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City Tree

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Ein CityTree ist der Name einer Produktreihe verschiedener Stadtmöbel der Green City Solutions GmbH, deren primäres Ziel es ist Feinstaub und Abrieb aus der Luft zu entfernen.

City Tree (links im Bild) an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTW)

Geschichte[Bearbeiten]

Die vier studierten Fachleute Peter Sänger, Dénes Honus, Zhengliang Wu und Victor Splittgerber, jeder aus einem anderen Bereich (Gartenbau/Biologie, Architektur, Informatik und Maschinenbau) gründeten im März 2014 das Unternehmen Green City Solutions (GCS) mit dem Ziel, für schadstoffbelastete Städte oder Gebiete bezahlbare und wirkungsvolle Lösungen zu finden und zu vermarkten.[1]

Gemeinsam entwarfen sie einen winkelförmigen Stadtkörper, an dessen senkrechter Fläche Moose und Deckpflanzen wachsen. Die Mooskulturen filtern die Umgebungsluft und können so verschiedene Schadstoffe reduzieren. Außerdem kann dadurch auch die Umgebungstemperatur herabgesenkt werden.[2]

Standorte[Bearbeiten]

Schnell fand die Neuentwicklung weltweites Interesse, so dass bereits 2016 bis 2018 erste City Trees in Oslo, Klingenthal, Dresden, Jena (am Ernst-Abbe-Platz)[3], Berlin (wo die Firma auf dem EUREF-Campus in Berlin-Schöneberg ihren Hauptsitz hatte), Glasgow[4], Paris[5], Amsterdam[6], Bern[7], Hamburg[8] und Hongkong aufgestellt wurden.

Im Ruhrgebiet befassten sich die Gemeindeverwaltungen im Jahr 2018 mit der Frage, auch City Trees aufzustellen. Nach einem Test wurde das aber verworfen.[9]

Neu hinzugekommen sind zwei City Trees auf einem Schulhof in London, weitere in Berlin-Charlottenburg (auf dem Walther-Schreiber-Platz nahe an der Technischen Universität Berlin, am Bikini und am Gleisdreieck). Insgesamt gibt es bereits (Stand Ende 2020) zwanzig Standorte in ganz Europa. Eine Anlage für Irland wird gerade fertig gestellt.[10]

Der Hauptsitz wurde inzwischen nach Bestensee bei Berlin verlegt (Stand Januar 2021). Hier hat das Unternehmen Green City Solutions große Gewächshäuser errichtet, in denen die Moose unter optimalen Bedingungen und mit Hilfe von speziellen Pflanzenlampen gezüchtet und die textilen Matten mit ihnen bestückt werden können. Die Matten kommen auch in der Luft- und Raumfahrt zum Einsatz.[10]

Auszeichnungen[Bearbeiten]

Die Firma gewann mit ihren Pflanzenfiltern bis Ende 2017 folgende Auszeichnungen (Auswahl):[1][11]

Ausblick ab 2021[Bearbeiten]

Die Entwickler befassen sich angesichts der Corona-Pandemie seit 2020 auch mit der Frage, ob sich mit Moosmatten auch Viren aus der Luft herausfiltern lassen. Außerdem wird angestrebt, mit Hilfe inzwischen zugewiesener EU-Fördergelder öffentliche Standorte, an denen zahlreiche Menschen zusammenkommen können, mit je einem City Tree auszustatten, dazu gehören Haltestellen, Bahnhöfe oder Innenräume. Auch die Installation an Hausfassaden steht auf der Agenda.[10]

Und selbstverständlich wird stetig an der Verbesserung des Stueralgorithmus gearbeitet.[10]

Beschreibung[Bearbeiten]

Ein CityTree ist eine neuartige Konstruktion mit einer Grundfläche von zwei mal drei Metern und einem aufragenden rund vier Meter hohen Teil mit seitlichen Lüftungsschlitzen. An dieser senkrechten, fast quadratischen, Fläche werden speziell ausgewählte Moose und niedrige Stauden angesiedelt, die insgesamt zwölf Quadratmeter Grünfläche bilden. Die etwa einen Meter dicke geschwungene und ausgehöhlte Form enthält einen Wassertank mit Umwälzpumpe und Zuleitungen zu den Wurzeln zum Bewässern der Moose, darüber hinaus können Solarzellen die Anlage mit Energie versorgen. Der Wartungsaufwand eines CityTrees ist nach Herstellerangaben[28] sehr gering; er umfasst die Kontrolle und gegebenenfalls das Nachpflanzen der Moosfläche sowie Nachfüllen des Tanks, der pro Jahr 10.000 Liter Wasser verdunstet. Dieser Wasserverbrauch ergäbe in München nach den 2017 gültigen Tarifen (1,67 €/m³ Wasser und 1,56 €/m³ Abwasser) Wasserkosten von etwa 32 € pro Anlage und Jahr. Die Luftreinigung durch die Moose erfolgt nicht über die Aufnahme von Wasser oder Nährstoffen über Wurzeln oder Spaltöffnungen (Moose haben weder Wurzeln noch Spaltöffnungen), sondern die Moospflanzen nehmen über alle ihre Oberflächen die Feinstaubpartikel direkt auf, zersetzen diese und verstoffwechseln sie. Ein Bakterienfilm auf der Blattoberfläche scheint ebenfalls eine Rolle zu spielen. Zum genaueren Verständnis des Prozesses sind jedoch noch intensive Forschungen nötig.[10]

