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Gesundheitsfördernde Hochschulen

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Hochschulen, die ihre Arbeits-, Studien- und Lebensbedingungen so gestalten, dass sie zum Wohlergehen und zur Gesundheit aller Hochschulangehörigen beitragen und Gesundheit in ihre Kultur, Prozesse und Strukturen integrieren, können als Gesundheitsfördernde Hochschulen bezeichnet werden[1][2].

Gesundheitsfördernde Hochschulen verfolgen im Sinne des Setting-Ansatzes das Ziel, Gesundheit als Querschnittsthema an Hochschulen zu implementieren und sowohl ein gesundheitsförderliches Verhalten der verschiedenen Statusgruppen zu fördern als auch gesundheitsfördernde Lebens-, Arbeits-, Lern- und Lehrbedingungen an Hochschulen zu schaffen. Das Thema Gesundheit sollte somit strukturell und systematisch in allen politischen, bildungsbezogenen und administrativen Entscheidungen der Hochschule mitgedacht und verankert werden. Dazu kann beispielsweise die Gesundheit im Leitbild der Hochschule aufgenommen oder die Gesundheitsförderung in Lehre und Forschung integriert werden[3][1]. Durch diese systematisch gesundheitsfördernde Gestaltung der Rahmenbedingungen der Lebenswelt Hochschule können unter anderem den gesundheitlichen Chancenungleichheiten an der Hochschule entgegengewirkt und die individuellen Gesundheitsressourcen gestärkt werden[4].

Gesundheit von Hochschulangehörigen[Bearbeiten]

Hochschulen übernehmen als wichtige bildungspolitische Institutionen die Aus- und Weiterbildung von knapp drei Millionen jungen Erwachsenen und tragen als Arbeitsstätte für über 780.000 Personen die Verantwortung (Stand 2023)[5]. Neben der zunehmenden Anzahl von Studierenden sind Hochschulen unter anderem mit Herausforderungen wie den bildungspolitischen Reformen, einer diversen und multinationalen Studierendenschaft, einer älter werdenden Belegschaft, den steigenden Qualitätsansprüchen sowie der Digitalisierung konfrontiert[6]. Diese und andere Entwicklungen können sich auf die Gesundheit der Hochschulangehörigen auswirken.

Die Mitglieder der Hochschulen lassen sich in verschiedene Statusgruppen einteilen: wissenschaftsunterstützendes Personal, wissenschaftliches Personal und Studierende. Die Statusgruppen haben unterschiedliche gesundheitsbezogene Bedarfe und Bedürfnisse, sodass eine individuelle Betrachtung der jeweiligen Statusgruppen sinnvoll ist.


Gesundheit der Beschäftigten

Für das wissenschaftsunterstützendes Personal liegen nur wenige öffentlich zugängliche gesundheitsbezogene Daten vor, da diese vorwiegend lediglich intern erhoben und genutzt werden. Laut einer bundesweiten Übersichtsarbeit fühlen sich mehr als die Hälfte der Befragten stark belastet, wobei Multitasking, fachliche Anforderungen und häufige Unterbrechungen als wichtigste Belastungsfaktoren aufgeführt werden[7]. Auch für den akademischen Mittelbau liegen nur wenige aussagekräftige Übersichtsstudien vor. Beispielsweise wird in einer Expertise zu Arbeitsbelastungen, Ressourcen und Gesundheit des Mittelbaus dargelegt, dass wissenschaftliche und künstlerisch Beschäftigte mit ihrer Arbeit generell zufrieden sind und ihre Gesundheit positiv einschätzen[8]. Personen in der Hochschullehre und -forschung weisen eine geringe Anzahl von Arbeitsunfähigkeitstagen im Vergleich zu dem Durchschnitt der Versicherten auf. Die Hauptursachen für Fehlzeiten sind Atemwegs- und Muskel-Skeletterkrankungen sowie psychische Störungen. Als Hauptbelastungsfaktoren werden die zeitliche Befristung der Arbeitsverträge, unangemessene Bezahlung und die daraus resultierenden unsicheren Karrierewege benannt. Derzeit liegen keine bundesweiten belastbaren Ergebnisse zu einzelne Beschäftigtengruppen der Hochschule vor[8].

