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Sigmund Wilhelm Max Scherdel

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Sigmund Wilhelm Max Scherdel (* 20. Januar 1887 in Schwarzenbach an der Saale; † 28. Februar 1960 ebenda) war ein deutscher Unternehmer.

Leben[Bearbeiten]

Scherdel wurde als zweites Kind des Gründers der Kornspiritus und Presshefefabrik (1885) Georg Artemir Bernhard Scherdel (1854–1924)[1] und dessen Ehefrau Marie Helene Scherdel (1859–1914) geboren, sein Bruder[2] war Bernhard Scherdel (1809–1866)[3], der Vater von Sigmund Scherdel. Nach dem Besuch der Volksschule ging er auf das Gymnasium in Hof/Saale. Der Industrieschüler erhielt nach Prüfung seiner persönlichen Verhältnisse und seiner wissenschaftlichen Befähigung die Berechtigung als Einjährig-Freiwilliger zu dienen. Scherdel fing in München an der Techn. Universität zu studieren. Zum weiteren Studium ging S. nach Danzig an die Kgl. Techn. Hochschule zu Danzig und beendete es dort im September 1914 mit dem akademischen Grad Dr. Ing. Chemie im Rahmen seiner Dissertation „Beiträge zur Kenntnis der Hefevermehrung unter besonderer Berücksichtigung der Lufthefefabrikation“.

Zur Zeit des Ersten Weltkrieges übernahm Scherdel die Mitinhaberschaft der Dampf Kornbrennerei- und Presshefefabrik in Oberkotzau von seinem Vater. Scherdel heiratete in Schwarzenbach/Saale am 21. August 1914 Edith Sara Peiser (1891–1960). Aus dieser Ehe gingen insgesamt drei Kinder hervor.

In einer zum Patent D.R.P. # 310580 und Weltweit # 145.623 angemeldeten wissenschaftlichen Arbeit von Scherdel und A. Wohl erbrachten sie den Beweis dass, an Stelle des unbedingt benötigten, jedoch im Verlauf des Ersten Weltkrieges sehr knappen und hochpreisig gewordenen Getreides als Heferohstoff, Melasse mit bestem Erfolg zur Herstellung von Hefe verwendet werden konnte.

Da im Juli 1914 Scherdel als Freiwilliger in Bayreuth im 6 bayer. Chevauleger-Regiment wegen Überfüllung nicht angenommen wurde, meldete er sich nach Danzig um und machte als Assistent der Hochschule Danzig Stahluntersuchungen für die Marine. Von Danzig aus bewarb er sich in Februar 1915 schriftlich bei den Luftschiffern in Berlin welche ihn auch sofort telegraphisch zu sich beorderten, als tauglich befanden und zum 4. März 1915 zum Militär eingezogen. Nach vierwöchentlicher Ausbildung bei der Luftschiffer-Abteilung II in Reinickendorf und Johannisthal wurde er nach Darmstadt versetzt um die Bedienung von Zeppelin-Luftschiffe zu erlernen. Hier wurde er Gefreiter und wurde alsbald an der Militär-Gasanstalt als Gaschemiker eingesetzt. Nach der Beförderung zum Unteroffizier bekam er die chemische und technische Kontrolle dieser Anstalt. Hier wurde Gas gewonnen durch einen Wechselprozess aus Eisen und Wasserdampf und durch die Reduktion des gebildeten Eisenoxyds durch Wassergas.

Mitte 1917 wurde er nach Brüssel kommandiert um dort die Wasserstoffherstellung aus Aetznatron und Ferrosilicium kennen zu lernen und wurde dann mit einer fahrbaren Anlage dieses Systems als „kaiserlich osmanischer Ballonzug“ im Herbst 1917 in die Türkei abkommandiert. Von Konstantinopel aus ging es in die Gegend von Smyrna um türkische Mannschaften im Ballondienst und, Offiziere und Soldaten über die Gasbereitung an dieser Anlage auszubilden. Im Spätherbst 1918 zog Schredel mit seinem Zug über Constantinopel, Bukarest, Budapest, Preßburg, Salzburg-Rosenheim nach Berlin und wurde im Dezember 1918 entlassen. Als Auszeichnungen erhielt er das Eiserne Kreuz II. Klasse sowie den Eisernen Halbmond.

