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Ausschreitungen in Amsterdam im November 2024

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Die Ausschreitungen in Amsterdam im November 2024 fanden am 6. und 7. November in Amsterdam im Rahmen des Fußballspiels der UEFA Europa League 2024/25 zwischen dem israelischen Verein Maccabi Tel Aviv und dem niederländischen Verein AFC Ajax statt.[1] Die Stimmung hatte sich aufgeheizt, nachdem am 6. und am 7. November vor dem Spiel Anhänger von Maccabi Tel Aviv volksverhetzende Parolen riefen und Gewalttaten gegen vermeintlich pro-palästinensische Personen verübten.[2][3] In pro-palästinensischen Chatgruppen wurde daraufhin für gewaltsame Gegenaktionen mobilisiert. Nach dem Spiel am Abend des 7. November verübten gewaltbereite Fans von Maccabi Tel Aviv erneut Gewalttaten, während zeitgleich pro-palästinensischer Akteure israelische Fans an verschiedenen Orten in der Stadt überfielen und angegriffen.[1] Nach Polizeiangaben hatten die pro-palästinensischen Angreifer „gezielt nach israelischen Anhängern gesucht, um sie anzugreifen und zu verletzen“.[4]

Die Polizei nahm 62 Personen fest.[1] Fünf Personen wurdenim Krankenhaus behandelt und dann wieder entlassen,[5] 20 bis 30 weitere erlitten leichte Verletzungen.[6]

Die Amsterdamer Stadtverwaltung bewertete die Ausschreitungen rückblickend als „giftige Mischung aus Antisemitismus, Hooliganverhalten und Wut über den Krieg in Palästina, Israel und anderen Ländern im Nahen Osten“, wobei sie "die antisemitischen Motive" der pro-palästinensischen Angreifer und das "provokative und gewalttätige Verhalten" von israelischen Maccabi-Hooligans gleichermaßen hervorhob.[7]

Europäische und israelische Politiker und Medien, sowie die niederländischen Behörden, bewerten die Angriffe vom 7. November auf die israelischen Fans als "antisemitisch" und bezeichneten sie mitunter als Pogrom. Die israelischen Fans kehrten teils mit Sonderflügen nach Israel zurück, in der Nacht des 11. November kam es zu erneuten Ausschreitungen durch pro-palästinensische Akteure.[8]

Hintergrund[Bearbeiten]

Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und während des Kriegs in Israel und Gaza gab es einen signifikanten Anstieg antisemitischer Vorfälle weltweit, auch in den Niederlanden.[9] Einige Monate vor den Angriffen berichtete auch die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte von einem Anstieg antisemitischer Angriffe in Europa.[10]

Verlauf[Bearbeiten]

Tage zuvor[Bearbeiten]

Die Stadt Amsterdam bereitete sich mit rund 800 Polizisten auf mögliche Auseinandersetzungen rund um das Fußballspiel zwischen Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv vor.[11] Am Samstag, dem 2. November, wurde in Amsterdam ein pro-palästinensischer Demonstrant von Anhängern von Ajax Amsterdam zusammengeschlagen, als er gegen die Ankunft von Maccabi Tel Aviv demonstrierte.[11] Die Zeitung De Volkskrant berichtete von pro-palästinensischen Chatgruppen, in denen dazu aufgerufen wurde, wegen der „israelischen Hooligans“ in der Woche keine palästinensischen Erkennungszeichen zu tragen und lieber zu Hause zu bleiben.[11][2] „Seid ihr körperlich und geistig darauf vorbereitet, es mit einer Menge Hooligans aufzunehmen?“, hieß es in einem oft geteilten Eintrag.[2] Wer daheim bleibe, sei kein weniger guter Aktivist.[11][2] Eine propalästinensische Gruppe forderte, das Spiel abzusagen, da Maccabi Israels Sicherheitskräften nahestehe.[11][12]

Mittwoch, 6. November[Bearbeiten]

