Teach Love
Teach Love ist ein Wissenstransferprojekt, welches phasenübergreifende digitale Aus- und Weiterbildungsformate für Lehrkräfte und Menschen in sozialen Berufen implementiert und evaluiert. Dabei werden aktuelle Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung für die Praxis bereitgestellt. Inhaltlich geht es um psychologische Themen, u. a. zur sexuellen Bildung, Prävention und Beziehungskompetenz, sexuelle Bildung von Menschen mit Behinderung, Interkulturalität, Medienkonsum und Internetsicherheit, sowie Probleme und Störungen kindlicher Entwicklung und Resilienz.
Hintergrund[Bearbeiten]
In der Forschung zur Lehrkräftebildung (u. a. Drinck & Voß, 2022;[1] Urban et al., 2022 Beleg fehlt, Blumenthal, 2014;[2] Kubitza, 2022[3]) zeigt sich, dass Lehrkräfte sehr begrenzten Zugriff auf Aus- und Weiterbildung zu psychologischen Themen (vor allem rund um sexuelle Bildung) haben und sich im Diskurs verunsichert und alleingelassen fühlen,[4][5]
Zudem zeigt sich, dass Kinder und Jugendliche Begleitung brauchen, um kompetent in medialen und sich verändernden Kontexten navigieren zu können (Döring, 2019[6]).
Didaktik und Konzept digitaler Bildung[Bearbeiten]
Mit einem Team aus Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und therapeutischer, sowie pädagogischer Praxis und Hebammerei entwickelt, implementiert und evaluiert Teach Love Aus- und Weiterbildungen. Dabei herrscht eine Ideologie der Vielstimmigkeit, bei der evidenzbasiert vorgegangen wird.
Durch das digitale, asynchrone Format wird ermöglicht, dass auch berufstätige Menschen in sozialen Berufen und allen Interessierten fundierte Ausbildungen machen können bei Expertinnen und Experten, die nicht hauptberuflich in der Weiterbildung arbeiten.
Das Ziel ist, Erwachsene weiterzubilden und mittels Supervisionsangeboten zu betreuen, damit sie in pädagogischen Berufen kompetent und zuversichtlich handeln können. Dies soll sowohl den Jugendlichen zur physischen und psychischen Gesundheit als auch den Erwachsenen und deren Resilienz dienen. Darüber hinaus wird eine Community gebildet über Social Media, Kunst und Events.
Didaktisch geht es um einen Vierschritt, von Wissensinput, Reflexion, Anwendung und Evaluation. So wird kontinuierlich Wissen und allgemeiner Mehrwert geschaffen, zu a) adäquater sexueller Bildung und psychologischen Fortbildungen für soziale Berufe entlang des neuesten Stand der Forschung, b) zu digitalen Weiterbildungsformaten und deren Qualität und Effektivität und c) Effekten von psychologischer Weiterbildung für Menschen in sozialen Berufen.[7]
Zusammenarbeit[Bearbeiten]
Die Weiterbildungen werden im Kontingent pro bono für Studierende angeboten und ansonsten sowohl über die Länder, als auch für Schulen, Organisationen und Privatpersonen zugänglich gemacht. Im Jahr 2022 ließen die Bundesländer Schleswig-Holstein mit dem IQSH und Bremen mit dem Lis über die Qualitätszentren die Weiterbildungen durchführen und evaluieren. Das Land Mecklenburg-Vorpommern schloss 2023 die Akkreditierung ab. Die Evaluationen sind z. B. einzusehen bei der BZgA.
Finanzierung und Organisation[Bearbeiten]
Gegründet wurde Teach Love von einem Team aus Wissenschaftlern, initiativ vom Lehrstuhl Psychologie an der Europauniversität Flensburg, Therapeutinnen im Feld der psychologischen Forschung und psychologischen und pädagogischen Praxis. Strukturell ist Teach Love angegliedert an das Psychologische Institut für Subjektivitäts- und Praxisforschung (gemeinnütziger e.V.)[8] und arbeitet unabhängig und gemeinnützig als soziales Unternehmen (social enterprise). Dies sichert sich über die demokratischen Non-Profit- und Bottom-up-Prinzipien, sowie der Ausrichtung auf Nachhaltigkeit, Fairness und Community sowie dem Selbstverständnis als lernende Organisation.
