Wöhle & Co.
Wöhle & Co. | |
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Rechtsform | Offene Handelsgesellschaft |
Gründung | 1919 |
Auflösung | 1922 |
Auflösungsgrund | Umfirmierung in eine AG „Pianobau A.-G.“ in Leipzig |
Sitz | Leipzig |
Leitung | Emil Wöhle, Instrumentenbauer (Gesellschafter)
Oswald Edwin Leonhardt, Kaufmann (Gesellschafter) |
Branche | Musikinstrumentenbau (selbstspielende Klaviere) |
Die Firma Wöhle & Co. war eine deutsche Pianoforte- und Notenrollenfabrik und Fabrik für pneumatische Klavierspielwerke mit Sitz in Leipzig.
Geschichte[Bearbeiten]
In Leipzig existierten in den Jahren zwischen 1876 und 1930 mehr als 100 Fabriken und Werkstätten für den Bau selbstspielender Musikinstrumente, deren Schwerpunkt bildeten Lochplatten-Musikwerke und Notenrollen-gesteuerte Klaviere und Klavier-Orchestrions.[1]
Eine dieser Fabriken war die Firma Wöhle & Co., sie wurde am 1. Februar 1919 durch die persönlich haftenden Gesellschafter Emil Wöhle und Oswald Edwin Leonhardt als offene Handelsgesellschaft gegründet und ins Handelsregister des Amtsgerichts Leipzig unter der Nummer 17488 eingetragen.[2][3] Die Firma erwarb die „große, noch in Fachgenossen Erinnerung lebende Ehrlich’sche Fabrik“ (Leipziger Musikwerke vormals Paul Ehrlich & Co.[4]) in Leipzig-Gohlis (Herloßsohnstraße 1–3), wo seinerzeit die Leipziger Musikwerke-Industrie geboren wurde.[5]
Im Leipziger Adressbuch ist Wöhle & Co. 1920 und 1921 eingetragen als „Fabrik pneumatischer Klavierspielapparate, Pianos, Kunstspielpianos“ mit den Inhabern Emil Wöhle und Edwin Leonhardt. [6][7]
Die Firma produzierte dort pneumatische Klavierspielapparate, Einbau-Apparate, Pianofortefabrikate, Notenrollen und dazu passende Notenrollenschränke.[8][9][10]
So beteiligte sich die Firma auch an diversen Messen mit ihren Produkten, 1919 im Messepalast „Silberner Bär“, wo u.a. das elektrische Klavier „Elektrobella“ zu hören war, als auch das 88er Tretklavier „Pianobella“.[11] Die Qualität der neuen Einbau-Pianos wurde dabei als „vortreffliches Fabrikat, mit tadelloser Betonung und Pedalisierung, das bei gelindestem Winddruck niemals aussetzt, dagegen beim Forte dem Künstler-Handspiel gleichkommt, ohne hart zu werden“, gelobt.[12] Mit den Fabrikaten Pianobella und Elektrobella hat der Umsatz die Erwartungen der Firma übertroffen.[13]
Ebenso wurde ab 1920 mit der Produktion von Handspiel-Klavieren begonnen, da die Nachfrage danach stetig stieg. Bisher wurden diese selbst hergestellten Pianos ausschließlich zum Einbau verwendet. (Zeitschrift für Instrumentenbau. 41. 1920/21)[14]1920 nahm Wöhle & Co. daraufhin erstmals an der Leipzig Herbstmesse mit einem Piano eigener Produktion[15] teil.
So konnte die Firma mit den selbst hergestellten Wöhle-Pianos, mit eingebauten Wöhle-Apparaten und den eigenen Künstlerrollen (Notenrollen) eine breite Produktpalette in der Musikinstrumentenindustrie anbieten.[16]
Aufgrund der hohen Nachfrage und um die zahlreichen Aufträge erledigen zu können, erwog die Firma 1920 die vormals angemieteten Räumlichkeiten der „Fabrik Leipziger Musikwerke vormals Paul Ehrlich & Co., Leipzig-Gohlis“ anzukaufen, um in den kommenden Jahren alle Aufträge erledigen zu können und auch um die Fabrikation der eigenen Notenrollen bedeutend erweitern zu können.[17]Auf der Herbstmesse wurden im Messehaus „Silberner Bär“ auch Apparate mit dem elektrischem Antrieb „Elektrobella“ in 5 verschiedenen Pianos u. a. von Hupfer und Förster vorgeführt.
