Ralf Hermes
Ralf Hermes (* 1961 in Düsseldorf)[1] ist ein deutscher Betriebswirt und Gesundheits-Lobbyist.
Leben[Bearbeiten]
Ralf Hermes erhielt von 1983 bis 1986 eine Ausbildung zum Krankenkassenbetriebswirt und Verwaltungsinspektor.[1]
Von 2003 bis 2008 war er Vorstandsvorsitzender der IKK-Direkt;[2] 2008 zudem Vorstandsvorsitzender drei weiterer Krankenkassen: Internet-Kasse, IKK Nord den IKK-Landesverband Nord. In dieser Mehrfachfunktion erhielt er ein Jahreseinkommen von 238.000 Euro.[3] Seit Januar 2009 war er Mitglied des Vorstands der Techniker Krankenkasse. Aus diesem Amt wurde er im Februar 2009 auf eigenen Antrag abberufen, weil es im Zusammenhang mit Kooperations- und Werbeverträgen erhebliche Zweifel an seiner Buchführung gab.[4] Eine Prüfung des Bundesversicherungsamtes hatte auch die ungewöhnliche Ämterhäufung im Vorstand kritisiert.[5] Die Vorstandsbezüge aus der nur wenige Wochen langen Tätigkeit für die TK sollte Hermes gemäß des Aufhebungsvertrags auch nach Ende seiner Tätigkeit für die volle Vertragslaufzeit von 6 Jahren ausgezahlt bekommen.[6] Nachdem dieser Plan öffentlich wurde, widerrief er die Regelung.[7] Ende 2009 erfolgte eine Großrazzia bei Hermes, um Vorwürfen der Untreue, der Steuerhinterziehung und des Betruges nachzugehen.[8]
2013 war immer noch gleichzeitiger Vorsitzender mehrerer Krankenkassen: IKK Schleswig-Holstein und der IKK Mecklenburg-Vorpommern (beide bereits 2006 fusioniert zur IKK Nord), der IKK direkt und des IKK-Landesverbandes Nord. Sein Jahresgehalt von 272.600 € wurde als überzogen kritisiert.[9]
Gegenwärtig ist er Vorstandsvorsitzender der IKK – Die Innovationskasse, einer im Jahr 2021[10] aus der IKK Nord hervorgegangenen Krankenversicherung mit etwa 270.000 Mitgliedern.[11]
Gesundheitspolitische Positionen[Bearbeiten]
Bereits 2021 forderte Hermes einen drastischen Sparkurs in den GKVs.[10]
2022 und 2023 empfahl Hermes die Reduktion der Anzahl an Krankenkassen in Deutschland auf etwa die Hälfte.[12][13]
Ebenfalls 2023 forderte Hermes, Zahnarztbehandlungen generell aus der gesetzlichen Krankenversicherung auszuklammern. Dies sei zur Kostenersparnis im Gesundheitssystem erforderlich.[14] Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung wies den Vorstoß scharf zurück.[15]
2024 schlug Hermes vor, Facharztbehandlungen bis zu einem Kostenbetrag von 2000 Euro als Privatleistung anzusetzen, um Kosten zu sparen und der Terminknappheit zu begegnen.[16] Das Bundesministerium für Gesundheit und der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands wiesen diesen Impuls scharf zurück.[17][18]
Im Sommer 2024 kritisierte Hermes das Bürgergeld als zu hohe Belastung für Versicherungsinhaber mit regulärem Einkommen, die das Bürgergeld durch Steuern und die Gesundheitsleistungen der Bürgergeldempfänger durch ihre Sozialversicherungsbeiträge mittragen müssten.[19]
Wiederholt kritisierte Hermes den Auszahlungszeitraum für Krankengeld (bis zu 18 Monate), den er als deutlich zu lang und vermeintlich oft missbräuchlich genutzte Überbrückung zur Altersrente ansah. Diese Kritik wiederholte er in späteren Jahren immer wieder.[19]
Mehrfach sprach sich Hermes gegen die Fortsetzung der beitragsfreien Familienversicherung im Gesundheitssystem aus.[19]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ 1,0 1,1 Ingrid Mühlnikel: Der Absahner. In: kma – Klinik Management aktuell. Band 12, Nr. 5, Mai 2007, ISSN 1439-3514, S. 40–43, doi:10.1055/s-0036-1574212.