Zu den jeweiligen Themen arbeiten bei Teach Love u. a. Johanna L. Degen, Ilona Westphal, Beleg fehlt Andrea Kleeberg Niepage, Jo Reichertz, Madita Oeming.
Kritik und Kontroversen[Bearbeiten]
Aus verschiedenen polaren politischen Lagern wird den Diskurspositionen entsprechend kritisch betrachtet, dass keine abschließende politische Haltung eingenommen wird. Dies kann paradox klingen, ist aber in dem interessengeleiteten Diskurs durchaus logisch. Die ideologische Vielstimmigkeit wird dann als verunsichernd wahrgenommen, eben weil sie sich nicht immer eindeutig zuordnen lässt. Kritisch diskutiert wird dabei der Anspruch der quasi nicht-ideologischen Haltung, da schon allein der Ansatz, auch Beziehungskompetenz und psychologische Perspektiven im Rahmen der sexuellen Bildung zu fokussieren, eine ideologische Position ist. Zudem wurde in den Evaluationen (Degen, 2022;[9] 2023[10]) die Begrenzung des Angebots auf digitale Fortbildungen in pädagogischen Kontexten zum Teil positiv, aber zum Teil auch als begrenzend bewertet.
Weblinks[Bearbeiten]
- Website
- Sozialpsychologin Degen: "Sexualkundeunterricht läuft nicht gut". Norddeutscher Rundfunk, 2. Juli 2022 .
- Katja Bigalke, Martin Böttcher, Marcus Richter: Deepfake-Pornos, Sicherheitspolitik in den Medien, Hogwarts Legacy (Sendung). In: Deutschlandfunk Kultur. Deutschlandradio, 18. Februar 2023 .
- Das Gespräch. Norddeutscher Rundfunk, 3. Juli 2022 .
- Kristin Haug: »Wie finden Sie Gangbang?« In: Der Spiegel. Nr. 30, 2022 (online).
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Kinder- und Jugendschutz in Wissenschaft und Praxis - Ausgabe 2020-3. Abgerufen am 4. April 2023.
- ↑ Sara-Friederike Blumenthal: Scham in der schulischen Sexualaufklärung : Eine pädagogische Ethnographie des Gymnasialunterrichts. Springer VS, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-06880-6.
- ↑ Sexuelle Bildung für das Lehramt. Psychosozial-Verlag, 2022, ISBN 978-3-8379-7825-4, doi:10.30820/9783837978254.
- ↑ Johanna L. Degen: Teach Love: Psychologische Weiterbildung mit Herz und Expertise. In: FORUM Sexualaufklärung und Familienplanung: Informationsdienst der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). 2022, doi:10.17623/BZGA_SRH:FORUM_2022-2_BEITRAG_WEITERBILDUNG_TEACH_LOVE.
- ↑ Johanna L. Degen: „Teach Love“: Psychologische Weiterbildung zur Sexuellen Bildung und Beziehungskompetenz im digitalen Format. In: Zeitschrift für Sexualforschung. Band 36, Nr. 1, März 2023, ISSN 0932-8114, S. 34–40, doi:10.1055/a-2011-2305.
- ↑ Heinz-Jürgen Voss, Michaela Katzer, Angela Pi Altendorfer: Geschlechtliche und sexuelle Selbstbestimmung durch Kunst und Medien : neue Zugänge zur sexuellen Bildung. Giessen 2019, ISBN 978-3-8379-7456-0.
- ↑ Johanna L. Degen: „Teach Love“: Psychologische Weiterbildung zur Sexuellen Bildung und Beziehungskompetenz im digitalen Format. In: Zeitschrift für Sexualforschung. Band 36, Nr. 01, März 2023, ISSN 0932-8114, S. 34–40, doi:10.1055/a-2011-2305.
- ↑ Psychologisches Institut – für Subjektivitäts- und Praxisforschung. Abgerufen am 4. April 2023 (deutsch).
- ↑ BZgA: Teach Love: Psychologische Weiterbildung mit Herz und Expertise. Abgerufen am 4. April 2023.
- ↑ EBCONT Communications: Zeitschrift für Sexualforschung. Abgerufen am 4. April 2023.
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