Ruder-Verein Preußen
Der Ruder-Verein „Preußen“ e. V. (RVP) wurde am 25. November 1903 gegründet und ist 2015 mit dem Ruder-Club „Saffonia 08“ e. V. zur Ruder-Vereinigung Preußen Saffonia e.V. fusioniert. Der RVP war der nördlichste der zahlreichen Berliner Rudervereine. Dachorganisationen in denen der RVP Mitglied war, sind der Deutsche Ruderverband und der Landesruderverband Berlin.
Geschichte[Bearbeiten]
Gründungsväter[Bearbeiten]
Hugo Haase
Bankkassierer Kondor
Hermann Lehmann
Apotheker Roth
Bankvorsteher Schnepf
Fabrikdirektor Franz Wild
Ehrenprotektor
Generalleutnant z. D. Curt Laube
Ehrensenior
Claus Major v. Bismarck, Ritter des Johanniter-Ordens
Ehrenvorsitzende:
Erich Conti (verstorben)
Wilhelm Geske (verstorben)
Martin Götze (verstorben)
Anfänge[Bearbeiten]
Im Jahr 1903, dem Gründungsjahr des RVP, herrschte eine Phase nationalen Überschwangs – die Gründung des Deutschen Reiches lag gerade 32 Jahre zurück – sowie eines enormen technischen Fortschritts, etwa der Entdeckung der Radioaktivität oder des ersten Motorfluges.
Im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert fand auch in Deutschland immer mehr die Ausübung des aus England „importierten“ Rudersports Anklang, und eine Vielzahl von Rudervereinen haben ihr Gründungsdatum in dieser Zeit.
Aus der Ruder-Gesellschaft von 1884 durch Haase, dem Berliner Ruder-Club „Alemannia“ durch Lehmann sowie einigen noch vereinslosen Ruderern, die sich vorrangig dem Wanderrudern verschrieben hatten, wurde am 25. November 1903 der Ruder-Verein „Preußen“ e. V. gegründet. Die Flaggengebung gestaltete sich unkompliziert. Von der „Alemannia“ wurden die beiden schwarzen Balken übernommen, statt des schwarzen Sterns der preußische Adler in die Mitte gesetzt, und die Geißecke erhielt die Abkürzung R.V.P. Die Anfänge unter dem allerersten 1. Vorsitzenden Hugo Haase waren bescheiden. Es wurde in Privatbooten gerudert, die an verschiedenen Stellen gelagert wurden. Erst mit einiger Verzögerung konnte ein Holzschuppen in Wendenschloß bei Köpenick als provisorisches Bootshaus erworben werden, welcher die vorhandenen sechs Privatboote aufnahm. In dieser Zeit gehörten etwa 25 Mitglieder zum Verein. Im März 1906 erwarb der RVP seinen ersten werftneuen Vierer.
Mit der sich weiter verbessernden Situation entstand immer mehr der Wunsch nach einem dauerhaften Vereinsheim. Auf einem weit vor der Stadt gelegenen Gelände in Karolinenhof fand man die notwendigen Voraussetzungen, im Wald gelegen mit Aussicht über den Langen See zum Rohrwall (eine Insel in der Dahme) und weiter zu den Müggelbergen. Im Jahre 1913 wurde das neue Grundstück bezogen und nutzbar gemacht. Auch hier diente zunächst ein größerer Holzschuppen als Bleibe für die Boote. Es wurden Sommer- und Winterfeste organisiert, die neben Freude und Geselligkeit auch Geld für die Vereinskasse brachten.
Neuanfang in Karolinenhof[Bearbeiten]
Trotz der schweren Verluste an Menschenleben ging die Aufbauarbeit nach dem Ersten Weltkrieg weiter. Fünf ältere Kameraden versetzten den Ruder-Verein „Preußen“ dazu in die Lage, das bis dahin gepachtete Grundstück in Karolinenhof für 25.000 Reichsmark käuflich zu erwerben. Nachdem so eine solide Grundlage für die Aktivitäten des Vereins geschaffen war, wurde nunmehr der Anschluss an den Wanderruderverband Mark Brandenburg vollzogen, dem auch bald der Eintritt in den Deutschen Ruderverband folgte. Schließlich kam es zu sportlichen Erfolgen und am 12. September 1920 zum allerersten Sieg des RVP bei der Herbstregatta des Norddeutschen Ruderverbandes und einem dritten Platz beim Herbst-Dauerrudern des Wanderruderverbandes der Mark Brandenburg.
