Ballschule Heidelberg
Das Konzept der Ballschule Heidelberg wurde 1996 von Klaus Roth erstellt. Im Jahr 1998 startete er die ersten Ballschulprogramme für Grundschulkinder. Die Ballschule Heidelberg wurde im Innovationswettbewerb „Deutschland – Land der Ideen“ (2009) und mit dem Gütesiegel der Plattform für Ernährung und Bewegung (peb) ausgezeichnet (2003). Die Ballschule Heidelberg wird durch die Dietmar-Hopp-Stiftung gefördert.
Konzept – Ziele und Prinzipien[Bearbeiten]
Ziele[Bearbeiten]
Die Ballschule Heidelberg ist eine gemeinnützige Institution, die das Ziel verfolgt, dem zunehmenden Bewegungsmangel in der Kindheit entgegenzuwirken. Die Kinder werden nicht zu Spezialisten in einer einzelnen Sportart, sondern zu motorischen Allroundern ausgebildet. Im Vordergrund stehen das Spielen mit Bällen sowie die soziale Einbindung in Sportspielgruppen – Erfahrungen, die die Kinder früher beiläufig und unangeleitet auf den Straßen, Bolzplätzen und Wiesen gesammelt haben[1][2]. Mit dem Motto „vom Allgemeinen zum Spezifischen“ verfolgt die Ballschule die Grundphilosophie der Integrativen Sportspielvermittlung[3][4]. Die Spiele werden als Mitglieder einer Familie angesehen, die einander ähnlich sind. Diese Verwandtschaftsmerkmale (Bausteine) werden herausgegriffen und übergreifend geschult. Angestrebt wird ein breites Fundament an generalisierbaren Basiskompetenzen, das ein schnelles und effektives Lernen in allen Sportspielen garantiert.-
Prinzipien[Bearbeiten]
Straßenspielkultur als Grundlage
Neben der integrativen Grundausrichtung bilden vier zentrale Prinzipien das Herzstück aller Ballschulprogramme. Mit ihnen verfügt die Ballschule quasi über ein Alleinstellungsmerkmal. Die Prinzipien hat Klaus Roth 1998 mehr oder weniger „eins zu eins“ aus den charakteristischen Merkmalen der früheren Straßenspielkultur abgeleitet. [5][6]
Die Auswahl der Ziele folgt schwerpunktmäßig den Prinzipien der Entwicklungsgemäßheit und Vielseitigkeit, die Festlegung der Inhalte orientiert sich am Prinzip der Freudbetontheit und die methodische Gestaltung der Ballschulstunden am Prinzip des spielerisch-unangeleiteten Lernens.
Prinzip der Entwicklungsgemäßheit (Ziele)[Bearbeiten]
Dass die Zielstellungen von Förderprogrammen – gleich welcher Art – entwicklungsgemäß festzulegen sind, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Wie sagt man so schön: Die Kinder müssen dort abgeholt werden, wo sie sind! In den Ballschulprogrammen wird berücksichtigt, welche spielerischen und motorischen Kompetenzen die Kinder gewöhnlich mitbringen, wobei eine klare Schwerpunktsetzung auf die Lernziele erfolgt, für die in der jeweiligen Altersstufe eine besonders hohe Plastizität (Lernfähigkeit, Trainierbarkeit) besteht.
Prinzip der Vielseitigkeit (Ziele)[Bearbeiten]
Vielseitigkeit bedeutet in den Ballschulprogrammen nicht, dass die Kinder additiv, zeitlich nacheinander Erfahrungen in verschiedenen Sportarten bzw. Sportspielen sammeln. Das Prinzip besagt vielmehr – und das steht in erkennbarer Gedankenverwandtschaft zu der Integrativen Grundphilosophie – dass den Kindern die übergreifenden Verwandtschaftsmerkmale der Sportspiele in Form von Basiskompetenzen vermittelt werden. Mit dem Begriff Kompetenzen soll dabei zum Ausdruck gebracht werden, dass die Kinder keine konkreten sportlichen Fertigkeiten bzw. Sportspiel-Techniken erwerben und auch keine abstrakten motorischen Fähigkeiten trainieren. Die Ballschulkinder lernen stattdessen funktionale Lösungen für allgemeine, entwicklungsgerechte Spielaufgaben.
