Schwarmgeist
Als Schwarmgeist oder Schwärmer wird eine Person bezeichnet, die sich in einer Begeisterung für eine bestimmte Sache verliert.[1] Dies kann sich in ungewöhnlichem Interesse oder Freude an bestimmten Personen, Meinungen oder Themen äußern, bis hin zu leidenschaftlichem Engagement für die Sache oder Person.
Richtet sich der Eifer mehr auf Geistiges als auf Tatendrang, spricht man auch von unruhigem Geist (Brockhaus). Verwandte Begriffe sind unter anderem Romantiker, Träumer, Idealist, Utopist, und Eiferer. [2]
„Schwarmgeister“ in der Reformation[Bearbeiten]
Im engeren Sinn galt die Bezeichnung – vor allem in den ersten Jahrzehnten der Reformation – jenen Männern der Reformierten Theologie, die man später Spiritualisten nannte. Aus der Meinung heraus, dass der göttliche Heilige Geist (spiritus sanctus) im menschlichen Körper und in der Natur allgegenwärtig ist, hielten sie alles Äußerliche an der Religionsausübung für unwesentlich oder ablehnenswert.
Martin Luther verfasste im sogenannten Abendmahlsstreit und in der Diskussion über die Ubiquitätslehre 1527 die Schrift Daß die Worte Christi, „das ist mein Leib etc.“, noch feststehen. Wider die Schwarmgeister. Er räumt zwar ein, dass die Prediger, da widder ich schreibe, noch nichts böses im Synn haben, aber doch das Feld für neuen Aufruhr bereiten.[3] Luthers Schrift richtete sich v.a. gegen Ulrich Zwingli und Johannes Oekolampad und führte erst in den 1560er-Jahren zu einer teilweisen Klärung unter den Protestanten.
Der Begriff Schwarmgeister taucht in vielen Schriften des 16. Jahrhunderts auf und wird u.a. beim evangelischen Theologen Karl Alfred von Hase 1869 in den Publikation Sebastian Frank von Wörd, der Schwarmgeist. Ein Beitrag zur Reformationsgeschichte thematisiert. Auch in der Kunst der Reformationszeit spielt er eine Rolle, etwa in einem Gerichtsverfahren der Stadt Nürnberg 1525 gegen Barthel Beham (1502–1540) als Haupt der „drei gottlosen Maler und anderer Schwarmgeister“. Einen ähnlichen Ruf hatten hier Hans Sachs, Hans Denck oder Sebastian Franck, zumindest am Beginn der Reformation.[4]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Brockhaus 1959 Band IV, Stichwort Schwarm, Nr.4
- ↑ Synonyme für Schwarmgeist
- ↑ B.Jörgenden Konfessionelle Fremd- und Selbstbezeichnungen, p.53
- ↑ Hans Pöhlmann 1925: Die Reformation, das Volk und die Schwarmgeister in Nürnberg. Selbstverlag der Vereinigung ev. Akademiker in Nürnberg, Vortragsserie Die Reformation in Nürnberg, p.50-64
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