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Georg Strigl

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Georg Strigl
Weisenauer Brücke
Donaubrücke Sinzing
Kaiserleibrücke
Die Südbrücke in Koblenz
Radioteleskop Effelsberg

Georg Strigl (* 25. März 1925 in Frankfurt am Main; † 29. September 2012 in Gustavsburg, Gemeinde Ginsheim-Gustavsburg, Kreis Groß-Gerau) war ein deutscher Bauingenieur und Statiker.

Leben[Bearbeiten]

Georg Strigl studierte nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem er verwundet wurde, ab 1946 Bauingenieurwesen mit Schwerpunkt Baustatik an der Technischen Hochschule Darmstadt. Er war Mitglied der K.D.St.V. Nassovia Darmstadt im CV und einer der Wiederbegründer nach dem Krieg. Nach vier Jahren schloss er sein Studium ab und war anschließend bis zu seinem Ruhestand für den MAN-Konzern im MAN Werk Gustavsburg tätig. Während der ersten Berufsjahre arbeitete er zugleich an seiner Doktorarbeit, mit der er 1955 mit dem Titel Das nicht lineare Ueberlagerungsgesetz für die Lösungen von zusammengesetzten Stabilitätsproblemen mit Verzweigungspunkt zum Dr.-Ing. promovierte.

Strigl wuchs in Frankfurt auf und lebte später in Ginsheim-Gustavsburg und Wangen (Höri).

EDV-Pionier im Stahlbau[Bearbeiten]

Eine wenig bekannte und unterschätzte Tatsache ist der Umstand, dass Strigl einer der geistigen Väter, wenn nicht sogar der geistige Vater zur Nutzung der elektronischen Datenverarbeitung statischer Berechnungen von Brücken, aber auch anderen Bauwerken, wie z.B. auch des Radioteleskops Effelsberg ist.

Als ein in der Abteilung Rohrleitungsbau tätiger Konstrukteur referierte er darüber erstmals auf der 11. Forschungstagung des MAN Werks Gustavsburg am 8. November 1961[1] vor Ingenieuren, leitenden Angestellten und Direktoren des MAN Gesamtkonzerns. Die Ausgangslage war bis dahin so, dass elektronische Berechnungen praktisch nur zu buchhalterischen und kaufmännischen Zwecken genutzt wurden. Für technische Berechnungen kamen ausschließlich Rechenschieber und/oder mechanische Tischrechenmaschinen zum Einsatz. Auf den Gedanken, statische Berechnungen mit einer, wie es damals hieß, elektronischen Rechenmaschine zu bewältigen, kam Strigl, als er erfuhr, dass an der Technischen Hochschule Darmstadt, an der er studiert hatte, 1951 eben eine solche elektronische Rechenmaschine, damals noch mit Elektronenröhren bestückt, aufgestellt bzw. gebaut werden sollte und er danach gefragt wurde, ob er auf seinem Fachgebiet Anwendungsmöglichkeiten dafür sehen könne. Strigl wandte sich in dieser Angelegenheit an Wilhelm Cornelius, den Leiter des Brückenbaus des MAN Werks Gustavsburg, der ihm beschied, dass „seit jeher extra für diese Aufgaben solche Rechenmethoden entwickelt worden wären, die es ermöglichten mit Rechenschiebern und nur im äußersten Fall mit einer Tischrechenmaschine auszukommen.“

Strigl ließ sich davon nicht entmutigen und recherchierte nun auf eigene Faust die Einsatzmöglichkeiten dieser Computer der ersten Generation, die über den Nutzen auf kaufmännischer Ebene hinausgingen. Räumlich kam ihm dabei entgegen, dass die Deutsche Bau- und Bodenbank Mainz[2], also in geringer Entfernung seines Arbeitsplatzes und Wohnsitzes seit 1957 im Besitz einer IBM 650 war und er dort durch die Kulanz der Geschäftsleitung erste Erfahrungen sammeln konnte. Seine Fortschritte und Erfolge auf diesem Gebiet konnten nun auch nicht mehr von der Führungsebene des MAN Werks Gustavsburg ignoriert werden und so kam es, dass die Weisenauer Brücke wohl die erste Brücke weltweit ist, deren statische Berechnungen teilweise elektronisch erstellt worden sind. Die erste Brücke, deren Statik dann ausschließlich elektronisch errechnet wurde, war die zwischen den Jahren 1961 bis 1966 erbaute Donaubrücke Sinzing.[3]