Prinzip der Freudbetontheit (Inhalte)[Bearbeiten]
Spaß und Freude am Tun fördern die Lernbereitschaft und Lernerfolge. Bestätigende Befunde hierfür finden sich in großer Zahl in der mehr als 200-jährigen Geschichte der Motivationspsychologie. Aus dieser Forschungsrichtung ist auch bekannt, dass Freude und Lernbereitschaft dann entstehen, wenn passende Aufgaben gestellt werden. Sind die Spiel- oder Übungsaufgaben in der Ballschule zu schwer oder zu leicht, dann wird man den Kindern keine Erfolgserlebnisse vermitteln können. Im ersten Fall scheitern die Kinder, im zweiten Fall bleibt die Freude aus, weil die zu lösenden Aufgaben nicht anspruchsvoll genug waren. Das Spielen und Üben muss den Ballschulkindern also möglichst unerwartete Erfolgserlebnisse bringen. Diese führen nach neuen Erkenntnissen aus der Bewegungsneurowissenschaft zu so etwas wie einem „Baden“ im Dopamin – dem Botenstoff des Glücks.
Prinzip des spielerisch-unangeleiteten Lernens (Methoden)[Bearbeiten]
Das Spielen in der Ballschule folgt der Formel „Probieren geht über Studieren“. Man könnte das aus Sicht der Übungsleiter auch so ausdrücken: Reden in der Ballschule ist „Silber“ – Sicherheit, Vertrauen und herausfordernde Impulse geben ist „Gold“. Diese methodische Sichtweise gründet auf der Erkenntnis, dass Kinder sehr gut implizit lernen können. Sie handeln zunehmend situationsgerechter, einfach deshalb, weil sie unangeleitet und beiläufig vielseitige spielerische Erfahrungen sammeln. Heute wissen wir, dass das Meiste von dem, was wir Menschen uns im Laufe des Lebens aneignen, nicht explizit, sondern implizit erworben worden ist. Zudem spricht auch das Phänomen der Inattentional Blindness gegen häufige Instruktionen/Korrekturen. Vorgaben dieser Art verringern die Aufmerksamkeitsbreite und engen die Handlungsmöglichkeiten und den Ideenreichtum der Kinder ein.
Alle vier Prinzipien sind damit erklärt: In den Ballschulprogrammen wird entwicklungsgerecht, vielseitig, mit vielen unerwarteten Erfolgserlebnissen und ohne bzw. mit möglichst wenigen Instruktionen und Korrekturen gespielt und geübt.
Programme – Aufbau und Struktur[Bearbeiten]
Vom Allgemeinen zum Spezifischen![Bearbeiten]
Der integrative Weg „Vom Allgemeinen zum Spezifischen“ spiegelt sich direkt in der fünfstufigen Systematik der Ballschulprogramme wider. Auf die sportspielübergreifenden Stufen 1 bis 3 – die U3-Ballschule, die Mini-Ballschule und die Ballschule für Grundschulkinder – folgt die Stufe 4 mit sportspielgerichteten Teilspezialisierungen in den Zielschussspielen und Rückschlagspielen. Auf dieser Stufe geht es nicht mehr um alle Sportspiele mit ihren eher weitläufigen Verwandtschaftsgraden, sondern um Gruppierungen von Spielen mit engeren Familienähnlichkeiten. Sie stellen das Bindeglied hin zu den Einführungen in die einzelnen Sportspiele auf der fünften Stufe dar. Den sportspielspezifischen Ballschulen kommt so etwas wie eine „Drehtür-Funktion“ zwischen der allgemeinen Ballschulausbildung und der Anfängermethodik im Fußball, Handball, Basketball, Volleyball, Tennis usw. zu.
Die Ballschule Heidelberg wendet sich an Kinder von 18 Monaten bis zum Ende des Grundschulalters. Mit dieser großen Altersspanne geht einher, dass die Ziele, Inhalte und Methoden den verschiedenen Könnensstufen der Ballschulkinder anzupassen sind.
