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Gösta Gantner

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Gösta Gantner (* 16. Juli 1979 in Darmstadt) ist ein deutscher Philosoph, Publizist und Kulturmanager.

Leben[Bearbeiten]

Gösta Gantner lebt in Darmstadt, ist verheiratet und Vater zweier Söhne. Als ältester von drei Brüdern wuchs er in Griesheim und im Fischbachtal/Odenwald auf. Er studierte Philosophie, Soziologie und Volkswirtschaftslehre an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg und promovierte bei Axel Honneth an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt/Main.

Parallel zum Studium wurde Gösta Gantner durch seine Tätigkeiten als Kulturmanager, u.a. die Gründung und Leitung des Nonstock- sowie des Datterich-Festival, zunächst in Darmstadt und Umgebung, später auch im Rahmen künstlerisch-wissenschaftlicher Symposien in Jena, bekannt. So arbeitete er u.a. für Kultur-Institutionen wie das Staatstheater Darmstadt oder JenaKultur und kooperierte wiederholt mit wissenschaftlichen Einrichtungen, etwa der Technischen Universität Darmstadt oder der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Als Philosoph arbeitet Gösta Gantner u.a. als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Ethik-Berater im Rahmen von Forschungsprojekten rund um die Entschlüsselung des Human-Genoms und die Pränatal-Diagnostik an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Rezipiert wird er u.a. als Spinoza- und Bloch-Spezialist, sowie in seiner Verbindung theoretisch-philosophischer und ethischer Konstrukte mit praktischen politischen und gesellschaftlichen Problemstellungen. So organisierte er Tagungen, hielt Vorträge und publizierte u.a. zu den Begrifflichkeiten Utopie und Zufall sowie zu Fragen nach wissenschaftsethischer Verantwortung oder einer gerechten Patentpolitik.

Philosophische Arbeit[Bearbeiten]

Unter dem Titel Möglichkeit – Über einen Grundbegriff der praktischen Philosophie und kritischen Gesellschaftstheorie umreißt Gösta Gantner die Grundkoordinaten seinen philosophischen Denkens und Handelns. In der Tradition der praktischen Philosophie geht es ihm stets um die Anwendung philosophischer Konstrukte im konkreten gesellschaftlichen und politischen Kontext. Mit dem Konstrukt der Möglichkeit skizziert er die philosophische Rezeptionsgeschichte eines Grundbegriffs der Philosophie seit Aristoteles und bestimmt dessen steig wiederkehrende Wirkmächtigkeit im Rahmen utopischer Gesellschaftsentwürfe. Die Pointe dieser Arbeit besteht allerdings in einer strukturellen Spiegelung der Denktradition der sog. Frankfurter Schule, dessen heute amtierender Direktor Axel Honneth der Doktorvater von Gösta Gantner ist: Obwohl die Begründer der Kritischen Theorie, insbesondere Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, dem Begriff der Möglichkeit skeptisch gegenüberstanden, bietet ihnen doch erst die grundsätzliche Möglichkeit des Denkens in politischen und gesellschaftlichen Alternativen die erste Grundlage und den urgeigenen Motor der eigenen Theorie.

Mit dieser Denkfigur findet Gösta Gantner einen philosophischen Ausweg aus der postmodernen Verzweiflung gegenüber den Folgen des von Jürgen Habermas als Projekt der Moderne beschriebenen zivilisatorischen Fortschritts: Trotz der moralischen Dilemmata, in denen sich die Philosophie und gerade die kritische Theorie spätestens seit dem Holocaust befindet, sind theoretisches Denken und praktisches Handeln diesseits des reinen Anspruchs einer dialektischen Aufklärung der Macht-Dispositive der Bewusstseinsindustrie und des militärisch-industriellen Komplexes möglich.

