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Entwicklungsprozess des 3. Nationalparks in Bayern

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Der Entwicklungsprozess des 3. Nationalparks in Bayern (intern auch np3) ist ein politischer Diskurs und Ausweisungsprozess zur Schaffung eines dritten Nationalparks in Bayern neben dem Nationalpark Bayerischer Wald und dem Nationalpark Berchtesgaden.

Entwicklung[Bearbeiten]

Nationalparks in Bayern[Bearbeiten]

Der Böhmerwald im Frühling

In Bayern existieren bislang zwei Nationalparks: im Bayerischen Wald und in den Berchtesgadener Alpen. Beide wurden in den 1970er-Jahren ausgewiesen.[1]

Der Bayerische Wald war 1970 der erste Nationalpark Deutschlands. Er wurde fast dreißig Jahre nach seiner Ausweisung 1997 in seiner Fläche erweitert. Mit der Unterschutzstellung des Böhmerwalds in Tschechien als Biosphärenreservat Šumava entstand hier ein de fakto grenzüberschreitender Nationalpark in einem der größten zusammenhängenden Waldgebiete Europas. Verschiedene Waldformen von Bergfichten-, Bergmisch-, Schlucht- und Hangmischwälder, zusammen mit Hochmooren und kleinen Bächen machen den Nationalpark aus. Der Gesamtwaldanteil beträgt 98% der Fläche.[2]

Auch wenn die Bayrische Landesregierung stärker die Interessen des Freistaates im Blick hat, wurde damit ein Teil des erklärten Zieles der Bundesregierung erreicht, auf zwei Prozent der deutschen Landesfläche natürliche Prozesse unbeeinflusst von menschlichen Eingriffen zu erlauben.

Debatte um den Steigerwald[Bearbeiten]

Schon 2014 machte Ministerpräsident Seehofer klar: Einen Nationalpark im Steigerwald soll es nicht geben. Zusammen mit Umweltministerin Ulrike Scharf, Agrarminister Helmut Brunner und den drei Landräten der Fränkischen Region, Johann Kalb (Bamberg), Florian Töpper (Schweinfurt) und Wilhelm Schneider (Haßberge), teilte Seehofer mit, dass es keinen Nationalpark in Franken geben wird, stattdessen solle die Ernennung zum Unesco-Weltnaturerbe (Biosphärenreservat) angestrebt werden.[3]

Die Politiker beschlossen zudem, dass das umstrittene Naturschutzgebiet "Der Hohe Buchene Wald" mit einer Größe von 775 Hektar im Februar 2015 aufgehoben wird. Dies geschah dann auch.

Bayerischer Ministerrat und Landtag[Bearbeiten]

Auf seiner Klausurtagung beschloss der bayerische Ministerrat im Juli 2016, einen dritten Nationalpark auszuweisen.[4] Minsterpräsident Seehofer sagte zu, dieser dritte Nationalpark werde nicht gegen den Willen der Bevölkerung in der jeweiligen Region kommen.[5] Einen Nationalpark im Steigerwald schloss er kategorisch aus. Als Eckpunkte nannte er, dass es sich um Staatswald handeln solle und der Park, wenn möglich, grenzüberschreitend sein soll.[6] Seehofer hat im April 2017 angekündigt, dass er bis Ende Juli 2017 eine Entscheidung dazu treffen will, wo der dritte Nationalpark eingerichtet wird.[7]

Der Umweltausschusses des Bayerischen Landtags befürwortete im März 2017 mit großer Mehrheit die Einrichtung eines dritten Nationalparks in Bayern.[8]

Suche[Bearbeiten]

Die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) leitet den fachlichen und politischen Ausweisungsprozess

Umweltministerin Ulrike Scharf führt seit Februar 2017 den Prozess der Staatskanzlei zur Suche.[5] Intern wird der Prozess als "np3" bezeichnet.[9] Spessart und Steigerwald zählen als Favoriten bei der Ausweisung. Weiterhin werden das oberbayerisch-schwäbische Ammergebirge, Isar- wie Donauauen oder die Rhön als Kandidaten gehandelt.

Die bayrischen Landratsämter in den in Frage kommenden Regionen wurden von der Staatskanzlei angewiesen, sich in der Angelegenheit nicht zu äußern.

