Design Dojo
Das Design Dojo ist ein Werkzeug im Umfeld der agilen Software-Entwicklung.
Im Kern handelt es sich um ein kritisches Review der Lösungsskizze eines Projektteams. Die Begrifflichkeit Design Dojo besteht aus zwei Teilen. Einmal "Design" und "Dojo" - wobei letzter an die japanische Kampfkunst angelehnt ist. Die Wortschöpfung bringt zum Ausdruck, dass der gewählte Lösungsansatz einem konstruktiven und zielführenden "Übungskampf" bestehen muss. Der Begriff Dojo beschreibt an dieser Stelle sowohl die Tätigkeit des "Übungskampfs" als auch den Termin als räumliche Zuordnung des Termins.
Hintergrund & Entstehung[Bearbeiten]
Vor allem in hoch regulierten, kritischen oder sehr komplexen Umgebungen kommen zu den rein technischen und fachlichen Anforderungen noch viele weitere Anspruchssteller hinzu. Zu nennen wären an dieser Stelle z.B. Facharchitektur, Datenschutz, Compliance, IT-Architektur, Betrieb, etc.. Experten der aufgeführten Disziplinen sind für die durchgeführten Design Dojos in der Regel zwingend erforderlich. Zusätzlich kann es je nach Projektkontext erforderlich sein weitere Experten hinzuziehen, z.B. Wettbewerbsrecht, Versicherungsrecht, oder ähnliches.
Gerade im agilen Projektkontext ist dem Entwicklungsteam ggf. nicht jeder dieser Anspruchsteller bekannt und geläufig. Im schlimmsten Fall werden die Anforderungen und Auflagen der betreffenden Stakeholder erst spät im Projektverlauf eingebunden. Dies hat zur Folge das ggf. Designentscheidungen aufgrund falscher oder nicht erlaubter Annahmen getroffen werden. Im Resultat kann dies zu gravierendem Mehraufwand bis hin zu Fehlentwicklungen führen. Um dieses Risiko möglichst zu minimieren aber auch den agilen Projektcharakter zu erhalten wurde das Design Dojo entwickelt.
Erdacht und erprobt wurde das Design Dojo im hochregulierten Versicherungsumfeld in Deutschland. Aufgrund verschiedenster interner als auch externer Anspruchsteller ist es dem Projektteam selbst nicht mehr möglich die komplexe Gesamtsituation an Regelwerken zu überblicken, geschweige denn selbständig in das Projekt einzubringen.
Pflichtteilnehmer | interne Vorgaben | externe Vorgaben |
---|---|---|
Facharchitektur | interne Zielbilder | Rechtliche Rahmenbedingungen für Versicherungsprodukte |
Datenschutz | interne Datenschutzvorgaben und Richtlinien | DSGVO und weitere gesetzliche Vorgaben |
Compliance | interne Compliance Vorgaben | verschiedenste rechtliche Vorgaben und Gesetze (z.B. Geldwäsche) |
IT-Architektur | interne Zielbilder und Architekturvorgaben | Herstellervorgaben (z.B. im Bereich von Standardsoftware) |
Schematischer Ablauf[Bearbeiten]
Im Design Dojo Termin wird die geplante Lösung mit verschiedenen Aspekten hinterfragt und im Sinn eines Sparrings diskutiert. Ziel ist es, frühzeitig mögliche Risiken zu identifizieren und Hinweise in Richtung der weiteren Lösungserarbeitung zu geben. Das Design-Dojo wird vom Agile Master eines agilen Entwicklungsteams (oder vom Projektleiter im klassischen Projekt) relativ kurzfristig nach Start des Projekts (z.B. Ende von Sprint 0) organisiert. Je nach Komplexität kann die initiale Lösungsfindung auch mehr Zeit in Anspruch nehmen. Ganz im agilen Sinne entscheidet das Projektteam den Zeitpunkt an dem die Lösung dem konstruktiven Sparring gegenübertreten kann.
Das Design Dojo kann als virtuell oder als Präsenzveranstaltung durchgeführt werden.
Um ein effektives Design Dojo durchführen zu können muss das Team bereits einen groben Lösungsvorschlag zur Hand haben und sich über die wesentlichen Fragestellungen im Klaren sein. Das Design Dojo wird früh im Projekt - vor Start der eigentlichen Implementierung - durchgeführt - Es ist definitiv keine Abnahmeveranstaltung nach erfolgter Implementierung.
Vor Durchführung soll das Team bereits ein gutes Bild haben, was umgesetzt werden soll und wie - in der Regel wird das z.B. in SCRUM Refinements erarbeitet.
Das Projektteam bringt daher in den Termin die folgenden Informationen bzw. Ergebnistypen in einer ersten groben Form mit (vollständige Erstellung passiert im Projekt):
- Fachliche Lösung für die gestellten Anforderungen (z.B. betroffene Fachprozesse, Produkte, Anwendungen , Organisationen..)
- Architekturüberblick und Systemkontext (Welche Systeme anzupassen/einzuführen, welche Schnittstellen/Informationsflüsse, welche Technologien..)
- Erste Einschätzung in Richtung Wesentlichkeit der IT Änderung und Datenschutz mit den relevanten Checklisten
Diese groben Artefakte können elektronisch oder auch im Papierformat vorgelegt werden, sind jedoch im Nachgang im Ergebnisprotokoll zu verlinken bzw. für eine spätere Systemdokumentation festzuhalten.
Typischerweise kommt die folgende Agenda zum Einsatz (jeweils Vorstellung durch Projekt-Team, dann Fragen und Diskussion):
- Projektauftrag
- Fachliche Lösungsskizze mit geänderten Organisationen/Prozessen/ Konzepte
- Technische Lösungsskizze mit beteiligten Systemen
- Diskussion der Wesentlichkeit der IT Änderung und der Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb (ggf. notwendige Involvierung der fachlichen und technischen Systemverantwortlichen)
- Diskussion Änderungen an der Datenverarbeitung bzw. Relevanz Datenschutz 6. Diskussion möglicher Folgemaßnahmen
Vom Zeitrahmen sollten ca. 2-3h ausreichend sein. Ziel ist es nicht in die Detailklärung abzusteigen, sondern die groben Anforderungen und Folgeaktivitäten zu identifizieren. Moderne Moderationstechniken wie z.B. Timeboxing können an dieser Stelle hilfreich sein. Möglicherweise kann es auch hilfreich sein das Design Dojo durch einen neutralen Moderator leiten zu lassen. Die Entscheidung und Notwendigkeit wird durch das jeweilige Projektteam entschieden.
Anmerkung: Die von den Experten gestellten Fragen orientieren sich oftmals an Checklisten.
Zum Ende des Design Dojos werden weitere Anforderungen an das Projekt gemeinsam definiert und Folgeaktivitäten vereinbart. Bevor ein Projekt produktiv gestellt wird, werden die vereinbarten Anforderungen und Folgeaktivitäten hinsichtlich ihrer Umsetzung geprüft und abgenommen.
Besonderheiten[Bearbeiten]
In sehr komplexen und/oder umfangreichen Projekten kann es zu mehreren Design Dojos kommen. Hierbei wird das gesamte Projektvorhaben in einzelne Iterationen gegliedert. Nach Bedarf werden weitere Design Dojos durch das Projektteam eingerichtet.
Wesentliche Änderungen im Lösungsansatz können zu einem erneuten Design Dojo führen. Aufgrund geänderter Vorgaben (Zeit, Budget und technische Limitierungen) ist dies in der Realität keine Seltenheit.
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