Am 1. März 1921 brannte das Bootshaus in Karolinenhof mitsamt den in ihm gelagerten 32 Booten nieder. Nur eine schwarzverkohlten Flagge konnte noch aus dem Trümmerhaufen gerettet werden. Nach dieser Katastrophe war es insbesondere auch der Hilfsbereitschaft anderer Vereine zu verdanken, dass der RVP weiter bestehen konnte. Eine Wohltätigkeitsveranstaltung erbrachte Mittel für den Neubeginn. Die Aktiven fanden für das Training vorübergehende Aufnahme in befreundeten Vereinen. Das Jahr 1921 war vor allem dem Wiederaufbau gewidmet, aber bereits bei der Frühjahrsregatta am 14. März 1922 kam es zu einem erneuten Sieg einer Regattamannschaft des RV „Preußen“.
Unterstützt von eigener Arbeit und zu einem großen Teil durch Anteilscheine finanziert, wurde der Neubau des Bootshauses auch in den wirtschaftlich sehr schwierigen Inflationsjahren vorangetrieben. Zur Verwirklichung der Pläne für das neue Bootshaus trug auch der Vergnügungsausschuss durch Organisation gewinnbringender Festivitäten bei, so etwa einem Festball im Saal der Brauerei Friedrichshain mit circa 3.000 teilnehmenden Ruderern. Die eingenommenen Banknoten von eintausend bis zu einer Milliarde Reichsmark wurden schnellstens in Koffern zur Bank transportiert, damit sie noch rechtzeitig vor Festsetzung der neuen Kurse in wertbeständige Währung umgetauscht werden konnten. Im Frühjahr 1923 konnte das neue Bootshaus feierlich eingeweiht werden. Darüber hinaus konnten gleich fünf neu erworbene Vierer getauft werden.
Nachdem das Haus mit Mobiliar ausgestattet war, wurde es zum geselligen Treffpunkt nach dem Rudern. Das Jahr 1924 war das bis dahin sportlich wohl erfolgreichste des RV „Preußen“, hier weisen die Annalen sechs Siege, vier zweite, zwei dritte Plätze und einen vierten Platz in verschiedenen Regatten und Altersklassen aus. Zwar war der RVP auch zu damaliger Zeit mit 113 Mitgliedern ein vergleichsweise kleiner Verein, aber dennoch verband ihn aufgrund der zahlreichen Aktivitäten freundschaftliche Verbundenheit mit vielen Clubs im ganzen Land. Dieser Tatsache wurde zu festlichen Anlässen durch die „Flaggengala“ Rechnung getragen, das Hissen von etwa 55 Freundschaftsflaggen am Mast. Nach der trotz aller Rückschläge erfolgreichen Aufbauarbeit der ersten Jahre beging der Ruder-Verein „Preußen“ im November 1928 sein 25-jähriges Vereinsjubiläum, verbunden mit einem Festball im Restaurant „Rheingold“.
Mit den Olympischen Spielen von Berlin im Jahre 1936 gab es dann einen bemerkenswerten sportlichen Höhepunkt für den Verein. Dem Deutschen Ruderverband wurde das Bootshaus samt Inventar für die Ruderwettkämpfe in Grünau zur Verfügung gestellt, um den Olympioniken als Heim- und Trainingsstätte zu dienen. Des Weiteren wurde im Jahr 1936 die Summe von 419.500 RM, die aus Anteilscheinen und Darlehen der Mitglieder bestanden, dem Verein überschrieben. Dadurch war der Verein durch das Engagement seiner Mitglieder im Besitz eines schuldenfreien Grundstückes, des Bootshauses samt Inventar und dem Bootsmaterial.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden viele Mitglieder zum Kriegsdienst verpflichtet und kehrten nicht mehr zurück. Ein Bombentreffer beschädigte das Haus schwer und konnte von den wenigen in der Heimat verbliebenen Kameraden nur Notdürftig repariert werden. Nach Einnahme Berlins durch die Rote Armee diente das Bootshaus zunächst als Pferdestall sowjetischer Truppen, später dann als Erholungsheim für sowjetische Offiziere. Nachdem die sowjetischen Truppen Karolinenhof wieder verließen, wurde den Vereinsmitgliedern um den 1. Vorsitzenden Wilhelm Rickel der Zutritt verweigert und das Haus enteignet. Der Name „Preußen“ wurde aus dem Vereinsregister gelöscht.