Interessensgruppen[Bearbeiten]

Bewohner[Bearbeiten]

Die Bewohner der Gebiete, in denen möglicherweise ein Nationalpark ausgewiesen wird, sind meist geteilter Meinung. Im Spessart und im Steigerwald gründeten sich Initiativen sowohl für wie gegen einen Nationalpark an dem jeweiligen Standort.

Naturschutzverbände[Bearbeiten]

Hubert Weiger, Vorsitzender des BN-Bayern, setzt sich für den Nationalpark Steigerwald ein (Bild 2009)

Alle großen Naturschutzverbände wie der Bund Naturschutz (BUND), der DBV (NABU) und der WWF begrüßten die Entscheidung für einen dritten Nationalpark in Bayern. Obwohl die bayerischen Wälder stark von der Buche geprägt sind, gibt es in Bayern derzeit noch keinen Buchenwald-Nationalpark. Um der internationalen Verantwortung Deutschlands gerecht zu werden, müssten nach dem WWF Buchenwaldgebiete wie der Spessart oder der Steigerwald im Suchprozess besonders berücksichtigt werden.[10]

Waldbesitzer[Bearbeiten]

Bayerns Waldbesitzer lehnen einen dritten Nationalpark im Freistaat als "nicht zielführend" ab. Der Nationalpark wird jedoch ausschließlich auf Staatswaldflächen ausgewiesen. Dennoch betonte der Bayerische Waldbesitzerverband, wichtig sei die Interessen der Betroffenen zu berücksichtigen.[11]

Gebiete[Bearbeiten]

Spessart[Bearbeiten]

Typische Spessartlandschaft mit bewaldeten Hängen und Wiesentälern (Weihersgrund)

Natur[Bearbeiten]

Der Spessart ist ein Mittelgebirge. In einem Teil besteht ein mit geringem Schutzstatus versehener Naturpark Spessart an der Nahtstelle der Landkreise Aschaffenburg, Main-Spessart und Miltenberg. Hier liegen einige der ältesten Laubwälder Bayerns. Zur Debatte steht weitläufiger Staatswald (kein Privat- oder Gemeindewald) auf etwa sechs Prozent der Fläche des Bayerischen Spessarts.

Politik[Bearbeiten]

Ministerin Scharf favorisiert den Spessart als Nationalparkgebiet. Sie kündigte eine Nationalpark-Studie an und legte ein Szenario vor, nachdem der Nationalpark Spessart eine Fläche von 10 900 Hektar hätte.

Forstwissenschaftler und Naturschützer kritisieren teilweise diesen Vorschlag wegen der möglichen Lage des Großschutzgebietes. Nach einer Karte, die Ministerin Scharf anlässlich eines Besuchs in Aschaffenburg veröffentlichte, würde die Bundesautobahn 3 mitten durch den künftigen Nationalpark führen. Damit wäre der Nationalpark Spessart das erste Großschutzgebiet in Deutschland, das von einer Autobahn durchtrennt würde.[12]

Steigerwald[Bearbeiten]

Blick vom Zabelstein nach Norden über das Schweinfurter Becken

Natur[Bearbeiten]

Der Steigerwald zeichnet sich durch eine großen Bestand an Rotbuchen aus. Diskutiert wird über 11.000 Hektar im nördlichen Steigerwald zwischen Ebrach, Gerolzhofen und Eltmann, wo auf großen Bereichen die Laubwälder überwiegend in einem ökologisch hochwertigen Zustand sind. 

Politik[Bearbeiten]

Teile der Bevölkerung und die Umweltverbände fordern, einen ersten fränkischen Nationalpark auszuweisen. Laut Emnid-Umfrage im Auftrag mehrerer Umweltorganisationen befürwortet eine klare Mehrheit von 64 beziehungsweise knapp 70 Prozent der Bevölkerung die Nationalpark-Pläne.

