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Burschenschaft Germania zu Wiener Neustadt

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Basisdaten
Schulort: Wiener Neustadt
Gründung: 1917
Verband: Österreichischer Pennäler Ring
z. Zt. suspendiert
Farben: Blau-Rot-Gold
Wahlspruch: Deutsch und treu in Not und Tod

Die pennale Burschenschaft Germania zu Wiener Neustadt (kurz: p.B.! Germania zu Wr. Neustadt) ist eine schlagende und farbentragende Schülerverbindung für männliche Schüler, die in Wiener Neustadt die Oberstufe einer Schule mit Matura besuchen (Gymnasien, HTL Wr. Neustadt, Militärrealgymnasium u. a.). Der Wahlspruch ist Deutsch und treu in Not und Tod.[1] Sie gilt als deutschnational[2] und rechtsextrem.[3] Die Burschenschaft wurde im Jänner 2018 durch eine Veröffentlichung von antisemitischen und rassistischen Textpassagen eines Liederbuches, welches die Burschenschaft 1997 in dritter Auflage herausgegebenen hat, öffentlich bekannt. Die Staatsanwaltschaft nahm daraufhin Ermittlungen wegen Verdachts auf Wiederbetätigung nach dem Verbotsgesetz auf.

Geschichte[Bearbeiten]

Die 1917 gegründete deutschnationale Burschenschaft Germania[4] trat 1919 der pennalen Burschenschaft der Ostmark (pBdO) bei[5], einer kurz zuvor in Wien entstandenen Vereinigung pennaler Burschenschaften der „Ostmark“, also Österreichs. Ab 1920 bestand ein Kartellverhältnis mit der DpB! Bajuvaria zu Wien.[6] Die pBdO trat 1922 dem bis 1927 bestehenden Korporationsverband Deutscher Pennäler Ring (DPR) bei und wurde 1933 durch die Polizeidirektion Wien aufgelöst. 1934 vertagte sich die Germania, löste die Aktivitas auf, während der Altherrenverein weiterbestand.[6] Die Germania hat den Leitspruch: „Deutsch und treu in Not und Tod“.[4]

Ab 1947 gab es wieder einen monatlichen Stammtisch, und 1960 wurde sie reaktiviert. Als 2010 gegen die rechtsextreme Seite donaualpen.info ermittelt wurde, geriet die Verbindung ins Visier der Ermittler.[7] Im Jänner 2018 wurde die Mitgliedschaft im ÖPR seitens des Dachverbands infolge der Affäre um das Liederbuch der Burschenschaft suspendiert.[8] Zu diesem Zeitpunkt hatte sie nach eigenen Angaben 70 Mitglieder (Aktive und Alte Herren).

Laut SZ könne man auch von der Website der Burschenschaft ablesen, wie „germanisch“ sich diese sehe: E-Mails werden „Strompost“ genannt, und bei den Veranstaltungshinweisen wurden die altgermanischen Monatsbezeichnungen verwendet wie „Hornung“ für Februar und „Brachmond“ für Juni.[9] Laut DÖW sind u. a. Schüler des Militärrealgymnasiums und der Theresianischen Militärakademie Mitglieder der Burschenschaft Germania.[2]

Verbindungshaus[Bearbeiten]

Der Rabenturm in Wiener Neustadt

Als Verbindungshaus dient der Rabenturm in Wiener Neustadt, ein Wehrturm aus dem 13. Jahrhundert, Teil der noch bestehenden Reste der Stadtmauer, der in den 1960er Jahren hierfür angemietet und für diesen Zweck umgebaut wurde.[10][11] Von 1984 bis 1986 dienten die Räume auch den Mitgliedern der Akademischen Tafelrunde Wiking zu Wiener Neustadt (TR! Wiking, Mitglied im WKR[12]), einer schlagenden Studentenverbindung von Studenten an der Theresianischen Militärakademie, als Gäste der Germania vorübergehend als Verbindungshaus.[13]

Verbindungen mit der FPÖ[Bearbeiten]

Der FPÖ-Politiker Udo Landbauer, der als Jugendlicher im Jahr 2000 der Germania beigetreten war, war zwei Jahre lang stellvertretender Vorsitzer.[14]

Liederbuch mit antisemitischen Liedern[Bearbeiten]

