Hannoverscher Wingolf
Hannoverscher Wingolf | ||||
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Fromm! Frei! Treu!
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Callinstrasse 50
30167 Hannover | |||
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Der Hannoversche Wingolf ist eine christliche, nichtschlagende, unpolitische Studentenverbindung an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover.
Er gehört zum Wingolfsbund, der an 35 Hochschulen in Deutschland, Österreich und Estland vertreten ist. Wie alle Wingolfsverbindungen ist der Hannoversche Wingolf farbentragend, unpolitisch und konfessionell ungebunden. Er lehnt die Mensur als Widerspruch zur christlichen Einstellung ab. Durch das Lebensbundprinzip vereint er studierende und fertig studierte Mitglieder aller Fachrichtungen und Generationen.
Geschichte[Bearbeiten]
Vorgeschichte und Gründung[Bearbeiten]
Bereits 1911 wurden drei junge Philister, fertigstudierte Wingolfiten, aus Berlin, Marburg und Göttingen in Hannover ansässig. Sie gaben den Anstoß zur Gründung einer lockeren Gemeinschaft von Wingolfiten. Diese Gemeinschaft wurde am 5. Juni 1912 als Bezirksverband des Wingolfs konstituiert.
Die weiterführende Idee zur Gründung einer aktiven Verbindung vor Ort wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs zunichte gemacht. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges strömten die entlassenen Soldaten zurück zum Studium oder begannen es überhaupt. Die Technische Hochschule Hannover wuchs mit einer, für damalige Verhältnisse, ungeheuren Zahl an Studenten. Die Aktivität der ansässigen Philister regte sich dadurch wieder. Am 15. März 1919 wurde ein Aufruf ans schwarze Brett der TH angeschlagen, in dem Studenten zur Mitarbeit bei der Gründung einer Wingolfsverbindung aufgerufen wurden. Nach mehreren Vorbesprechungen erfolgte am 5. Mai 1919 die feierliche Gründung des Hannoverschen Wingolfs im „Haus der Väter“, in Anwesenheit von 10 Philistern und sieben Studenten, die die erste Aktivitas des Hannoverschen Wingolfs stellten. Bis zum Semesterende zählte die erste Aktivitas 22 Mitglieder. Seine Farben wählte er in Anlehnung an die Talare der Hochschulprofessoren in Violett-Weiß-Gold.
Erste Verbindungsjahre[Bearbeiten]
Die allgemeine Situation der Nachkriegsjahre hatte starken Einfluss auf die ersten Verbindungssemester. Die meisten Studenten waren durch den Krieg bereits lebenserfahren oder gezeichnet, die meisten Ersparnisse waren verloren, und durch die Inflation bis 1923 war die finanzielle Situation allgemein schwierig. Auch der Nahrungsmittelmangel und Hunger machten sich 1919 noch bemerkbar. Des Weiteren erfuhr Deutschland bis 1923 eine Reihe von Putschen, Aufständen und Revolutionsversuchen.
Dies waren wohl nicht die idealen Voraussetzungen für die Gründung einer studentischen Vereinigung. Die Aktiven des HvW standen jedoch geschlossen zusammen und überwanden diese Widrigkeiten. Nicht zuletzt wurde dies möglich durch den Beistand der kleinen, aber engagierten Philisterschaft, die sich mit dem ausrichten von Mittag- oder Abendessen und Ähnlichem abwechselte und Nahrung und Unterkunft mit den Studenten teilte.
Da die Verbindung überwiegend aus ehemaligen Offizieren und Soldaten bestand, wurde sie in einem Zeitfreiwilligen-Bataillon zusammengefasst. Während einer Unruhenphase im Juni 1919 bildete die Aktivitas des Hannoverschen Wingolfs sogar einen Maschinengewehrzug zur Bewachung der Bahnsteige und lebte 10 Tage im Wartesaal des Hannoverschen Bahnhofs, bis die Gefahr vorüber war und die Vorlesungen wieder begannen.
