Dieser Artikel leitet für ein Zwei-Niveau-System wichtige quantenstatistische Ergebnisse her. Da es keine realen Zwei-Niveau-Systeme gibt, ist das Modell rein theoretisch , ein sogenanntes Toy-Modell . Die Ergebnisse gelten aber näherungsweise für zwei gut isolierte Energieniveaus.
Darstellung des Toy-Modells
Das Modell geht von
n
{\displaystyle n}
Teilchen mit je zwei möglichen Energieniveaus aus. Um die Beschreibung zu vereinfachen, legen wir unseren Energienullpunkt auf das untere Energieniveau. Dann ist das obere Energieniveau auf einer Energie
E
0
{\displaystyle E_{0}}
. Das heißt nun, jedes unserer Teilchen kann entweder die Energie 0 oder
E
0
{\displaystyle E_{0}}
haben.
Energie des Systems [ Bearbeiten ]
Der Hamiltonoperator eines solchen Systems ist leicht aufzustellen.
H
^
=
∑
k
=
1
n
E
0
n
^
k
{\displaystyle {\hat {H}}=\sum _{k=1}^{n}{E_{0}{\hat {n}}_{k}}}
wobei
n
^
k
{\displaystyle {\hat {n}}_{k}}
ein Operator ist, welcher angibt, ob das
k
{\displaystyle k}
-te Teilchen im angeregten Zustand ist oder nicht.
Berechnung der Zustandssummen [ Bearbeiten ]
Die Zustandssumme erhält man durch Einsetzen des Hamiltonoperators in die kanonische Zustandssumme :
Z
k
(
N
,
V
,
T
)
=
Sp
(
e
−
H
^
k
B
T
)
.
{\displaystyle Z_{k}(N,V,T)=\operatorname {Sp} \left(\mathrm {e} ^{-{\frac {\hat {H}}{k_{\mathrm {B} }T}}}\right).}
Z
k
(
N
,
V
,
T
)
=
Sp
(
e
−
∑
k
=
1
n
E
0
n
^
k
k
B
T
)
.
{\displaystyle Z_{k}(N,V,T)=\operatorname {Sp} \left(\mathrm {e} ^{-{\frac {\sum _{k=1}^{n}{E_{0}{\hat {n}}_{k}}}{k_{\mathrm {B} }T}}}\right).}
Die Summe kann aus der Exponentialfunktion gezogen werden und wird zum Produkt.
Z
k
(
N
,
V
,
T
)
=
∏
k
=
1
n
Sp
(
e
−
E
0
n
^
k
k
B
T
)
.
{\displaystyle Z_{k}(N,V,T)=\prod _{k=1}^{n}\operatorname {Sp} \left(\mathrm {e} ^{-{\frac {E_{0}{\hat {n}}_{k}}{k_{\mathrm {B} }T}}}\right).}
Nun ersetzen wir die Spur durch eine Summe über
n
k
{\displaystyle n_{k}}
und den Operator
n
^
k
{\displaystyle {\hat {n}}_{k}}
durch seinen Eigenwert nk .
Z
k
(
N
,
V
,
T
)
=
∏
k
=
1
n
∑
n
k
(
e
−
E
0
n
k
k
B
T
)
.
{\displaystyle Z_{k}(N,V,T)=\prod _{k=1}^{n}\sum _{n_{k}}\left(\mathrm {e} ^{-{\frac {E_{0}n_{k}}{k_{\mathrm {B} }T}}}\right).}
Analog erhält man für die großkanonische Zustandssumme :
Z
g
(
μ
,
V
,
T
)
=
∏
k
=
1
n
∑
n
k
(
e
−
(
E
0
−
μ
)
n
k
k
B
T
)
.
