RPC Zeller Plastik Zell
RPC Zeller Plastik Zell | |
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Rechtsform | |
Gründung | 25. August 1950 |
Sitz | Zell |
Leitung | Roger Hamers |
Mitarbeiterzahl | 370 |
Branche | Verpackungsindustrie |
RPC Zeller Plastik Zell ist ein deutscher Zulieferer in der Verpackungsindustrie. RPC Zeller Plastik Zell ist auf das thermoplastische Spritzgießen spezialisiert. Hauptsächlich werden Tubenverschlüsse und Sprühpistolen hergestellt und an Abfüller verkauft. Von 1950 bis 1993 selbstständig, wurde die damalige Zeller Plastik GmbH 1993 von CarnaudMetalbox aufgekauft. Über Crown Cork & Seal (1996) und Global Closure Systems (2005) ist die Zeller Plastik GmbH seit Ende 2015 an die RPC Group angegliedert und heißt seit dem RPC Zeller Plastik Zell.[1]
Geschichte[Bearbeiten]
Gründung[Bearbeiten]
RPC Zeller Plastik Zell wurde am 25. August 1950 von Lorenz Koehn, Willi Gräbner und Paul Reußner als „Zeller Plastik Koehn, Gräbner & Co.“ gegründet.
Lorenz Koehn war als Mitinhaber des Presstoffwerks „Greiner & Koehn“ in Groitzsch bei Leipzig bereits ein erfahrener Mann in der Verpackungsindustrie. Greiner & Koehn war in den 40er Jahren mit rund 500 Mitarbeitern und einem Umsatz von ungefähr 6 Millionen Reichsmark einer der größten Verschlusshersteller Europas.
Willi Gräbner und Paul Reußner gehörten ein Formenbau in Triptis (Thüringen). Sie belieferten Greiner & Koehn mit Werkzeugen aus ihrem Formenbau. Somit existierte schon vor der Gründung von Zeller Plastik Koehn, Gräbner & Co. eine enge Zusammenarbeit zwischen Willi Gräbner, Paul Reußner und Lorenz Koehn.
Während des zweiten Weltkrieges wurden Lorenz Koehn, Willi Gräbner und Paul Reußner enteignet. Sie flohen nach Westdeutschland und trafen sich zufällig in Fulda wieder. Dort haben sie gemeinsam in einer alten Arbeitsbaracke die Firma „Koehn, Gräbner & Co.“ gegründet. Koehn, Gräbner & Co. stellte Werkzeuge zur Herstellung von Kunststoffverschlüssen her.
Aufgrund der Nähe zur ostdeutschen Grenze suchten sie einen alternativen Standort für ihre Firma. Lorenz Koehn hatte engen Kontakt zu einem Weinhändler in Pünderich. Durch diesen Kontakt entstanden weitere Kontakte in die Region. Die Stadt Zell, speziell deren damaliger Bürgermeister Georg Weimar, erkannte, dass die Stadt nicht alleine von Touristik und Weinhandel leben konnte. Es sollte ein weiteres Standbein aufgestellt werden, um mehr Arbeitsplätze und Wohlstand zu erhalten. Daher bot Georg Weimar 1950 im damaligen Linnichbachtal eine leerstehende Zigarrenfabrik als Fabrikgebäude an. Zeller Plastik Koehn, Gräbner & Co. wurde gegründet.
Jeder der Gründer ging mit jeweils über 50 Jahren nochmals das Risiko einer Firmengründung ein. Sie konnten aber auf ihre 36 Mitarbeiter der vorherigen Standorte in Triptis und Fulda bauen. Diese kamen mit nach Zell.
Anfangsjahre[Bearbeiten]
Die Zeller Plastik Koehn Gräbner & Co. war von Anfang an erfolgreich. In den ersten neun Jahren wurden die Umsätze von 0,27 Millionen DM auf über 5 Millionen DM gesteigert. Hierbei unterteilt sich der Umsatz auf Presswerkzeuge, Spritzwerkzeuge, Tropfeinsätze und allgemeine Werkzeuge, wobei der Großteil des Umsatzes aus Press- und Spritzwerkzeugen resultierte.
Der Spritzguss gewann Anfang der 60er Jahre im Vergleich zum Pressverfahren zunehmend an Bedeutung. Neben anderen Produkten wurden auch Sektkorken aus Kunststoff spritzgegossen.
Neue Fabrik[Bearbeiten]
Aufgrund des großen Wachstums wurden die Räumlichkeiten in der alten Zigarrenfabrik im Linnichbachtal Anfang der 70er Jahre zu klein, um weiter wachsen zu können. Ein neues Werk sollte auf Zell Barl errichtet werden. Das Unternehmen wurde aufgeteilt: Die Produktion und Verwaltung zog in das neue Gebäude auf Zell Barl und der Formenbau verblieb im bisherigen Gebäude.