Gesundheit der Studierenden

Studierende bilden mit über 80 Prozent die größte Statusgruppe an Hochschulen. Die Mehrheit der Studierenden bewertet ihre eigene Gesundheit als gut oder sehr gut[9]. Dennoch belegen verschiedene Studien, dass Studierende gestresster sind als Gleichaltrige, die nicht studieren[9][10][11]. Es gibt Hinweise, dass Studierende häufiger an Ängsten und psychischen Störungen leiden. Auffällig ist auch, dass Studierende im Vergleich zu Gleichaltrigen öfter Psychopharmaka verschrieben bekommen[10][12]. Studien, die sich der Gesundheit im Kontext der Covid-19-Pandemie widmen, zeigen einen gewachsenen Anteil von Studierenden mit gesundheitlichen Belastungen, wobei besonders die psychischen Beschwerden hervorstechen[13]. Darüber hinaus wird durch aktuelle Ergebnisse deutlich, dass der empfundene Stress von Studierenden in den letzten Jahren erheblich gestiegen ist[14]. Vor allem Prüfungen und Prüfungsvorbereitungen, die Studienorganisation sowie die Mehrfachanforderungen an Studierende werden von ihnen als belastend empfunden[11][10][14]. Mehrfachbelastungen können beispielsweise durch Familienaufgaben, wie die Versorgung von Kindern, die Pflege von Angehörigen oder durch einen Nebenjob entstehen.

Darüber hinaus lassen sich Aussagen zur körperlichen Aktivität und Sitzzeiten von Studierenden treffen. Aus der Gruppe der Studierenden kommt lediglich ca. ein Viertel (26,7 %) der WHO-Empfehlung nach, mindestens 2,5 Stunden pro Woche körperlich aktiv zu sein. Damit sind Studierende weniger aktiv als Gleichaltrige (18–29 Jahre), die nicht studierenden. Insgesamt sind weniger als die Hälfte der Studierenden (40,5 %) regelmäßig mindestens zwei Stunden pro Woche sportlich aktiv[9]. Studierende verbringen einen Großteil des Tages mit sitzenden Aktivitäten. Die Ergebnisse einer Übersichtarbeit deuten darauf hin, dass ein beträchtlicher Anteil der Studierenden im Vergleich zur allgemeinen jungen Erwachsenenbevölkerung ein höheres Maß an sedentärem Verhalten ausübt und ein Maß erreicht, das mit einem erhöhten Risiko für nachteilige gesundheitliche Folgen in Verbindung gebracht wurde[15].

Außerdem geben die seit Jahrzehnten durchgeführten Sozialerhebungen des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), des Deutschen Studierendenwerks (DSW) sowie Daten des Statistischen Bundesamtes Ansatzpunkte zur sozialen Situation der Studierenden, die diese als eine teilweise armutsgefährdetet Gruppe zeigen[16][17].

Potenzial von Gesundheitsförderung an Hochschulen[Bearbeiten]

Die Lebenswelt Hochschule bietet vielfältige Möglichkeiten, um die gesundheitlichen Belange der verschiedenen Statusgruppen zu gestalten und positiv auf diese einzuwirken. Im Sinne der Ottawa Charta (1986) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist dazu eine ganzheitliche und lebensweltorientierte Betrachtung der Themen Gesundheit und Wohlbefinden notwendig[18].

Eine Hochschule ist für ihre Beschäftigten im Rahmen ihrer Tätigkeit und für ihre Studierenden für ca. drei bis sechs Jahre ein entscheidender Wirkungsort. Als eine relevante Lebenswelten prägen Hochschulen nicht nur die individuelle Gesundheit und Gesundheitskompetenz ihrer Hochschulangehörigen, sondern bestimmen auch die Rahmen- und Arbeitsbedingungen für eine gesunde Entwicklung von jungen Erwachsenen und beschäftigten Personengruppen. Dabei können gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen das Wohlbefinden und die Zufriedenheit, die Arbeitsfähigkeit, die Motivation und Produktivität der Mitarbeitenden steigern. Die Bindung zum Arbeitgeber, zur Arbeitgeberin kann erhöht und das Arbeitsklima verbessert werden[19]. Gesundheitsfördernde Hochschulen übernehmen eine Vorbildfunktion für die gesamte Gesellschaft, denn Studierende werden zu potenziellen Führungskräften und Entscheidungsträgern und Entscheidungsträgerinnen ausgebildet. Im Sinne des Multiplikatorenansatzes kann die Bedeutung von Gesundheit und Wohlbefinden auch über die Studienzeit hinaus weitergetragen werden. Außerdem wirken sich Maßnahmen und Aktivitäten der Gesundheitsförderung an Hochschulen positiv auf die Qualität und Umsetzung des Bildungsauftrags aus. Eine gesteigerte Studier- und Beschäftigungsfähigkeit sowie die Betonung der Bedeutung dieses entscheidenden, zukunftsorientierten Themas an der Hochschule kann ein Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Hochschulen darstellen.