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag versammelten sich dutzende Maccabi-Fans vor der Villa Mokum, einem besetzten Gebäude am Rokin, an dem mehrere palästinensische Flaggen hingen.[11][13] Aus der Gruppe wurden Steine auf die Fenster geworfen,[13] das Gebäude schließlich erklommen und die Fahnen heruntergerissen.[13] Ein Anwohner berichtete, dass die Fans versucht hätten, das Gebäude zu stürmen, gegen die Tür getreten hätten, Enthauptungsgesten gemacht hätten und „Wir werden euch töten und zurückkommen“ gerufen hätten.[13] Ein Video hielt fest, wie die Fahne heruntergerissen und von den Fans mit „Fuck you, Palestine“ quittiert wurde.[2] Ebenso wurde ein Taxi von den Fans angegriffen und zerstört.[2][14] Ein weiteres Video dokumentierte, wie ein Mann mit einer Eisenkette auf ein Auto einschlug, woraufhin der Fahrer auf Arabisch schimpfte und eilends davon fuhr; dabei soll es sich um den Übergriff auf ein Taxi handeln.[2]

Der Übergriff auf das Taxi führte zu einer ersten Eskalation[11][2] und einem Online-Aufruf.[15] Mehrere wohl arabische Autofahrer in der Umgebung verfolgten daraufhin Maccabi-Anhänger, die zum Holland-Casino liefen, wo sich insgesamt 400 Fans aufhielten.[2] Die Polizei eskortierte die Fans sicher aus dem Casino.[2] Bei einem gewaltsamen Zwischenfall wurde ein Maccabi-Fan in die Gracht gestoßen.[12] Um drei Uhr nachts in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag sei dann Ruhe eingekehrt.[2]

Donnerstag, 7. November[Bearbeiten]

Ausgangslage aus Sicht der Behörden[Bearbeiten]

Nach Polizeiangaben war die Lage am Donnerstagmorgen in einigen Teilen des Stadtzentrums „unruhig“.[13] In Erwartung von Zusammenstößen zwischen Fans untersagte Amsterdams Bürgermeisterin Femke Halsema zunächst pro-palästinensische Demonstrationen im Stadtzentrum von Amsterdam.[16] Die Amsterdamer Bürgermeisterin Femke Halsema erklärte am Donnerstagabend vor dem Spiel bei einer Pressekonferenz, sie habe sich „wochenlang“ auf dieses Spiel vorbereitet und den Nationalen Koordinator für Terrorismusbekämpfung und Sicherheit (NCTV) kontaktiert.[13] Dieser sah laut Halsema damals keine konkrete Bedrohung, riet jedoch zur Vorsorge.[13]

Rassistische Provokationen durch Maccabi-Fans vor dem Spiel[Bearbeiten]

Am Donnerstagvormittag feierten Maccabi-Fans auf dem Dam-Platz,[13][2] wobei sie Transparente mit israelischen Soldaten zeigten und Feuerwerk zündeten.[2] Ebenso wurden Aufkleber mit den Bildern israelischer Soldaten angebracht.[11] Die Stimmung kippte immer wieder, wenn sie mit einem „Free Palestine“-Ruf provoziert wurden.[13] Maccabi-Fans zeigten Mittelfinger,[13] "Fuck Palestine"[13] und skandierten „Olé, olé, lasst die IDF (die israelische Armee) gewinnen, fickt die Araber“.[13] Die Polizei nahm zehn Personen wegen verschiedener Straftaten, insbesondere wegen Störung der öffentlichen Ordnung fest.[17] Auf dem Weg zur U-Bahn riefen die Fans „Tod den Arabern“ und einen Schlachtruf, mit dem sie nicht ihr Team, sondern ihre Armee anfeuerten.[2] In der U-Bahn sangen die Fans am Abend laut Frankfurter Allgemeine und New York Times ein Lied mit der Zeile: „Es gibt keine Schulen mehr in Gaza, alle Kinder sind tot. Olé, olé, olé.“[2][18]

