Corps Silingia Breslau zu Köln
Das Corps Silingia Breslau zu Köln ist eine Studentenverbindung am Hochschulort Köln. Es ist Mitglied im Weinheimer Senioren-Convent (WSC) und bildet gemeinsam mit dem Corps Franco-Guestphalia den Senioren-Convent zu Köln und Bonn. Die Angehörigen des Corps werden „Silingen“ genannt.
Couleur[Bearbeiten]
Das Corpsburschenband hat die Farben „Blau-Gold-Weiß“ mit schwarzer Perkussion, das Fuchsenband die Farben „Blau-Gold“ mit schwarzer Perkussion. Es wird eine blaue Mütze im Format einer Schülermütze getragen.
Geschichte[Bearbeiten]
Das Corps Silingia Breslau zu Köln[1][2] findet seinen Ursprung in Schlesien. Am 13. Juni 1877 konstituierte sich in der schlesischen Hauptstadt die Reformburschenschaft Silingia Breslau. Ihren Namen leitete diese von dem ehemals in diesem Gebiet ansässigen, oft als recht wehrhaft beschriebenen Vandalenstamm der Silingen ab.
Aus verschiedenen Gründen war die anfangs erblühende Reformburschenschaft alsbald gezwungen, ihre Unabhängigkeit aufzugeben und sich einem starken „Partner“ anzuschließen. Diesen fand sie 1899 in der Landsmannschaft Silingia Breslau. Ursprung dieser Verbindung war der sogenannte „Oppelner Abend“, den Studenten der Universität Breslau am 18. Juni 1888 in der südlich von Breslau gelegenen Kleinstadt gegründet hatten. Dieser stellte zuerst nur ein relativ loses, stammtischartiges Zusammenkommen Gleichgesinnter dar, gab sich jedoch dann die gefestigte, verbindungsstudentische Form einer Landsmannschaft, der später der harte Kern der ehemaligen Reformburschenschaft beitreten sollte.
Auch die freie Landsmannschaft konnte ihre absolute Autonomie und Unabhängigkeit von anderen Verbindungen nicht auf Dauer aufrechterhalten. So trat sie 1912 nach einem Jahr Renoncenzeit nunmehr als Corps dem sogenannten Rudolstädter Senioren-Convent bei, der einen Verband von Corps darstellte, die vorrangig an tierärztlichen Hochschulen vertreten waren. Das Corps erfuhr nunmehr eine absolute Blütezeit und erwarb sich einen nennenswerten Ruf [3].
Nach dem Ersten Weltkrieg, an dem die gesamte Aktivitas teilgenommen hatte, fanden sich die Übriggebliebenen wieder zusammen und bemühten sich, die Folgezeit des großen Krieges zu überstehen. So waren zum Beispiel viele der Breslauer Studenten in den Reihen der Freikorps der Nachkriegsjahre beteiligt. Besonders schwer war für die Verbindungen die Inflationszeit, da sich viele Korporationen ohne eine finanzielle Opfer bringende Altherrenschaft nicht durch Idealismus und Optimismus alleine halten konnten.
Diese Umstände trugen dazu bei, dass insbesondere in dieser Zeit viele Verbindungen aufhörten zu existieren. Die Silingia konnte sich dieses Schicksals erwehren, verschmolz jedoch 1930 mit dem Corps Lugia Breslau [4] (gegründet am 22. Oktober 1892).
Corps Montania Breslau[Bearbeiten]
Dieser Verschmelzung folgte bereits am 4. November 1933 der Zusammenschluss mit dem Corps Montania Breslau im Weinheimer Senioren-Convent (WSC) zum Corps Montania-Silingia Breslau und damit die Aufnahme in den WSC. Am 17. Juni 1934 nahm Montania-Silingia den Namen Corps Silingia Breslau an.
Zweiter Weltkrieg[Bearbeiten]
Unter dem Druck des nationalsozialistischen Regimes löste sich der Weinheimer Senioren-Convent 1935 auf. Durch die „Kameradschaft Siling“ wurde versucht die Tradition der Silingia während des Krieges weiterzuführen. Die Kameradschaft Siling war die einzige Kameradschaft in Deutschland, die den Namen der Korporation weiterführte, aus der die Altherrenschaft hervorgegangen war. Die Corps Frisia und Neofranconia traten später dieser Kameradschaft bei, jedoch stellten die alten Silingen etwas über 50% der damailigen ungefähr 210 Köpfe zählenden Altherrenschaft. Das Breslauer Corpshaus wurde bei der Erstürmung Breslaus durch die Rote Armee vollkommen zerstört.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs fanden sich die Silingen etwa ab Mitte 1948 wieder zusammen. Damaliger Dreh- und Angelpunkt war Frankfurt am Main. Doch war die Silingia nach wie vor stark geschwächt und nunmehr heimatlos, ohne Verankerung in Form von Haus, Grundbesitz und Hochschule. In dieser Situation kam es zu einer kurzfristigen Verschmelzung mit dem Corps Normannia-Marburg, die jedoch aufgrund unvorhergesehener Probleme alsbald wieder in beiderseitigem Einverständnis gelöst wurde.