Damit stellen Hochschulen eine Doppelfunktion als Arbeits- und Ausbildungsstätte dar und bieten großes Potential für die Förderung und Erhaltung der Gesundheit aller Angehörigen.

In Deutschland engagieren sich bereits viele Hochschulen für die Gesundheit ihrer Hochschulangehörigen. Eine aktuelle Übersicht der Hochschulen, die bereits Gesundheitsförderung oder Gesundheitsmanagement für und mit Mitarbeitenden und Studierenden umsetzen, bietet das Kompetenzzentrum Gesundheitsfördernde Hochschulen auf seiner Internetseite.[20] Die dort abgebildete Landkarte „Gesundheitsförderung an Hochschulen in Deutschland“ beruht auf einer Selbsteinschätzung der Hochschulen und wird stetig ergänzt.[21]

Managementsysteme an Hochschulen[Bearbeiten]

Zur Implementierung von Gesundheitsförderung an Hochschulen ist die Etablierung von gesundheitsfördernden Managementstrukturen oder die Integration dieser in bestehende Strukturen erforderlich. Viele Hochschulen haben diese bereits mit Blick auf die Beschäftigten als Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) installiert. Seit 2015 etabliert sich, in einem häufig parallelverlaufenden Prozess, ebenfalls ein Gesundheitsmanagement für und mit Studierenden (SGM)[22]. Seit einigen Jahren beschäftigen sich Hochschulen zudem mit der Fragestellung, wie Managementsysteme für Studierende und Beschäftigte in einem ganzheitlichen Gesundheitsmanagement zusammengeführt werden können.

Betriebliches Gesundheitsmanagement an Hochschulen

Ein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) gestaltet und entwickelt gesundheitsförderliche Arbeitsstrukturen und -bedingungen für Beschäftigte der Hochschule, wobei sowohl die Verhaltens- als auch die Verhältnisebene berücksichtigt wird. Dafür ist eine umfassende Strategie auf Führungs- und Organisationsentwicklung notwendig[22]. Das BGM beinhaltet die organisatorische Zusammenführung und Steuerung von gesetzlichen und freiwilligen Leistungen zu Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten in einer Institution[22]. Ein BGM kann auf individueller Ebene zu einer Stärkung der Gesundheitskompetenzen und auf betrieblicher Ebene zur Senkung der Gesundheitskosten führen[23].

Studentisches Gesundheitsmanagement

Das Ziel von Studentischem Gesundheitsmanagement ist es, eine „systematische und zielorientierte Steuerung für alle gesundheitsbezogenen Prozesse im Zusammenhang mit Studierenden an der Hochschule zu bündeln.[4]. Dabei sollen alle physischen, psychischen und sozialen Dimensionen sowie die individuellen Gesundheitsressourcen der Studierenden erhalten und gefördert werden[4].

Hochschulisches Gesundheitsmanagement

Einige Hochschulen in Deutschland befinden sich im Aufbau eines Hochschulisches Gesundheitsmanagement (HGM), welches alle Statusgruppen an der Hochschule gleichermaßen beachtet und die Aktivitäten steuert. Eine erste mögliche Definition des HGM kann wie folgt formuliert werden:

„Unter Hochschulischem Gesundheitsmanagement (HGM) wird ein planmäßiges und systematisches, bspw. dem Public Health Action Cycle (PHAC) folgendes, strukturell verankertes Gesundheitsmanagement verstanden. Ein HGM verpflichtet sich der Gesundheitsförderung und Gesunderhaltung aller Mitglieder der Organisation Hochschule. Es wird beiden Statusgruppen a) Beschäftigen und b) Studierenden gerecht und verzahnt die Schnittstellen sowie Wirkbeziehungen der Zielgruppen miteinander. Darüber hinaus obliegt einem Hochschulischen Gesundheitsmanagement der Aufbau und die stetige Weiterentwicklung gesundheitsorientierter Rahmenbedingungen und Strukturen für ein gesundes Studien- und Arbeitsumfeld in der gesamten Organisation Hochschule.“[24]