Pro-palästinensische Mobilisierung vor dem Spiel[Bearbeiten]

Im Laufe des Tages wurden in pro-palästinensischen Chatgruppen wurden widersprüchliche Meinungen zum bevorstehenden Spiel geteilt.[11] Manche Stimmen warnten eindringlich, zum Stadion zu gehen und vor Eskalation,[11] andere heizten die Stimmung an[11] und riefen offen zur Gewalt auf.[11][12] Laut der Zeitung De Telegraaf war in den Telegram-Chats auch von „Judenjagd“ die Rede.[19] Nach anderen Berichten wurde auf Telegram zu Attacken von „Kämpfern“ auf Israelis aufgerufen.[13] An „nicht-öffentlichen Orten“ würden zudem "Pläne geschmiedet."[11]

Vor dem Stadion versammelten sich pro-palästinensische Aktivisten, die gegen das Spiel demonstrieren wollten;[17] die Polizei verlegte wegen möglicher Zusammenstöße die Demo auf einen 1,5 Kilometer entfernten Ort.[17] Später versammelten sich unweit des Stadions rund einhundert schwarzgekleidete, teils mit Palästinenserschals vermummte jugendliche und junge erwachsene Männer,[11][12] ein anderes Publikum, als man es sonst bei pro-palästinensischen Demonstrationen antreffe, so ein Fotojournalist.[11]

Ausschreitungen durch Maccabi-Fans nach dem Spiel[Bearbeiten]

Kurz vor Anpfiff des Spiels störten die Maccabi-Fans eine Schweigeminute für die Opfer der Flutkatastrophe in Spanien[11] – dessen Regierung einen israel-kritischen Kurs verfolgt[20] – mit Jubeln und Lachen.[21] Nach dem Spiel, das Ajax Amsterdam 5:0 gewann, versammelten sich in der Umgebung des Amsterdamer Hauptbahnhofs rund einhundert Maccabi-Fans, riefen Parolen und zündeten Rauchfeuerwerk, ebenso versammelten sich pro-palästinische Anhänger in der Umgebung des Bahnhofs; die Gruppen provozierten sich gegenseitig.[13] Rund 150-200 Maccabi-Fans zogen mit Gürteln und Eisenstangen bewaffnet durch das Stadtzentrum,[13][22] und griffen Menschen an[13][23] – Bildaufnahmen der Ereignisse der Fotojournalistin Annet De Graaf wurden später von Medien fälschlicherweise als Angriffe pro-palästinensischer Akteure bezeichnet.[23] Die Polizei drängte die Maccabi-Fans schließlich in Richtung Spui,[13] einige nahmen den Weg über die Nieuwezijds Voorburgwal, wo Maccabi-Fans Parolen skandierten und Häuser angriffen, an denen pro-palästinensische Flaggen und Symbole angebracht waren.[13]

Angriffe pro-palästinensischer Akteure auf Maccabi-Fans nach dem Spiel[Bearbeiten]

An anderen Orten in Amsterdam wurden Maccabi-Fans, die sich von der großen Hauptmenge der Fans getrennt hatten, und Menschen, die für diese gehalten wurden, von pro-palästinensischen Anhängern angegriffen.[13] Nach Angaben von Bürgermeisterin Halsema griffen die Täter nach dem Prinzip „Zuschlagen und Wegrennen“ an.[14] Auch hätten sie Feuerwerkskörper geworfen.[14] Teilweise fuhren die Täter auf Motorrollern durch die Stadt. Derartige Attacken sind laut der Amsterdamer Polizei schwierig zu verhindern.[12][24] An einem Restaurant, in das sich israelische Fans geflüchtet hatten, wurden Fensterscheiben eingeschlagen.[11]