1920 schied der Gesellschafter Edwin Leonhardt als persönlich haftender Gesellschafter aus[18] und eröffnete ein eigenes Geschäft, mit dem er den Handel und Export von Klavieren, Kunstspiel-Pianos, Notenrollen, Jalousieschränken, Klaviersesseln und Harmonium-Spielbanken betrieb.[19]
1920/21 erweiterte sich die Firma bedeutend und teilte sich räumlich in drei Abteilungen auf:
- Kunstspielapparatebau und Einbau
- eigene Pianofortefabrikation
- Notenrollenabteilung.[20]
Die Notenrollen („Diamant“ – Künstlernotenrolle) sind dabei musikalisch wie auch technisch wesentlich verbessert worden und erfreuten sich großer Beliebtheit, was sich in den großen Aufträgen und der hohen Nachfrage widerspiegelte. Besondere Beachtung fand dabei der patentierte Notenrollenkarton.[21]
Am 10. Oktober 1921 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 3,5 Millionen Mark umgewandelt und am 29. Oktober erfolgte die handelsgerichtliche Eintragung. Georg Wolf (Speditionsfirma Rechenberg & Tschopik) wurde als kaufmännischer und Edwin Leonhardt als technischer Direktor eingesetzt.[22] Die Firma Wöhle & Co. wurde nun im Handelsregister unter der Firmenbezeichnung „Pianobau A.-G.“ in Leipzig eingetragen und Gegenstand des nun entstandenen Unternehmens waren die Herstellung und der Vertrieb von Pianofortes und Musikinstrumenten sowie andere damit zusammenhängende Fabrikationszweige. Das Grundkapital von 3,5 Millionen Mark wurde dabei in 3500 Aktien zu je 1000 Mark ausgegeben. Mitglieder des Vorstandes waren der ehemalige Gesellschafter von Wöhle & Co. Edwin Leonhardt und Georg Wolf. Mitglieder des Aufsichtsrates waren: Direktor Richard Rauschenbach, ebenfalls ehemaliger Gesellschafter von Wöhle & Co., Kaufmann Alexander Carlebach, Steinbruchbesitzer Leopold Felix Zachmann und Fabrikdirektor Gustav Köllmann.[23]
Laut Eintrag im Handelsregister wurde am 19. Juli 1922 die Firma Wöhle & Co. dann durch die Gesellschafter Emil Wöhle und dem Kommandisten Richard Rauschenbach aufgelöst. In die Fabrikräume zog die Firma Concordia – Notenrollenfabrik Grieshaber & Co. AG ein[24], Gesellschafter von Concordia waren der Notenrollenfabrikant Josef Grieshammer und der Kaufmann Richard Rauschenbach in Rötha, letzterer war seit November 1919 auch Kommandist und Gesellschafter der Firma Wöhle & Co. bis zu deren Ende.[25]
Obwohl es die Firma nur von 1919 bis 1922 gab, erlangte sie mit ihren Wöhle’schen Einbau-Apparaten aufgrund ihrer Qualität, in Bezug auf Anschlag und Windbeschaffung, in Fachkreisen Anerkennung und ist dadurch zu einer Qualitätsmarke aufgestiegen wie in so kurzer Zeitdauer kaum ein anderes Fabrikat.[26]
Fabrikate[Bearbeiten]
- Kunstspielpianos zum Treten 88-tönig - Pianobella
- Handspielpianos
- Klavierspielapparate zum Selbsteinbau[29]
- Diamant - handgespielte Künstlernotenrolle
Patent und Gebrauchsmuster[32][Bearbeiten]
Zum Patent angemeldet wurde das Notenblatt für mechanische Musikwerke.[33] Die Patentanmeldung W. 53695 wurde beim Patentamt angemeldet, doch wurde diese von Wöhle & Co. nicht weiter verfolgt.