Die ballschulinterne Reihungslogik darf nicht missverstanden werden. Der idealtypische Ablauf mit zunächst sportspielübergreifenden, dann sportspielgerichteten und schließlich sportspielspezifischen Erfahrungssammlungen ist zwar ausgesprochen sinnvoll, muss und kann in der Praxis aber nur selten in dieser Form umgesetzt werden. Daher sind alle Ballschulprogramme so konzipiert, dass sie eigenständig, je für sich durchführbar sind. Mit anderen Worten: Ein Kind kann z. B. mit Gewinn die Ballschule für Grundschulkinder besuchen, ohne an der Mini- und/oder der U3-Ballschule teilgenommen zu haben und in Vereinen müssen in der Ballschule Fußball oder Ballschule Tennis nicht zwingend vorherige Ballschulerfahrungen aus den Stufen 1 bis 4 vorausgesetzt werden. Dennoch wäre es vorteilhaft, wenn sich mehr Vereine mit Sportspielabteilungen dafür entscheiden würden, auch reine Ballschul-Gruppen für Kindergarten- und Grundschulkinder anzubieten.
Neben den „Breitensportprogrammen“ für Klein-, Vorschul- und Grundschulkinder gibt es Angebote für Kinder mit dem Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS)[6], für übergewichtige (Ballschule – leicht gemacht),[7][8] für körperbehinderte (Ballschule – umspiel dein Handicap)[9] und für ballbegabte Kinder[10]. Des weiteren gab es das Projekt "Ballschule inklusiv" (spielend auf Leben), in der gesunde und chronisch kranke Kinder zusammen spielen und üben.
Methoden[Bearbeiten]
Integrative Sportspielvermittlung[Bearbeiten]
Mit ihrer integrativen Ausrichtung ist die Ballschule Heidelberg ein Kindersportprogramm für Alle, von Kindern mit Defiziten in der motorischen Gesamtentwicklung bis hin zu kleinen, talentierten Ballkünstlern. Bei den eher leistungsschwachen Kindern eignen sich die Ballschulprogramme in gewisser Weise als Ersatz für den Verlust der früheren Straßenspielkultur und für die Abnahme der sonstigen Alltagsaktivitäten. Mittlerweile liegen zahlreiche Studien vor, die die negativen Konsequenzen des inaktiven Lebensstils auf die Allgemeinmotorik, den Gesundheitsstatus, die kognitive Leistungsfähigkeit und die Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit der Kinder eindeutig belegen. Belegt ist leider auch, dass aus Kindern, die sich wenig bewegen, bequeme Jugendliche und bewegungsarme Erwachsene werden.
Stufe 1: U3-Ballschule[Bearbeiten]
Die Ziele, Inhalte und Methoden der U3-Ballschule orientieren sich in einer einzigartigen Weise an den vier zentralen Gütesiegeln für Fördermaßnahmen in diesem Altersbereich: den Prinzipien der Entwicklungsgemäßheit, der Ganzheitlichkeit, der vorbereiteten Umgebung und der unterstützenden Impulse. Den beiden erstgenannten Leitsätzen folgend wurden für die U3-Ballschulzeit insgesamt 27 Lernziele ausgewählt bzw. definiert und drei Gruppen von altersgerechten Basiskompetenzen zugeordnet: den phylogenetischen Motorikbausteinen (A), den perzeptiv-motorischen Bausteinen (B) und den kognitiv-motorischen Bausteinen (C). Zusammengenommen ergibt sich aus den Säulen A und B und C das ABC des Spielenlernens für Kleinkinder. Dabei kommt dem Buchstaben A in der U3-Ballschule eine gewisse Sonderstellung zu. Er steht für den Erwerb und die Verbesserung von neun motorischen Basiskompetenzen wie Gehen & Laufen, Hüpfen & Springen, Fangen & Stoppen, Rollen & Dribbeln oder Werfen, Kicken & Schlagen. Sie bilden die durchgängige Grundlage/Voraussetzung für das Spielen und Üben in den Ballschuleinheiten.
Stufe 2: Mini-Ballschule[Bearbeiten]
Die Ziele, Inhalte und Methoden der Mini-Ballschule orientieren sich in einer einzigartigen Weise an den vier zentralen Gütesiegeln für Fördermaßnahmen in diesem Altersbereich: den Prinzipien der Entwicklungsgemäßheit, der Vielseitigkeit, der Freudbetontheit und des spielerisch-impliziten Lernens. Den beiden erstgenannten Leitsätzen folgend wurden für die Mini-Ballschulzeit insgesamt 18 Lernziele ausgewählt bzw. definiert und drei Gruppen von altersgerechten Basiskompetenzen zugeordnet: den elementaren Motorikbausteinen (A), den perzeptiv-taktischen Bausteinen (B) und den Koordinationsbausteinen (C). Dieses Mini-Ballschule-ABC soll den Kindergartenkindern genauso vertraut werden wie das normale ABC. Ähnlich wie Buchstaben das Baumaterial für Wörter und Sätze bilden, enthält das ABC für Spielanfänger allgemeine, übergreifende Kompetenzbausteine, die in mehr oder weniger allen Sportspielen von Bedeutung sind.