Im Internet kursierende Videos dokumentierten, wie pro-palästinensische Angreifer einen Mann schlugen, der auf Knien Geld anbot und „I am not Jewish“ rief.[17] Die Angreifer riefen bei ihren Taten auch „Free Palestine“ oder „Jetzt wisst ihr, wie es sich anfühlt“. Auf Videos war zu sehen, dass manche Opfer auch gezwungen wurden, selbst „Free Palestine“ zu rufen.[25] Andere israelische Opfer berichteten von nach ihnen geworfenen Steinen.[17] Zwei britische Juden, die sich das Spiel angesehen hatten, beschrieben laut BBC, dass sie danach von einer Gruppe Männer gefragt worden seien, ob sie Juden seien; anschließend seien sie attackiert worden, da sie zuvor einem israelischen Gewaltopfer wieder auf die Beine geholfen hätten.[24]

Die Polizei musste Maccabi-Fangruppen abschirmen und sie zu Hotels geleiten.[14][26] Einige israelische Fans wurden in eine Notunterkunft in Amstelveen gebracht, da sie sich nicht mehr in ihr Hotel trauten.[13]

Die Angriffe lösten große Angst in Amsterdams jüdischer Gemeinde aus, doch es wurden anscheinend keine jüdischen Amsterdamer oder Einrichtungen wie Synagogen angegriffen. Die niederländischen Behörden glaubten, es sei zwischen jüdischen Amsterdamern und israelischen Fans unterschieden worden. Die meisten der an den Angriffen auf israelische Fans beteiligten Personen waren laut den Behörden Taxifahrer und Jugendliche auf Motorrollern gewesen, die die Maccabi-Fans ins Visier nahmen, weil sie meinten, es befänden sich Ex-Soldaten und Mossad-Agenten unter ihnen.[27][28]

Folgen der Auseinandersetzungen[Bearbeiten]

Im Zuge der Auseinandersetzungen vom Donnerstag, dem 7. November, wurden nach Polizeiangaben 62 Personen wegen Gewalt, Vandalismus und Störung der öffentlichen Ordnung festgenommen,[2] allerdings niemanden während der Angriffe auf die israelischen Fans.[2] Nach Angaben des Polizeichefs wurden 20 bis 30 Israelis mit leichten Verletzungen ambulant versorgt.[2] Fünf Menschen wurden ins Krankenhaus gebracht und nach wenigen Stunden wieder entlassen.[2] Berichte, dass Menschen entführt worden seien, bestätigten sich nicht.[2]

Israelische Fluggesellschaften setzten Sonderflüge an, um etwa 3000 Maccabi-Anhänger nach Israel zurückzubringen. Dafür wurde auch die traditionelle jüdische Schabbatruhe, die von Freitag- bis Samstagabend dauert, außer Kraft gesetzt.[29] Nach Angaben der israelischen Botschaft flogen die meisten israelischen Fußballfans, die sich noch in den Niederlanden aufhielten, am Samstag zurück nach Israel.[13] Insgesamt wurden bis Sonntag vier israelische Sonderflüge eingesetzt.[2]

11. November[Bearbeiten]

In der Nacht vom 11. auf den 12. November kam es im Westen von Amsterdam zu Ausschreitungen von pro-palästinensischen Jugendlichen und jungen Männern. Die Täter randalierten und warfen unter anderem aus fahrenden Autos Feuerwerkskörper. Eine Straßenbahn ging in Flammen auf.[8]

Aufarbeitung und Folgen der Ereignisse vom 6. und 7. November[Bearbeiten]

Behörden[Bearbeiten]

Die Stadt Amsterdam erließ ein dreitägiges Demonstrationsverbot.[30] Eine Sondereinheit der Polizei wurde beauftragt existierendes Videomaterial zu sichten.[31]

