Stefan Hockertz

Stefan W. Hockertz (geboren 1960) ist ein deutscher Immunologe, Toxikologe und Professor (bis 2004 Universität Hamburg). Er war Direktor des Instituts für Experimentelle und Klinische Toxikologie (heute: Klinische Pharmakologie und Toxikologie) in Hamburg.^[1]

Hockertz wurde einer breiteren Öffentlichkeit Ende März 2020 durch seine fundamentale Kritik an dem Umgang mit der Coronoavirus-Krise bekannt. Hockertz kritisiert, dass die Politik und die Medien überreagierten und „Hysterie“ schürten. Die Folgen der Epidemie seien mit denen vorheriger Grippe-Epidemien, die von der Öffentlichkeit nicht beachtet worden seien, vergleichbar.^[2]

Leben[Bearbeiten]

Hockertz studierte Biologie an der Universität Hannover (Diplom 1985), wurde 1988 an derselben Alma mater promoviert zum Thema Funktion der Zellen des Makrophagensystems bei der Leishmania-donovani-Infektion^[3] und habilitierte sich für die Fächer Toxikologie und Pharmakologie an der Universität Hamburg.

Er arbeitete von 1986 bis 2001 als Forscher bei der Fraunhofer-Gesellschaft in Hannover und war von 1995 bis 2002 Mitglied des Direktoriums des Institutes für Toxikologie und Umweltmedizin in Hamburg. Er war 2000 bis 2001 als Privatdozent für Toxikologie und Pharmakologie an der Universität Hamburg tätig. Von 2001-2004 war er Professor (C3) für Molekulare Immuntoxikologie. Er gehörte 2000 bis 2003 dem Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie und 2003 und 2004 dem Zentrum für Experimentelle Medizin der Universität Hamburg an. 2004 war er Leiter des Instituts für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie.

Hockertz ist Geschäftsführer des von ihm 1994 gegründeten Beratungsunternehmens tpi consult GmbH in Bollschweil bei Freiburg.

Positionen[Bearbeiten]

In einem Interview mit dem privaten Radiosender 94,3 rs2 in Berlin-Brandenburg am 24. März 2020 sagte Hockertz, dass die Dunkelziffer der „versteckt Infizierten“ bei der Berechnung der Sterbeziffern berücksichtigt werden müsse. Außerdem müssten die Todesfälle abgezogen werden, bei denen die Betroffenen zwar an COVID-19 erkrankt seien, aber aufgrund einer anderen Ursache gestorben seien. Nach dieser Berechnung fielen die Sterberaten bei COVID-19 auf das gleiche Niveau wie die Sterberaten bei anderen Formen der Grippe.^[2]^[4]

Mit dem Privatsender Radio SAW in Sachsen-Anhalt führte er ein ähnliches Interview.^[5]

Wichtig zur Eindämmung von Epidemien und deren Folgen seien eine gute Ausstattung und bessere Hygiene in Krankenhäusern. Beides sei vernachlässigt worden.^[5]^[4] Außerdem sei es erforderlich, Risikogruppen stärker zu schützen, zu denen 5 % der Bevölkerung gehören würden.^[6]^[5]

Jeanne Turczynski, Redakteurin für Bildung und Wissen des Bayerischen Rundfunks, setzte sich in einem Podcast am 26. März 2020 kritisch mit den Behauptungen von Hockertz auseinander. Einige Aussagen bestätigte sie, wie zum Beispiel Hockertz' Aussagen zur Berechnung der Sterbeziffern und zum Abbau von Krankenhausbetten auf Intensivstationen in Italien. Bei anderen Aussagen wie zum Beispiel der unzureichenden Krankenhaushygiene in Italien und Spanien sei es unklar, auf welche Quellen sich Hockertz beziehe. Bei wieder anderen Aussagen wie zur ähnlichen Gefährlichkeit von COVID-19 und Influenza gäbe es keine ausreichenden Daten, um darüber Aussagen in die eine oder andere Richtung zu treffen.^[7]