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Erstarrungskonzept

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Redaktion Medizin
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Das Erstarrungskonzept oder Somatoemotionales Erstarrungskonzept ist ein manualmedizinisches Modell, das segmentale Dysfunktionen (Blockierungen) als Ergebnis eines angeborenen Schutzreflexes (Schreckstarre oder tonische Immobilität) erklärt. Das Erstarrungskonzept wurde gemeinsam von den Manualmedizinern Michael Fleischhauer und Cornelia-Alexandra Krebs unter Bezugnahme auf Erkenntnisse der Hirn- und Verhaltensforschung, der Psychologie sowie der Neurophysiologie entwickelt.[1]

Wirkungsweise der Entstehung chronischer Schmerzen[Bearbeiten]

Das Erstarrungskonzept beruht auf Forschungen aus den Bereichen Manualmedizin, Hirn- und Verhaltensforschung, Psychologie sowie der Neurophysiologie. Es versteht sich dabei als interdisziplinäres Modell. Nachfolgend ist die Wirkungsweise der Entstehung chronischer Schmerzen nach dem Erstarrungskonzept als sogenanntes Verkettungssyndrom dargestellt.[1]

Potenzielle Auslöser von Verkettungssyndromen können beispielsweise Unfälle oder Misshandlungen sein. Diese führen zu physischen Schmerzen, psychischem Stress oder einer Kombination aus beidem.[2]

Alle aufgenommenen Reize durchlaufen vor der bewussten Verarbeitung die emotionalen Zentren des Gehirns. Dies ist für Menschen überlebenswichtig, um in lebensbedrohlichen Situationen schnell reagieren zu können (Ultima Ratio bei Ausweglosigkeit). Die wichtigsten Hirnareale sind in diesem Zusammenhang der Hippocampus, die Amygdala und der cinguläre Cortex.[3]

Die Reize aktivieren die WDR-Neuronen in der Tiefe des Rückenmark-Hinterhorns. Wird bei den WDR-Neuronen eine Reizschwelle überschritten, so lösen diese breitflächige, unspezifische Verspannungen in der Skelettmuskulatur und der Eingeweidemuskulatur aus. Bei länger anhaltender Anspannung erzeugen sie entzündliche, schmerzhafte Reaktionen an den sehnigen Ansätzen der verspannten Muskulatur, wie etwa beim „Tennisarm“. Auf diese Weise beeinflussen die WDR-Neuronen den gesamten Organismus.[4]

Die Schmerzen an den betroffenen Stellen dienen häufig als Auslöser weiterer WDR-Aktivitäten (positive Rückkopplung). So wird der Schmerz selbst eigener Stressor und unterhält sich selbst. Chronische Schmerzpatienten leiden unter diesem „Teufelskreis“, der oft Jahrzehnte lang anhält.[4]

Die auftretenden Schmerzen infolge der WDR-Aktivitäten sind keinesfalls regional begrenzt. Chronische, myofasziale Schmerzen ziehen sich oft in Ketten durch den Körper. Zum Beispiel kann eine alte Fußverletzung langfristig Kopfschmerzen verursachen.[5]

Typische Symptome[Bearbeiten]

Die durch die Aktivität der WDR-Neuronen verursachten Verspannungen lösen eine Reihe typischer Symptome bei betroffenen Menschen aus. Dazu gehört vor allem die Minderbeweglichkeit sonst beweglicher Strukturen wie zum Beispiel Wirbel- oder Extremitätengelenke. Weiterhin nimmt die Spannung in den Weichteilen (Myofaszien) zu und es treten Stauungsphänomene (Ödeme) auf. Häufig sind auch innere Organe sowie das Hormon- und Immunsystem von den WDR-Aktivitäten betroffen.[6]

Im Gegensatz zu klassischen Therapien beruht das Erstarrungskonzept wesentlich auf der Feststellung, dass Spannungen nicht nur dort auftreten, wo ein Mensch chronische Schmerzen verspürt. Vielmehr treten sie auch in ganz anderen Körperregionen auf, zu denen - vom Schmerz ausgehend - keine bekannte neurophysiologische oder anatomische Beziehung besteht. Auch Jahrzehnte andauernde chronische Schmerzen, deren Qualität sich nur langsam verändert oder unverändert bleibt, können mithilfe der WDR-Neuronen-Aktivitäten durch das Erstarrungskonzept erklärt werden.[2]

Medizinische Bedeutung[Bearbeiten]

Studien zufolge leiden 75 % aller Berufstätigen in Deutschland mindestens einmal jährlich unter Rückenschmerzen.[7] Muskuloskelettale Schmerzen stellen mit 27 % den häufigsten Grund für Arbeitsunfähigkeitstage dar.[8] 85 % der Rückenschmerzen gehören zur Gruppe der „nicht-spezifischen Rückenschmerzen“, können also auch nicht kausal-spezifisch therapiert werden.[9] Weiterhin ist ein starker Anstieg psychischer Erkrankungen zu beobachten.[10] Auffällig ist hier, dass bei fast allen psychischen Erkrankungen gleichzeitig eine somatische Erkrankung vorliegt.[11] Dies verdeutlicht die Gefahr der Chronifizierung nicht-spezifischer Schmerzen bei Depression, Distress, Katastrophisierung, fear avoidance beliefs sowie Schon- und Vermeidungsverhalten.

