Höhenphänomen
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Das Höhenphänomen (engl. high place phenomenon oder call of the void) bezeichnet den plötzlich verspürten Drang, von einer erhöhten Position in die Tiefe zu springen, ohne dass letztlich ein tatsächlicher Sprung folgen muss. Dabei muss dieses Empfinden keine Suizidalität bedeuten.
Der Begriff wurde von der US-amerikanischen Psychologin Jennifer L. Hames im Zuge einer 2012 veröffentlichten Studie zum Höhenphänomen geprägt.[1]
Verbreitung[Bearbeiten]
Das psychologische Phänomen ist weit verbreitet und kann sowohl bei psychisch gesunden als auch vorbelasteten Menschen auftreten.
Eine im Jahr 2020 durchgeführte Studie zur Verbreitung dieses Phänomens besagt, dass dieses Gefühl zwar mit Suizidgedanken und Depressionen einhergehen kann und zu hierzu neigenden Menschen anfälliger für das Phänomen sein können. Jedoch können auch nicht suizidale Personen betroffen sein, wodurch dem Auftreten des Phänomens kein Suizidwunsch zugrunde liegen muss.
In der Studie wurden 276 Teilnehmer und zudem 94 Patienten mit diagnostizierter Flugangst mittels einer Online-Befragung auf ihre bisherigen Erfahrungen mit dem Höhenphänomen und mit Depressionen, Angsttendenzen und Suizidgedanken untersucht. Das Höhenphänomen trat bei 45 Prozent der bereits von Flugangst Betroffenen auf und betraf 60 Prozent der übrigen Teilnehmer ohne diese Disposition. 45,2 Prozent der nicht suizidalen, 81,2 Prozent der gegenwärtig von Suizidgedanken betroffenen Personen und 78,5 Prozent derer, die in ihrem Leben bereits suizidgefährdet gewesen waren, gaben an, mindestens einmal in ihrem Leben das Höhenphänomen erlebt zu haben. Die im Vorhinein gemachten persönlichen Angaben der Studienteilnehmer zu Depressionen, Ängsten und Suizidgedanken wurden nur bei den Teilnehmern ohne Flugphobie mit dem Höhenphänomen in Zusammenhang gebracht.[2]
Mögliche Ursachen[Bearbeiten]
Einige Theorien bieten verschiedene Erklärungsansätze, worin die Ursachen für das Höhenphänomen liegen könnten.
Zum einen kann der wahrgenommene Drang, in die Tiefe zu springen, als Bestätigung des Überlebenswillens der betroffenen Person verstanden werden. Grund dafür ist die Fehlinterpretation des eigenen Überlebensinstinkts, der die Person vom Sprung abhält. Diese schlussfolgert im Nachhinein, dass sie tatsächlich springen wollte, obwohl das Gegenteil der Fall ist. Diese Theorie erklärt auch, warum ängstlichere Menschen bzw. Personen, die sich ihrer Ängste stärker bewusst sind, das Phänomen eher erfahren als andere.[1]
Eine andere Erklärung ist, dass Betroffene im entsprechenden Moment dazu neigen, den Sprung als die naheliegendste Option zu sehen, der Gefahr der Höhe bzw. der Angst davor zu entkommen. Sie sind risikobereiter und wählen daher den zwar kontraintuitiven, aber kurzfristig gesehen effektivsten Weg, aus der Situation zu entkommen. Das Höhenphänomen kommt hier zum Ausdruck, da entsprechend zu handeln dem menschlichen Überlebensinstinkt widerspräche.[3]
Aus der Perspektive des Existenzialismus ist das Höhenphänomen Ausdruck der plötzlichen Erkenntnis der eigenen Entscheidungsfreiheit. Der Theorie des Philosophen Jean-Paul Sartre zufolge werden sich Betroffene ihrer Eigenverantwortung bewusst, sie haben Angst, sich selbst nicht trauen zu können und doch zum Sprung bereit zu sein. Dadurch wird das Gefühl ausgelöst, sich davon abhalten zu müssen, zu springen.[3]
Weblinks[Bearbeiten]
- Antje Joel: Von Fall zu Fall. In: SZ-Magazin, 10. Mai 2016.
- Antje Joel: Auf dem Sprung In: Frankfurter Rundschau, 5. Juli 2018.
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ 1,0 1,1 J. L. Hames, J. D. Ribeiro, A. R. Smith, T. E. Joiner, Jr.: An urge to jump affirms the urge to live: An empirical examination of the high place phenomenon. In: Journal of Affective Disorders. Vol. 136, Nr. 3, 2012, S. 1114–1120 (doi:10.1016/j.jad.2011.10.035).
- ↑ T. Teismann, J. Brailovskaia, S. Schaumburg, A. Wannemüller: High place phenomenon: prevalence and clinical correlates in two German samples. In: BMC Psychiatry. Vol. 20, Nr. 1, 2020, Artikel 478 (doi:10.1186/s12888-020-02875-8).
- ↑ 3,0 3,1 Jessica Seigel: Why You Feel the Urge to Jump. The science and philosophy of looking down from a high place. Nautilus, 28. März 2017, abgerufen am 26. Januar 2023.
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