{\displaystyle Z_{g}(\mu ,V,T)=\prod _{k=1}^{n}\sum _{n_{k}}\left(\mathrm {e} ^{-{\frac {(E_{0}-\mu )n_{k}}{k_{\mathrm {B} }T}}}\right).}
Benötigt wird dazu der Teilchenzahloperator
n
^
=
∑
k
=
0
n
n
^
k
{\displaystyle {\hat {n}}=\sum _{k=0}^{n}{\hat {n}}_{k}}
, dieser wird für
n
{\displaystyle n}
in die allgemeine Formel für die großkanonische Zustandssumme:
Z
g
(
μ
,
V
,
T
)
=
Sp
(
e
−
H
^
−
μ
n
^
k
B
T
)
{\displaystyle Z_{g}(\mu ,V,T)=\operatorname {Sp} \left(\mathrm {e} ^{-{\frac {{\hat {H}}-\mu {\hat {n}}}{k_{\mathrm {B} }T}}}\right)}
eingesetzt.
Die so erhaltene großkanonische Zustandssumme formen wir noch um. Das beschriebene System enthält
n
{\displaystyle n}
Teilchen auf zwei Energieniveaus, also sind meist mehrere Teilchen in einem Niveau, somit handelt es sich um ein bosonisches System. Die Summe über
n
k
{\displaystyle n_{k}}
kann also von Null bis Unendlich laufen. Für jeden Summanden sieht man aber, dass immer gleiche Energieterme multipliziert werden. Daher kann man die Exponentialfunktion auch umschreiben:
Z
g
(
μ
,
V
,
T
)
=
∏
k
=
1
n
∑
n
k
(
e
−
(
E
0
−
μ
)
k
B
T
)
n
k
.
{\displaystyle Z_{g}(\mu ,V,T)=\prod _{k=1}^{n}\sum _{n_{k}}\left(\mathrm {e} ^{-{\frac {(E_{0}-\mu )}{k_{\mathrm {B} }T}}}\right)^{n_{k}}.}
Diese Form erkennen wir als geometrische Reihe . Daraus folgt:
Z
g
(
μ
,
V
,
T
)
=
∏
k
=
1
n
1
1
−
(
exp
(
−
E
0
−
μ
k
B
T
)
)
.
{\displaystyle Z_{g}(\mu ,V,T)=\prod _{k=1}^{n}{\frac {1}{1-\left(\exp \left(-{\frac {E_{0}-\mu }{k_{\mathrm {B} }T}}\right)\right)}}.}
(Bosonische Zustandssumme)
Um die fermionische Zustandssumme zu bekommen, benötigen wir einen Trick. Das System wird nur fermionisch, wenn sich in jedem Zustand maximal ein Teilchen befindet. Dazu betrachten wir unser System für
n
=
1
{\displaystyle n=1}
, also für ein einziges Teilchen. Dadurch fällt unser Produkt erstmal weg, und die Summe über
n
k
{\displaystyle n_{k}}
enthält nur noch zwei Möglichkeiten: Das Teilchen ist angeregt oder nicht. Daher kann
n
k
{\displaystyle n_{k}}
nur noch 0 oder 1 sein.
Die Zustandssumme wird dann zu:
Z
g
(
μ
,
V
,
T
)
=
∑
n
k
=
0
1
(
e
−
(
E
0
−
μ
)
n
k
k
B
T
)
.
{\displaystyle Z_{g}(\mu ,V,T)=\sum _{n_{k}=0}^{1}\left(\mathrm {e} ^{-{\frac {(E_{0}-\mu )n_{k}}{k_{\mathrm {B} }T}}}\right).}
Einsetzen von nk liefert:
Z
g
(
μ
,
V
,
T
)
=
1
+
(
exp
(
−
(
E
0
−
μ
)
k
B
T
)
)
.
{\displaystyle Z_{g}(\mu ,V,T)=1+\left(\exp \left(-{\frac {(E_{0}-\mu )}{k_{\mathrm {B} }T}}\right)\right).}
Dabei wurde benutzt, dass
e
0
=
1
{\displaystyle \mathrm {e} ^{0}=1}
ergibt.