Einsätze dieser Art gab es mehrere. So konnten die Füxe des Wintersemesters 1919/20 nicht zeitnah geburscht werden, also zu Vollmitgliedern werden, da sie als Reserve-Soldaten bei Unruhen im Ruhrgebiet eingesetzt wurden.
Trotz dieser Unterbrechungen wurde im Allgemeinen ein geregelter Verbindungsbetrieb aufrecht erhalten, der studentische Kneipen, Stiftungsfeste, religiöse Studienabende oder kurze Reisen als Gemeinschaft in die Umgebung beinhaltete. Die meisten Zusammentreffen fanden in den Häusern und Wohnungen der Philister statt, da die Gemeinschaft als solches kein eigenes Haus besaß.
Seit dem Sommer 1920 nahm der Sport eine wichtige Stellung im Verbindungsleben ein. Er galt weithin als Ersatz für die fehlende, im Friedensvertrag verbotene Wehrpflicht. Fechten, Tennis, Turnen und Tanzen waren feste Bestandteile des Verbindungsbetriebes.
Die Beziehungen zum Wingolfsbund wurden sehr gepflegt. Alle zwei Jahre beteiligten sich die Aktiven in großer Zahl an den Wartburgfesten des Bundes, und ab 1922 war man Mitglied in der „Hildesheimer Konvention“ zusammen mit dem Göttinger Wingolf und dem Clausthaler Wingolf. Diese Konvention löste sich allerdings 1929 nach der Vertagung von Clausthal und einem Mitgliedermangel in Hannover auf.
Die Zeit des Niedergangs[Bearbeiten]
Ab 1923 wurde der chronische Mitgliedermangel im Hannoverschen Wingolf zu einem ernsten Problem. Der drohenden Vertagung entging man zeitweise nur durch personelle Hilfe aus dem Wingolfsbund oder der Reaktivierung älterer Bundesbrüder. Gründe für den Mangel an Nachwuchs waren unter anderem die immer kleiner werdende Zahl von Immatrikulationen an der TH Hannover und die noch andauernden generellen Probleme für Studenten durch die Weltwirtschaftskrise. Auch die Tatsache, dass man kein eigenes Haus besaß, minderte die Attraktivität als Verbindung für mögliche Mitglieder. Das Anmieten einer 2-Zimmer-Wohnung 1926/27 konnte diesen Umstand nicht wirklich verbessern. Es gelang, vor allem durch personelle Unterstützung des Darmstädter Wingolfs, die drohende Vertagung noch etwas aufzuschieben, und man konnte zur 100-Jahr-Feier der Technischen Hochschule Hannover die violett-weiß-goldenen Farben der Verbindung angemessen präsentieren. Doch auch dies konnte nicht verhindern, dass sich der Hannoversche Wingolf am 27. November 1931 wegen Mitgliedermangels vertagen musste.
Wingolfsleben in Hannover zwischen 1931 und 1952[Bearbeiten]
Zwar hofften die in der Region lebenden Wingolfiten darauf, baldmöglichst wieder eine aktive Verbindung aufbauen zu können, doch zeigten die weiter abnehmenden Studentenzahlen der Technischen Hochschule, dass dies sehr schwierig werden würde. Nach dem Regierungsantritt Hitlers und den damit einhergehenden einschneidenden Maßnahmen für die Studentenschaft und die Korporationen war man sich im Klaren, dass unter diesen Bedingungen eine Neugründung mit den traditionellen wingolfitischen Formen nicht infrage kommen könnte. Um zumindest als Philisterverein weiter existieren zu dürfen, unterwarf man sich dem geforderten Führerprinzip und wählte zeitweise Hermann Böhrs zum Führer der Philisterschaft.
Man beschloss 1934, auch den Hannoverschen Philisterverein aufzulösen und trat dem Philisterverein des Kieler Wingolfs bei, um die dortigen Wingolfiten, die ebenfalls unter großem Druck durch das Regime standen, zu unterstützen. Am 25. August 1934 wurden die beiden Altherrenschaften vereint, aber lösten sich trotzdem 1938 in dem Wissen auf, dass man als Verbindung im Nationalsozialismus keine Zukunft haben konnte.