Nach nur 14 Monaten Bauzeit zog zunächst am 07.04.1973 die Verwaltung und anschließend am 14.04.1973 die Produktion in das neue Werk ein.
Durch den Bau der neuen Fabrik konnte Zeller Plastik Köhn, Gräbner & Co. weiterwachsen und 1973 wurden allein am neuen Standort auf Zell Barl ca. 300 und im Formenbau im Linnichbachtal ca. 50 Menschen beschäftigt.
Führungswechsel[Bearbeiten]
Im Zuge des Neubaus auf Zell Barl wurde die Führung in neue Hände gegeben. Unter der Beteiligung der Hamburger „Gesellschaft für Beteiligungen und Kapitalverwaltungen“ (GeBeKa) übernahmen der Sohn von Lorenz Koehn, Jochen Koehn, und der Schwiegersohn von Willi Gräbner, Berthold Steinhoff, als persönlich haftende Gesellschafter die Geschäftsleitung.
Die drei Gründer Lorenz Koehn, Willi Gräbner und Paul Reußner zogen sich mit diesem Führungswechsel in den Ruhestand zurück.
Expansion[Bearbeiten]
Mitte der 70er Jahre wurde ins europäische Ausland expandiert. Das erste ausländische Werk wurde 1980 in Vichy (Frankreich) gegründet. In den folgenden Jahren folgten Werke bei Mailand (Italien), in Corby (England) und in Barcelona (Spanien).
Nach erfolgreicher Expansion innerhalb Europas war Zeller Plastik bereit, auch außerhalb Europas zu expandieren. Dies war notwendig, um weltweite Kunden wie Procter & Gamble, Unilever oder Colgate-Palmolive als Vor-Ort-Lieferant beliefern zu können. Das erste außereuropäische Werk wurde in den USA gegründet. Es entstand Mitte der 80er Jahre als „Zeller Plastik USA“ in Libertyville, Nähe Chicago. Weitere Standorte folgten in Kanada, Mexiko, Singapur, Thailand, Philippinen und Malaysia. Es wurden außerdem Lizenzen nach Israel, Venezuela, Südafrika, Kolumbien, Australien, Neuseeland und Dänemark vergeben, damit dort ebenfalls unter der Marke „ Zeller Plastik“ produziert werden durfte.
Die Werke in Bangkok (Thailand), Manila (Philippinen) und Kuala Lumpur (Malaysia) wurden technisch und kommerziell von der in Singapur ansässigen Firma ZPSEA unterstützt.
Erweiterung der Geschäftsführung[Bearbeiten]
Aufgrund der Expansion in den 80er Jahren wurde die Geschäftsführung 1981 mit Helmut Graf und 1987 mit dem Amerikaner Gene Dorsch erweitert. Sie wurden ebenfalls persönlich haftende, geschäftsführende Gesellschafter. Gene Dorsch war außerdem Geschäftsführer der Zeller Plastik USA.
Um das wachsende Geschäftsvolumen und damit auch aufgrund der Expansion den wachsenden Finanzbedarf zu stemmen, wurde die kuwaitisch / schweizerische Unternehmensgruppe Helarb 1989 ebenfalls Gesellschafter.
Mit dem Einstieg der Unternehmensgruppe Helarb wurde aus „Zeller Plastik Koehn Gräbner & Co.“ die „Zeller Plastik GmbH“.
Die Übernahme[Bearbeiten]
Im September 1993 ging die Unabhängigkeit der Zeller Plastik GmbH zu Ende. Sie wurde vom französischen Konzern „CarnaudMetalbox“ aufgekauft.
Gründung Zeller Engineering GmbH[Bearbeiten]
Im Jahr 1995 wurde der Formenbau, die Konstruktion und Teile der Entwicklung aus der Zeller Plastik GmbH ausgegliedert. Die dadurch gegründete Zeller Engineering GmbH ist seit dem als 100 %iges Tochterunternehmen der Zeller Plastik GmbH aktiv.
Vereinigung[Bearbeiten]
1995 wurde die „Robert Finke GmbH“ in Finnentrop-Lenhausen von der Zeller Plastik GmbH aufgenommen und somit umbenannt in „Zeller Plastik GmbH Werk Lenhausen“.
Seit 1999 ist außerdem „CMB Garwolin“ aus Polen von der Zeller Plastik GmbH aufgenommen worden.
Übernahme durch Crown Cork & Seal[Bearbeiten]
Kurz vor der Übernahme von CarnaudMetalbox durch den Amerikaner Crown Cork & Seal, im September 1996, übernahm Mitte 1996 Alois Oberhofer die Geschäftsführung der Zeller Plastik GmbH.
Verkauf an Global Closure Systems (GCS)[Bearbeiten]
Im August 2005 entschied sich Crown Cork & Seal zur Abstoßung ihrer Kunststoffsparte. Somit wurde die Zeller Plastik GmbH 2005 an Global Closure Systems verkauft.