In dem Pflanzencontainer ist die gesamte Elektronik installiert, die die Arbeit des Trees steuert, darüber hinaus arbeitet sie als Internet of Things, das zu Informations- und/oder Marketingzwecken eingesetzt werden kann.[1]

Im Zuge der Weiterentwicklung seit den 2010er Jahren sind die Sensoren für den Tree weiter verfeinert worden, sie messen im 24-Stunden Rhythmus Temperatur, Feuchtigkeit, Sonneneinstrahlung und Schadstoffbelastung. Eine Ventilationsanlage wurde eingebaut, die eine gleichmäßigere Reinigung durch die Moose zur Folge hat und die Software konnte dahingehend verbessert werden, dass sie die Regulierung der Temperatur, der Wasserzufuhr und des Luftstromes automatisch anpassen kann.[10]

Der Sockel der Anlage ist nach beiden Seiten zugleich als Sitzbank ausgebildet, darüber hinaus existiert aber auch eine schmalere Variante ohne Sitzbänke[29].

Die Anschaffungs- und Aufstellungskosten eines City Tree betragen 40.000 Euro (Stand Januar 2021).[10]

Wirkdaten[Bearbeiten]

Die Messungen der ersten City Trees hatten ergeben, dass Stickoxid zu 15 Prozent, Teilchen mit Durchmessern bis zu zehn Mikrometer (PM 10) zu 43 Prozent gebunden werden. Jährlich binde eine Anlage bis zu 150 kg Kohlendioxid.[30] Neben der Funktion der Luftfilterung kühlt diese Installation auch die Umgebungsluft, was an heißen und trockenen Sommertagen einen angenehmen Nebeneffekt darstellt. Aufwand, Platzbedarf und Energieverbrauch sollen weniger als zehn Prozent des Setzens und der Pflege von Naturbäumen ausmachen.[31]

In den Folgejahren haben sowohl das Institut für Luft- und Kältechnik in Dresden[32] als auch das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung in Leipzig weitere Messungen vorgenommen. Die Ergebnisse belegen, dass ein City Tree durchschnittlich 82 Prozent aller Staubpartikel aus der angesaugten Luft filtert, rund 3500 Kubikmeter Luft kann so pro Stunde gereinigt werden. Diese Menge entspricht der Atemluft von 7000 Menschen pro Stunde. In einem Abstand von einem Meter vom Tree werden noch 50 Prozent Staubpartikel, bei 1,5 Metern noch ein Drittel aller Staubpartikel entfernt.[10]

Kritik[Bearbeiten]

In Amsterdam wurde nach einer einjähriger Probezeit die Option zum Kauf nicht eingelöst, da ein Viertel der Pflanzen nicht überlebt hatte und aus Modellberechnungen von TNO hervorging, dass die Reduzierung des Feinstaubs in der Luft nur etwa ein Prozent statt der erwarteten 10–20 Prozent betrage und es beim Stickstoff keinen positiven Effekt gebe.[33][34]

