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Reicherter

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Die Georg Reicherter GmbH & Co. KG in Esslingen, später Denkendorf, war eine Maschinenfabrik für Härte- und Federprüfmaschinen. Sie bestand von 1899 bis 1988 und wurde nach Eröffnung eines Konkursverfahrens von der C. Stiefelmayer KG, Esslingen, übernommen.

Geschichte[Bearbeiten]

Postkarte mit dem Logo der Firma Georg Reicherter aus dem Jahr 1909

Die erste Generation[Bearbeiten]

Im Jahr 1899 wurde die Messwerkzeugfabrik Gräber & Keller in Nellingen gegründet. Drei Jahre später wurde sie von Georg Reicherter übernommen. Er führte sie unter dem Firmennamen Georg Reicherter Meßwerkzeugfabrik Nachfolger Gräber & Keller in gemieteten Räumen in Esslingen weiter. Hergestellt wurden vor allem Schieblehren und Mikrometer.

Im Jahr 1909 erstellte Georg Reicherter in Esslingen in der Hindenburgstraße 35 ein Fabrikgebäude mit einer Wohnung. Er beschäftigte zu diesem Zeitpunkt 30 Arbeitnehmer. In den folgenden Jahrzehnten, bis zum Zweiten Weltkrieg wächst das Unternehmen ständig. Er zeichnete sich für innovative Produkte aus, für die er auch Patente anmeldete. Er gab Handbücher für Härteprüfungen im Eigenverlag heraus. Für eine Dauerprüfmaschine für Ventilfedern erlangte er eine Monopolstellung.[1]

Die zweite Generation[Bearbeiten]

1946 starb der Firmengründer Georg Reicherter. Nachfolger wurde sein Sohn, ebenfalls mit dem Vornamen Georg. Er entwickelt das Unternehmen erfolgreich weiter. Ihm gelungen weitere technische Innovationen mit den Härteprüfautomaten BRIRO und der Federprüfmaschine ELASTICOMETER AE 100. 1956 brachte er den Kleinlast-Härterprüfer KL 2 auf den Markt. 1957 baute er in Esslingen eine Montagehalle. Die Produktionskapazitäten in Esslingen reichten nicht mehr, deshalb errichtete er in Jagstzell ein Zweigwerk.

1965 begann er mit der Herstellung einer automatisierten Kegelbahn unter Verwendung von Lichtschranken unter der Marke Luxing. Dieser Geschäftszweig blieb erfolglos. Produktion und Vertrieb wurden bald eingestellt.[1]

Die dritte Generation[Bearbeiten]

1967 starb Georg Reicherter. Seine Erben wandelten die Einzelgesellschaft in eine GmbH & Co. KG um. Die Geschäftsführung übernahm wiederum sein Sohn, der erneut den Vornamen Georg trug. In den 1980er Jahren pendelte sich der jährliche Umsatz bei rund 15 Mio. DM ein. Es wurden im Schnitt 150 Mitarbeiter beschäftigt. Hauptkonkurrent waren die Amstler Otto Wolpert Werke GmbH in Ludwigshafen. Beide Unternehmen teilten sich den deutschen Markt. Georg Reicherter exportierte die Hälfte seiner Produkte vor allem in Ostblockländer.[1]

1984 trat Georg Reicherter als geschäftsführender Gesellschafter zurück, an seine Stelle trat Dieter Kramer. Das Firmengelände in Esslingen wurde verkauft und ein Fabrikneubau in Denkendorf erstellt. Im folgenden Jahr sank der Umsatz von 18,3 Mio. DM in 1984 auf 13,8 Mio. in 1985. Es wurde ein Verlust von 1,3 Million DM ausgewiesen. Der teure Fabrikneubau in Denkendorf war mit Bankkrediten finanziert worden und belastete das Unternehmensergebnis. Das Zweigwerk in Jagstzell mit 32 Arbeitnehmern musste stillgelegt werden.[2]

Seit dem Jahr 1985 war ein stetiger Rückgang bei den Serienmaschinen festzustellen. Dagegen wuchs der Bedarf an Sondermaschinen bei Härte- und Federprüfmaschinen, die speziell für die Kunden gefertigt wurden. Damit musste in verstärktem Maße in die technische Weiterentwicklung der Maschinen investiert werden; es fehlte jedoch sowohl an der erforderlichen Soft- und Hardware als auch erforderlichen qualifizierten Arbeitnehmern, die im Großraum Stuttgart nur schwer zu gewinnen waren. Um Kurzarbeit zu vermeiden produzierte das Unternehmen gängige Serienmaschinen auf Vorrat. 1987 belief sich der Verlust auf 1,3 Mio. DM. Das Unternehmen war zu Beginn des Jahres 1988 sanierungsbedürftig, die Banken waren jedoch nicht mehr bereit, zusätzliche Kredite zu gewähren. Die Geschäftsführung rechnete mit weiteren Umsatzrückgängen.[2]

