Die Gitarre und Gitarristen in Katalonien
Die Gitarre hat eine lange und abwechslungsreiche Tradition in Katalonien. Der am aragonesischen Hof in Neapel wirkende franko-flämische Komponist und Musiktheoretiker Johannes Tinctoris vermutet in seiner Schrift De inventione et usu musicae aus dem Jahr 1484 den Ursprung der viersaitigen Renaissancegitarre in Katalonien.[1] Die von ihm beschriebenen Instrumente gleichen jedoch noch eher einer Laute beziehungsweise der sogenannten „Guitarra morisca“, der maurischen Gitarre.[1]
Joan Carles i Amat[Bearbeiten]
Den ersten in Spanien gedruckten Traktat über die fünfchörige Gitarre veröffentlichte der katalanische Arzt, Autor und Amateur-Gitarrist Joan Carles i Amat in spanischer Sprache im Jahr 1596 in Barcelona;[2] die erste erhaltene Kopie dieses Werkes datiert aus dem Jahre 1627[3] und trägt den Titel Guitarra española de cinco ordenes, la qual enseña de templar y tañer rasgado […]. Spätere Auflagen waren zweisprachig (spanisch und katalanisch) und behandelten auch die Bandola, ein Zupfinstrument mit der Intervallstimmung der Renaissancelaute.
Verdrängung und Reetablierung[Bearbeiten]
Im 17. Jahrhundert wurde die Gitarre über Katalonien hinaus in Gesamtspanien und auch in Italien zu einem großen Teil in die populäre Musik und in die Volksmusik abgedrängt.[4] In anspruchsvollen Kompositionen wurde sie durch die viola de mà, die Vihuela ersetzt. Im späten 18. und im beginnenden 19. Jahrhundert konnte Miguel García, auch Padre Basilio genannt, von Madrid ausgehend das Instrument wieder in der Aristokratie der iberischen Halbinsel als Instrument verwurzeln.[5][4] Die eigentliche Reetablierung erfolgte durch die García-Schüler Fernando Sor[2][5][4] und Dionisio Aguado,[4] in Italien durch Mauro Giuliani[4] und in Madrid durch Luigi Boccherini.[4] Fernando Sor hatte seine Gran método de guitarra 1830 in Paris veröffentlicht.[2][5] Er gilt in der Musik als Vertreter der katalanischen Romantik und wird insbesondere für seine Gitarrenkompositionen hoch geschätzt.[5]
Katalanische Gitarristenschule[Bearbeiten]
Der Gründer der von Barcelona ausgehenden Katalanischen Gitarristenschule oder Neuen spanischen Gitarristenschule, wie sie weniger spezifisch auch genannt wird, war der Valencianer Francesc Tàrrega.[5][4] Tàrrega wirkte lange Zeit in Barcelona.[5] Er hatte den klassischen Stil seiner Vorgänger Fernando Sor und Mauro Giuliani zu einer gänzlich neuen Gitarrentechnik und -kultur mit wirkungsvolleren Ausdrucksmöglichkeiten des Instrumentes weiterentwickelt.[5] Miquel Llobet, Emili Pujol und Gracià Tarragó führten diese Gitarrentradition in Barcelona weiter.[2][4] Pujol strukturierte und perfektionierte die Schule von Tàrrega, indem er ab 1934 die Methode Escuela razonada de la guitarra in fünf Bänden veröffentlichte.
Aktuell wird diese Schule von Gitarristen wie dem Pujol-Schüler Carles Trepat, den Tarragó-Schülern Jaume Torrent und Jordi Codina sowie dem Enkelschüler von Llobet und Tarragó Josep Maria Mangado weiter gepflegt.[2] Mangado forscht darüber hinaus zum Thema „Die Gitarre in Katalonien“ und veröffentlichte 1998 das Buch La Guitarra en Cataluña, 1769–1939.[6]
Literatur[Bearbeiten]
- Guitarra. In: Gran Enciclopèdia Catalana. Abgerufen am 28. Dezember 2019 (català).
- Guitarra. In: Gran Enciclopèdia de la Música. Abgerufen am 28. Dezember 2019 (català).
- Generalitat de Catalunya – Culturcat (Webarchive): Catalan musicians (19th Century AC – 20th Century AC). 2013, abgerufen am 21. Januar 2019 (english, dort ein Abschnitt über die katalanische Gitarristenschule).
- Goethe-Universität Frankfurt – Institut für Katalanistik: Katalanische Musik und Musiker. Abgerufen am 28. Dezember 2019.
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ 1,0 1,1 Johannes Tinctoris. In: Willi Apel: The Harvard Dictionary of Music. Harvard University Press, 2003, ISBN 978-0-674-01163-2, S. 368.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Generalitat de Catalunya – Culturcat: Catalan musicians.
- ↑ BNE Biblioteca Nacional de España: Quellenbeschreibung der Ausgabe von 1627 und Link zum Digitalisat (spanisch).
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 4,6 4,7 Guitarra. In: Gran Enciclopèdia Catalana.
- ↑ 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 5,6 Goethe-Universität Frankfurt: Katalanische Musik und Musiker.
- ↑ Festival de guitarra de Petrer: Josep María Mangado Artigas. In: hemeroteca.guitarrapetrer.com. Abgerufen am 28. Dezember 2019 (español).
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