Tagebau Emmerstedt
Der Tagebau Emmerstedt war ein geplanter jedoch nicht realisierter Tagebau des Helmstedter Braunkohlereviers. Er sollte das Kraftwerk Offleben bis 2009 sowie das Kraftwerk Buschhaus bis 2022 mit Braunkohle versorgen.
Geschichte[Bearbeiten]
Mit dem Aufschluss des Tagebaus Schöningen und dem Bau des Kraftwerks Buschhaus hatte das Helmstedter Revier Zeit gewonnen, um den notwendigen Strukturwandel zu vollziehen. Doch mussten sich alle Beteiligten darüber klar sein, dass dieser Strukturwandel schwierig werden würde. Trotz der Zonenrandförderung ging die Zahl der Beschäftigten im Landkreis Helmstedt kontinuierlich zurück. Branchen wie die Textilindustrie brachen weg, ohne dass Ersatzarbeitsplätze entstanden. Aus diesem Grund setzten zahlreiche Kommunalpolitiker und die Arbeitnehmer der BKB ihre Zukunftshoffnungen auf einen Aufschluss des nordwestlich von Helmstedt gelegenen Tagebaufeldes Emmerstedt. Die aus diesem Tagebau geplante Braunkohlenförderung sollte die Lebensdauer des Kraftwerks Offleben bis zum Jahr 2009 und die des Kraftwerks Buschhaus bis zum Jahr 2022 verlängern. Im knapp 500 ha großen, zwischen den Orten Emmerstedt und Barmke gelegene Tagebaufeld steht wie im Tagebau Schöningen die liegende Flözgruppe an, hier jedoch in der Ostmulde. Bereits in den 1950er Jahren hatte man nach Erkundungsbohrungen einen Kohleinhalt von etwa 40 Mio. t errechnet. Dabei handelt es sich jeweils zur Hälfte um Salz- und Normalbraunkohle. Zwar entspricht sein Kohleinhalt dem des Tagebaus Schöningen, doch wird die Kohle im Bereich Emmerstedt von etwa 40 % mehr Abraum überlagert. Das für die Kosten bestimmende Abraum-zu-Kohle-Verhältnis ist also deutlich schlechter. Um 1t Kohle fördern zu können, müssen fast 8 m³ Abraum bewegt werden. Ein weiterer Nachteil ist die relativ große Entfernung des Tagebaufeldes zu den Kraftwerken. Aus diesen Gründen war sein Aufschluss in den 1970er Jahren zugunsten des Tagebaus Schöningen nicht weiterverfolgt worden. In der Sitzung des Aufsichtsrates der BKB vom 6. April 1989 diskutierte dieser erstmals wieder ausgiebig über den Aufschluss des Tagebaus. Der Vorstand wies darauf hin, dass ein Aufschluss spätestens bis zum Jahr 1991 erfolgen müsse. Nur so könne im Jahr 2000 die Regelförderung in diesem Tagebau und damit der Anschluss an den dann ausgekohlten Tagebau Helmstedt erreicht werden, der das Kraftwerk Offleben mit Braunkohle versorgt. Man ging von einem 3jährigen Genehmigungsverfahren aus, für die Oberflächenbereinigung wurden 2 und für den eigentlichen Aufschluss 4 Jahre geschätzt, zusammen also 9 Jahre. Aufgrund des Zeitplans wurde eine hausinterne Arbeitsgruppe beauftragt, bis zum Jahr 1990 eine entscheidungsfähige Machbarkeitsstudie zu erstellen. Unter Beteiligung der PreussenElektra AG sowie eines externen Gutachters sollte auch ermittelt werden, wie sich der Tagebauaufschluss auf die Gesamtunternehmensrechnung der BKB auswirkt. Als externer Gutachter wurde die Rheinbraun Engineering und Wasser GmbH, Köln, beauftragt. Im Januar 1990 bestätigte sie die von der BKB erstellten Planungen. Bei der nächsten Frühjahrssitzung des Aufsichtsrates wiesen die Arbeitnehmer auf die für sie herausragende Bedeutung des Tagebauaufschlusses hin: "Es ist das Zukunftprojekt für die BKB." Doch zunächst mussten noch die Wirtschaftlichkeitsrechnungen abgewartet werden. Das Ergebnis aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist die Kohle aus einem Tagebau Emmerstedt zu teuer, unter anderem deshalb, weil sein Aufschluss mit 9 Jahren zu lange dauern würde.
Statt Aufschluss ein Perspektivkonzept[Bearbeiten]
Der BKB-Vorstand wollte nicht noch mehr Zeit ins Land gehen lassen. Innerhalb weniger Wochen entstand in Abstimmung mit den Sozialpartnern das Perspektivkonzept, über das der Aufsichtsrat im Juli 1997 in außerordentlicher Sitzung beriet. Danach wird der angestrebte Aufschluss des Tagebaus Emmerstedt aus wirtschaftlichen Gründen nicht weiter verfolgt. Und so sieht das Konzept aus: Drei bergbauliche Einzelmaßnahmen führten zu einer Vergrößerung des Kohlevorrates um 18 Mio. t und ermöglichen somit den Betrieb des Kraftwerks Buschhaus bis zum Jahr 2017. Diese zusätzliche gewinnbare Kohle besteht aus 14 Mio. t der liegenden Flözgruppe, die bei der Osterweiterung des Südfeldes des Tagebaus Schöningen und dem Abbau des Verkehrsdammes für die Bahnstrecke Helmstedt-Schöningen und die Landstraße 640 anfallen, sowie 4 Mio. t Kohle aus der hängenden Flözgruppe, die unter den Werkstätten anstehen.
Literatur[Bearbeiten]
- Werner Vogt, Andrea Dreifke-Pieper: Zur Geschichte und Perspektivkonzept. In: Die Braunschweigische Kohlen-Bergwerke AG Industriegeschichte des Helmstedter Reviers. München 1999, ISBN 3-430-11487-X, S. 225–229.
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