Am 8. November, dem Tag nach den Ausschreitungen, informierte der Amsterdamer Polizeipräsident Peter Holla über die Gewaltereignisse in der vorherigen Nacht, wobei er darauf hinwies, dass diese im Kontext der gewaltsamen Übergriffen von Anhängern des Fußballclubs Maccabi Tel Aviv begannen.[2] Konkret wies Holla unter anderem auf das Herunterreißen einer palästinensischen Fahne am Haus am Rokin und die Zerstörung eines Taxis hin,[2] sowie auf die Verbrennung einer palästinensischen Fahne am Dam-Platz.[2]

Am 11. November bewertete die Amsterdamer Stadtverwaltung die Ausschreitungen rückblickend als „giftige Mischung aus Antisemitismus, Hooliganverhalten und Wut über den Krieg in Palästina, Israel und anderen Ländern im Nahen Osten“,[7] wobei sie "die antisemitischen Motive" der pro-palästinensischen Angreifer und das "provokative und gewalttätige Verhalten" von israelischen Maccabi-Hooligans gleichermaßen hervorhob.[7]

Medienberichterstattung[Bearbeiten]

Fehlerhafte Medienberichte[Bearbeiten]

Nach anfänglichen Berichten in internationalen Medien, denen zufolge die pro-palästinensischen Gewalttäter ausschließlich auf friedliche Israelis losgegangen seien, wurde die Medienberichterstattung zunehmend kritischer unter dem Eindruck der Aussagen der Amsterdamer Polizei und Videos im Internet.[2] Zahlreiche Medien – darunter Tagesschau, Frankfurter Allgemeine Zeitung , Deutsche Welle, die Bild-Zeitung, BBC, Channel 4 und Wall Street Journal[23] – zeigten Aufnahmen aus einem Video der Fotojournalistin Annet De Graaf, in dem rund einhundertfünfzig Maccabi-Fans andere Menschen angriffen, betitelten diese jedoch fälschlicherweise als Angriffe pro-palästinensischer Gewalttäter auf Israelis.[23][32][33] In den sozialen Netzwerken machten sowohl De Graaf, als auch viele Nutzer auf die falsche Darstellung, die stark Kritik auf sich zog, aufmerksam.[23] Mehrere deutsche Medien korrigierten ihre Berichterstattung später.[23][32][34]

Einordnung der Ereignisse[Bearbeiten]

Die in der Schweiz ansässige jüdische Wochenzeitung tachles verurteilte die Angriffe auf die Fans als antijüdischen Pogrom, gab den Maccabi-Fans, „die auch innerhalb der israelischen Fußball-Szene für ihre teils rechten, nationalistischen Tendenzen bekannt sind“ jedoch eine Mitschuld an den Ereignissen.[35]

Mehrfach war auf Videos zu sehen, wie Opfern zuvor die Frage gestellt wurde, woher sie kämen. Ein Mann zeigte dabei seinen ukrainischen Pass, worauf von ihm abgelassen wurde.[19] Diese „Passkontrollen“ legen laut der Jüdischen Allgemeinen nahe, dass es den Angreifern nicht ausschließlich um Fans von Maccabi Tel Aviv, sondern grundsätzlich um israelische Staatsbürger gegangen sei. Viele der in den Clips zu sehenden Opfer hätten keine Merkmale getragen, die sie als Anhänger des Vereins ausgewiesen hätten.[19]

Folgen[Bearbeiten]

Nach den Ausschreitungen vom 7. November verlegte die UEFA das Europa-League-Spiel zwischen Beşiktaş Istanbul und Maccabi Tel Aviv - auch auf Drängen der türkischen Behörden - von Istanbul ins ungarische Debrecen; die ungarischen Behörden erklärten keine Zuschauer zuzulassen.[36]

Politische Reaktionen auf den 7. November und Deutung als Antisemitismus[Bearbeiten]

Niederlande[Bearbeiten]

Politik[Bearbeiten]

Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof reagierte mit Abscheu auf die Ausschreitungen und sprach von „unakzeptablen antisemitischen Angriffen“.[14][37] Er sagte wegen der Proteste auch seine Teilnahme an der Klimakonferenz COP29 in Aserbaidschan ab.[38]

Amsterdams Bürgermeisterin Femke Halsema zog Parallelen zu historischen Pogromen.[14][37]

Jazie Veldhuyzen, ein Amsterdamer Stadtrat, bewertete die Angriffe der Maccabi-Fans als Auslöser für die nachfolgende Gewalt: „Sie (die israelischen Fans) begannen, Häuser von Menschen in Amsterdam anzugreifen, die palästinensische Flaggen hatten, und das war tatsächlich der Auslöser für die Gewalt.“[21]

Der Rechtspopulist Geert Wilders, dessen Partei an der Regierung beteiligt ist, bekräftigte gegenüber Netanjahu, Juden zu schützen und „islamische Radikale zu stoppen und auszuweisen“. Tatsächlich waren die meisten Verdächtigten jedoch keine Ausländer, die man ausweisen könne, sondern Niederländer. Die Vorgeschichte (Gewaltausbruch der israelischen Fans) erwähnte er ebenfalls nicht. Die FAZ deutete dies dahingehend, dass Wilders die Vorfälle nutzte, um sich in seinem „Hass auf Muslime“ zu bestätigten.[39]

Jüdische Gemeinde[Bearbeiten]

In der niederländischen und Amsterdamer jüdischen Gemeinde fanden sich verschiedene Meinungen zur Bewertung der Ereignisse.

Der niederländische Oberrabbiner sprach von einem „Warnsignal“, aber von keinem „Pogrom“.[31] Chanan Hertzberger, Vorsitzender des Zentralrats der jüdischen Organisationen, beschrieb „antisemitische Banden, die unter dem Deckmantel des Anti-Zionismus versuchen, das Leben für Juden in den Niederlanden seit einiger Zeit unmöglich zu machen“.[14]

Jelle Zijlstra, ein jüdischer Gemeindeleiter in Amsterdam, kritisierte in einem Post, dass es mehrere Wahrheiten zu den Auseinandersetzungen gebe, und verwies auf die Gewalt der Maccabi-Fans. „Es gab definitiv Antisemitismus bei einigen der Ereignisse, die stattgefunden haben“, sagte Zijlstra in einem Interview. „Wurden Juden auf der Straße angegriffen? Ja, aber diese Juden waren auch gewalttätige Hooligans.“[40]

Asjer Waterman, Mitarbeiter der lokalen gemeinnützigen Jewish Social Network stellte fest, dass es zwar Beweise für „Judenjagd“ gebe, dass die Gewalt offenbar aber nur auf die israelischen Besucher abzielte und nicht auf niederländische Juden oder jüdische Einrichtungen.[40]

Israel[Bearbeiten]

Der israelische Präsident Jitzchak Herzog bezeichnete die Ereignisse als „Pogrom“.[31] Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu stellte die Ausschreitungen in eine Linie mit den Verbrechen gegen Juden während der Novemberpogrome 1938.[14][37] Israel entsendete Flugzeuge um die Fans von Amsterdam auszufliegen.[41]

Andere Länder und Institutionen[Bearbeiten]

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte online, Antisemitismus habe „absolut keinen Platz in Europa“.[14][37] US-Präsident Joe Biden verurteilte die Angriffe als „abscheulich“, die ihn an „dunkelste Momente der Geschichte“ erinnerten.[30] UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte die Angriffe.[30] Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, verurteilte die Angriffe und sprach von einer „Hatz auf Juden“, die über „Krawalle unter Fangruppen“ hinausgehe.[42]

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz und Außenministerin Annalena Baerbock sowie Deutschlands Botschafter in Israel Steffen Seibert reagierten mit Abscheu.[43][19]