Zur Entwicklung von Strategien und Vorgehensweisen zur Förderung der Gesundheit aller Statusgruppen in den Hochschulen lassen sich die zehn Gütekriterien des bundesweiten Arbeitskreises Gesundheitsfördernde Hochschulen (AGH)[3] heranziehen. Die Kriterien bilden Qualitätsstandards für Gesundheitsfördernden Hochschulen und wurden in einem zweijährigen Diskussionsprozess von Hochschulvertretern für die praktische Umsetzung an Hochschulen entwickelt. Sie greifen unter anderem den Setting-Ansatz, die Salutogenese, die Verzahnung von Verhaltens- und Verhältnisprävention sowie die Integration von Gesundheit als Querschnittsthema in allen hochschulischen Prozessen und Strukturen auf[3]. Nach über zehn Jahren erfolgreicher Anwendung wurden die Kriterien im Jahr 2019/2020 aktualisiert und sind zudem seit Dezember 2020 als Grundlage für die Durchführung von Gesundheitsprojekten an Hochschulen im Leitfaden Prävention des GKV-Spitzenverbands verankert.[25]

Entwicklung von Gesundheitsfördernden Hochschulen weltweit und in Deutschland[Bearbeiten]

Auf internationaler und nationaler Ebene können verschiedene Meilensteine betrachtet werden, die zum Aufbau von Gesundheitsfördernden Hochschulen beigetragen haben.

Internationale Ebene

Einen zentralen Meilenstein in der internationalen Entwicklung von Strategien zur Gesundheitsförderung stellt die Ottawa-Charta (1986) dar. Sie hat erstmals einen ganzheitlichen und ressourcenorientierten Blick auf die Gesundheit geworfen[18]. 1995 wurde die erste Gesundheitsfördernde Hochschule als ausgewiesenes Settingprojekt in Großbritannien etabliert, die „University of Central Lancashire[26]. Daraufhin folgte die erste internationale Konferenz zur Gesundheitsfördernden Hochschule in Großbritannien. Im Jahr 1997 wurden Gesundheitsfördernden Hochschulen („Health Promoting Universities“) ein offizieller Bestandteil und Unterprogramm des „Healthy-Cities-Projekts“ der WHO. Das erste WHO-Round-table-Meeting zu Kriterien und Strategien für ein Europäisches Netzwerk Gesundheitsfördernder Hochschulen in Lancaster (Großbritannien) fand unter Beteiligung des deutschen Arbeitskreises Gesundheitsfördernde Hochschulen (AGH) statt[27]. Aufbauend auf diesen und weiteren Entwicklungen sowie anschließenden Konferenzen wurde 2015 die Okanagan Charta[28] verabschiedet. Sie ist ein Ergebnis der Internationalen Konferenz zu Gesundheitsfördernden Universitäten und Hochschulen auf dem VII. Internationalen Kongress 2015 in Kelowna (Kanada). Die Okanagan Charta ist die neueste internationale Programmatik für Hochschulen und fordert unter anderem zur Verzahnung von Gesundheitsförderung und Nachhaltigkeit auf. Basierend auf der Ottawa Charta (1986) vertritt sie den Lebensweltenansatz sowie das bio-psycho-soziale Verständnis von Gesundheit. Die Okanagan Charta (2015) beinhaltet zwei zentrale Handlungsaufforderungen für Hochschulen:

  • Einbettung der Gesundheit in die Aspekte der Hochschulkultur und in die Verwaltungs-, Betriebs- und akademischen Aufträge
  • Maßnahmen und Zusammenarbeit in der Gesundheitsförderung auf lokaler und globaler Ebene lenken.[28]

In Deutschland gibt es bereits Hochschulen, die die Okanagan Charta unterzeichnet haben.

Nationale Ebene

In Deutschland wurden durch die Entwicklung von rechtlichen Rahmenbedingungen Voraussetzungen für die Etablierung von Gesundheitsförderung an Hochschulen geschaffen.