Im Jänner 2018 berichtete zunächst Nina Horaczek in der Wiener Wochenzeitung Falter über das 1997 in dritter Auflage erschienene Liedbuch der Germania zu Wiener Neustadt, in dem auch eine Reihe antisemitischer, rassistischer und im Verdacht der Wiederbetätigung nach dem Verbotsgesetz stehende Liedtexte enthalten sind.[15] Darunter finden sich auch Passagen wie „Auch wir sind Indogermanen und wollen zur Waffen-SS“.[16] Das Bekanntwerden der Inhalte dieses Liederbuchs führte dazu, dass Udo Landbauer, Spitzenkandidat der FPÖ Niederösterreich für die Landtagswahl am 28. Jänner 2018, seine Mitgliedschaft „ruhend stellte“. Er habe die Lieder nicht gekannt. Er verlangte eine Untersuchungskommission, um die „skandalöse Angelegenheit restlos und umfassend zu klären“.[17] Die Burschenschaft suspendierte den für das Liederbuch Verantwortlichen. Dieser würde sich den Behörden stellen. Man distanzierte sich von dem Buch und würde jede Maßnahme fördern, die der Polizei bei der Aufklärung hilft.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen bezeichnete den Abdruck der Lieder als „zutiefst verabscheuungswürdig“ und hielt fest: „Die Mitglieder der Germania stehen jetzt im Verdacht der Wiederbetätigung. Wer immer dafür verantwortlich ist, hat in der Politik nichts zu suchen.“[18] Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) nannte die Liedtexte „rassistisch, antisemitisch und absolut widerwärtig“ und forderte Konsequenzen. Für Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) war die „rote Linie“ von Landbauer noch nicht überschritten, da ihm Landbauer versichert habe, dass er die Lieder nicht kannte.[19]

Am 24. Jänner leitete die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt von Amts wegen ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Verbotsgesetz ein. Die Polizei führte eine Hausdurchsuchung bei der Burschenschaft durch, wobei 19 Liederbücher sowie Ordner mit Unterlagen sichergestellt wurden, die zur Überprüfung an das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung übergeben wurden.[20]

Hans-Henning Scharsach, Experte für Rechtsextremismus in Österreich, sagte laut Spiegel Online, es sei ein generelles Problem vieler Burschenschaften, dass sie sich „von der Tradition des Nationalsozialismus nicht gelöst“ hätten und Naziverbrechen verharmlosen oder bestreiten würden.[4]

160 Wissenschaftler, Universitäts-Rektoren und -Professoren, darunter die Präsidentin der Universitätenkonferenz, Eva Blimlinger, schrieben in einem offenen Brief an Bundeskanzler Sebastian Kurz und Bildungsminister Heinz Fassmann über das NS-verherrlichende Liederbuch: „Das ist ein Aufruf zum Massenmord, der als solcher behandelt werden muss. Die Normalisierung des Rechtsextremismus schreitet in Österreich voran.“ Und sie forderten: „Beenden Sie die Zusammenarbeit mit allen, die Mitglieder rechtsextremer Burschenschaften in ihren Büros beschäftigen.“[21][22]

Der ehemalige EU-Abgeordnete und Corpsstudent Andreas Mölzer (FPÖ) sagte bezugnehmend auf die antisemitischen Strophen und die Geschichte der Burschenschaften: „Ich glaube auch, dass wir Hygiene im eigenen Haus - in jeder einzelnen Verbindung - eine psychisch-historische Hygiene suchen und schaffen müssen. Und, wo es solche Restbestände [von Antisemitismus] gibt - ich kenne an sich keine -, gehören sie ausgetilgt, und das gehört unterbunden.“[23][24]