Dem zum Trotz schafften es die Hannoverschen Ortsphilister, über die Zeit der Vertagung, die Wirren des Krieges und den durch Bombardierung verlorenen Verbindungstreffpunkt hinweg, sich regelmäßig zu treffen und den Wingolfsgedanken in Hannover zu erhalten.
Die Neustiftung des Hannoverschen Wingolfs[Bearbeiten]
Mit dem Ende des Nationalsozialismus und dem langsam wieder entstehenden Hochschulbetrieb ab 1945/46 war auch für den Wingolf eine Phase des Wiedererwachens gekommen. Im November 1948 wurde der Wingolfsbund neugegründet und 1949 das erste Wartburgfest veranstaltet.
In Hannover festigte sich das Wingolfsleben 1950, als der örtliche Philisterverein neugegründet wurde. Dieser Philisterverein hatte durch Söhne von Mitgliedern gute Kontakte zur Studentenschaft, wo sich bereits ein Freundeskreis mit wingolfitischen Grundsätzen gebildet hatte, und man beschloss, den großen Schritt zur Neugründung einer aktiven Verbindung zu wagen. Am 3. Dezember 1952 fand im Rahmen einer feierlichen Kneipe die offizielle Neustiftung statt und der Hannoversche Wingolf wurde wiedergegründet.
Die Anfangszeit der Neugründung gestaltete sich recht schwierig, da man wieder mit dem Problem konfrontiert war, dass man kein eigenes Haus als Treffpunkt der Gemeinschaft hatte und auf die Wohnungen der Philister angewiesen war. Dies hinderte jedoch nicht daran, ein geregeltes, wenn auch nicht immer völlig traditionelles Verbindungsleben aufrecht zu erhalten. Auch wurden die Kontakte zu den nahen Bruderverbindungen, allen voran dem Braunschweiger und dem Clausthaler Wingolf Catena, intensiv gepflegt und es entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit. Diese beinhaltete auch die Mitgliedschaft in der „Norddeutschen Konvention“.
Der Erwerb der Verbindungshäuser[Bearbeiten]
Nachdem der Wunsch nach einem eigenen Haus für die Gemeinschaft immer größer wurde und man Sorge hatte, dass der Mitgliedermangel aus den 1920er Jahren sich wiederholen könnte, setzte die Philisterschaft alles daran, einen Versammlungsort zu ermöglichen. Unter großem finanziellen Aufwand für die Philister, allen voran Philister Otto Voß, gelang es, ein Einfamilienhaus in Hannover-Kirchrode in der Lange-Hop-Straße anzumieten. Dank vieler Geld- und Sachspenden und der fortdauernden Arbeit der Aktivitas konnte das Anwesen zu einem Verbindungshaus mit seinen traditionellen studentischen Eigenheiten umgebaut werden. Am 6. Januar 1956 wurde das Haus feierlich eingeweiht. Es war Wohnort für drei Aktive und wurde zum Zentrum der Aktivitäten der Verbindung.
So groß die Freude der Aktiven und Philister am Haus auch war, so machten sich im Laufe der Zeit allerdings auch Nachteile bemerkbar. Zum Einen war es sehr weit von der Technischen Hochschule entfernt, zum Anderen war es recht klein, so dass größere Veranstaltungen in Gaststätten verlegt werden mussten.
Eine Verbesserung war wieder Philister Voß und dem 1955 neugegründeten Hausverein zu verdanken, denen es gelang, ein neues Haus zu kaufen, das wesentlich näher an der TH lag.
Eine glückliche Fügung war es, dass der Nachbar des neuerworbenen Grundstücks, der Keksfabrikant Bernhard Sprengel, aus Sorge über eine mögliche Lärmbelästigung durch eine benachbarte Studentenverbindung ein wesentlich größeres Haus zum Tausch gegen das auserkorene Grundstück anbot, was die Verbindung freudig annahm. Am 25. Mai 1962 bezog der Hannoversche Wingolf sein Verbindungshaus in der Callinstraße, das er noch heute bewohnt.