Siehe auch[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 Israeli soccer fans attacked in Amsterdam, in what Dutch authorities call antisemitic incidents (en) 8. November 2024.
  2. 2,00 2,01 2,02 2,03 2,04 2,05 2,06 2,07 2,08 2,09 2,10 2,11 2,12 2,13 2,14 2,15 2,16 2,17 2,18 2,19 2,20 2,21 2,22 2,23 2,24 Die „Judenjagd“ und ihre Vorgeschichte. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 10. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
  3. Chaos, Provocations and Violence: How Attacks on Israeli Soccer Fans Unfolded. In: The New York Times. 10. November 2024, abgerufen am 10. November 2024 (en-us).
  4. Mike Corder: Attackers assaulted Israeli fans after a soccer match in Amsterdam, leaving 5 people hospitalized (en) 8. November 2024.
  5. Israeli soccer fans were attacked in Amsterdam. The violence was condemned as antisemitic. 8. November 2024, abgerufen am 11. November 2024 (english).
  6. "Boys on scooters" targeted Israeli football fans in Amsterdam; No confirmed abductions | NL Times (en)
  7. 7,0 7,1 7,2 Amsterdam: rellen rond Maccabi-wedstrijd ’giftige cocktail’, stadsbestuur kreeg geen waarschuwing van NCTV | Telegraaf.nl, 12. November 2024, abgerufen am 12. November 2024.
  8. 8,0 8,1 Niederlande: Mehrere Festnahmen bei erneuten Ausschreitungen in Amsterdam | ZEIT ONLINE, 12. November 2024, abgerufen am 12. November 2024
  9. Amsterdam bans protests after "antisemitic squads" attack Israeli soccer fans (en). In: Reuters, 9. November 2024. 
  10. Israeli fans attacked after soccer match in Amsterdam (en-us). In: The Washington Post, 8. November 2024. 
  11. 11,00 11,01 11,02 11,03 11,04 11,05 11,06 11,07 11,08 11,09 11,10 11,11 11,12 11,13 11,14 11,15 11,16 Hoe de oorlog in het Midden-Oosten Amsterdam in geweld onderdompelde. In: de Volkskrant. 8. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
  12. 12,0 12,1 12,2 12,3 12,4 Bei Ausschreitungen in Amsterdam „ist ein Tabu gefallen“. In: Frankfurter Rundschau. 10. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
  13. 13,00 13,01 13,02 13,03 13,04 13,05 13,06 13,07 13,08 13,09 13,10 13,11 13,12 13,13 13,14 13,15 13,16 13,17 13,18 13,19 13,20 Beelden harde kern Maccabi schuren: ‘Ze trapten tegen onze deur en probeerden ons huis binnen te komen'.'’ In: Het Parool. 9. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
  14. 14,0 14,1 14,2 14,3 14,4 14,5 14,6 14,7 14,8 Senay Boztas, Jason Burke, Jennifer Rankin: Amsterdam Police arrest more than 60 People after attacks on Israeli Football fans. In: theguardian.com, 8. November 2024.
  15. Amsterdam police arrest more than 60 people after attacks on Israeli football fans. In: The Guardian. 8. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
  16. Amsterdam bans pro-Palestine protesters from rallying outside Ajax-Maccabi TLV match. In: Jerusalem Post. 7. November 2024, abgerufen am 9. November 2024 (english).
  17. 17,0 17,1 17,2 17,3 17,4 Amsterdam: Wie es zu der antisemitischen Hetzjagd nach dem Fußballspiel kommen konnte - DER SPIEGEL, 8. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
  18. Amsterdam Bars Protests After Antisemitic Attacks on Israeli Soccer Fans. In: nytimes.com. 9. November 2024, abgerufen am 10. November 2024 (english).
  19. 19,0 19,1 19,2 19,3 Joshua Schultheis: Was über die Gewaltszenen in Amsterdam bekannt ist. In: Jüdische Allgemeine. 11. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