In einigen Fällen wurde das Absterben von Moosflächen beobachtet, so dass das Unternehmen besser geeignete Moose züchtet.[35]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 Berliner Zeitung, 22. Dezember 2016, S. 17: Nachhaltig.
  2. BMBF-Internetredaktion: "City Trees": Ein Mittel gegen den Feinstaub - BMBF. Abgerufen am 19. Februar 2021.
  3. In Jena steht Thüringens einziger City Tree, Thüringische Landeszeitung, 6. August 2015, abgerufen am 26. Dezember 2016.
  4. 20 Trongate Glasgow Young Scot: CityTree. 4. August 2017, abgerufen am 14. März 2018 (english).
  5. Transition écologique : un partenariat avec Airparif pour Icade. In: Groupe Caisse des Dépôts. 3. Juli 2017 (caissedesdepots.fr [abgerufen am 14. März 2018]).
  6. Amsterdam: Amsterdam 'plant' CityTrees. In: Amsterdam.nl. (amsterdam.nl [abgerufen am 14. März 2018]).
  7. Ein CityTree für den Bahnhof Zürich Altstetten - SBB Medien. In: SBB Medien. 22. November 2017 (sbb-medien.ch [abgerufen am 14. März 2018]).
  8. Jens Meyer-Wellmann: Kann eine Mooswand Hamburgs Luft besser machen? (abendblatt.de [abgerufen am 14. März 2018]).
  9. Erstmal keine Moos-Stele fürs Quartier Münsterstraße, auf www.ruhrnachrichten.de; abgerufen am 23. Oktober 2018.
  10. 10,0 10,1 10,2 10,3 10,4 10,5 10,6 10,7 Heike Kampe: Moostürme sorgen für frische Luft. In: Berliner Zeitung, 21. Januar 2021, S. 17.
  11. Green City Solutions macht saubere Luft profitabel, auf www.cebit.de; abgerufen am 26. Dezember 2016.
  12. CityTree – Multifunktionale Grünfläche für die intelligente Stadt. Abgerufen am 14. März 2018.
  13. EYA – Winning Projects 2015, abgerufen am 26. Dezember 2016.
  14. Ehrung der Bundessieger im Wettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ – Newsroom. Abgerufen am 14. März 2018.
  15. Top innovative ideas for the city of tomorrow - Fraunhofer Institute for Industrial Engineering IAO. Abgerufen am 14. März 2018 (english).
  16. GREEN CITY SOLUTIONS GMBH & CO. KG / CITYTREE. (kultur-kreativpiloten.de [abgerufen am 14. März 2018]).
  17. Michela Tindera: Denes Honus, 29 - pg.8. Abgerufen am 14. März 2018.
  18. Bioökonomie als Gründungstreiber: Best Bio-Based Business Award verliehen - BioEconomy. In: BioEconomy. 24. Juni 2016 (bioeconomy.de [abgerufen am 14. März 2018]).
  19. Deutsches Start-up Green City Solutions gewinnt 200.000 Euro in der Postcode Lottery Green Challenge. In: Windkraft-Journal. 15. Oktober 2016 (windkraft-journal.de [abgerufen am 14. März 2018]).
  20. seif Awards for Social Entrepreneurship 2016 - Winners and Pictures. In: seif. (seif.org [abgerufen am 14. März 2018]).
  21. Green City Solutions wins international Green Alley Award : ODINE. Abgerufen am 14. März 2018 (en-US).
  22. Angelika Schöttler: And the Green Buddy Award goes to… -GREEN BUDDY AWARD 2016 - Angelika Schöttler. Abgerufen am 14. März 2018.
  23. Meet the winners of Creative Business Cup 2016. In: Creative Business Cup. 22. November 2016 (creativebusinesscup.com [abgerufen am 14. März 2018]).
  24. EIT Digital Challenge Winners, abgerufen am 26. Dezember 2016.
  25. Chivas The Venture: Green City Solutions gewinnt das Finale - deutsche-startups.de. In: deutsche-startups.de. 30. Januar 2017 (deutsche-startups.de [abgerufen am 14. März 2018]).
  26. Global Urban Innovators - New Cities Summit 2017. In: New Cities Summit 2017. (newcitiessummit2017.org [abgerufen am 14. März 2018]).
  27. Immobilien Manager Verlag IMV GmbH & Co. KG, Rudolf Müller Mediengruppe, Köln: Premiere des Proptech Innovation Awards. Abgerufen am 14. März 2018.
  28. Lösungen - Green City Solutions. In: Green City Solutions. (greencitysolutions.de [abgerufen am 14. März 2018]).
  29. Lösungen - Green City Solutions. In: Green City Solutions. (greencitysolutions.de [abgerufen am 14. März 2018]).
  30. Angabe des Herstellers in "Green City Solutions_ CityTree_ Praesentation_ Project book.pdf" gesichtet 25. Mai 2017.
  31. Homepage von GCT zur Beschreibung des City Tree
  32. Homepage des ILK, Dresden.
  33. Proef met CityTrees loopt uit op mislukking, auf www.parool.nl; abgerufen am 12. Januar 2020.
  34. TNO 2019 R10497 The impact of City Trees on air quality in the Valkenburgerstraat (Amsterdam), abgerufen am 12. Januar 2020.
  35. Vera Demuth: "Nicht tot, nur gelblich": City-Tree-Entwickler kündigt Nachsteuerungen an, aus Stadtspiegel Bochum / Wattenscheid, 28. April 2018.


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