Vertreter jüdischer Organisationen sagten ihre Teilnahme am Holocaust-Gedenktag am 27. Januar 2018 in Wien ab. Dies sei kein Protest gegen die Veranstaltung, schrieb Ariel Muzicant, der Vizepräsident des Europäischen Jüdischen Kongress und des Jüdischen Weltkongress, in einem Brief an Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, sondern "ein Protest gegen jene FPÖ-ler, die an dieser Veranstaltung teilnehmen und die Veranstaltung missbrauchen." Er könne nicht an einer Veranstaltung teilnehmen, „an der z. B. Udo Landbauer sitzt und erklärt, er hätte von dem Liederheft ,nichts gewusst’ und würde jetzt seine ,Mitgliedschaft bei der Germania ruhen lassen’.“[25] Er kritisierte, dass in der FPÖ immer wieder mit dem Nationalsozialismus kokettierende Burschenschafter in politische Positionen gehievt würden.[26]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Hasnain Kazim: Die FPÖ und die Nazi-Lieder, SPON vom 25. Jänner, abgerufen am selben Tag.
  2. 2,0 2,1 Liste mit mutmaßlichen Verdächtigen, orf.at vom 8. November 2010, abgerufen am 25. Jänner 2018.
  3. Skandal um Nazi-Liedgut schlägt in Österreich hohe Wellen, Zeit Online vom 25. Jänner 2018, abgerufen am 26. Jänner 2018; Fall Landbauer: Kurz und Faßmann sollen handeln, derStandard.at vom 25. Jänner 2018, abgerufen am 26. Jänner 2018.
  4. 4,0 4,1 4,2 Referenzfehler: Es ist ein ungültiger <ref>-Tag vorhanden: Für die Referenz namens SPON25012018 wurde kein Text angegeben.
  5. Oskar Waas: Die Pennalie - Ein Beitrag zu ihrer Geschichte. 2. Band der Geschichte des europäischen Studententums. Aula-Verlag Graz 1967 (Seite 272)
  6. 6,0 6,1 Internet Archive: archivierte Seite zur Geschichte der p.B.! Germania zu Wr. Neustadt
  7. Anna Thalhammer: „NS-Lieder, die keiner kennen will“, Die Presse vom 26. Jänner 2018.
  8. Tiroler Tageszeitung Online: Germania zu Wiener Neustadt: Burschenschaft in Verruf | Tiroler Tageszeitung Online - Nachrichten von jetzt! In: Tiroler Tageszeitung Online. (tt.com [abgerufen am 25. Januar 2018]).
  9. Leila Al-Serori/Oliver Das Gupta: Aufregung um FPÖ-Politiker wegen Nazi-Liederbuch, Süddeutsche Zeitung vom 24. Jänner 2018.
  10. "Bude" der PBGermania aufgerufen am 26. Januar 2017
  11. Zeitgeschichte Wiener Neustadt: Der Rabenturm
  12. Wiener Korporationsring: Mitglieder (abgerufen am 26. Jänner 2018)
  13. TR! Wiking, Geschichte (abgerufen am 26. Jänner 2018)
  14. Leila Al-Serori, Oliver Das Gupta: Aufregung um FPÖ-Politiker wegen Nazi-Liederbuch, Süddeutsche Zeitung, 24. Januar 2018
  15. Falter 04/18: Schwere Vorwürfe gegen Spitzenkandidaten der FP-Niederösterreich vom 23. Jänner 2018
  16. Debatte um Rücktritt: FPÖ hofft, dass das NS-Lied verstummt, Kurier.at, 25. Januar 2018
  17. Die Presse: Landbauer stellt "Germania"-Mitgliedschaft ruhend, 23. Jänner 2018
  18. Der Standard: Van der Bellen: "Das ist zutiefst verabscheuungswürdig", 24. Jänner 2018
  19. Der Standard: Für Strache hat Landbauer die rote Linie noch nicht überschritten, 24. Jänner 2018, abgerufen am 25. Jänner 2018.
  20. Der Standard: Polizei beschlagnahmt Germania-Liederbücher – Verantwortlicher suspendiert, 25. Jänner 2018
  21. NS-Lieder: "Das ist Aufruf zum Massenmord", Kurier.at, 25. Januar 2018
  22. Offener Brief im Wortlaut, derStandard.at, 25. Jänner 2018
  23. Ö1 Morgenjournal am 26. Jänner 2018: Mölzer will "Hygiene im eigenen Haus"
  24. Andreas Mölzer plädiert für "Hygiene im eigenen Haus". In: Die Presse. 16. Januar 2018, abgerufen am 26. Januar 2018.
  25. Muzicant nimmt nicht an Holocaust-Gedenken teil, Kurier.at, 24. Januar 2018
  26. Karin Riss, Michael Völker, Nina Weißensteiner: NS-Liederbuch-Affäre bringt auch Strache unter Druck, Der Standard, 25. Jänner 2018


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