Stufe 3: ABC-Ballschule[Bearbeiten]
Das Konzept der Ballschule folgt dem Motto vom „Allgemeinen zum Spezifischen“. Bildlich gesprochen werden die Sportspiele als Mitglieder einer Familie angesehen, die einander ähnlich sind. Genau diese allgemeinen Verwandtschaftsmerkmale werden gezielt herausgegriffen und in der „Kinderstube“ der Spielanfänger geschult. Angestrebt wird ein stabiles Fundament an generalisierbaren Basiskompetenzen, die ein schnelles und effektives Lernen in mehr oder weniger allen Sportspielen garantieren sollen. Mit ihren zentralen Prinzipien der Vielseitigkeit, der Entwicklungsgemäßheit, der Freudbetontheit und des spielerisch-beiläufigen (impliziten) Lernens orientiert sich die Ballschule in einer einzigartigen Weise an dem früheren Spielen auf der Straße, in Parks und auf Bolzplätzen. Den beiden erstgenannten Leitsätzen folgend wurden für die Ballschulzeit insgesamt 22 Lernziele ausgewählt bzw. definiert und drei Gruppen zugeordnet, die mit den Buchstaben A, B und C gekennzeichnet werden. Die Säule A beinhaltet sieben Taktikbausteine, die Säule B acht Koordinationsbausteine und die Säule C sieben Technikbausteine. Dieses ABC der Ballschule soll den Grundschulkindern genauso vertraut werden wie das normale ABC. Ähnlich wie Buchstaben das Baumaterial für Wörter und Sätze bilden, ergibt sich aus den allgemeinen, übergreifenden Kompetenzbausteine der drei Ballschul-Säulen zusammengenommen das ABC für Spielanfänger.
Stufe 4: Ballschule Zielschussspiele[Bearbeiten]
In der fünfstufigen Gesamtsystematik der Ballschulprogramme ordnet sich die Ballschule Zielschussspiele auf der vierten Ebene ein. Unterhalb bzw. altersmäßig davor ermöglichen die U3-Ballschule (Stufe 1), die Mini-Ballschule (Stufe 2) und die Ballschule für Grundschulkinder (Stufe 3) einen entwicklungsgerechten Einstieg in das „Ballspiel-Leben“. Nach oben schließen sich die Hinführungen zu den großen Sportspielen an – im Fall der Zielschussspiele die Ballschulen Handball, Basketball, Fußball und Hockey. Die Ballschule Zielschussspiele wurde dabei so entworfen und inhaltlich ausgestaltet, dass sie komplett eigenständig – ohne die davorliegenden Ausbildungsstufen – durchführbar ist.
Stufe 4: Ballschule Rückschlagspiele[Bearbeiten]
In der fünfstufigen Gesamtsystematik der Ballschulprogramme ordnet sich die Ballschule Rückschlagspiele auf der vierten Ebene ein. Unterhalb bzw. altersmäßig davor ermöglichen die U3-Ballschule (Stufe 1), die Mini-Ballschule (Stufe 2) und die Ballschule für Grundschulkinder (Stufe 3) einen entwicklungsgerechten Einstieg in das „Ballspiel-Leben“. Nach oben schließen sich die Hinführungen zu den großen Sportspielen an – im Fall der Rückschlagspiele die Ballschulen Volleyball, Tennis, Badminton und Tischtennis. Die Ballschule Rückschlagspiele wurde dabei so entworfen und inhaltlich ausgestaltet, dass sie komplett eigenständig – ohne die davorliegenden Ausbildungsstufen – durchführbar ist. Die Ballschule Rückschlagspiele orientiert sich – wie alle Ballschulprogramme – an den zentralen Gütesiegeln für Kindersportangebote: den Prinzipien der Entwicklungsgemäßheit, der Vielseitigkeit, der Freudbetontheit und des spielerisch-beiläufigen (impliziten) Lernens. Die Ziele des Vermittlungskonzepts sind auf eine Schulung von 18 koordinativen, perzeptiv-motorischen und taktischen Basiskompetenzen gerichtet, aus denen sich zusammengenommen das ABC des Spielenlernens für die (Teil-)Familie der Rückschlagspiele ergibt.