Von der Dahme an die Havel[Bearbeiten]
Nach dem für den Fortbestand des RVP verheerenden Verlust des eigenen Grundstücks mit Bootshaus in Karolinenhof durch die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs zerstreuten sich die meisten überlebenden Ruderkameraden in Vereine im gesamten Bundesgebiet. Nur eine kleine Gruppe von 11 verbliebenen Mitgliedern hielt die Gemeinschaft aufrecht und versammelte sich unter einem Notvorstand regelmäßig zum Gedankenaustausch. Dies führte dazu, dass sich der Ruder-Verein „Preußen“ im November 1950 mit knapp 30 Mitgliedern unter dem Vorsitz des Kameraden Erich Conti wieder neu konstituierte. Auf eine Annonce wurde 1951 ein Bootshaus mit Grundstück am Niederneuendorfer See in Heiligensee gepachtet und der Verein vom Südosten in den Nordwesten Berlins verlagert.
Die ersten Boote waren zwei Vierer, die günstig vom Schülerinnen-Ruderverband am Wannsee geliehen wurden. Am 4. März 1951 war die Schlüsselübergabe für das Bootshaus. Dort bezogen zunächst einige Privatboote Quartier, bis am 18. Mai 1952 mit der „Einigkeit“, einem gebrauchten Gig-Doppelzweier, zum ersten Mal wieder ein selbst erworbenes Boot getauft werden konnte.
1951 gelang bei der Frühjahrsregatta in Grünau ein erster Sieg mit dem Jungmann-Gigvierer. Und nach weiteren siegreich gestalteten Rennen wurde 1953, im Jahr des 50-jährigen Vereinsjubiläums, erstmals in der Vereinsgeschichte das renommierte Langstreckenrennen „Quer durch Berlin“ gewonnen.
Höhepunkte im Jubiläumsjahr waren die Renovierung des Tagesraumes und die Taufe eines neuen, durch Spenden finanzierten Rennvierers auf den Namen „Schwarz-Weiß“ am 16. August 1953. Das Jubiläum fand dann seinen Höhepunkt mit dem Festakt im „Schultheiss“ am Fehrbelliner Platz unter dem Vorsitz des am Anfang desselben Jahres neu gewählten 1. Vorsitzenden Wilhelm „Willi“ Geske, der die Geschicke des Vereins bis 1972 leitete.
1954/55 wurden die drei Gigvierer „Unser Kamerad“, „Phönix“ und „Preußen“ erworben, überwiegend durch Spenden und Kredite des Ehepaars Hein finanziert. Nachdem Wilhelm Hein 1955 verstarb und posthum Ehrenmitglied wurde, stiftete seine Frau im Gedenken an ihn den Gigvierer „Willi Hein“ und den Zweier ohne „Ratzeputz“ – alle fünf genannten Boote sind noch heute in Betrieb.
Nach wie vor bestimmten die „alten Herren“ den sportlichen Alltag beim RV „Preußen“. 1955 und 1956 siegte jeweils der Senior-Gigvierer des RVP bei „Quer durch Berlin“. Es wurden einige Kilometerrekorde aufgestellt, wie am 12. Juli 1958 der Tagesrekord im Doppelvierer von 255 km in 24 Stunden. Der Schwerpunkt lag jedoch im Kampf um den „Blauen Wimpel“, den der RVP 1958 mit 817,2 km pro Ruderer dann tatsächlich auch gewann. 1964 wurde das Grundstück des Bootshauses gekauft.
Ab Oktober 1965 haben dann vier Ruderer in einer Renngemeinschaft mit dem Ziel einer gemeinsamen Teilnahme an Regatten im Bundesgebiet beim RC Hevella trainiert. Die Renngemeinschaft erruderte in den Jahren 1966 und 1967 immerhin acht Siege, löste sich 1968 aber wieder auf. Zwei dieser Kameraden machten weiter und trainierten in Heiligensee. In den Jahren 1968 und 1969 errangen sie gemeinsam fünf 1. und zwei 2. Plätze. 1969 bestritten sie ihre Rennen in der Elite-Klasse und belegten im Endlauf zur Deutschen Meisterschaft im Doppelzweier den 5. Platz. D. Bieler war insgesamt 15-mal und Wolfgang Schuster 12-mal für den Ruder-Verein „Preußen“ erfolgreich. Daneben erzielte Thomas Schulz ebenfalls 1969 in Hannoversch-Minden als erster Jugendlicher des Vereins einen Sieg auf offener Regatta. P. Götze und Bernd Fischer erruderten sich 1970 im Senior-Doppelzweier fünf Siege in der A- und B-Klasse.