Übernahme durch die RPC Group[Bearbeiten]
Ende 2015 wurde Global Closure Systems von der RPC Group aufgekauft. In diesem Zusammenhang wurde die Zeller Plastik GmbH in „RPC Zeller Plastik Zell“ umbenannt. Die weltweit vorhandenen Standorte der ursprünglichen Zeller Plastik GmbH wurden isoliert und sind fortan als selbstständige Unternehmen innerhalb der RPC Group aktiv, haben außer dem Namen „Zeller Plastik“ mit dem Ursprungswerk in Zell nichts mehr zu tun. Ausnahmen sind hierbei das Werk Lenhausen und CMB Garwolin in Polen. Sie sind weiterhin an RPC Zeller Plastik Zell angegliedert.
Fertigung[Bearbeiten]
In der RPC Zeller Plastik Zell werden 106 Spritzgussmaschinen, 39 Secondary operation machines und 3 Montagelinien betreut. Es wird 1-Komponentenspritzen, aber auch Mehrkomponentenspritzen durchgeführt. Außerdem gibt es Spritzgussmaschinen für die In-Werkzeug-Montage.
Im Mehrkomponentenspritzgießen wird seit 1998 gefertigt. Mehrkomponentenspritzgießen bedeutet, dass ein Spritzgussteil aus mehreren unterschiedlichen Farben und/oder mehreren unterschiedlichen Materialien in einem Werkzeug gefertigt werden kann.
Produkte[Bearbeiten]
Bei RPC Zeller Plastik Zell werden Verschlüsse und Sprühpistolen für die Bereiche „Haushalt“, „Lebensmittel“ und „Medizin“ hergestellt.
Es wird unterschieden in kundengebundene Produkte und Standardprodukte. Die kundengebundenen Produkte werden von einem Kunden vorab definiert und auch nur an diesen geliefert. Standardprodukte sind an keinen speziellen Kunden gebunden, sondern für jeden Interessenten erwerbbar.
Großer Durchbruch Klappscharnierverschluss[Bearbeiten]
Mitte der 70er Jahre gelang weltweite Bekanntheit mit der Einführung und Patentierung (Patent Nr.: DE3150493A1) des ersten Klappscharnierverschlusses aus Kunststoff. Es handelte sich hierbei um einen Verschluss, der nicht erst von der Flasche entfernt werden musste, um Produkt entnehmen zu können. Der Verschluss konnte einhändig geöffnet und verschlossen werden.[2]
Zelsnap[Bearbeiten]
Das ursprüngliche Klappscharnier wurde weiterentwickelt und in den 80er Jahren unter dem Namen „Zelsnap“ in einer verbesserten Version veröffentlicht. Der Unterschied bestand hauptsächlich darin, dass das Scharnier in geschlossenem Zustand nicht mehr herausragte. Dies war ein großer Vorteil für die Kosmetikindustrie. Heute ist der Zelsnap in unterschiedlichen Formen unter Anderem in Haushalts-, Reinigungs- und Nahrungsmittel-Produkten zu finden.
Zelvalve[Bearbeiten]
Anfang der 90er Jahre wurde erneut ein eigenes Produkt veröffentlicht. Es handelte sich um ein Silikonventil, dass es erlaubte, Produkt nur durch den Druck auf die Flasche zu entnehmen. Ohne zugeführten Druck auf die Flasche verschließt das Ventil und die Flasche kann auch ohne Deckel auf den Kopf gestellt werden.
APTP[Bearbeiten]
Um in den Markt für Sprühpistolen einzusteigen, wurde 1977 die Firma „Spraysol“ in Sobernheim gegründet. Aufgrund einer Umstrukturierung wurde die Fabrik in Sobernheim 1999 geschlossen. Die Produktion der dort ansässigen Sprühpistolen wurde in die Fabrik auf Zell Barl eingegliedert. Hierfür musste das bestehende Werk ausgebaut werden.
Mit Verlagerung der Sprühpistolenproduktion nach Zell Barl wurde auch die neue Sprühpistole APTP (All-Plastic-Trigger-Pump) eingeführt. [3]
Übernahmen[Bearbeiten]
- 1993: Übernahme durch CarnaudMetalbox
- 1996: Übernahme durch Crown Cork & Seal
- 2005: Verkauf an Global Closure Systems [4]
- 2015: Übernahme durch die RPC Group [5]
Weblinks[Bearbeiten]
- www.gcs.com/about-gcs/group-history/1983-2004/
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Zeller Plastik aktuell. Abgerufen am 3. September 2018 (english).
- ↑ Patent Klappscharnier. Abgerufen am 3. September 2018.
- ↑ Patent APTP. Abgerufen am 3. September 2018.
- ↑ Verkauf an GCS. Abgerufen am 3. September 2018.
- ↑ [www.gcs.com/about-gcs/company-news/articles/rpc-and-gcs-signing-of-the-deal/ Übernahme GCS durch RPC.] Abgerufen am 3. September 2018.
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