Hochschulen haben die Verantwortung, für die Sicherheit und die Gesundheit ihrer Angehörigen zu sorgen. Dabei hat der Arbeitsschutz in Deutschland eine lange Tradition und fokussiert sich auf die Vermeidung von Gesundheitsgefahren und technischen Gefahren, die im Rahmen der Tätigkeit auftreten können. In Deutschland regeln verschiedene Gesetze diese Verantwortung, beispielsweise das Arbeitsschutzgesetz (1996) oder das Gesetz zum Schutz von schwangeren Frauen und jungen Müttern bei der Arbeit, in der Ausbildung und im Studium (1952, 2018 wurden Studentinnen aufgenommen[29]). Seit 2004 sind Arbeitgeber außerdem verpflichtet ein Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) für länger erkrankte Beschäftigte anzubieten[30].

Im Arbeitsschutz ist die (psychische) Gefährdungsbeurteilung ein elementarer Bestandteil, der in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsmanagement an Hochschulen durchgeführt werden kann. Ergänzend zu den Pflichten des Arbeitsschutzes, wird zunehmend Wert auf Prävention und Gesundheitsförderung gelegt.

Ein Gesundheitsmanagement sowie Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit wird für Beschäftigte an Hochschulen bereits seit Mitte der 90er Jahre umgesetzt[31]. Nach diesem Vorbild und Verständnis wurde seit 2015 ebenfalls an Konzepten zum Studentischen Gesundheitsmanagement (SGM) gearbeitet.

Die Verabschiedung des Gesetzes zur Stärkung der Gesundheitsförderung und Prävention (PrävG) (SGB V) im Jahr 2015 hat an dieser Stelle maßgeblich zu einer positiven Entwicklung beigetragen, auch für die Aktivitäten von gesundheitsfördernden Hochschulen[32]. Die Verabschiedung des Gesetzes ermöglicht eine Förderung von Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention durch die Sozialversicherungsträger. Der Paragraf 20a regelt die Leistungen zur Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten und definiert diese als „für die Gesundheit bedeutsame, abgrenzbare soziale Systeme, insbesondere des Wohnens, des Lebens, des Studierens“. Die Lebenswelt des Studierens wurde somit gesetzlich verankert und gilt als förderungsfähig im Rahmen des PrävG. Neben den Leistungen für Lebenswelten sind die Belange rund um die Betriebliche Gesundheitsförderung im Paragrafen 20b festgeschrieben. Die Aktivitäten der Sozialversicherungsträger, insbesondere der gesetzlichen Krankenversicherungen, haben in diesem Sinne zu einem Auf- und Ausbau von Strukturen Gesundheitsfördernder Hochschulen beigetragen.

Unterstützungsstrukturen für Gesundheitsfördernde Hochschulen[Bearbeiten]

In Deutschland bestehen weitere Strukturen, die im Auf- und Ausbau von Gesundheitsfördernden Hochschulen Unterstützung leisten. Dabei wird in den Netzwerken vor allem der Austausch zwischen den Hochschulen und damit das Lernen aus langjährigen Erfahrungen angeregt. Weitere Unterstützungsstrukturen bieten darüber hinaus verschiedene Weiterbildungsformate an.


Kompetenzzentrum Gesundheitsfördernde Hochschulen (KGH)

Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfördernde Hochschulen (KGH)] ist ein Kooperationsprojekt der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V. (LVG & AFS Nds. HB e. V.) und einer gesetzlichen Krankenkasse. Das KGH wurde im Herbst 2018 initiiert und möchte gemeinsam mit Akteuren aus Hochschulen Studentisches und Betriebliches Gesundheitsmanagement an Hochschulen weiter auf- und ausbauen. Es sensibilisiert und qualifiziert sowie sammelt, generiert und kommuniziert Informationen zum Themenfeld Gesundheitsfördernde Hochschulen.

Die Aktivitäten und Angebote des KGH richten sich in erster Linie an Koordinatoren für Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und/oder Studentisches Gesundheitsmanagement (SGM) an Hochschulen, an wissenschaftliche Mitarbeiter im Themenfeld Gesundheitsfördernder Hochschulen sowie interessierte Studierende.