In seinem praktischen Handeln als Philosoph, Ethiker und Kulturmanager macht Gösta Gantner genau diese Grundüberzeugung zu seinem Kompass. Der Wert der philosophischen Konstrukte und Begriffe erweist sich in deren politischer und kultureller Anwendung: Ob in der ethischen Dimensionierung gentechnologischer Forschungsergebnisse und patentrechtlicher Entscheidungen, dem stetig wiederkehrenden Plädoyer für den „Vorschein des Utopischen“, gar die „Verantwortung von Utopie“, in der lebenspraktischen Übersetzung und Diskussion von Konstrukten wie „Müßiggang“ als „Arbeit im Postkapitalismus“ oder in klimapolitischen Debattenbeiträgen für ein neue Form des Argumentierens und Handelns - stets geht es in seinen Veröffentlichungen um die Anwendung philosophischer Diskurse, insbesondere anhand des wiederholten Anführens des Begriffs der Möglichkeit, in der gesellschaftspolitischen Praxis.

Tätigkeiten als Kulturmanager[Bearbeiten]

Als Vorstandsmitglied des 1999 gegründeten Kulturwiese Nonstock e.V. ist Gösta Gantner einer der Mitbegründer des Nonstock-Festival. Die seit mehr als zwanzig Jahren mit starker regionaler, bisweilen überregionaler Resonanz, in Niedernhausen-Nonroth jeweils an einem verlängerten Wochenende im August stattfindende Veranstaltung ist mit jährlich mehr als 4000 Zuschauern das bedeutendste Rock- und Pop-Musik-Festival im Odenwald. Die Kulturarbeit im Rahmen des Kulturwiese Nonstock e.V. geht allerdings weit über die Durchführung des Festivals hinaus, verbindet Jugendliche und Erwachsene verschiedener Herunft miteinander und stellt somit im vorderen Odenwald einen zentralen Ankerpunkt der Jugendarbeit und Soziokultur dar.

Das anlässlich des 200. Geburtstags von Ernst Elias Niebergall 2015 in Darmstadt veranstaltete und überregional stark rezipierte Datterich-Festival geht auf seine gemeinsam mit dem Theaterregisseur Jonas Zipf und der Grafikerin Silke Peters formulierte Idee und Initiative zurück: Als Co-Kurator des Festival und Vorstandsmitglied in der Datterologischen Gesellschaft e.V. verband das Format die lokale Kultur des Darmstädter Mundart-Klassikers Der Datterich mit diskursivem Zeitgeschehen wie Verschuldung und Finanzkrise oder Alkoholismus und sozialem Außenseitertum. Nachhaltig setzt er sich seitdem für eine Wiederbelebung der Mundart als subversivem künstlerischem Element ein: Neben einigen Publikationen gehen u.a der heutige SPIRWES – Darmstädter Preis für Maulart und Lebenskunst sowie die Niebergall-Statue auf dem Vorplatz des Staatstheaters auf die Initiative des Datterich-Festival und der Datterologischen Gesellschaft zurück.

Aus der Zusammenarbeit mit dem Kulturmanager und amtierenden Werkleiter von JenaKultur Jonas Zipf resultierte daraufhin die Konzeption und Durchführung mehrerer künstlerisch-wissenschaftlicher Symposien in Jena: Stets rund um ein Thema versammeln sich hierbei Kultur-Einrichtungen wie das Kassablanca und das Theaterhaus Jena mit wissenschaftlichen Instituten der Friedrich-Schiller-Universität und der Ernst-Abbe-Hochschule Jena. Nach dem Martin-Luther-Propaganda-Symposium im Rahmen des Reformationsjubiläums 2017 fanden so zuletzt das Format „Von Gespenstern und geteilten Himmeln. Ideen einer gerechten Gesellschaft nach Marx“ 2018 und das Abschluss-Festival des DFG-Kollegs Postwachstumsgesellschaften „The Great Transformation: Die Zukunft moderner Gesellschaften“ große Beachtung. Darauf aufbauend planen Gösta Gantner und Jonas Zipf aktuell in Zusammenarbeit mit einer Vielzahl an Kooperationspartnern anlässlich des 20. Jahrestags der Mordserie und des 10. Jahrestags der Aufdeckung des sog. „NSU“ die bundesweite Veranstaltungsreihe „Kein Schlussstrich!“

Schriften[Bearbeiten]