1971 wurde das Vereinsgelände durch die Übernahme des Nachbargrundstücks erweitert. Dadurch stand nunmehr auch eine zweite Bootshalle zur Verfügung. Der Bau eines größeren Bootssteges ermöglichte einen besseren Ablauf des Ruderbetriebes. Auf der Jahreshauptversammlung des Jahres 1974 wurde eine einschneidende Änderung der Satzung des RV „Preußen“ beschlossen: Mit 31 Ja-Stimmen bei 4 gegenstimmen und 2 Enthaltungen wurde dem Verein eine Frauenabteilung angegliedert. Somit war der RVP ab sofort nicht mehr ein reiner Herrenruderverein, sondern ein Ruderverein, in dem auch Frauen den Rudersport ausüben konnten. Dadurch erhöhte sich die Mitgliederzahl auf über 100. Zu dieser Zeit entstand auch wieder eine Jugendabteilung des Vereins. Die Zahl der geruderten Kilometer stieg an, und ab 1975 wurde das Rennrudern mit Wolfgang Schuster als Trainer aufgenommen.
Die Junioren Knut Tessmann und Mario Okun im Doppelzweier sowie Clemens Kurth und erneut Mario „Moppel“ Okun im Einer erzielten von 1976 bis 1978 insgesamt 12 Siege; Bärbel Eckel gewann im Juniorinnen-Einer als erstes weibliches Vereinsmitglied 1978 gleich sechs Rennen. Rund 80 Boote mit etwa 400 Ruderern nahmen an einer Sternfahrt zum 75. Vereinsjubiläum teil. Zum feierlichen Abschluss des Jubiläumsjahres wurde am 21. November 1978 dem Anlass entsprechend ein Festakt im Reichstag begangen.
Das Jahr 1979 wurde mit insgesamt 17 Siegen auf nationalen Regatten das bis heute erfolgreichste Jahr des Vereins. Die kleine Zelle von Rennruderern setzte sich hauptsächlich aus einer der 1974/75 gegründeten Frauenriege zusammen. Bei der erstmaligen Teilnahme des RV „Preußen“ an Junioren-Meisterschaften konnten achtbare Erfolge durch die jungen Ruderinnen erzielt. Bei den Bundesentscheiden der Deutschen B-Jugend-Meisterschaften in München konnten durch Bärbel Eckel und Corinna Lauw schon ein 3. und 4. Platz im Einer belegt werden. In der Zeit danach entwickelte sich das Rennrudern im Jugendbereich immer mehr zu einem festen Bestandteil des RVP; das Training hatte nunmehr Thomas Schiefke übernommen. Anfang der 80er Jahre erreichten auch die männlichen Junioren wieder bessere Platzierungen und 1982/83 durch Jens Pieper weitere 11 Siege im Einer.
Den größten Erfolg aber für den Ruder-Verein „Preußen“ erzielte Bärbel Eckel im Jahr 1982 bei den Deutschen Meisterschaften in München. Im Vierer mit Steuerfrau in Renngemeinschaft mit anderen Vereinen gewann sie den Titel. Da es die erste Deutsche Meisterschaft für ein Mitglied des RVP war, verzichteten die anderen Vereine übrigens in kameradschaftlicher Weise auf das Eichenblatt.
Bärbel Eckel krönte ihre sportlichen Leistungen noch durch zwei zweite Plätze bei den Eichenkranzrennen der U23 in Hannover. Im Doppelzweier und im Vierer mit Steuerfrau. Aufgrund dieser hervorragenden Ergebnisse wurde sie zum Seniorencup in Wien, der inoffiziellen Europameisterschaft, eingeladen und qualifizierte sich zudem auch im Vierer mit für die deutsche Nationalmannschaft, mit der sie am Länderkampf zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei teilnahm.