Interessant in dem Zusammenhang ist die Tatsache, dass Strigl die Berechnungen für diese Brücken alle an jener IBM 650 der Bau- und Bodenbank Mainz tätigte, an der er zuvor auf eher privater Basis seine ersten theoretischen Erfahrungen sammelte. Interessant auch die damaligen Kosten, die bei der kommerziellen Nutzung für das MAN Werk Gustavsburg anfielen. So betrug die tägliche Miete 500 DM, während für die Berechnungen dann noch extra Kosten anfielen. So kostete die Berechnung der Einflusslinien für einen Durchlaufträger bei der Brücke Weisenau etwa 80 DM, während für dieselbe Berechnung bei der Brücke Sinzing DM 375 DM anfielen. Die Kosten für die Berechnungen der Einflusslinien für einen Lagerbalken der Kaiserleibrücke betrugen 150 DM und die Beulfeldberechnung, Montagebelastung und Gebrauchslast für die Brücke Sinzing 280 DM. Wenn man bedenkt, dass alleine die konventionelle Berechnung und das Abschreiben für einen Durchlaufträger fast so teuer war wie die oben angeführten Berechnungen zusammen, die auch sofort in Maschinenschrift vorlagen, kann man ermessen, welche Kostenersparnis durch den Einsatz dieser elektronischen Rechenmaschinen zu erzielen war.

Aufgrund dieser fast revolutionär zu nennenden Erfolge auf dem Gebiet der technischen Datenverarbeitung konnte sich nun auch die Werkführung der Anschaffung einer eigenen „elektronischen Rechenmaschine“ nicht mehr verweigern und gründete eine entsprechende Abteilung, zu deren Leiter Strigl ernannt wurde, der in dieser Position auch bis zu seiner Pensionierung verblieb. Dies bedeutete für ihn allerdings keinen beruflichen Stillstand, da er in seinen Jahren diese Abteilung als handlungsbevollmächtigter Oberingenieur zu einem beachtlichen Rechenzentrum erweiterte, das für das MAN-Werk in Gustavsburg unverzichtbar geworden ist.

Am 20. September 1983 wurde auf das von ihm aufgebaute und weiter entwickelte Rechenzentrum von den Revolutionären Zellen ein Sprengstoffanschlag verübt, bei dem es völlig zerstört wurde. Menschen kamen nicht zu Schaden, aber der Sachschaden belief sich auf mehrere Millionen DM.[4] In einem Bekennerbrief der Terroristen begründeten sie ihren Anschlag damit, dass das MAN Werk Gustavsburg Transportfahrzeuge für die geplante Installierung von Pershing 2-Raketen baue.

Beispiele der ersten Brückenbauwerke, deren Statik mit von Strigl entwickelten Programmen computergestützt errechnet wurden:

Bauwerke[Bearbeiten]

Publikationen[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Bleibende Verbindungen – Weisenauer Brücke – Bauingenieur Georg Strigl wäre heute 90 geworden; in: Allgemeine Zeitung (Mainz) vom 25. März 2015; S. 13

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Die Verwendung elektronischer Rechenmaschinen im Stahlbau Referat Dr. Georg Strigl auf der XI. Forschungstagung in Gustavsburg; 8. November 1961 - Liegt mir als PDF-Datei vor. Auf Anfrage kann ich die gerne zusenden. Bitte eine Nachricht auf der Diskussionseite hinterlassen.
  2. Geschichte der Aareal-Bank (… „Bau- und Bodenbank“ 1957 in Mainz ein neues Rechenzentrum in Betrieb…)
  3. Ginsheim-Gustavsburg: Der Erbauer der Weisenauer Brücke wäre in diesem Jahr 90 geworden, Echo-online.de, 22. August 2015
  4. Anschlag auf südhessisches Rechenzentrum zeigt Schwächen bei der Security-Planung auf: MAN-Bombe läßt DV-Sicherheitsleute aufhorchen – Der spektakuläre Bombenanschlag auf das Rechenzentrum der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG (MAN) in Computerwoche vom 30. September 1983


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