  • Möglichkeit. Über einen Grundbegriff der praktischen Philosophie und kritischen Gesellschaftstheorie, Bielefeld 2021.
  • mit Wolfgang Klein: Kein Patent auf Leben!? Zum Einfluss umweltpolitischer Akteure auf die Entwicklung der Biopatentierung in Deutschland und Europa, in: Forschungsjournal Soziale Bewegungen, 33(2), 2020, S. 401–414.
  • Von Beat bis Eurodance. Die Rock- und Popszene am Woog, in: Engels, Peter, Grunwald, Klaus-Dieter und Benz, Peter, Ein Jahrhundert Darmstadt. Band 1: Kunst, Kultur und Kirche, Darmstadt 2019, S. 271-310.
  • mit Silke Peters und Peter Engels (Hrsg.): Ernst Elias Niebergall. Eine Spurensuche, Darmstadt 2019.
  • mit Paul Kirchhof, Matthias von der Schulenburg, Rüdiger Wolfrum, Fruzsina Molnár-Gábor, Martin Frank, Marika Plöthner: Genomanalysen als Informationseingriff. Ethische, juristische und ökonomische Analysen zum prädiktiven Potential der Genomsequenzierung, Heidelberg 2016.
  • Mr. Porridge – eine Darmstädter Geschichte, in: Darmstädter Echo vom 23. Mai 2015
  • »Zufall« ist das falsche Wort – Zusatzbefunde bei genomweiten Analysen und die normativen Konsequenzen, in: Langanke, Martin et al. (Hrsg.), Zufallsbefunde bei molekulargenetischen Untersuchungen – Medizinische, rechtliche und ethische Herausforderungen, Heidelberg: 2015.
  • mit Martin Frank, Fruzsina Molnár-Gábor und Stefan Wiemann: Klinische Genomsequenzierung und der Umgang mit Zusatzbefunden im Spannungsfeld von ethisch-rechtlichen Voraussetzungen und ökonomischen Erwägungen. In: Jahrbuch Ethik in der Klinik (JEK) 7, 2014, S. 175-208.
  • mit Fruzsina Molnár-Gábor, und Peter Lichter: Das Ende der Zufallsbefunde in der genetischen Diagnostik: Die Ganzgenomsequenzierung und die Erwartbarkeit zusätzlicher Befunde, in: ZfMER 2/2014, S. 81-104.
  • Ganzgenomsequenzierung - Herausforderung für Wissenschaft und Gesellschaft. Das Symposium des EURAT-Projekts »Forschung und Verantwortung im Konflikt« in Heidelberg, in: Leopoldina aktuell, Halle (Saale), 2/2012.
  • Der Vorschein des Utopischen im Kunstwerk. Wunschlandschaften bei Ernst Bloch, in: Dangel, Tobias et al. (Hrsg.), Dichten und Denken. Perspektiven zur Ästhetik. Heidelberg: 2011.
  • Das Ende der »Deutschen Philosophie«. Zäsuren und Spuren eines Neubeginns bei Karl Jaspers, Martin Heidegger und Theodor W. Adorno, in: Gerhardt, Uta et al. (Hrsg.), Die lange Stunde Null, Baden-Baden: 2007.
  • mit Uta Gerhardt: Ritualprozess Entnazifizierung. Eine These zur gesellschaftlichen Transformation der Nachkriegszeit, in: Michaels, Axel und Harth, Dietrich (Hrsg.), Forum Ritualdynamik, Nr. 7, 2004.

Weblinks[Bearbeiten]

  • Literatur von und über Gösta Gantner in der bibliografischen Datenbank WorldCat
  • Beiträge für das Darmstädter Echo [1]
  • Beiträge für die taz [2]
  • Möglichkeit – Über einen Grundbegriff der praktischen Philosophie und kritischen Gesellschaftstheorie, erschienen im Transcript Verlag [3]
  • Nonstock-Festival [4]
  • Datterich-Festival [5]
  • SPIRWES - Darmstädter Preis für Maulkunst und Lebensart [6]
  • Martin-Luther-PROPAGANDA-Symposium [7]
  • Von Gespenstern und geteilten Himmeln. Ideen einer gerechten Gesellschaft nach Marx [8]
  • The Great Transformation: Die Zukunft moderner Gesellschaften [9]
  • Kein Schlussstrich - Ein bundesweites Theaterprojekt zum NSU-Komplex [10] [11]


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