Arbeitskreis Gesundheitsfördernde Hochschulen (AGH)

Der Arbeitskreis Gesundheitsfördernde Hochschulen (AGH)] ist ein bundesweiter Zusammenschluss von Vertretern aus Hochschulen und hochschulnahen Organisationen, der sich für die Etablierung eines umfassenden Gesundheitsmanagements und Gesundheitsförderung nach dem Setting-Ansatz an Hochschulen einsetzt. Der AGH besteht seit 1995 und wird von der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V. (LVG & AFS Nds. HB e. V.) koordiniert. Seit Anfang der 2000er Jahre wird der AGH durch eine gesetzliche Krankenkasse beraten, unterstützt und gefördert.

Der AGH engagiert sich für die Vernetzung der Hochschulakteuren und für die Förderung des Erfahrungs- und Wissensaustauschs untereinander. Darüber hinaus setzt sich der AGH für eine stärkere Sensibilisierung für Interessen gesundheitsfördernder Hochschulen ein und fördert die Qualitätsentwicklung im Betrieblichen, Studentischen und Hochschulischen Gesundheitsmanagement.


Regionale Netzwerke Gesundheitsfördernder Hochschulen

Die Rahmenbedingungen der Hochschulen werden von der Landespolitik bestimmt, sodass auch auf regionaler Ebene der Bedarf nach Vernetzung gestiegen ist. Durch den Aufbau von regionalen Netzwerken wird der Wissenstransfer und der Kompetenzaufbau innerhalb der regionsbezogene Hochschullandschaft sichergestellt. Derzeit existieren acht regionale Netzwerke in Deutschland (Stand Juni 2023). Eine aktuelle Übersicht der regionalen Netzwerke findet sich auf der Webseite des AGH.[33]

Allgemeiner deutscher Hochschulsportverband (adh)

Der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband (adh) ist der Dachverband der Hochschulsporteinrichtungen in Deutschland. Über 200 Hochschulen mit rund 2,5 Millionen Studierenden und 550.000 Bediensteten sind Mitglied im adh. Der adh vertritt deren Interessen und setzt sich für die Entwicklung des Hochschulsports ein. Dabei agiert er an der Schnittstelle zwischen Sport und Bildung und zeichnet sich durch ein umfassendes Sport- und Bewegungsverständnis aus.

Der adh unterstützt gesundheitsförderliche Veränderungen in der Lebenswelt Hochschule. Es gilt, die physischen, psychischen und sozialen Gesundheitsressourcen und -potenziale aller Hochschulangehöriger auf und abseits des Campus zu fördern. Der Hochschulsport soll als relevanter Akteur der Gesundheitsförderung im Setting Hochschule gestärkt und insbesondere studentische Gesundheitsförderung flächendeckend durch den Hochschulsport angeboten werden[34]. Einen Schwerpunkt im Thema Gesundheitsförderung im und durch den Hochschulsport bildet die Initiative „Bewegt studieren – Studieren bewegt!“ in Zusammenarbeit mit einer gesetzlichen Krankenkasse[35]. Die Initiative wurde im Jahr 2016 ins Leben gerufen und unterstützt seitdem zahlreiche Projekte des Studentischen Gesundheitsmanagements an Hochschulsporteinrichtungen in ganz Deutschland.

Literatur[Bearbeiten]

  • Timmann M, Paeck T, Fischer J et al. (2022) Handbuch Studentisches Gesundheitsmanagement – Perspektiven, Impulse und Praxiseinblicke. Berlin, Heidelberg: Springer