Corps Baltia Berlin[Bearbeiten]
Erst das Jahr 1954 brachte eine entscheidende Wendung mit sich. Zuerst trat die Verschmelzung mit dem Altherrenschaftsverband des Corps Baltia Berlin [5] am 1. Januar jenes Jahres in Kraft. Gleich der Silingia blickte auch dieses Corps auf eine lange Tradition zurück, da es am 17. Februar 1877 als „Verein Grauer Klosteraner“ an der Universität zu Berlin konstituiert wurde. (Das Berlinisches Gymnasium zum Grauen Kloster war die herausragendste Elite-Schule Berlins). Dieser bedeutenden Historie entsprechend wurde der Stiftungstag der Baltia von der Silingia übernommen, so dass heute noch sowohl am 17. Februar als auch am 13. Juni gefeiert wird.
Rekonstitution in Köln[Bearbeiten]
Im gleichen Jahre rekonstituierte die nunmehr gestärkte Silingia an der Universität zu Köln. Stützungsburschen wurden von den Corps Franco-Guestphalia, Rheno-Nicaria Mannheim und Hermunduria Leipzig gestellt. Man mietete eine Corpsetage auf den Kölner Ringen und paukte sich in den örtlichen Waffenring ein. Kurze Zeit später wurde eine repräsentative denkmalgeschützte Villa in Nähe von Universität/Uniklinik erworben, nach corpsstudentischen Bedürfnissen zu einem Corpshaus und Studentenwohnheim umgebaut und auf den Namen „Silinghaus“.[6] getauft. Das Corpshaus verfügt über den größten privat genutzten Garten im gesamten Stadtteil Lindenthal. Das Corps besteht derzeit aus rund 100 Alten Herren und 20 Aktiven/Inaktiven der verschiedensten Kölner Hochschulen und Fakultäten.
Verhältnisse[Bearbeiten]
Freundschaftsverhältnisse bestehen mit folgenden Corps:
- Corps Hermunduria Leipzig zu Mannheim-Heidelberg
- Corps Saxo-Thuringia München
Bekannte Silingen[Bearbeiten]
- Karl Drescher (1864–1928), Professor für Germanistik, wissenschaftlicher Leiter der Kommission zur Herausgabe der Werke Martin Luthers
- Abraham Esau (1884–1955) − Rundfunkpionier, Erfinder des UKW-Senders; Rektor der Universität Jena; von 1939 bis 1945 Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin, von 1934 bis 1945 Stiftungskommissar der Carl-Zeiss-Stiftung
- Wilhelm Esser (1878–1932), Eisenhüttenmann, Vorstandsmitglied der Rheinischen Stahlwerke und der Vereinigten Stahlwerke
- Klaus Hänsch (* 1938) − MdEP; ehemaliger Präsident des Europaparlaments und SPD Mitglied[7]
- Karl Lorenz (1868–1931), Senatspräsident beim Reichsgericht
- Lutz Mackensen (1901–1992) − deutscher Sprachforscher und Lexikograph; Verfasser eines deutschen Wörterbuches, das oft einfach als Mackensen bezeichnet wird und als Konkurrenz zum Duden über 1 Million mal verkauft wurde
- Kurt Priemel (1880–1959), Direktor des Frankfurter Zoos
- Johann Puppe (1882–nach 1937), Walzwerktechniker
- Otto Ulmer (1890–1946), Landrat in Marienwerder, Direktor der Berliner Verkehrsbetriebe
- Bruno Wehnert (1875–nach 1952), Pädagoge, Religions- und Sprachwissenschaftler
- Max Weidner (1859–1933), Alternativmediziner
- Hans Zehrer (1899–1966) − deutscher Journalist; ehemaliger Chefredakteur der Zeitung Die Welt, Träger des großen Bundesverdienstkreuzes und Weggefährte von Axel Springer.[8] [9]
Träger der Klinggräff-Medaille[Bearbeiten]
Mit der Klinggräff-Medaille des Stiftervereins Alter Corpsstudenten wurde ausgezeichnet:
- Lothar März (1996)
Literatur[Bearbeiten]
- Michael Doeberl (Hg.): Das akademische Deutschland, Bd. 2: Die deutschen Hochschulen und ihre akademischen Bürger, Berlin 1931, S. 622, 692.
- Paulgerhard Gladen: Die Kösener und Weinheimer Corps: Ihre Darstellung in Einzelchroniken. 1. Auflage. WJK-Verlag, Hilden 2007, ISBN 978-3-933892-24-9, S. 281–282.
- Georg Bednarski von Liß: Gekappte Wurzeln; S. 155 ff.
- Ebbo Demant: Hans Zehrer als politischer Publizist , S. 11
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Wappen des Corps Silingia Breslau
- ↑ Geschichte des Corps Silingia
- ↑ Georg Bednarski von Liß: Gekappte Wurzeln. BoD – Books on Demand, 2003, ISBN 978-3-8330-0069-0 (google.com [abgerufen am 26. Mai 2016]).
- ↑ Wappen des Corps Lugia Breslau
- ↑ Wappen des Corps Baltia Berlin
- ↑ Silinghaus (Archivversion) (Memento vom 9. Oktober 2007 im Internet Archive)
- ↑ http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/spd-und-burschenschaften-einfluss-alter-herren-bis-in-den-parteivorstand-a-395684.html
- ↑ Erinnerungen an Hans Zehrer
- ↑ Ebbo Demant: Hans Zehrer als politischer Publizist. Hase und Koehler, 1971, S. , S. 11.
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