Stufe 5: Sportspielspezifische Ballschule[Bearbeiten]
In dieser letzten und fünften Stufe bietet die Ballschule Programme in den Bereichen Handball, Volleyball, Fußball, Tennis und Golf an. Die Ziele, Inhalte und Methoden der sportspielspezifischen Ballschul-Programmen orientieren sich an den bekannten Prinzipien der Ballschule Heidelberg: den Leitsätzen der Entwicklungsgemäßheit, der Vielseitigkeit, der Freudbetontheit und des spielerisch-beiläufigen (impliziten) Lernens. Andererseits gewinnen im Laufe der Durchführung des Programms sportartspezifische Schwerpunktsetzungen sowie das instruierte Spielen und Üben zunehmend an Bedeutung.
Wissenschaftliche Begleitung[Bearbeiten]
Im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Begleitung der Ballschule Heidelberg stehen zwei Formen der Evaluation. Im Rahmen der so genannten Input-Evaluationen werden die beteiligten Akteure (Kinder, Eltern, Übungsleiter, Schulleiter, Abteilungsleiter usw.) befragt, u. a. nach den:
- Programmressourcen (Ballschule: Bekanntheit, Qualität, Effekte usw.)
- Umsetzungsressourcen/Personen (Übungsleiter: Qualität, Akzeptanz, Beliebtheit usw.)
- Umsetzungsressourcen/Sportstätten und Spielmaterial
- Teilnehmerressourcen (Kinder: Leistungsstand, Motivation, Lernerfolge usw.)
An einer schriftlichen Befragung zur Mini-Ballschule haben z. B. 516 pädagogische Fachkräfte teilgenommen[10]: Die Rückmeldungen der Erzieherinnen verdeutlichen, dass die Mini-Ballschule als ein qualitativ hochwertiges und gut in den Kindergartenalltag zu integrierendes Konzept angesehen wird (Schulnote = 1.5). Die Output-Evaluationen erfassen alle unmittelbaren Resultate/Effekte der Ballschule (Prä-/ Posttest-Differenzen), z. B.:
- die Leistungsfortschritte der Kinder im Bereich des Spielens (Taktik, Koordination, Technik)
- die Häufigkeiten von Vereinseintritten
- das außerschulische Sporttreiben der Kinder usw.
Die Wirkungen der Mini-Ballschule sind in einem kontrollierten Design evaluiert worden. 370 Kinder wurden im Alter von 4, 5 und 6 Jahren längsschnittlichen untersucht. Die Mini-Ballschulkinder erreichten signifikant größere motorische Leistungsfortschritte als die Heranwachsenden aus der Kontrollgruppe. Dabei profitierten vor allem die schwachen Kinder von dem Angebot. Die Kinder des unteren Quartils hatten als Vierjährige einen verhaltensauffälligen, altersbezogenen Motorikquotienten von 87.7 (Normalwert MQ = 100) und verbesserten sich durch die Programmteilnahme auf einen überdurchschnittlichen Wert (MQ = 106) im Alter von 6 und 12 Jahren.
Weitere Output-Evaluationen wurden u. a. zur Entwicklung der Spielintelligenz und der spielerischen Kreativität von Ballschulkindern im Grundschulalter durchgeführt[11] sowie zu den Programmen für Kinder mit ADHS[6], für übergewichtige[12] und für körperbehinderte Kinder[9].
Kooperationen[Bearbeiten]
Die Ballschule Heidelberg arbeitet mit Kindergärten, Schulen, Vereinen, Verbänden, nationalen und internationalen Zentren sowie mit kommerziellen Sportanbietern zusammen. In Deutschland gibt es ein dichtes Netzwerk mit kooperierenden Kitas, Grundschulen und mehr als 300 Partnervereinen/-verbänden. Zu ihnen zählen kleinere Mehr- oder Einspartenvereine und bekannte Clubs oder Verbände wie die TSG Hoffenheim, die Rhein-Neckar-Löwen, die Adler Mannheim, Eintracht Frankfurt, der SC Freiburg, VfL Wolfsburg, Bayrischer Tennis-Verband, Schwäbischer Turnerbund, Badischer Sportbund Nord, Deutscher Golf Verband und VfB Stuttgart. Unterstützt wird die nationale Erweiterung durch Zentren in Köln, Osnabrück, Hannover, Hamburg und Stralsund. Diese werden von fachkundigen Ballschulexperten geleitet und sind ebenfalls berechtigt in ihrer (vertraglich festgelegten) Region Kooperationen abzuschließen und Ballschulleiter-Ausbildungen durchzuführen.