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 Agis D. Tsouros: Health Promoting Universities: concept and strategy. In: Ute Sonntag, Silke Gräser, Christiane Stock, Alexander Krämer (Hrsg.): Gesundheitsfördernde Hochschulen: Konzepte, Strategien und Praxisbeispiele. Juventa-Verlag, Weinheim 2000, ISBN 3-7799-1190-6, S. 15–24.
  2. Techniker Krankenkasse, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V. (Hrsg.): Gesundheitsfördernde Hochschulen. Modelle aus der Praxis. duz spezial, Berlin 2013 ([1]).
  3. 3,0 3,1 3,2 Arbeitskreis Gesundheitsfördernde Hochschulen (AGH): Zehn Gütekriterien für eine gesundheitsfördernde Hochschule 2020. 2020 (website-editor.net [PDF]).
  4. 4,0 4,1 4,2 Felix Albrecht, Philip Bachert, Henning Blumenroth, Burkhard Gusy, Thomas Hartmann, Eva Hungerland, Sabina König, Martin Krüssel, Alexa Maria Kunz, Tino Lesener, Jaqueline Metken, Ines Niemeyer, Joerg Reitermayer, Stephanie Schluck, Ute Sonntag, Max Spenger, Brigitte Steinke, Mareike Timmann, Christine Wolter: SGM – Studentisches Gesundheitsmanagement Handlungsempfehlung zu Theorie und Praxis. Hrsg.: Techniker Krankenkasse. TK-Hausdruckerei, Hamburg 2019 (website-editor.net [PDF]).
  5. Statistisches Bundesamt: Bildung, Forschung und Kultur. Hochschulen. In: Destatis. Statistisches Bundesamt, 2023, abgerufen am 4. Juli 2023.
  6. Ulf-Daniel Ehlers: Die Hochschule der Zukunft: Versuch einer Skizze. In: Ullrich Dittler, Christian Kreidl (Hrsg.): Hochschule der Zukunft. Springer Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-658-20402-0, S. 81–100, doi:10.1007/978-3-658-20403-7_5 (springer.com [abgerufen am 4. Juli 2023]).
  7. Ulf Banscherus, Alena Baumgärtner, Uta Böhm, Olga Golubchykova, Susanne Schmitt, Andrä Wolter: Wandel der Arbeit in Wissenschaftsunterstützenden Bereichen an Hochschulen. In: Hans Böckler Stiftung (Hrsg.): STUDY. Nr. 362, 2017, ISBN 978-3-86593-274-7 (boeckler.de [PDF]).
  8. 8,0 8,1 Tino Lesener, Burkhard Gusy: Arbeitsbelastungen, Ressourcen und Gesundheit im Mittelbau. Hrsg.: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. 2017, ISBN 978-3-944763-47-7.
  9. 9,0 9,1 9,2 J Grützmacher, B Gusy, T Lesener, S Sudheimer, J Willige: Gesundheit Studierender in Deutschland 2017. 2018, doi:10.13140/RG.2.2.29045.09449 (rgdoi.net [abgerufen am 4. Juli 2023]).
  10. 10,0 10,1 10,2 Techniker Krankenkasse (Hrsg.): TK-CampusKompass - Umfrage zur Gesundheit von Studierenden. TK-Hausdruckerei, Hamburg 2015 (tk.de [PDF]).
  11. 11,0 11,1 Uta Herbst, Markus Voeth, Anne Theresa Eidhoff, Mareike Müller, Sarah Stief: Studierendenstress in Deutschland – eine empirische Untersuchung. Hrsg.: AOK-Bundesverband. 2016 (uni-heidelberg.de [PDF]).
  12. Thomas Grobe, Susanne Steinmann,: Gesundheitsreport 2015 - Gesundheit von Studierenden. Hrsg.: Techniker Krankenkasse. 2015 (tk.de [PDF]).
  13. Besa Kris-Stephen, Dorothee Kochskämper, Anna Lips, Wolfgang Schröer, Severine Thomas: Stu.diCo II. : Die Corona Pandemie aus der Perspektive von Studierenden. 2021, doi:10.18442/194 (bsz-bw.de [abgerufen am 5. Juli 2023]).
  14. 14,0 14,1 Techniker Krankenkasse (Hrsg.): Gesundheitsreport 2023 – Wie geht’s Deutschlands Studierenden? 2023 (tk.de [PDF]).
  15. Oscar Castro, Jason Bennie, Ineke Vergeer, Grégoire Bosselut, Stuart J. H. Biddle: How Sedentary Are University Students? A Systematic Review and Meta-Analysis. In: Prevention Science. Band 21, Nr. 3, 1. April 2020, ISSN 1573-6695, S. 332–343, doi:10.1007/s11121-020-01093-8 (springer.com [abgerufen am 5. Juli 2023]).
  16. Destatis: 37,9 % der Studierenden in Deutschland waren 2021 armutsgefährdet. In: Destatis. Statistisches Bundesamt, 16. November 2022, abgerufen am 5. Juli 2023.
