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Radebeuler Pliniushaus

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Straßenseitige Ansicht Radebeuler Pliniushaus

Das Radebeuler Pliniushaus befindet sich in der August-Bebel-Straße 51 im Stadtteil Oberlößnitz der sächsischen Stadt Radebeul.

Geschichte[Bearbeiten]

Im Jahre 1872 wurde das Haus von einem Malermeister erbaut. 1912 kam das Nebengebäude als Werkstatt/Lager hinzu.

Ab den 1930er Jahren wurde das Haus als Privathaus genutzt. In den Jahren 2011 und 2012 erfolgte dann eine Grundsanierung und das Haus erhielt so seinen Charakter.

Beschreibung[Bearbeiten]

Pliniusbüste am Mittelrisalit

Der Baukörper des Pliniushauses besteht aus einem Haupthaus mit vorstehendem Mittelrisalit sowie einem Anbau. Das Haupthaus entspricht unverändert dem Original, der Anbau musste im Zuge der Grundsanierung durch einen neuen Baukörper ersetzt werden.

Gestaltet ist das Haus mit Themen aus der Historia Naturalis[1] von Plinius dem Älteren[2], einem römischen Gelehrten im 1. Jh. n. der Zeitenwende.

Gaius Plinius Secundus Maior, kurz Plinius der Ältere (* 23 oder 24 n. Chr. in Novum Comum, heute Como; † 25. August 79 in Stabiae am Golf von Neapel), war ein römischer Gelehrter, Offizier und Verwaltungsbeamter. Er starb während des großen Vesuvausbruchs im Alter von 55 Jahren.

Plinius verfasste die berühmte Historia Naturalis, eine Enzyklopädie bestehend aus 37 Bänden, welche über viele Jahrhunderte das Standardnachschlagewerk der Wissenschaften blieb. Insbesondere die Entstehung von Handwerken und Künsten beschrieb Plinius gern ausschweifend und anekdotisch.

Putti halten eine Tafel mit dem römischen Sprichwort "Nulla dies sine linea"

Architektur, Gestaltung und Bedeutung[Bearbeiten]

Sonnenuhr an der Südseite des Pliniushauses

Nach einer Grundsanierung in den Jahren 2011 und 2012 erfolgte die Gestaltung der Fassade mit plastischen und illusionistischen Mitteln.

Zentrales Element des nach Süd-Südost ausgerichteten Hauses ist eine Sonnenuhr mit Stunden- und Datumslinien.

Linksseitig der Sonnenuhr befinden sich zwei Putti welche eine Tafel mit dem römischen Sprichwort "Nulla dies sine linea"[3] halten:

Plinius und später auch andere Künstler beschreiben die Entstehung dieses Sprichwortes mit einen Wettstreit der beiden Maler Protogenes und Apelles, bei dem es darum ging, wer die feinere Linie malen könne. Apelles habe sich bei einem Besuch im Hause des abwesenden Protogenes durch eine mit dem Pinsel gemalte Linie von höchster Feinheit (linea summae tenuitatis) vorgestellt, die Protogenes seinerseits, nachdem er allein aufgrund der Qualität der gemalten Linie Apelles als Urheber identifiziert hatte, mit einer noch feineren Linie zu übertreffen versucht habe. Schließlich habe Apellesdie vorhandenen beiden Linien mit einer dritten Farbe durchzogen und zwar so, dass für eine weitere Steigerung kein Platz mehr geblieben wäre. Der entscheidende Satz von Plinius steht gleich im Anschluss an die beschriebene Episode zwischen Apelles und Protogenes: Apelles habe es sich nämlich zur Gewohnheit (perpetua consuetudo) gemacht, niemals einen Tag vergehen zu lassen, ohne sich durch das Ziehen einer Linie in seiner Technik zu vervollkommnen. Recht lapidar hält Plinius schließlich fest, das tägliche Malen einer Linie sei durch Apelles zum Sprichwort geworden (quod ab eo in proverbium venit).[4]

Debutade zeichnet die Umrisse ihres Geliebten an die Wand.

Rechtsseitig der Sonnenuhr ist eine Szene aus Plinius' Beschreibung zur Entstehung von Malerei und Plastik dargestellt:

Debutade, ein Mädchen aus Korinth, nimmt bei Kerzenschein Abschied von ihrem Geliebten, der in die Ferne und vermutlich in den Krieg zieht. Die Lampe wirft seinen Schatten an die Wand und das Mädchen zieht den Umriss mit einer Linie nach, um das Bild des Geliebten festzuhalten. Der Vater, ein Töpfer namens Butades, füllt schließlich den Umriss mit Ton, brennt die Form und erfindet damit die Plastik.[5]

Zwischen Sonnenuhr und der Debutade-Plastik befinden sich die ersten vier Zeilen aus der 4. Strophe von Friedrich Schillers Gedicht "Die Künstler"[6]:

"Was erst, nachdem Jahrtausende verflossen, die alternde Vernunft erfand, lag im Symbol des Schönen und des Großen, voraus geoffenbart dem kindischen Verstand."

Schiller geht in diesen Zeilen darauf ein, dass im Verständnis von Schillers Zeit der "kindische Verstand" (des Altertums) sich nur in Malerei und Plastik darzustellen verstand, also Symbole statt Begriffe verwendet hat. Erst die "alternde Vernunft" (der Menschheit zu Schillers Zeiten) konnte Begriffe für "Schönheit" und "Moral" bilden.[7]

Die Bossen des Hauses, der Drempel und die Fensterbekrönungen sind illusionistisch gestaltet. Die Fenster sind mit einer für die Region typischen Aufteilung und zusätzlichen Kämpferleisten ausgeführt. Alle Fenstereinfassungen wurden illusionistisch in Sandsteinoptik einschl. Schlusssteinen dargestellt.

An der Westseite zur Straße hin ziert die Büste von Plinius dem Älteren das Mittelrisalit.

In Abgrenzung zum aufwendig gestalteten Haupthaus wurden alle neuen Baukörper mit einer Holzfassade versehen. Den Laubengang am Anbau ziert eine florale Deckenmalerei.

Die Grundstückseinfassung zur Straßenseite wurde mit 4 Mauerelementen in der für die Region typischen Bruchsteinmauer aus Meißener Granit und sächsischem Sandstein vorgenommen. Die einzelnen Mauerelemente sind mit einem für Radebeul typischen Stabzaun verbunden.

Derzeitige Nutzung[Bearbeiten]

Das Haus wird derzeit privat und von einem Gewerbe genutzt.

Weblinks[Bearbeiten]

 Commons: Pliniushaus Radebeul – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Deutsches Museum: Deutsches Museum: Historia. Abgerufen am 29. Januar 2018.
  2. Florian Skupin: Plinius der Ältere. Abgerufen am 29. Januar 2018.
  3. Römische Sprichwörter. Abgerufen am 28. Januar 2018.
  4. Andreas Marti: [www.hatjecantz.de/files/3775715525_06.pdf Nulla dies sine linea - Von Plinius bis zu Paul Klee.] Abgerufen am 29. Januar 2018.
  5. Ulrich Schuster: Kunst als Mythos. Abgerufen am 29. Januar 2018.
  6. Friedrich Schiller: Gedichte - Die Künstler. Abgerufen am 29. Januar 2018.
  7. Friedrich Schiller: Lexikon - Die Künstler. Abgerufen am 29. Januar 2018.

Koordinaten: 51° 6′ 29″ N, 13° 41′ 2″ O


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