Spiritus-und Presshefefabrik Oberkotzau Bayern

Im Januar 1920 fing Scherdel als stellvertretender Geschäftsführer der Firmen „Spiritus-und Presshefefabrik GmbH“ und der „Scheibe & Scherdel KG“, beide in Oberkotzau, an. Ab April 1920, nach Erteilung des Deutschen Reichspatentes ließ Scherdel in der Oberkotzauer Hefefabrik nach jahrelangem gewonnenen Prozess und auch der Berufungsverhandlung vom April 1923 mit dem Verband Deutscher Presshefefabrikanten in Berlin, die Hefefabrikation mit Melasse als Heferohstoff als erster deutschland- bzw. weltweit herstellen.

1928 gründete Scherdel mit Schwarzenbacher und Oberkotzauer Unternehmern das Industrie und Handels Gremium Schwarzenbach/Saale – Oberkotzau deren 1.Vorsitzender er von 1928 bis 1933 und, dann wieder von 1945 bis 1959 war. Ab 1960 war er deren Ehrenvorsitzender. Im Dezember 1930 erhielt Scherdel von Alfons Prinz von Bayern das „Prinz Alfons-Erinnerungs-Zeichen auf Blauem Bande“.

Scherdel war nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg durch eine Wiederingangsetzung der Ernährung der Bevölkerung und der Gewerbeunternehmen im Grenzgebiet für Bayern und dem Bund stark involviert. Scherdel, der zu den führenden Fachleuten der deutschen Hefeindustrie zählte, gehörte bereits nach dem Ersten Weltkrieg dem Aufsichtsrat des damaligen Verbandes der deutschen Hefeindustrie an und, war nach dem Zweiten Weltkrieg beratend beim Parlamentarischen Rat in Bonn/Bad Godesberg (1947–1949) stark eingebunden tätig. 1945 übernahm Scherdel den Vorsitz der Vereinigung der süddeutschen Hefefabriken deren Gründung er nach dem Zweiten Weltkrieg herbeigeführt hatte mit dem Sitz in Oberkotzau und gehörte als stellvertretender Vorsitzender der Bundesvereinigung der deutschen Hefeindustrie an. Er war zudem Mitglied des Arbeitsrates und Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Spiritus Industrie sowie, Vertreter der Hefelüftungsbrennereien im Gewerbe-Ausschuss der Bundesmonopolverwaltung, gehörte dem Vorstand der Industrie und Handelskammer für Oberfranken in Bayreuth an und wurde Ehrenmitglied der Bundesvereinigung der deutschen Hefeindustrie.

Im Februar 1957 wurde Sigmund Scherdel das Bundesverdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

Sigmund Scherdel verstarb am 28. Februar 1960 in Schwarzenbach/Saale.

Literatur[Bearbeiten]

  • Sigmund Wilhelm Max Scherdel. In: 50 Jahre Hefefabrik Oberkotzau. Oberkotzau 1934.
  • Sigmund Wilhelm Max Scherdel. In: Die Branntweinwirtschaft - Zeitschrift für Spiritusindustrie. 1960.[4]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. GEDBAS: Georg Artemir Bernhard SCHERDEL. Abgerufen am 1. September 2020.
  2. Max Schmidtner – EverybodyWiki Bios & Wiki. Abgerufen am 1. September 2020.
  3. Deutsche Biographie: Scherdel, Bernhard - Deutsche Biographie. Abgerufen am 1. September 2020.
  4. Die Branntweinwirtschaft: Zeitschrift für Spiritusindustrie. 1960 (google.de [abgerufen am 1. September 2020]).


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