Schlüsselraum (Zimmer zum Schlüsseln)
Als Schlüsselraum (auch: Verschlüsselungsraum,[1] englisch Cipher room)[2][3] bezeichnet man ein zumeist gesondert gesichertes Zimmer (Raum), in dem Nachrichten ver- oder entschlüsselt werden, im Kryptologie-Jargon allgemein formuliert also „geschlüsselt“ werden (Bild).[4][5]
Funktion[Bearbeiten]
Im Schlüsselraum (siehe auch Türschild eines deutschen Schlüsselraums im Zweiten Weltkrieg unter Weblinks) werden in der Regel die zur Schlüsselarbeit notwendigen Hilfsmittel, wie Schlüsselmaschinen (siehe auch: Chiffriermaschine) und die dazugehörigen Schlüsselunterlagen, wie Schlüsseltafeln (Bild) oder Codebücher, sicher aufbewahrt. Auch das Schlüsseln selbst wird hier durch das dazu befugte Personal (im Jargon „Schlüssler“ genannt als zusammenfassende Bezeichnung für Verschlüssler und Entschlüssler)[6] in geschützter Umgebung durchgeführt.
Der Zugang zum Schlüsselraum unterliegt in der Regel einer strikten Kontrolle und ist nur einem limitierten Personenkreis gestattet, die über eine entsprechende Zugangsberechtigung verfügen müssen.[7]
Geschichte[Bearbeiten]
In der Vergangenheit gab es als einen Vorläufer von Schlüsselräumen sogenannte „Schwarze Kammern“. So bezeichnete man die an wichtigen Postämtern eingerichtete Stelle, bei der auf Anordnung der Staatsregierung oder einer anderen Macht alle von einer Person aus- oder eingehenden Briefe im Geheimen geöffnet, eingesehen, abgeschrieben, wieder verschlossen und in den Postverkehr zurückgeleitet wurden.[8] Aufgelöst wurden die Schwarzen Kammern, als Folge des politischen Umbruchs in Europa, im Jahr 1844 in England (siehe auch: Vorviktorianische Reformen), im Revolutionsjahr 1848 in Paris, und noch im selben Jahr in Wien, während der Revolution von 1848/1849 im Kaisertum Österreich.[9]
Insbesondere an Bord von U-Booten im Zweiten Weltkrieg war aus Platzgründen der Schlüsselraum zugleich der Funkraum (Bild).
Andere Bedeutungen[Bearbeiten]
- Nicht verwechselt werden darf diese Bedeutung des Begriffs Schlüsselraum mit einem Raum, in dem Schlüssel aufbewahrt werden, beispielsweise an Schlüsselbrettern.
- Ferner wird dieser Begriff auch in der Kryptologie verwendet. Dort versteht man unter Schlüsselraum die Menge aller möglichen kryptographischen Schlüssel.
- Mit wieder anderer Bedeutung wird Schlüsselraum in der Geographie, Raumplanung oder Militärstrategie benutzt. Dort bezeichnet man damit eine Zone oder einen geographischen Raum, dem eine Schlüsselfunktion etwa zur Industrie- oder Stadtentwicklung oder zur Raumverteidigung zugeordnet wird.
Literatur[Bearbeiten]
- OKM: Der Schlüssel M –Verfahren M Allgemein. M.Dv. (Marinedienstvorschrift) Nr. 32/1, Berlin 1940, S. 13. PDF;3,2 MB, abgerufen am 19. November 2018.
- Andreas Sauer: Pfaffenhofener Stadtgeschichte(n). Kalter Krieg in Pfaffenhofen. Die Grundnetzschalt- und Vermittlungsstelle der Bundeswehr (GSVBw66) und ihre Geschichte. Pfaffenhofen an der Ilm 2014, S. 34. PDF;7,2 MB, abgerufen am 19. November 2018.
Weblinks[Bearbeiten]
- Foto aus dem Inneren eines Schlüsselraums mit britischen Noreen-Maschinen, abgerufen am 20. November 2018.
- Video Schlüsselraum abgerufen am 16. November 2018.
- Screenshot aus obigem Video mit Türschild „Schlüsselraum“, abgerufen am 16. November 2018.
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Tür und Tor Artikel in Zeit Online vom 3. April 1987, abgerufen am 15. November 2018.
- ↑ K. Lee Lerner und Brenda Wilmoth Lerner: Encyclopedia of Espionage, Intelligence, and Security. Thomson Gale 2004, S. 1:404–405.
- ↑ NSA: Cryptolog 1985. Fort Meade, Maryland, 1998, S. 9. PDF; 9,4 MB abgerufen am 19. November 2018.
- ↑ Die Grundnetzschalt- und Vermittlungsstellen der Bundeswehr „Fernschreib- u. Schlüsselraum f. Wetterfernmeldestelle“, abgerufen am 16. November 2018.
- ↑ Schüsselraum und Abfertigungsraum abgerufen am 16. November 2018.
- ↑ OKW: Schlüsselanleitung zur Schlüsselmaschine Enigma. H.Dv.g. 14, Reichsdruckerei, Berlin 1940, S. 7. (Abschrift des Original-Handbuchs mit einigen kleinen Tippfehlern.) Abgerufen am 20. November 2018. PDF; 0,1 MB (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive)
- ↑ Andreas Sauer: Pfaffenhofener Stadtgeschichte(n). Kalter Krieg in Pfaffenhofen. Die Grundnetzschalt- und Vermittlungsstelle der Bundeswehr (GSVBw66) und ihre Geschichte. Pfaffenhofen an der Ilm 2014, S. 34.
- ↑ Simon Singh: Geheime Botschaften. Carl Hanser Verlag, München 2000. S. 81–86. ISBN 3-446-19873-3.
- ↑ Friedrich L. Bauer: Entzifferte Geheimnisse. Methoden und Maximen der Kryptologie. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Springer, Berlin u. a. 2000, S. 75.
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