Ein eingetragenes Gebrauchsmuster DE755037 war die metallene Mitnehmersicherung bzw.-führung für Notenrollenspulen mechanisch-pneumatischer Klavierspielapparate.[34]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Symphonionwerke bestechen mit technischer Raffinesse. In: www.lvz.de. LVZ, 2018, abgerufen am 10. Oktober 2024.
- ↑ Amtliche Bekanntmachungen. In: Leipziger Tagesblatt und Handelszeitung. Deutsches Zeitungsportal, 22. März 1919, S. 5, abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Das Amtsgericht. In: Sächsische Staatszeitung: Staatsanzeiger für den Freistaat Sachsen. Deutsches Zeitungsportal, 24. März 1919, S. 7, abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Birgit Heise: Leipzig als Zentrum des Musikautomatenbaus von 1880 bis 1930. Kamprad, Altenburg 2018, ISBN 978-3-95755-631-8 (worldcat.org [abgerufen am 9. Oktober 2024]).
- ↑ Zeitschrift für Instrumentenbau. 40. 1919/20 - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 8. Oktober 2024.
- ↑ SLUB Dresden: Leipziger Adreß-Buch. Abgerufen am 9. Oktober 2024 (deutsch).
- ↑ SLUB Dresden: Leipziger Adreß-Buch. Abgerufen am 9. Oktober 2024 (deutsch).
- ↑ Zeitschrift für Instrumentenbau. 39. 1918/19 - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 8. Oktober 2024.
- ↑ Zeitschrift für Instrumentenbau. 40. 1919/20 - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 8. Oktober 2024.
- ↑ Die Hersteller von selbst spielenden Musikinstrumenten aus Leipzig von 1876 bis 1930. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Zeitschrift für Instrumentenbau. 39. 1918/19 - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Zeitschrift für Instrumentenbau. 39. 1918/19 - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Zeitschrift für Instrumentenbau. 40. 1919/20 - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Zeitschrift für Instrumentenbau. 41. 1920/21 - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 8. Oktober 2024.
- ↑ Hubert Henkel: Lexikon deutscher Klavierbauer. In: Hubert Henkel (Hrsg.): Fachbuchreihe Das Musikinstrument (= Fachbuchreihe Das Musikinstrument). 1. Auflage. Fachbuchreihe Das Musikinstrument, Nr. 73. Bochinsky, Frankfurt am Main 2000, ISBN 978-3-923639-37-3, S. 734.
- ↑ Zeitschrift für Instrumentenbau. 40. 1919/20 - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Zeitschrift für Instrumentenbau. 40. 1919/20 - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Sächsische Staatszeitung : Staatsanzeiger für den Freistaat Sachsen - Dienstag, 19.10.1920 - Deutsches Zeitungsportal. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Zeitschrift für Instrumentenbau. 41. 1920/21' - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Zeitschrift für Instrumentenbau. 41. 1920/21 - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Zeitschrift für Instrumentenbau. 41. 1920/21 - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Digitale Bibliothek - Münchener Digitalisierungszentrum. Abgerufen am 11. Oktober 2024.
- ↑ Digitale Bibliothek - Münchener Digitalisierungszentrum. Abgerufen am 11. Oktober 2024.
- ↑ Die Hersteller von selbst spielenden Musikinstrumenten aus Leipzig von 1876 bis 1930. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Digitale Bibliothek - Münchener Digitalisierungszentrum. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Zeitschrift für Instrumentenbau. 41. 1920/21 - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Zeitschrift für Instrumentenbau. 40. 1919/20 - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Zeitschrift für Instrumentenbau. 40. 1919/20 - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Zeitschrift für Instrumentenbau. 41. 1920/21 - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Zeitschrift für Instrumentenbau. 40. 1919/20 - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Zeitschrift für Instrumentenbau. 41. 1920/21 - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Information von Deutsches Patent- und Markenamt Informations- und Dienstleistungszentrum Berlin 10.10.2024
- ↑ Zeitschrift für Instrumentenbau. 40. 1919/20 - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Zeitschrift für Instrumentenbau. 40. 1919/20 - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
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