Dies gibt uns die Zustandssumme für ein Teilchen. Wir verlassen an dieser Stelle unser Modell und sagen, wir wollten ursprünglich ein
n
{\displaystyle n}
-Teilchen-System beschreiben. Indem wir ein System aus
n
{\displaystyle n}
Modellen mit je einem Teilchen betrachten, erhalten wir ein fermionisches System. Die Zustandssumme des Gesamtsystems besteht also aus
n
{\displaystyle n}
Faktoren, die jeweils unser bisheriges Ergebnis darstellen:
Z
g
(
μ
,
V
,
T
)
=
∏
k
=
1
n
(
1
+
(
e
−
(
E
0
−
μ
)
k
B
T
)
)
.
{\displaystyle Z_{g}(\mu ,V,T)=\prod _{k=1}^{n}\left(1+\left(\mathrm {e} ^{-{\frac {(E_{0}-\mu )}{k_{\mathrm {B} }T}}}\right)\right).}
(Fermionische Zustandssumme)
Thermodynamisches Potential [ Bearbeiten ]
Wir berechnen das Thermodynamische Potential über:
Ω
(
T
,
V
,
μ
)
=
−
k
B
T
log
(
Z
g
)
.
{\displaystyle \Omega (T,V,\mu )=-k_{\mathrm {B} }T\log({Z_{g}}).}
Einsetzen der vorher berechneten großkanonischen Zustandssumme liefert:
Ω
(
T
,
V
,
μ
)
=
−
k
B
T
log
(
∏
k
=
1
n
1
1
−
(
e
−
E
0
−
μ
k
B
T
)
)
.
{\displaystyle \Omega (T,V,\mu )=-k_{\mathrm {B} }T\log \left({\prod _{k=1}^{n}{\frac {1}{1-(\mathrm {e} ^{-{\frac {E_{0}-\mu }{k_{\mathrm {B} }T}}})}}}\right).}
Das Produkt lässt sich als Summe aus dem Logarithmus ziehen, innen dreht ein Vorzeichenwechsel den Bruch um. Es folgt:
Ω
(
T
,
V
,
μ
)
=
k
B
T
∑
k
=
1
n
log
(
1
−
(
e
−
E
0
−
μ
k
B
T
)
)
.
{\displaystyle \Omega (T,V,\mu )=k_{\mathrm {B} }T\sum _{k=1}^{n}\log(1-(\mathrm {e} ^{-{\frac {E_{0}-\mu }{k_{\mathrm {B} }T}}})).}
Durch Einsetzen und Vorziehen der Summe ergibt sich:
Ω
(
T
,
V
,
μ
)
=
−
k
B
T
∑
k
=
1
n
log
(
1
+
(
e
−
E
0
−
μ
k
B
T
)
)
.
{\displaystyle \Omega (T,V,\mu )=-k_{\mathrm {B} }T\sum _{k=1}^{n}\log(1+(\mathrm {e} ^{-{\frac {E_{0}-\mu }{k_{\mathrm {B} }T}}})).}
Wir sehen, dass das Potential bis auf die Vorzeichen gleich ist.
Ω
(
T
,
V
,
μ
)
=
±
k
B
T
∑
k
=
1
n
log
(
1
∓
(
e
−
E
0
−
μ
k
B
T
)
)
F
e
r
m
i
o
n
e
n
B
o
s
o
n
e
n
.
{\displaystyle \Omega (T,V,\mu )=\pm k_{\mathrm {B} }T\sum _{k=1}^{n}\log(1\mp (\mathrm {e} ^{-{\frac {E_{0}-\mu }{k_{\mathrm {B} }T}}}))\,\,\,\,_{\mathrm {Fermionen} }^{\mathrm {Bosonen} }.}
Verteilungsfunktionen [ Bearbeiten ]
Man erhält den Erwartungswert für die Teilchenzahl, indem man das thermodynamische Potential nach dem negativen chemischen Potential ableitet.
