl) und Dominik Wichmann (Guido Westerwelle). Zahlreiche Gesprächsbände mit Politikern hat der Journalist Hugo Müller-Vogg veröffentlicht.[12]

Auflagenzahlen[Bearbeiten]

Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard mit einem Exemplar von Wohlstand für alle (1957)

Die Auflagenzahlen durchschnittlicher deutscher Politikerbücher liegen im mittleren Bereich, sie gehören damit zur Midlist[13] (zu Bestsellern siehe unten). Eine Startauflage von 5000 Exemplaren wurde im Jahr 2002 am oberen Rand verortet.[14][15] 2021 wurde die mittlere Auflage bei 4000 beziffert, mit Spannweiten zwischen 3000 und 8000 Exemplaren.[8] Es ist üblich, dass Verlage mit den Parteien der Politiker eine Garantieabnahme einer bestimmten Zahl von Exemplaren vereinbaren, um die Publikation zu finanzieren. Die Bücher können als Wahlkampfmittel verwendet werden.[16]

Bekannte Titel[Bearbeiten]

Als ein Vorläufer des modernen Politikerbuchs gilt Otto von Bismarcks Autobiografie Gedanken und Erinnerungen (1890).[4][17][12] Als bekanntestes Politikerbuch der Nachkriegszeit wurde Wohlstand für alle (1957) von Ludwig Erhard bezeichnet.[18] Laut Dieter Lenzen hat der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl mit 27 Büchern die meisten Titel in der deutschen Politik veröffentlicht.[19] Mehrere Bestseller hatte der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt.[4] Das Manager Magazin veröffentlichte 2010 eine vom Magazin Buchreport erstellte Politikerbücher-Bestsellerliste mit den zehn erfolgreichsten Titeln seit 2002.[20]

Bekannte deutsche Politikerbücher sind Deutschland schafft sich ab (2010) von Thilo Sarrazin, Neukölln ist überall (2012) von Heinz Buschkowsky, Die Selbstgerechten (2021) von Sahra Wagenknecht und Jetzt. Wie wir unser Land erneuern (2021) von Annalena Baerbock.[21] Eines der erfolgreichsten fremdsprachigen Politikerbücher ist Ein amerikanischer Traum von Barack Obama (1995, 390.000 deutschsprachige Exemplare, Stand: 2012).[16]

Literatur[Bearbeiten]

  • Andrea Wolf: Politische Kommunikation ex libris – vergleichende Analyse von Politikerbüchern in Deutschland und Frankreich 2002–2012. Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. 2016 (core.ac.uk [PDF; 14,2 MB]).

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Ludger Fertmann: Björn Engholm: ein Portrait. Heyne, 1991, ISBN 978-3-453-05206-2, S. 86 (google.de [abgerufen am 11. Januar 2023]).
  2. Wirtschaftswoche. Wirtschaftswoche, Oktober 1993, S. 72 (google.de [abgerufen am 10. Januar 2023]).
  3. Arno Klönne, Eckart Spoo, Rainer Butenschön: Der lange Abschied vom Sozialismus: eine Jahrhundertbilanz der SPD. VSA-Verlag, 1999, ISBN 3-87975-752-6 (google.de [abgerufen am 10. Januar 2023]).
  4. 4,0 4,1 4,2 Moritz Schuller: Politikerbücher: Die Heuchler sind wir. In: Der Tagesspiegel Online. 22. Juni 2009, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 29. Dezember 2022]).
  5. Wolf 2016, S. 93–97.
  6. Markus Decker: Ambitionen auf Papier - | politik&kommunikation. 1. Mai 2009, abgerufen am 11. Januar 2023 (deutsch).
  7. Bleibt alles anders. Abgerufen am 11. Januar 2023.
  8. 8,0 8,1 8,2 Cornelius Pollmer, Lena Reuters: Wie funktioniert Ghostwriting? Abgerufen am 2. Januar 2023.
  9. Wolf 2016, S. 137.
  10. Maria Ottermann: Der Werkschöpfer im Arbeits- und Auftragsverhältnis Die originäre Inhaberschaft des Urheberrechts unter Berücksichtigung des Urheberpersönlichkeitsrechts und des Urheberkollisionsrechts in Deutschland, England und den Niederlanden. 1. Auflage. Baden-Baden 2019, ISBN 978-3-7489-0006-1, S. 343–349.
  11. Julia Encke: Ein runder Mann mit Kanten: Sigmar Gabriels verschwundenes Buch. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 2. Januar 2023]).
  12. 12,0 12,1 Michael Angele, Simon Schaffhöfer: Gesprächsbände mit Hugo Müller-Vogg. Das Genre des Politikerbuchs ist völlig unterbelichtet. Fragen und Antworten von Michael Angele und Simon Schaffhöfer. Abgerufen am 29. Dezember 2022.
  13. Holger Ehling über Politikerbücher und das mangelnde Engagement für die „Midlist“, BuchMarkt, August 2022, S. 18
  14. Rüdiger Strauch: Politiker an der Bücherfront: Die Waffen der Visionäre. In: Der Spiegel. 2. August 2002, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 25. Dezember 2022]).
  15. Wolf 2016, S. 59.
  16. 16,0 16,1 Lydia Rosenfelder: 7000 Becks. Das Politikerbuch: Der Ghostwriter schreibt es, die Partei kauft es, nach dem Wahlkampf verstaubt es. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 26. Februar 2012, Nr. 8, S. 5.
  17. Wenn Politiker zur Ikone werden wollen. 22. Juni 2009, abgerufen am 11. Januar 2023 (deutsch).
  18. deutschlandfunkkultur.de: Politikerbücher - Geschenkbücher aus dem Wortbordell. Abgerufen am 29. Dezember 2022.
  19. Hamburger Abendblatt - Hamburg: Wissenschaft und Wirklichkeit: Müssen Politiker Bücher schreiben? 19. August 2021, abgerufen am 20. Dezember 2022 (deutsch).
  20. Helene Endres: Politikerbücher: Millionenhonorar für Sarrazin. Lohnenswert, in: Manager Magazin, 11/2010, S. 24, PDF
  21. Leichter gesagt als geschrieben - Politiker schreiben Bücher | politik&kommunikation. 19. Dezember 2022, abgerufen am 20. Dezember 2022 (deutsch).


Diese artikel "Politikerbuch" ist von Wikipedia The list of its authors can be seen in its historical and/or the page Edithistory:Politikerbuch.



Read or create/edit this page in another language[Bearbeiten]