Chronische Schmerzen verursachen hohe Kosten im deutschen Gesundheitssystem. So bildet die Behandlung chronischer Rückenschmerzen den größten Kostenfaktor der Rehabilitationsbehandlung in Deutschland.[2]

Viele herkömmliche therapeutische Verfahren zur Behandlung chronischer Schmerzen sind unwirksam. Beispielsweise sind Infiltrationen in Muskeln und Gelenke, Wärme- und Kälteanwendungen, Bettruhe, Bandagen, Mieder, Korsetts, Elektro- und Magnetfeldtherapie, Ultraschall, Bäder sowie Akupunktur nicht geeignet, um Rückenschmerzen nachhaltig zu lindern.[12]

Das Erstarrungskonzept wurde nicht zuletzt als Reaktion darauf entwickelt, dass bisherige Behandlungsmethoden bei chronischen Schmerzen oft wirkungslos bleiben. Zudem belegen immer mehr Untersuchungen, dass viele Operationen unwirksam sind und sogar weitere Folgebeschwerden verursachen können.[13] Angesichts der großen Diskrepanz zwischen der steigenden Zahl chronischer Schmerzpatienten, immer höheren Gesundheitskosten und der Unwirksamkeit vieler etablierter Behandlungsmöglichkeiten versucht das Erstarrungskonzept, einen alternativen, effektiven Weg zur Heilung aufzuzeigen.

Quellen[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 Michael Fleischhauer, Cornelia-Alexandra Krebs: Tonische Immobilität als häufige Ursache für funktionelle Störungen. In: Osteopathische Medizin. Band 15, Nr. 1, 1. März 2014, ISSN 1615-9071, S. 27–33, doi:10.1016/S1615-9071(14)60036-8 (sciencedirect.com [abgerufen am 21. August 2019]).
  2. 2,0 2,1 2,2 Michael Fleischhauer, Cornelia-Alexandra Krebs: Tonische Immobilität als häufi ge Ursache für funktionelle Störungen. (PDF) In: www.praxis-fleischhauer.de. Abgerufen am 21. August 2019.
  3. Gehirn. Abgerufen am 21. August 2019.
  4. 4,0 4,1 Dietger Mathias: Sportverletzungen und Schmerzabwehr. In: Fit von 1 bis Hundert: Ernährung und Bewegung Aktuelles medizinisches Wissen zur Gesundheit. Springer Berlin Heidelberg, Berlin, Heidelberg 2015, ISBN 978-3-662-44158-9, S. 100–100, doi:10.1007/978-3-662-44158-9_87.
  5. Stephan Biesenbach: Myofasciale Schmerzsyndrome. (PDF) In: www.dgmsm-ev.de. Abgerufen am 21. August 2019.
  6. Universimed Portal - View Fachthemen. Abgerufen am 21. August 2019.
  7. Deutscher Ärzteverlag GmbH, Redaktion Deutsches Ärzteblatt: Rückenschmerzen werden ein immer größeres Problem. 15. März 2018, abgerufen am 21. August 2019.
  8. Zahlen, Daten Fakten. (PDF) In: www.bkk-dachverband.de. BKK Dachverband, abgerufen am 21. August 2019.
  9. Martin Schwarze et al: Chronische Rückenschmerzen - Ab in die "Psycho-Ecke"? • allgemeinarzt-online. Abgerufen am 21. August 2019.
  10. Arbeitsunfähigkeit - Tage insgesamt der häufigsten Erkrankungen 2000 bis 2017. In: www.bptk.de. Abgerufen am 21. August 2019.
  11. Deutscher Ärzteverlag GmbH, Redaktion Deutsches Ärzteblatt: Inanspruchnahme des Versorgungssystems bei psychischen Erkrankungen. 22. November 2013, abgerufen am 21. August 2019.
  12. Programm für Nationale VersorgungsLeitlinien. (PDF) Abgerufen am 21. August 2019.
  13. Deutscher Ärzteverlag GmbH, Redaktion Deutsches Ärzteblatt: Initiative gegen überflüssige Operationen: Zweitgutachten per Fernberatung. 29. August 2011, abgerufen am 21. August 2019.


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