Zusätzlich ist die Ballschule international in folgenden Ländern durch Ballschulzentren vertreten: Niederlande, Japan, China, Luxemburg, Österreich, Schweiz, USA und Brasilien. Der ABC-Grundlehrplan ist in die portugiesische, spanische, ungarische, russische, chinesische, japanische und englische Sprache (USA) übersetzt worden und bildet dort die Grundlage für die Aktivitäten von internationalen Ballschul-Zentren.
Ausbildung[Bearbeiten]
Ein zentraler Aspekt der Verbreitung der Ballschule Heidelberg ist ein System von Aus- und Fortbildungen. Die Ausbildungen beziehen sich auf das Ballschul ABC (Grundschulkinder) und die Mini-Ballschule. Die Fortbildungen thematisieren spezielle Zusatzprogramme (Fortbildung Wurfspiele, Fortbildung Adipositas usw.). Die Ausbildungen zu den Ballschulprogrammen richten sich vor allem an Erzieher, Grundschullehrer, Vereinsübungsleiter, Verbandsmitarbeiter, kommerzielle Sportanbieter – kurz an alle, die praktisch erprobte und theoretisch fundierte Kindersportangebote planen und durchführen möchten.
Geschichte und Institutionelle Einbindung[Bearbeiten]
Die Ballschule Heidelberg wurde 1998 erstmals an Grundschulen in Heidelberg in Kooperation mit der FT Kirchheim angeboten. Im Jahr 2002 ist der Förderverein Ballschule e. V. gegründet worden. Zwischen 2005 und 2014 haben sich die Aktivitäten der Ballschule in den Bereichen der Kooperation und Ausbildung vervielfacht. Am 1. Januar 2015 wurde die Vereinsstruktur in eine gGmbH umgewandelt. Die neue gemeinnützige Einrichtung trägt den Namen „Vision BewegungsKinder“. Ihre Satzung wurde so abgefasst, dass sie weitere innovative Programme zur Förderung der motorischen Kompetenzen von Kindern zulässt. Um den aufkommenden Herausforderungen gerecht zu werden und die Digitalisierung gewinnbringend nutzen zu können, wurde an dem 01.01.2023 eine Online-Plattform freigeschaltet, über welche das Konzept, Lehrinhalte sowie Übungsformen geteilt werden.
Publikationen (Auswahl)[Bearbeiten]
- E. J. Hossner, K. Roth (2002). Sportspiele vermitteln. In K. Ferger, N., Gissel, J. Schwier (Hrsg.): Sportspiele erleben, vermitteln, trainieren (S. 111–124). Hamburg: Czwalina.
- K. Roth (1999): Das ABC des Spielens: Technik- und Taktiktraining im Anfängerbereich. In J. Wiemeyer (Hrsg.): Techniktraining im Sport (S. 11–30). Darmstadt: IfS.
- K. Roth (2000): Die Heidelberger Ballschule: Praxiskonsequenzen des Modells der inzidentellen Inkubation. In W. Schmidt, A. Knollenberg (Hrsg.): Sport – Spiel – Forschung: Gestern. Heute. Morgen (S. 175–179). Hamburg: Czwalina.
- K. Roth (2003). Ballschule Rückschlagspiele: Theoretische Grundlagen. In A. Woll (Hrsg.): Miteinander lernen, forschen, spielen – Zukunftsperspektiven für Tennis (S. 41–58). Hamburg: Czwalina.
- K. Roth (2006). Ballschule Heidelberg: Vom Talentförderprojekt zum erfolgreichen „Kindersportangebot für Alle“. In F. Bockrath (Hrsg.): Trends in der Sportvermittlung (S. 13–40). Darmstadt: TU.
- K. Roth (2014): Motorik ABC. In I. Hunger, R. Zimmer (Hrsg.): Inklusion bewegt: Herausforderungen für die frühkindliche Bildung (S. 147–163). Schorndorf: Hofmann.
