Webroman
Webromane (im Englischen Web novels genannt) sind literarische Werke, die primär oder ausschließlich im Internet veröffentlicht werden. Sie bieten Autoren die Möglichkeit, ihre Geschichten in einem fortlaufenden Format direkt online zu teilen und somit ein breites Publikum zu erreichen.
Definition und Charakteristika[Bearbeiten]
Ein Webroman ist ein Roman, der online veröffentlicht wird. Diese Veröffentlichungen können entweder kostenlos oder kostenpflichtig sein. Webromane sind in der Regel serialisiert, was bedeutet, dass die Autoren die Geschichte in regelmäßigen Abständen kapitelweise veröffentlichen. Häufig können Leser Kommentare zu neuen Kapiteln hinterlassen. Diese Interaktion kann den kreativen Prozess stark beeinflussen und bietet den Autoren unmittelbares Feedback. Webromane beruhen im Wesentlichen auf Fan-Fiction, d. h. sie werden von Fans von Filmen, Fernsehserien Computerspielen oder auch real existierender Menschen (z. B. von bekannten Schauspielern, Musikern oder Sportlern) erstellt, welche die Protagonisten und/oder die Welt dieses Werkes bzw. die jeweiligen Personen in einer neuen, fortgeführten oder alternativen Handlung darstellen. Ein Webroman enthält durchschnittlich zwischen 40 und 60 Kapitel.
Vermarktungsstrategien[Bearbeiten]
Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, Webromane zu vermarkten. Einige der gängigen Plattformen und Modelle sind:
- Patreon und Substack: Autoren können ihre Werke hinter einer Bezahlschranke anbieten, die Leser für eine monatliche Gebühr freischalten können.
- Tapas und Moonquill: Diese Plattformen teilen Werbeeinnahmen mit den Autoren.
- Radish und Dreame: Autoren, deren Bewerbungen angenommen werden, erhalten eine Vergütung und haben die Möglichkeit, zusätzlich durch kostenpflichtige Programme zu verdienen.
- Wattpad: Diese Plattform bietet ein nur auf Einladung zugängliches Programm an, das Autoren durch Mikrozahlungen der Leser vergütet.
- Kindle Vella: Autoren können ihre Romane auf Amazon serialisieren, und Leser zahlen mit Tokens für das Lesen.
Verbreitung und Popularität[Bearbeiten]
Webromane sind besonders in Südamerika, in osteuropäischen Ländern und vor allem Ostasien sehr populär und gewinnen auch im Westen an Bedeutung:
- China: In China ist die Webroman-Industrie äußerst erfolgreich. Selbstveröffentlichungsseiten werden von 40 % aller Internetnutzer besucht, und die populärsten Autoren verdienen Millionen. Die chinesische Website Webnovel exportiert ihr Geschäftsmodell auch in den Westen mit englischsprachigen Webromanen.
- Japan: In Japan beziehen Verlage der populären Light Novel-Industrie oft neues Material von japanischen Webroman-Seiten. Die Light Novel-Versionen dieser Webromane werden in der Regel stark bearbeitet, was die Leser des Originals dazu ermutigt, die neue Veröffentlichung zu kaufen.
- Südkorea: Die südkoreanische Webroman-Industrie wuchs zwischen 2013 und 2019 um 4000 % und hat heute einen Wert von über 400 Millionen US-Dollar. Südkoreanische Technologieriesen wie Kakao und Naver haben bedeutende Investitionen in Plattformen wie Radish, Tapas und Wattpad getätigt.[1]
Erfolgsgeschichten[Bearbeiten]
Beispiele von erfolgreichen Titeln:
- Sword Art Online
- Overlord (Light Novel)
- Tensei Shitara Slime Datta Ken
- Heaven Official's Blessing
- The King's Avatar
Kreative Freiheit und Kontrolle[Bearbeiten]
Webromane bieten Autoren eine hohe kreative Freiheit, wobei, oft aus dem Untergrund, auch urheberrechtliche Bestimmungen umgangen werden. Im Gegensatz zu traditionellen Verlagen, die oft bestimmte Richtlinien für den Umfang und Inhalt eines Romans vorgeben, haben Autoren von Webromanen die Kontrolle über ihre Werke, können dabei Geschichten nach ihren eigenen Vorstellungen entwickeln und spezifische Nischenmärkte ansprechen.
Ausblick und Zukunft[Bearbeiten]
Die Möglichkeiten, die Webromane bieten, werden voraussichtlich weiter wachsen. So wie YouTube eine Plattform für eigene Fernsehsendungen bietet, ermöglichen Webromane jedem Autor, seinen Platz im virtuellen Bücherregal eines Lesers zu finden. Mit den richtigen Monetarisierungsstrategien können auch kleinere Leserschaften sehr lukrativ sein, was Webromane zu einer attraktiven Option für viele angehende Schriftsteller macht.
Referenzen[Bearbeiten]
- ↑ Rho Hee-jun: Eine Studie zu den Genreaspekten koreanischer Webromane KISS (Korean Studies Information Service Systems) abgerufen am 12. August 2018
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