Radioshow
Eine Radioshow war eine regelmäßige oder einmalig ausgestrahlte Hörfunksendung, die zur Unterhaltung diente.[1] Das Fernsehen adaptierte Formate aus dem Hörfunk für seine Programme: Aus der Radioshow entwickelte sich die Fernsehshow, so wie das Hörspiel zum Vorbild für das Fernsehspiel geworden ist.[1]
Berühmte Radioshows[Bearbeiten]
Die amerikanische Radioshow Amos’n’ Andy wurde 1928 von den Weißen Gosden und Correll ins Leben gerufen, die einen „schwarzen Dialekt“ sprachen und die Rollen von Amos Jones bzw. Andy Hogg Brown spielten. Ihre fünfzehnminütige Radioshow auf WMAQ wurde ursprünglich nur in Chicago ausgestrahlt. Ab dem 19. August 1929 wurde sie landesweit an sechs Abenden wöchentlich ausgestrahlt, zur besten Sendezeit um 18 Uhr, was der Serie die Möglichkeit gab, ein Familienpublikum anzuziehen. Das Radioprogramm präsentierte eine Reihe von Sketchen, in denen es um zwei aufstrebende schwarze Männer ging, die von Georgia nach Chicago ausgewandert waren.[2]
Von 1938 bis 1959 war eine beliebte kanadische Radioshow The Happy Gang von CBC Radio,[3] in der Musik gespielt und dumme Witze erzählt wurden; die Hörer schickten oft sogar ihre eigenen dummen Witze ein.[4]
Geschichte[Bearbeiten]
Radioshows wurden Mitte der 1920er-Jahre in den Vereinigten Staaten entwickelt, zu den ältesten und bekanntesten zählt die Grand Ole Opry. Mit dem Beginn der täglichen Radiosendungen in Mitte der 1920er-Jahre ergab sich die Notwendigkeit der zeitlichen Strukturierung hin zu einem Programm, um die Zuhörenden durch ein attraktives Angebot bei der Stange zu halten.[1] Allmählich bildeten sich spezielle Beitragsformen heraus, und Formate aus anderen Medien (Fernsehen, Kino) wurden adaptiert, die sich unterscheiden lassen in: informierende (Nachrichten, Berichte, Reportagen, Interviews) und unterhaltende (Radioshows, Hörspiele, Musikbeiträge, Jingles.[1]
Ab den 1950er-Jahren machten Sender wie Radio Luxemburg klar, was den deutschen Sendern fehlte, deren Präsentation der Sendungen „todernst“ war, und obendrein meist nicht mal die Originalversionen, sondern die Coverversionen ihrer eigenen Bigbands und Orchester spielten: Radio Luxembourg spielte Schlager, Pop, Smalltalk und Werbung, was zwar zuerst nur als Livesendung simuliert wurde, später aber mit eigenen DJs und auch deutscher Moderation.[5] Der ‚Bierernst‘ in den deutschen Radiosendern hielt sich zäh bis in die 1970er-Jahre.[5] Pionierdienste leistete der Bayerische Rundfunk mit Thomas Gottschalk, der seine Radioshow im Jahr 1971 startete. Doch noch immer waren die meisten Präsentatoren keine „DJs", sondern nun meist Journalisten, die sich selbst eher als Intellektuelle und Volkserzieher denn als Unterhalter sahen.[5] 1952 schlug beispielsweise der junge Engländer Chris Howland, der beim British Forces Network in Hamburg der Betreuer der Popmusik war, dem NWDR eine vollkommen neuartige Musik-Radioshow nach BFN-Vorbild vor und präsentierte ab dem 1. September 1952 dann als „Schallplattenjockey“ aktuelle Populärmusik aus den USA und Großbritannien.[6] Chris Howland war über Jahre hinweg der erste und einzige Sprecher, der seine Sendungen aufhellte, so auch Jimmy Jungermann im Bayerischen Rundfunk.[5]
Die Jahre zwischen 1950 und 1960 gelten gemeinhin als „Blütezeit“ des deutschen Hörfunks, die Programmstrukturen waren stabil, Programmkonzeptionen wurden kaum verändert, Innovationen waren selten.[7] Das „Echo des Tages“ oder die „Rundschau aus dem Hessenland“, Hörspiele von Günter Eich oder die Radioshows von Hans-Joachim Kulenkampff und Peter Frankenfeld spachen große Hörergruppen an.[7] Rudi Carrells erste Aktivität außerhalb des Fernsehens war 1968 eine eigene Radioshow im Hessischen Rundfunk. Wie auch bei seinen Bühnenengagements in Deutschland, konnte Carell dabei auf seine Erfahrungen aus der holländischen Vorfernsehzeit zurückgreifen. Wie viele seiner Fernsehkollegen - Peter Frankenfeld und Hans-Joachim Kulenkampff, Wim Thoelke und Hans Rosenthal - hatte auch Carell in den 1950er-Jahren, bevor er zum Fernsehen kam, ausführlich Erfahrung beim Radio gesammelt.[8]
Aktuelle Entwicklung[Bearbeiten]
Durch die Verlagerung der Mediennutzung hin zum Fernsehen und vor allem zu Online-Medien ist die ‚große Zeit‘ der Unterhaltungssendungen im Hörfunk vorbei. Eine Ausnahme machen die sogenannten Morningshows, die seit den 1990er-Jahren im deutschsprachigen Radio verbreitet sind.
Literatur[Bearbeiten]
- Michele Hilmes: Only Connect: A Cultural History of Broadcasting in the United States. 4. Auflage. Wadsworth Cengage Learning, 2014, ISBN 978-1285052076.
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Andreas Böhn, Andreas Seidler: Mediengeschichte: Eine Einführung. Narr Francke Attempto Verlag, 2014, ISBN 978-3-8233-7862-4, S. 122.
- ↑ Mark A. Reid: Redefining Black Film. University of California Press, 1993, ISBN 978-0-520-91284-7, S. 20 (google.de [abgerufen am 16. Januar 2025]).
- ↑ Beverly J. Rasporich: Made-in-Canada Humour: Literary, folk and popular culture. John Benjamins Publishing Company, 2015, ISBN 978-90-272-6817-4, S. XIII.
- ↑ Douglas Baldwin, Patricia L. Baldwin: The 1930s. Weigl Educational Publishers, 2000, ISBN 978-1-896990-64-4 (google.de [abgerufen am 16. Januar 2025]).
- ↑ 5,0 5,1 5,2 5,3 Jan Reetze: Der Sound der Jahre: Westdeutschlands Reise von Jazz und Schlager zu Krautrock und darüber hinaus – Ein Trip durch fünf Musikjahrzehnte. Halvmall, 2022, ISBN 978-3-9822100-3-2 (E-Book).
- ↑ Aline Maldener, Clemens Zimmermann: Let's historize it!: Jugendmedien im 20. Jahrhundert. Böhlau Köln, 2018, ISBN 978-3-412-50425-0, S. 148 (google.de [abgerufen am 15. Januar 2025]).
- ↑ 7,0 7,1 Aus Politik und Zeitgeschichte, Nr. 20 2010, 17.05.2010 - Thema: 60 Jahre ARD - Von der Vielstimmigkeit zur Marke: 60 Jahre ARD-Hörfunkprogramme. Abgerufen am 17. Januar 2025.
- ↑ Jürgen Trimborn: Rudi Carrell: ein Leben für die Show : die Biographie. Bertelsmann, 2006, ISBN 978-3-570-00941-3, S. 203.
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