- K. Roth, T. Damm, M. Pieper, C. Roth (2014). Ballschule in der Primarstufe. Sportstunde Grundschule Band 1. Schorndorf: Hofmann.
- K. Roth, C. Kröger (2011). Ballschule – ein ABC für Spielanfänger (4. Aufl.) Schorndorf: Hofmann.
- K. Roth, C. Kröger, D. Memmert (2002). Ballschule Rückschlagspiele. Schorndorf: Hofmann.
- K. Roth, D. Memmert, R. Schubert (2006). Ballschule Wurfspiele. Schorndorf: Hofmann.
- K. Roth, M. Raab (1999). Taktische Regelbildungen: „Mühsam, konzentriert, intentional oder mühelos, nebensächlich, inzidentell?“ In M. Wegner, A. Wilhelm, J.-P. Janssen (Hrsg.): Empirische Forschung im Sportspiel – Methodologie, Fakten und Reflexionen (S. 73–84). Kiel: IfSS.
- K. Roth, C. Roth, U. Hegar (2014). Mini-Ballschule: Das ABC des Spielens für Klein- und Vorschulkinder. Schorndorf: Hofmann.
Weblinks[Bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Roth, K. (2000). Die Straßenspielhypothese oder das Modell der inzidentellen Inkubation – ein Erklärungsansatz für die Kreativitätsentwicklung im Sportspiel. In W. Schmidt & A. Knollenberg (Hrsg.), Sport – Spiel – Forschung: Gestern. Heute. Morgen (S. 159–163). Hamburg: Czwalina.
- ↑ Roth, K. (1997). Vom Straßenfußballer zum Spielmacher – Zur Effektivität inzidenteller taktischer Regellernprozesse. In G. Konzag (Hrsg.), Psychologie im Sportspiel (S. 63–79). Köln: bps.
- ↑ Roth, K. (2005). Sportspiel-Vermittlung. In A. Hohmann, M. Kolb & K. Roth (Hrsg.), Handbuch Sportspiel (S. 290–308). Schorndorf: Hofmann.
- ↑ Roth, K. & Hahn, C. (2007). Integrative Anfängerausbildung in den Sportspielen. In D. Schmidt-Volkmar & J. Spägele (Hrsg.), Ganztagesschule – Herausforderung für die Ballspiele (S. 26–39). Karlsruhe: BBW.
- ↑ Roth, K., Roth, C. & Hegar, U. (2014).
- ↑ 6,0 6,1 6,2 Hahn, C. & Roth, K. (2004). Die Ballschule als Integrationskonzept – das ABC des Spielenlernens für hyperaktive Kinder. Sportunterricht, 53 (12), 367–372.
- ↑ Ulrike Hegar: Ballschule - leicht gemacht: Auswirkungen eines Ernährungs- und Bewegungsprogramms auf entwicklungsrelevante Parameter bei übergewichtigen und adipösen Kindern (= Schriftenreihe Schriften zur Sportwissenschaft. Nr. 99). Kovač, Hamburg 2012, ISBN 978-3-8300-6123-6.
- ↑ Hegar, U. & Roth, K. (2011). Auswirkungen von Ernährungsberatung und Bewegungsförderung auf verschiedene entwicklungsrelevante Parameter bei übergewichtigen und adipösen Kindern. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 62 (6), 168.
- ↑ 9,0 9,1 Essig, K. (2014). „Ballschule – umspiel dein Handicap“ : Entwicklungsförderung körperbehinderter Kinder : Auswirkungen eines ressourcenorientierten, sportspielübergreifenden Bewegungsprogramms auf motorische und psychosoziale Parameter. Dissertation, Universität Heidelberg. urn:nbn:de:bsz:16-heidok-170753
- ↑ 10,0 10,1 Roth, K. & Hegar, U. (2015). Abschlussbericht zum Projekt Mini-Ballschule (Motorik ABC) an 147 Kindergärten in der Metropolregion Rhein-Neckar. Heidelberg: ISSW.
- ↑ Memmert, D. & Roth, K. (2007). The effects of non-specific and specific concepts on tactical creativity in team ball sports. Journal of Sports Sciences, 25 (12), 1423–1432.
- ↑ Hegar, U. & Roth, K. (2011). Auswirkungen von Ernährungsberatung und Bewegungsförderung auf verschiedene entwicklungsrelevante Parameter bei übergewichtigen und adipösen Kindern. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 62 (6), 168.
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