- ↑ IKK-Direkkt fordert Beitragssatzsenkungen. In: forium. 11. März 2005, abgerufen am 14. August 2024.
- ↑ Michael Fröhlingsdorf: Fusion: Krankenkassen-Vorstand bekommt 273.000 Euro plus Dienstwagen. In: Der Spiegel. 10. April 2009, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 14. August 2024]).
- ↑ Ralf Hermes auf eigenen Wunsch vom Vorstandsamt entbunden. In: healthcaremarketing.eu. Abgerufen am 14. August 2024.
- ↑ Hermes verlässt TK-Vorstand. In: Apotheke Adhoc. 5. Februar 2009, abgerufen am 16. August 2024.
- ↑ Nach Amtsentbindung: TK-Mitglieder zahlen für IKK-Vorstand – News & Meldungen. In: kkdirekt.de. 23. Februar 2009, abgerufen am 16. August 2024.
- ↑ Michael Fröhlingsdorf: Fusion: Krankenkassen-Vorstand bekommt 273.000 Euro plus Dienstwagen. In: Der Spiegel. 10. April 2009, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 14. August 2024]).
- ↑ Groß-Razzia: Ermittlungen gegen IKK-Vorstand Ralf Hermes – News & Meldungen. In: kkdirekt.de. Abgerufen am 14. August 2024.
- ↑ Kassenchef kriegt mehr als Kanzler. In: focus.de. 12. November 2013, abgerufen am 16. August 2024.
- ↑ 10,0 10,1 24. Plattform Gesundheit „Zukunft der GKV-Finanzen: Zwischen Sozialgarantie und Leistungsversprechen“. In: ikkev.de. 11. November 2021, abgerufen am 16. August 2024.
- ↑ IK Vorstand als Hauptamt. In: IKK-Die Innovationskasse. 2022, abgerufen am 16. August 2024.
- ↑ Svetlana Kerschner: IKK-Chef will jede 2. Krankenkasse abschaffen. In: dasinvestment.com. 12. Dezember 2023, abgerufen am 14. August 2024.
- ↑ IKK-Chef Ralf Hermes: Zahl der Krankenkassen deutlich verringern. In: faz.net. 28. November 2022, abgerufen am 14. August 2024.
- ↑ Krankenkassen: Ralf Hermes will Zahnbehandlungen nicht mehr bezahlen. In: Der Spiegel. 1. Juni 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 14. August 2024]).
- ↑ Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung: „Verantwortungslos, unsozial und von geringer Sachkenntnis“ / KZBV zum Vorschlag, Zahnbehandlungen aus der GKV zu nehmen. In: General-Anzeiger Bonn. 5. Juni 2023, abgerufen am 16. August 2024.
- ↑ Facharztbesuche bald nur noch für Privatversicherte? Das sind die Forderungen des IKK-Chefs. In: t-online.de. 12. August 2024, abgerufen am 14. August 2024.
- ↑ Gesundheitspolitik – Bundesgesundheitsministerium gegen Zusatzversicherung für Facharztbesuche. In: deutschlandfunk.de. 12. August 2024, abgerufen am 14. August 2024.
- ↑ Lauterbach und Fachärzte lehnen zusätzliche Police für GKV-Mitglieder ab. In: aerztezeitung.de. Abgerufen am 16. August 2024.
- ↑ 19,0 19,1 19,2 Raphael Strecker: Krankenkassen-Chef wütet über Bürgergeld und warnt vor toxischem Mix. In: ruhr24.de. 14. August 2024, abgerufen am 16. August 2024.
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Hermes, Ralf |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher Betriebswirt und Gesundheits-Lobbyist |
| GEBURTSDATUM | 1961 |
| GEBURTSORT | Düsseldorf |
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