Es folgten die Titel bei den Bundesentscheiden der Deutschen Jugendmeisterschaften von Elke Blawat 1985 in München im Leichtgewichts-Einer, nachdem sie im Vorjahr bereits Vizemeisterin geworden war, und 1986 in Duisburg im Doppelzweier genannt. Im selben Jahr war sie für die Junioren-Weltmeisterschaften im Rudern als Steuerfrau für den Deutschland-Achter nominiert, mit dem sie schließlich Vizeweltmeisterin wurde. In den folgenden Jahren erzielte nur Ina Quernheim achtbare Ergebnisse für die Rennruderer im Jugendbereich des RV „Preußen“, indem sie in Renngemeinschaft in Essen bei den Deutschen Jugendmeisterschaften 1987 im Doppelvierer sowie bei den Eichkranzrennen 1989 im Lgw.-Doppelzweier bzw. 1991 im Lgw.-Vierer vordere Platzierungen erreichte.
Im Frauenbereich gab es nach der Deutschen Meisterschaft von Bärbel Eckel nur noch wenige siegreiche Rennen: Im Doppelvierer mit Steuerfrau beim Frauen-Masters 1985 in Magdeburg in der Besetzung Angelika Zickert, Roswitha Horn, Roswitha Küpferling, Eva Schuster und Steuerfrau Elke Sasse; ferner zwei weitere Siege 1989 und 1990 von Eva Schuster in Renngemeinschaft bzw. mit Roswitha Horn im Mixed-Doppelvierer jeweils zusammen mit Bernd Fischer und Wolfgang Schuster. Die beiden waren wiederum im Männerbereich zwischen 1988 und 1992 im Doppelzweier bzw. in diversen Renngemeinschaften auf zahlreichen nationalen und internationalen Master-Regatten für den RVP erfolgreich. 1993 dann musste das Rennrudern beim Ruder-Verein „Preußen“ aus finanziellen Gründen wieder eingestellt werden.
Einen zweiten sportlichen Aktivposten des Vereins bildete das Tischtennis. Zum Zeitvertreib in den Wintermonaten aufgenommen, nahm man bald mit einer eigenen Mannschaft an den Rundenspielen des Ruderverbandes teil. 1967/68 stieg der RV „Preußen“ in die A-Gruppe auf belegte auf Anhieb den 4. Platz. Beim Deutschlandturnier in Hamm erreichte man sogar den 2. Platz und 1970 in Hamburg wurde erstmals der Deutschlandpokal gewonnen. Damit begann eine Erfolgsserie, während der der Verein von 1970 bis 1975 insgesamt fünfmal hintereinander sowie erneut 1978 und 1983 Pokalsieger des Deutschen Ruderverbandes wurde. In den letzten Jahren wurde allerdings aus Altersgründen bzw. wegen des Ausscheidens einiger Mannschaftskameraden und fehlenden Nachwuchses kein regelmäßiges Training mehr durchgeführt, sondern nur noch gelegentlich an Turnieren teilgenommen.
Neue Horizonte[Bearbeiten]
Der Fall der Mauer am 9. November 1989 war für den Rudersport im geteilten Berlin von besonderer Bedeutung. Nun war es wieder möglich auch die Gewässer innerhalb und außerhalb Berlins zu befahren, die ihnen bis dahin verwehrt geblieben waren. Zuvor waren Ruderer des RV „Preußen“ gelegentlich bei starkem Wind, Nebel oder Dunkelheit versehentlich in das Hoheitsgebiet der DDR „eingedrungen“, da die Grenze damals genau in der Mitte des Nieder Neuendorfer Sees verlief und nur durch einige Bojen als solche markiert war.
Am 30. Dezember 1989 nutzten dann Fritz-Ulrich Bergemann und Lars Quernheim als erste Ruderer des Vereins die Gelegenheit, die Gewässer zu befahren. Aufgrund der neuen Rechtssituation im Jahr 1990 wurde ein Antrag auf Rückübereignung des Grundstückes in Karolinenhof gestellt. Genutzt wurde das Grundstück zuletzt durch die Rudergemeinschaft „Rotation“, die dort schon zu DDR-Zeiten ihren Sitz hatte und besonders erfolgreich in Rennrudern tätig ist. Ziel war es, das Grundstück zu behalten und langfristig an die RG „Rotation“ zu verpachten. Im Juli 1998 erfolgte schließlich die Rückübertragung, da die Vorstandsmitglieder in den Jahren 1934 und 1954 dieselben waren. Dies bewies, dass der Vereinsbestand aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg mit dem Ruder-Verein „Preußen“ nach dem Krieg identisch war.
