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US-Chemiewaffen in Panama

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Die USA testeten jahrzehntelang Chemiewaffen in Panama. Bis heute sind toxische Substanzen und Blindgänger im Land zu finden. Eine umfassende Kampfmittelräumung sei „ausgeblieben“, die gesundheitlichen Auswirkungen seien „nicht einzuschätzen“ .

Geschichte[Bearbeiten]

1944 begannen US-Techniker und -Militärs, auf der damals unbewohnten und heute touristisch genutzten Insel San José im Golf von Panama Chemiewaffen zu testen.[1] Beteiligt waren Großbritannien und Kanada.[2] Laut Schmidt-Häuer schrieb die US-Zeitschrift „Armed Forces Chemical Journal“ 1948, dass mehr als 130 Tests mit Senfgas, Chlorcyan, Butan, Napalm und Blausäure stattfanden. „Mehr als 30.000 Chemiebomben wurden gezündet“, berichtete die kanadische Zeitung National Post.[3] 1948 endeten die Tests auf San José, nachdem Tausende Menschen in der Hauptstadt Panama-Stadt protestiert hatten.

In den 1950er Jahren führte die US-Armee Senfgastests in der Kanalzone nahe der Armensiedlung Curundú durch. Laut Zeugenberichten versprühte das US-Militär in den 1960er Jahren Agent Orange über einem Bombenabwurfgelände bei Fort Sherman, unweit des Gatúnsees. Wie der US-Autor John Lindsay-Poland berichtete, transportierten die USA 1964 Minen mit dem chemischen Kampfstoff VX zu ihren Militärbasen am Kanal, um dort Tests durchzuführen.[4] 1999 fiel der Panama-Kanal, der bislang von den USA verwaltet wurde, an Panama. In den Übergabeverträgen verpflichteten sich die USA, auf ihren Stützpunkten Gefahren für Leben und Gesundheit zu beseitigen. In den Jahren vor der Kanalübergabe hätten US-Vertreter versichert, dies sei geschehen.[5] „Eine glatte Lüge“, schrieb dazu Schmidt-Häuer.

Chemiewaffenfunde[Bearbeiten]

In den 1990er Jahren wurden Giftgasbomben entdeckt, Menschen wurden durch explodierende Munition getötet oder durch undichte Behälter verätzt. 2002 entdeckten Fachleute der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) auf der Insel San José acht Chemiewaffen.[6] Es handelte sich um sechs Bomben („aerial bombs“), in denen Phosgen vermutet wurde.[7] Eine weitere Bombe enthielt wahrscheinlich Chlorcyan. Die achte Bombe wurde als leer und durchgerostet beschrieben („confirmed empty and rusted through“). Bis 2016 kamen bei Arbeiten zur Erweiterung des Kanals „Blindgänger in größerer Menge“ zum Vorschein.[1]

Mögliche gesundheitliche Folgen[Bearbeiten]

Es gebe bestimmte Orte, an denen „auffällig viele Tumore“ diagnostiziert werden, berichtete Schmidt-Häuer. Überdurchschnittlich häufig seien onkologische Erkrankungen zum Beispiel in Río Hato an der Bucht von Panama zu finden, einer ehemaligen US-Luftwaffenbasis. Schmidt-Häuer stellte fest: „Um Zusammenhänge zwischen der militärischen Erblast und erhöhten Krebsraten fundierter untersuchen zu können, fehlen indes Erfahrung und Unterlagen.“[1]

Auch US-Soldaten, die in der Kanalzone ihren Militärdienst ableisteten, berichten von Erkrankungen. Einige zogen vor Gericht, um Entschädigungen durchzusetzen.[8] Die Erkrankungen seien durch Agent Orange verursacht worden, erklärt die „Panama Canal Zone Veterans Association“, in der sich Betroffene und deren Angehörige zusammengeschlossen haben.[9] Hilfe und Austausch für Betroffene bietet auch die US-amerikanische Facebook-Gruppe „Agent Orange in Panama“ (derzeit 1.174 Mitglieder).[10]

Zerstörung von Chemiewaffen durch US-Truppen

Im Januar 2018 gab die US-Armee bekannt, dass sie die im Jahr 2002 entdeckten acht Chemiewaffen auf San José beseitigt hat.[11] Zum Einsatz kamen Soldaten der 48th Chemical Brigade.

Literatur[Bearbeiten]

  • Christian Schmidt-Häuer: Tatort Panama: Konquistadoren, Kanalbauer, Steuerflüchtlinge. 500 Jahre Kolonisierung und Globalisierung. Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 2018, ISBN 978-3-89691-292-3.
  • John Lindsay-Poland, Emperors in the Jungle. The Hidden History of the US in Panama, Duke University Press, 2013 (auf Englisch)

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 Christian Schmidt-Häuer: Giftgas im Paradies. Zeit Online, 22. August 2018, abgerufen am 24. Januar 2019.
  2. Guido Bilbao: Das vergiftete Paradies. Le Monde diplomatique, Onlineausgabe, 7. April 2016, abgerufen am 24. Januar 2019.
  3. David Pugliese: Chemical Weapons From Secret Canadian-U.S.mustard Gas Program in Panama to be Destroyed. National Post, Onlineausgabe, 17. Juli 2017, abgerufen am 24. Januar 2019 (english).
  4. José Meléndez, EE UU dejó in Panamá basureros de armas químicas usadas en experimentos, in: El País, Onlineausgabe, 4. Oktober 2013 (auf Spanisch); https://elpais.com/internacional/2013/10/04/actualidad/1380842570_998972.html; aufgerufen am 26. Januar 2019
  5. Christian Schmidt-Häuer, Giftgas im Paradies, in: Die Zeit, Onlineausgabe, 22. August 2018; https://www.zeit.de/2018/35/panama-usa-chemiewaffen-militaer-krieg
  6. Patrizia Aymerich, Why does the US have chemical weapons in Panama?, in: Panamá Today, Onlineausgabe, 19. Juli 2017 (auf Englisch); https://www.panamatoday.com/panama/why-does-us-have-chemical-weapons-panama-4728; aufgerufen am 26. Januar 2019
  7. OPCW: Panama. Concept Plan For The Destruction of Eight Old Chemical Weapons, 16.Juni 2017, aufgerufen am 26. Januar 2019; https://www.opcw.org/sites/default/files/documents/EC/85/en/ec85nat02_e_.pdf
  8. Christian Schmidt-Häuer, Giftgas im Paradies, in: Die Zeit, Onlineausgabe, 22. August 2018; https://www.zeit.de/2018/35/panama-usa-chemiewaffen-militaer-krieg
  9. Panama Canal Zone Veterans Association; http://pczva.com; aufgerufen am 26. Januar 2019/
  10. Facebook-Gruppe Agent Orange in Panama; https://www.facebook.com/groups/185669168140987/;
  11. Suzan Holl,20th CBRNE Command Public Affairs, 2nd Chemical Battalion team destroys WWII munitions, 26. Januar 2018; aufgerufen am 26. Januar 2019; https://www.army.mil/article/199709/2nd_chemical_battalion_team_destroys_wwii_munitions


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