⟨
N
^
⟩
=
−
(
∂
Ω
∂
μ
)
β
,
V
{\displaystyle \langle {\hat {N}}\rangle =-\left({\frac {\partial \Omega }{\partial \mu }}\right)_{\beta ,V}}
mit
β
=
1
k
B
T
.
{\displaystyle \beta ={\frac {1}{k_{\mathrm {B} }T}}.}
Die Ableitung des Logarithmus liefert:
1
1
−
(
e
−
E
0
−
μ
k
B
T
)
.
{\displaystyle {\frac {1}{1-\left(\mathrm {e} ^{-{\frac {E_{0}-\mu }{k_{\mathrm {B} }T}}}\right)}}.}
Die innere Ableitung gibt:
−
1
k
B
T
e
−
E
0
−
μ
k
B
T
.
{\displaystyle -{\frac {1}{k_{\mathrm {B} }T}}\mathrm {e} ^{-{\frac {E_{0}-\mu }{k_{\mathrm {B} }T}}}.}
Zusammengefasst erhalten wir dann:
⟨
N
^
⟩
=
k
B
T
k
B
T
∑
k
=
1
n
1
1
−
(
e
−
E
0
−
μ
k
B
T
)
e
−
E
0
−
μ
k
B
T
.
{\displaystyle \langle {\hat {N}}\rangle ={\frac {k_{\mathrm {B} }T}{k_{\mathrm {B} }T}}\sum _{k=1}^{n}{\frac {1}{1-\left(\mathrm {e} ^{-{\frac {E_{0}-\mu }{k_{\mathrm {B} }T}}}\right)}}\mathrm {e} ^{-{\frac {E_{0}-\mu }{k_{\mathrm {B} }T}}}.}
Nach Kürzen von kB T und Zusammenfassen des Bruchs erhalten wir die Bose-Verteilung :
⟨
N
^
⟩
=
∑
k
=
1
n
1
(
e
E
0
−
μ
k
B
T
)
−
1
.
{\displaystyle \langle {\hat {N}}\rangle =\sum _{k=1}^{n}{\frac {1}{\left(\mathrm {e} ^{\frac {E_{0}-\mu }{k_{\mathrm {B} }T}}\right)-1}}.}
(Bose-Verteilung)
Analog erhält man durch Einsetzen des Potentials für Fermionen nach dem Ableiten:
⟨
N
^
⟩
=
k
B
T
k
B
T
∑
k
=
1
n
1
1
+
(
e
−
E
0
−
μ
k
B
T
)
e
−
E
0
−
μ
k
B
T
.
{\displaystyle \langle {\hat {N}}\rangle ={\frac {k_{\mathrm {B} }T}{k_{\mathrm {B} }T}}\sum _{k=1}^{n}{\frac {1}{1+\left(\mathrm {e} ^{-{\frac {E_{0}-\mu }{k_{\mathrm {B} }T}}}\right)}}\mathrm {e} ^{-{\frac {E_{0}-\mu }{k_{\mathrm {B} }T}}}.}
Zusammenfassen liefert nun die Fermi-Verteilung :
⟨
N
^
⟩
=
∑
k
=
1
n
1
(
e
E
0
−
μ
k
B
T
)
+
1
.
{\displaystyle \langle {\hat {N}}\rangle =\sum _{k=1}^{n}{\frac {1}{\left(\mathrm {e} ^{\frac {E_{0}-\mu }{k_{\mathrm {B} }T}}\right)+1}}.}
(Fermi-Verteilung)
Auch hier sehen wir, dass sich die Verteilungen nur um ein Vorzeichen unterscheiden:
⟨
N
^
⟩
=
∑
k
=
1
n
1
(
e
E
0
−
μ
k
B
T
)
±
1
.
{\displaystyle \langle {\hat {N}}\rangle =\sum _{k=1}^{n}{\frac {1}{\left(\mathrm {e} ^{\frac {E_{0}-\mu }{k_{\mathrm {B} }T}}\right)\pm 1}}.}
Aus dem Modell ergeben sich also die allgemein gültigen Fermi- und Bose-Verteilungen.
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