  20. Amsterdamer Gewaltnacht falsch dargestellt: Warum ignorieren deutsche Medien die Fakten?, Berliner Zeitung, 11. November 2024, abgerufen am 12. November 2024.
  21. 21,0 21,1 Sky News deletes tweet about football fans from Israel chanting racist slurs | The National, 9. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
  22. Eyewitnesses film Maccabi fans causing trouble in Amsterdam - DutchNews.nl, 10. November 2024, abgerufen am 12. November 2024.
  23. 23,0 23,1 23,2 23,3 23,4 23,5 Faktencheck: Video zeigt nicht Angriff auf israelische Fans – DW – 11. November 2024, abgerufen am 12. November 2024.
  24. 24,0 24,1 ‚They shouted Jewish, IDF‘: Israeli football fans describe attack in Amsterdam www.bbc.com, 8. November 2024
  25. Patrick Martin, Cameron Nicholls, Mazoe Ford, Eric Tlozek: Israeli Soccer fans recount violent attacks in Amsterdam as city boosts police powers and bans protests after assaults www.abc.net.au, 8. November 2024
  26. Corky Siemaszko, Chantal Da Silva, Shira Pinson, Matthew Mulligan: Israeli soccer fans attacked in Amsterdam www.nbcnews.com, 8. November 2024
  27. Gitzwarte nacht in Amsterdam: ’Jodenjacht’ door scooterjongeren en taxichauffeurs al ruim van tevoren aangekondigd op Telegram | Binnenland | Telegraaf.nl. 8. November 2024, abgerufen am 11. November 2024 (nederlands).
  28. Arno Rosenfeld: Dutch Jews grapple with ‘weaponization’ of their fear following attack on Israelis. 8. November 2024, abgerufen am 11. November 2024 (english).
  29. Fans zurück in Israel – Debatte über Versäumnisse, tagesschau.de, 9. November 2024
  30. 30,0 30,1 30,2 Amsterdam bans protests after 'antisemitic squads' attack Israeli soccer fans | Reuters, 9. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
  31. 31,0 31,1 31,2 Oberrabbiner spricht von Warnsignal, aber von keinem Pogrom in Amsterdam - derStandard.de, 8. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
  32. 32,0 32,1 Footage shows Maccabi supporters attack Amsterdammers | NL Times. Abgerufen am 11. November 2024 (english).
  33. Gewaltattacken Amsterdam: Noch vier Menschen in Haft, Rheinische Post / dpa-Meldung, 10. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
  34. tagesschau - Stand: 08.11.2024 20:37 Uhr, abgerufen am 11. November 2024.
  35. Das Fanal von Amsterdam und das Ende von Mokum | Tachles, 11. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
  36. Antisemitismus: Uefa verlegt Spiel von Maccabi Tel Aviv von Istanbul nach Debrecen - DER SPIEGEL, 11. November 2024, abgerufen am 12. November 2024.
  37. 37,0 37,1 37,2 37,3 Entsetzen über Angriffe auf israelische Fußballfans in Amsterdam. In: tagesschau.de. Abgerufen am 9. November 2024.
  38. Dutch prime minister to skip COP29 after Amsterdam football violence. 10. November 2024, abgerufen am 12. November 2024 (british English).
  39. Amsterdam: Die Jagd auf Fans aus Israel hat eine Vorgeschichte. 10. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
  40. 40,0 40,1 Arno Rosenfeld: Dutch Jews grapple with ‘weaponization’ of their fear following attack on Israelis. 8. November 2024, abgerufen am 11. November 2024 (english).
  41. Israeli football supporters back home after Amsterdam violence. 8. November 2024, abgerufen am 12. November 2024 (english).
  42. Zentralrat der Juden kritisiert Ausschreitungen in Amsterdam. Abgerufen am 11. November 2024.
  43. Herzog: Ein antisemitisches Pogrom gegen Fußballfans. In: faz.net. 9. November 2024, abgerufen am 9. November 2024.


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