Ministerpräsident Seehofer stellte bereits im Juli 2016 klar, dass der Steigerwald nicht in Frage komme. Markus Ganserer (MdL Grüne) hielt dies eine „absolut unverständliche“ Entscheidung. Auch BUND-Präsident Hubert Weiger und der Verein Nationalpark Nordsteigerwald stellten diese Vorabentscheidung infrage.[13]

Der Verein Nationalpark Nordsteigerwald, der Freundeskreis Nationalpark Steigerwald und der Bund Naturschutz (BN) werben zusammen für den Standort. Dagegen setzt sich der Verein Unser Steigerwald und Innenstaatssekretär Gerhard Eck (CSU) stark gegen einen Nationalpark ein.[3]

Ammergebirge[Bearbeiten]

Der Hohe Straußberg (1934 m) vom Tegelberg

Nationalparksuchraum gibt die Initiative Nationalpark Ammergebirge mit 23.000 ha an. Der Erweiterungsteil im Wetterstein ist etwa 6.800 ha groß. Wenn Österreich das Gebirgsmassiv um die Geierköpfe mit einbringen würde, wäre ein grenzüberschreitender Nationalpark möglich.

Natur[Bearbeiten]

Während die Wälder im Spessart und im Steigerwald überwiegend von der Buche geprägt sind, überwiegen im Ammergebirge die Bergmischwälder.

Politik[Bearbeiten]

Im Ammergebirge setzt sich ein Förderverein stark für die Schaffung eines Nationalparkes ein.

Isar- und Donauauen[Bearbeiten]

In Frage kommen die Donauauen zwischen der Lechmündung, Neuburg an der Donau, Ingolstadt und Kelheim. In Österreich existiert seit den 1990er Jahren der Nationalpark Donau-Auen östlich von Wien.

Rhön[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Weitere Nationalparke für Deutschland?! Argumente und Hintergründe mit Blick auf die aktuelle Diskussion um die Ausweisung von Nationalparken in Deutschland. Bundesamt für Naturschutz, April 2013 [1]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Rudolf Erhard, Bayerischer Rundfunk: Dritter Nationalpark: Landtag tendiert zu Spessart oder Steigerwald | BR.de. 16. März 2017 (br.de [abgerufen am 14. Juni 2017]).
  2. BfN: ID 046 - Bayerischer Wald, BY. Abgerufen am 15. Juni 2017.
  3. 3,0 3,1 Mike Szymanski, Christian Sebald: Seehofer beendet Nationalpark-Pläne. In: sueddeutsche.de. 18. November 2014, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 15. Juni 2017]).
  4. MdL Thomas Mütze - GastbeitragDritter Nationalpark in Bayern: "Naturerbe sollte uns 10.000 Hektar wert sein", Focus, 9. März 2017
  5. 5,0 5,1 Christian Sebald: Dritter Nationalpark in Bayern: Die Rhön rückt auf. In: sueddeutsche.de. 17. März 2017, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 14. Juni 2017]).
  6. Mehr Wildnis: Bayern will dritten Nationalpark. 4. August 2016 (wildnisindeutschland.de [abgerufen am 15. Juni 2017]).
  7. Seehofer will bis Ende Juli über dritten Nationalpark entscheiden, Passauer Neue Presse, 9. April 2017
  8. Dritter Nationalpark: Landtag tendiert zu Spessart oder Steigerwald, br.de, 19. März 2017
  9. nordbayern.de, Nürnberg, Germany: Dritter Nationalpark in Bayern: Spessart ist Favorit - Region - nordbayern.de. Abgerufen am 14. Juni 2017 (deutsch).
  10. Dritter Nationalpark in Bayern. 14. Juni 2017 (wwf.de [abgerufen am 14. Juni 2017]).
  11. Passauer Neue Presse: Waldbesitzer lehnen dritten Nationalpark in Bayern ab. In: Bayern - Oberbayern - Niederbayern - Zeitung - Nachrichten. (pnp.de [abgerufen am 14. Juni 2017]).
  12. Christian Sebald: Umweltministerin plant Nationalpark im Spessart - samt Autobahn. In: sueddeutsche.de. 10. Februar 2017, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 14. Juni 2017]).
  13. Michael Kubitza und Angela Neulinger, Bayerischer Rundfunk: Nationalpark-Kandidaten: Jetzt sind es fünf | BR.de. 3. April 2017 (br.de [abgerufen am 14. Juni 2017]).


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