In Anbetracht der Veränderungen durch die Wiedervereinigung und des Ausstieges aus dem Rennrudern geriet der Rudersport an sich beim RV „Preußen“ ein wenig in den Hintergrund. Die Mitgliederzahl reduzierte sich auf einen Stand zwischen 70 und 80, im Jugendbereich gab es zeitweise sogar nur zwei Mitglieder. Auch bei der jährlichen Oberhavel-Regatta gab es kaum nennenswerte Ergebnisse vorzuweisen. Rudersportlicher Höhepunkt in dieser Zeit war allerdings die zweimalige Teilnahme einiger unserer Vereinsmitglieder im Mai 1999 und 2000 mit vereinseigenen Vierern bei der Vogalonga in Venedig, einer traditionellen Protestveranstaltung gegen den motorisierten Bootsverkehr in der Lagune von Venedig im Rahmen einer Wettfahrt unmotorisierter Boote aller Art. Im Jahre 2000 konnte der Ruder-Verein „Preußen“ auf 25 Jahre Frauenrudern zurückblicken und feierte dies am 10. September 2000 mit einer Sternfahrt. Mittlerweile stellen die Ruderinnen zahlenmäßig bereits ein Drittel der Mitglieder.
Das Dach des Vereinshauses wurde im Jahr 2002 neu eingedeckt werden.
Im Jahre 2003 konnte mit der RG „Rotation“ eine Einigung über die Zukunft des Grundstückes in Karolinenhof erzielt werden, die beiden Seiten Planungssicherheit gewährleistet. Die RG „Rotation“ kaufte es im selben Jahr.
Ab Beginn der Rudersaison 2003 hat der Verein einen Trainer für die Jugendarbeit gewonnen und konnte eine erfolgreiche Jugendarbeit aufbauen. Die Zahl der geruderten Kilometer stieg auch bei den älteren Mitgliedern, durch vermehrte Wander- und Tagesfahrten.
Die Veranstaltungen zum Vereinsjubiläum begannen am 18. Mai 2003 mit einer Sternfahrt zum Ruder-Verein „Preußen“. Etwa 70 Ruderboote legten am Steg an, und mehr als 400 Teilnehmer waren zu Gast. Am 21. Juni 2003 wurde ein Ortsteilfest veranstaltet und ein feierlicher Festakt zum 100-jährigen Bestehen des RV „Preußen“ am 1. November 2003 im Gemeindesaal der Dorfkirche Heiligensee bildete den Höhepunkt der Feierlichkeiten.
Im Jahr 2015 fusionierte der Verein mit dem Nachbarverein „Saffonia 08“ e. V. zur neuen Ruder-Vereinigung Preußen Saffonia e.V. Das Grundstück und Bootshaus auf der Höhe der Kilometer-Markierung 10 (der Havel-Oder-Wasserstraße (HOW)) wurde aufgegeben zugunsten des "saffonischen" Grundstückes auf Höhe der Kilometer-Markierung 9.
„FREI-WEG!“[Bearbeiten]
„FREI-WEG!“ war der Titel der offiziellen Vereinszeitschrift des RVP. Dieser Titel leitet sich von einem Ruderkommando ab, was vorherige Einschränkungen (z. B. „Halbe Kraft“) aufhebt, somit heißt das freie Fahrt ohne Einschränkungen.
Die Artikel wurden von den Mitgliedern geliefert und gaben einen Überblick über das Geschehen im Vereinsleben. Die Zeitschrift erschien nach Möglichkeit zweimal im Jahr.
Freundschaftsgruppe der Oberhavel-Rudervereine[Bearbeiten]
Die Freundschaftsgruppe besteht aus folgenden Vereinen:
- Ruder-Verein „Preußen“ e. V.
- Ruder-Club „Saffonia 08“ e. V.
- Ruder-Club Tegelort e. V.
- Ruder-Riege TV Waidmannslust e. V.
Im November 2006 wurde der Sport-Verein „Grün-Weiß“ Birkenwerder e. V. – Ruderabteilung – in die Freundschaftsgruppe aufgenommen.
2015 fusionierten Preußen und Saffonia zu einem Verein.
Diese Vereine machen zusammen verschiedene Veranstaltungen im Jahr, wie zum Beispiel eine interne Regatta oder diverse Wanderfahrten.
Literatur[Bearbeiten]
- Festschrift anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Vereins, 2003, Rotaprint-Druck Berlin, Auflage 200
Weblinks[Bearbeiten]
- Website der Ruder-Vereinigung Preußen Saffonia e.V.
Koordinaten: 52° 36′ 38,6″ N, 13° 12′ 48,6″ O
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