  17. Martina Kroher, Mareike Beuße, Sören Isleib, Karsten Becker, Marie-Christin Ehrhardt, Frederike Gerdes, Jonas Koopmann, Theresa Schommer, Ulrike Schwabe, Julia Steinkühler, Daniel Völk, Frauke Peter, Sandra Buchholz: Die Studierendenbefragung in Deutschland: 22. Sozialerhebung - Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2021. Hrsg.: Bundesministerium für Bildung und Forschung. 2023.
  18. 18,0 18,1 World Health Organization: Ottawa Charta zur Gesundheitsförderung. 1986 (who.int [PDF]).
  19. gesund.bund.de: Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM). In: Gesund leben. Bundesministerium für Gesundheit, 2023, abgerufen am 5. Juli 2023.
  20. Aktuelles aus dem Kompetenzzentrum
  21. Landkarte „Gesundheitsförderung an Hochschulen in Deutschland“
  22. 22,0 22,1 22,2 Thomas Hartmann, Ines Niemeyer: Gesundheitsförderung an Hochschulen. Hrsg.: Techniker Krankenkasse. 2020 (tk.de [PDF]).
  23. Adelheid S. Esslinger: Betriebliches Gesundheitsmanagement. In: Robin Haring (Hrsg.): Gesundheitswissenschaften (= Springer Reference Pflege – Therapie – Gesundheit). Springer, Berlin, Heidelberg 2022, ISBN 978-3-662-65219-0, S. 859–868, doi:10.1007/978-3-662-65219-0_67 (springer.com [abgerufen am 5. Juli 2023]).
  24. Manuela Preuß, Max Sprenger, Julia Müller, Peter Preuß: Entwicklungspotenziale und Möglichkeiten eines Hochschulischen Gesundheitsmanagements. In: Mareike Timmann, Tatjana Paeck, Jan Fischer, Brigitte Steinke, Chiara Dold, Manuela Preuß, Max Sprenger (Hrsg.): Handbuch Studentisches Gesundheitsmanagement – Perspektiven, Impulse und Praxiseinblicke. Springer, Berlin, Heidelberg 2022, S. 91–102.
  25. Leitfaden Prävention, auf gkv-spitzenverband.de
  26. The University of Central Lancashire: Healthy University. 2023, abgerufen am 5. Juli 2023 (english).
  27. Silke Gräser: Zur internationalen Entwicklung der gesundheitsfördernden Hochschulen. In: Prävention und Gesundheitsförderung. Band 5, Nr. 3, 1. August 2010, ISSN 1861-6763, S. 179–184, doi:10.1007/s11553-010-0254-1 (infona.pl [abgerufen am 5. Juli 2023]).
  28. 28,0 28,1 Okanagan Charta: Eine internationale Charta für Gesundheitsfördernde Universitäten und Hochschulen. 2015 (PDF).
  29. Ausschuss für Mutterschutz (Hrsg.): Leitfaden Mutterschutz im Studium, Stand Dezember 2019. 2019 (ausschuss-fuer-mutterschutz.de [PDF]).
  30. Betriebliches Eingliederungsmanagement. Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2. Januar 2018, abgerufen am 5. Juli 2023.
  31. K. Meier, Brigitte Steinke: Hochschulisches Gesundheitsmanagement. In: Mathias Bonse-Rohmann, Heiko Burchert, Katrin Schulze, Britta Wulfhorst (Hrsg.): Gesundheitsförderung im Studium Konzepte und Kompetenzen für Gesundheits- und Pflegeberufe. wbv Publikation, 2023, ISBN 978-3-8252-6024-8, doi:10.36198/9783838560243.
  32. Thomas Hartmann, Kerstin Baumgarten, Claudia Hildebrand, Ute Sonntag: Gesundheitsfördernde Hochschulen: Das Präventionsgesetz eröffnet neue Perspektiven für die akademische Lebenswelt. In: Prävention und Gesundheitsförderung. Band 11, Nr. 4, November 2016, ISSN 1861-6755, S. 243–250, doi:10.1007/s11553-016-0564-z (springer.com [abgerufen am 5. Juli 2023]).
  33. Arbeitskreis Gesundheitsfördernde Hochschulen: Regionale Netzwerke gesundheitsfördernder Hochschulen. 2023, abgerufen am 5. Juli 2023.
  34. Allgemeiner Deutscher Hochschulsportverband: Gesundheitsförderung im adh. 2023, abgerufen am 12. Juli 2023.
  35. Allgemeiner Deutscher Hochschulsportverband: Bewegt studieren - studieren bewegt! 2023, abgerufen am 12. Juli 2023.


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