Der Konkurs[Bearbeiten]

Die Georg Reicherter GmbH & Co. KG beantragte am 20. Juli 1988 beim Amtsgericht Esslingen die Eröffnung des gerichtlichen Vergleichsverfahrens zur Abwendung des Konkurses. Der Stuttgarter Rechtsanwalt Volker Grub wurde als vorläufiger Vergleichsverwalter bestellt. Er stellte fest, dass das Unternehmen auf Grund seiner Produkte und Marktstellung sanierungsfähig war. Die Fertigungstiefe war zu groß, insbesondere wurde auf einem teilweise veralteten Maschinenpark gearbeitet. Sein Sanierungskonzept sah deshalb vor, mechanische Teile von anderen Firmen zu beziehen und die Belegschaft von 114 auf 73 Arbeitnehmer zu reduzieren. Die Lehrlingsausbildung mit damals 9 Lehrlingen sollte beibehalten werden.

Daher führte der Vergleichsverwalter das Unternehmen fort. Darunter waren zwei Großaufträge für die russische Avtopromimport über vier Federprüfmaschinen im Wert von 970.000 DM und drei Härteprüfmaschinen für die tschechoslowakische Firm Strojimport über 1.850.000 DM. Grub begann sofort mit der Umsetzung des Sanierungskonzeptes und einigte sich mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft auf einen Interessenausgleich und Sozialplan, sodass die notwendigen Kündigungen von Arbeitsverhältnissen ausgesprochen werden konnten.[1]

Übernahme durch C. Stiefelmayer[Bearbeiten]

Da die Familiengesellschafter nicht mehr bereit waren, für die Fortführung finanzielle Mittel bereitzustellen, nahm der Vergleichsverwalter Übernahmeverhandlungen mit einer Reihe von Interessenten auf. Das nachhaltigste Interesse zeigte die C. Stiefelmayer KG, Esslingen, vertreten durch ihren persönlich haftenden Gesellschafter Hans Klingler.[3] Das Unternehmen befasste sich ebenfalls mit der Messtechnik, war mit ihrer dreidimensionalen Koordinaten-Messmaschine auf dem Weltmarkt führend, beschäftigte 285 Arbeitnehmer und erzielte 1987 einen Umsatz von 71,5 Mio. DM. Die Absicht Klinglers war, Teile ihrer mechanischen Fertigung in den großzügigen Neubau von Reicherer nach Denkendorf zu verlagern und das Reicherter-Programm in vollem Umfang zu übernehmen und fortzuführen.[4]

Am 30. September 1988 eröffnete das Amtsgericht Esslingen das Konkursverfahren und Grub auch zum Kunkursverwalter bestellt. Schon am 6. Oktober schlossen Grub und die C. Stiefelmayer KG den Übernahmevertrag ab und übernahmen damit auch die noch beschäftigten 70 Arbeitnehmer und 9 Lehrlinge, sowie das Fabrikanwesen in Denkendorf.[5]

Die Georg Reicherer GmbH & Co. KG wurde im Rahmen des Konkursverfahrens stilllegt. Nicht bevorrechtigte Gläubiger in Höhe von 9 Mio. DM erhielten eine Konkursquote von 66 %.[3]

Heute[Bearbeiten]

Reicherter wurde vollständig in C. Stiefelmayer integriert. Das Reicherter-Programm und die Marke Reicherter blieben. Stiefelmayer verlagerte seinen Standort alsbald von Esslingen nach Denkendorf ins Reicherter-Werk und arbeitet heute erfolgreich und mit den drei Bereichen Spanntechnik, Lasertechnik und Messtechnik.[6]

Literatur[Bearbeiten]

  • Georg Reicherter: Der Kugeldruckversuch nach Brinell, die Härteprüfung mit Vorlast und die Härteprüfung nach Vickers, Esslingen, 1938, ISBN 978-3-642-90295-6

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Volker Grub: Bericht des Konkursverwalters im Konkursverfahren vor dem Amtsgericht Esslingen über das Vermögen der Firmen Georg Reicherter GmbH & Co. KG, Denkendorf, Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg, Y 517
  2. 2,0 2,1 Entscheidende Tage für Reicherts Zukunft, Esslinger Zeitung vom 30. September 1988
  3. 3,0 3,1 Volker Grub: Schlussbericht im Anschlusskonkursverfahren über das Vermögen der Firma Georg Reicherter GmbH & Co. KG, Denkendorf vom 7. September 1994, Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg, Y 517
  4. C. Stiefelmayer KG übernimmt Reicherter in Denkendorf, Esslinger Zeitung vom 11. Oktober 1988
  5. Reicherter zu Stiefelmayer, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 18. Oktober 1988
  6. Homepage der Stiefelmayer Unternehmensgruppe. Abgerufen am 27. April 2022.


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