Abschuss einer Fw 190 über Brokeloh
Während des letzten Jahres des Zweiten Weltkrieges kam es zu einem Abschuss einer Focke-Wulf Fw 190 über Brokeloh in Niedersachsen. Der Zeitpunkt des Absturzes des deutschen Jagdflugzeuges und Aufschlags auf einer Ackerfläche lässt sich auf den 6. April 1945 um ca. 15:05 Uhr datieren.
Absturz[Bearbeiten]
Das deutsche Flugzeug schlug infolge des Beschusses durch ein britisches Jagdflugzeug auf der Ackerfläche auf und explodierte. Verursacher des Absturzes war eine Hawker Tempest V (Serial No. NV974) des Squadron No. 56 der Royal Air Force. Das Ereignis sowie die genaue Datierung konnte anhand des Abschussberichtes[1] des Squadron Leaders (deutsch: Staffelführer) der Einheit (R.W.A. MacKichan) ermittelt werden.[2] Der Pilot der Focke-Wulf Fw 190, Fähnrich Walther Otto Heinrich Hassel (* 24. Januar 1921), überlebte den Absturz nicht.[3] Der Abschuss wurde vom Flügelmann des Squadron Leaders gefilmt und dadurch dokumentiert.[4]
Untersuchung des Absturzes[Bearbeiten]
Zur Untersuchung des Absturzes prospektierte in jüngerer Zeit ein Mitglied der Arbeitsgruppe für Luftfahrtarchäologie Niedersachsen (AGLAN), mit Genehmigung der zuständigen unteren Denkmalschutzbehörde sowie der Kommunalarchäologie der Schaumburger Landschaft (KASL) die betroffenen Ackerflächen mit dem Metalldetektor. Dabei wurden am Aufschlagsort der Focke-Wulf Fw 190 Blechteile des Flugzeugs gefunden. Ebenfalls fand sich ein Geschoss, das der zuständigen Polizeidienststelle Stolzenau gemeldet wurde, auf einer der umliegenden Ackerflächen. In ca. 600–900 Meter Entfernung vom Aufschlagsort wurden 20-mm-Patronenhülsen einer britischen Bordkanone gefunden. Dies lässt sich anhand der Stempelung der Hülsen mit „K4 44 20mm“ (20 mm Hispano aus der Fertigung der Imperial Chemical Industries LTD, Birmingham aus der Fabrik Standish oder Yeading im Jahr 1944) belegen. Da der Staffelführer der Squadron No. 56 eine Hawker Tempest flog, können die Munitionsreste dem Abschuss der Focke-Wulf zugeordnet werden.
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Absuche der Absturzstelle mit dem Metalldetektor
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An der Absturzstelle gefundene Blechteile der Fw 190
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An der Absturzstelle gefundene Blechteile der Fw 190
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Etwa 600–900 Meter von der Absturzstelle gefundene 20-mm-Patronenhülsen der Hawker Tempest
Bewertung[Bearbeiten]
Aufgrund der Datierung des Abschusses auf den 6. April 1945 erhärtet sich die Annahme, dass die Fw 190 im Rahmen von Kampfhandlungen im Raum Stolzenau-Leese eingesetzt war. Dort, etwa 5 km von Brokeloh entfernt, versuchten aus Richtung Westen kommende britische Truppen über die Weser nach Leese zu gelangen. Die Weserbrücke hatten deutsche Pioniere am 5. April 1945 gesprengt. Anschließend kam es drei Tage lang zu schweren Kämpfen mit beidseitigen Artillerie- und Flugzeugangriffen.[5] In Leese bestanden während des Zweiten Weltkrieges zwei Werke zur Herstellung chemischer Kampfstoffe. Dort wurde auch die Sprengung von V2-Raketen nachgewiesen.
Erinnerung[Bearbeiten]
Der abgeschossene Pilot Walther Otto Heinrich Hassel wurde zunächst auf dem Friedhof in Brokeloh bestattet. Nachdem seine Familie im Oktober 1945 vom seinem Schicksal Kenntnis erlangt hatte, ließ sie ihn in seinen hessischen Heimatort Münchhausen umbetten[6]. Auf dem dortigen Friedhof ist sein Name auf dem Kriegerdenkmal verzeichnet.[7]
Auch auf dem Friedhof in Brokeloh steht ein Gedenkstein für die Kriegstoten der Weltkriege. Bis zu seiner Umbettung war hier der Fähnrich Walther Otto Heinrich Hassel begraben.
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Traueranzeige für den Piloten Walther Otto Heinrich Hassel
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Gedenkstein für die Weltkriegsopfer in Brokeloh
Weblinks[Bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Abschussbericht vom Staffelführer R.W.A. MacKichan. The National Archives Kew, GB
- ↑ Christopher Shores, Chris Thomas: 2nd Tactical Air Force Vol. 2, Classic Publications, Seite 480ff.
- ↑ Hessisches Hauptstaatsarchiv; Wiesbaden, Deutschland; Personenstandsregister Sterberegister; Bestand: 6435; Laufende Nummer: 915
- ↑ RAF second tactical Air force attack on german motor transport (ab Minute 12:38)
- ↑ Kriegsgräberstätte Leese (2. Weltkrieg)
- ↑ Traueranzeige vom 7. Oktober 1945 in Münchhausen
- ↑ Münchhausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf, Hessen beim Onlineprojekt Gefallenendenkmäler
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