Die Verbindung bis zum Ende der 60er Jahre[Bearbeiten]
Nachdem man als Verbindung ein gemeinsames Haus und damit einen zentralen Ort für die Gemeinschaft hatte, intensivierte man die Mitarbeit an der Hochschule und den Kontakt mit den anderen Ortskorporationen durch Zusammenschlüsse wie dem „Hannoverschen Korporationsring“ oder in den Fachschaften. Ab 1962 beherbergte das Verbindungshaus auch das Bundesarchiv des Wingolfsbundes. Allerdings stellte sich immer mehr die Tendenz heraus, nicht nur eine traditionelle Studentenverbindung sein zu wollen, sondern sich sehr modern und möglichst weltoffen zu verhalten. Diese Kluft zwischen alteingesessener Tradition und dem Wunsch nach einer Modernisierung des Verbindungslebens führte alsbald zu einem bundesweiten Konflikt.
Die Bielefelder und Erlanger Beschlüsse[Bearbeiten]
Ende der 1960er Jahre, wohl auch im Zuge der 68er-Bewegung, entschloss sich zuerst der Göttinger Wingolf aus Modernisierungs- und Nachwuchsgründen dazu, Frauen die Mitgliedschaft zu gewähren. Der Hannoversche Wingolf folgte alsbald diesem Beispiel, was bundesweit breite Diskussionen auslöste.
In den Bielefelder und Erlanger Beschlüssen des Wingolfsbundes wurde vereinbart, dass das Experiment auf diese beiden Wingolfsverbindungen beschränkt bleiben sollte und dass die weiblichen Mitglieder zwar Teil der jeweiligen Verbindung, aber nicht Teil des Bundes sein würden. Der Göttinger Wingolf beendete sein Reformprogramm kurze Zeit später, was den Hannoverschen Wingolf zur einzigen Wingolfsverbindung mit „Hohen Damen“ (weiblichen, fertigstudierten Mitgliedern) machte.
Der Hannoversche Wingolf bis heute[Bearbeiten]
Nach einem personellen Tiefstand in den 1990er Jahren begann ab 2001 eine starke Rückbesinnung auf die traditionellen und wingolfitischen Werte. Im Zuge dessen wurde der „Vollwichs“, die traditionelle Chargentracht, wieder eingeführt und das Engagement im Bund und mit den Ortskorporationen intensiviert. 2006 feierte man mit nahezu allen anderen Studentenverbindungen Hannovers das 175. Jubiläum der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover mit einem gemeinsamen Festkommers.
Im Sommersemester 2015 hatte der Hannoversche Wingolf 23 Aktive und etwa 120 philistrierte Mitglieder.
Bekannte Mitglieder (Auswahl)[Bearbeiten]
In alphabetischer Reihenfolge
- Hermann Böhrs (* 29. April 1905 in Hannover; † 27. Februar 1983 in Göttingen; vollständiger Name August Ernst Hermann Böhrs) war ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler und als Professor von 1970 bis 1971 Rektor der Technischen Universität Hannover.
- Herbert Dallmann (* 26. April 1909 in Znin; † 13. Januar 1996 in Merseburg) war ein deutscher Mathematiker und Hochschullehrer. Er war 1954 der erste Rektor der Technischen Hochschule für Chemie in Leuna-Merseburg und Präsident der URANIA in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR).
- Hans Frebold (* 31. Juli 1899 in Hannover; † 2. Juni 1983 in Ottawa) war ein deutscher Geologe, Hochschullehrer und Polarforscher.
- Hans Hartmann (* 1896; † 1970 in Wolfratshausen) war ein deutscher Jurist, Offizier und Gerechter unter den Völkern.
Literatur[Bearbeiten]
- Bauer, Joachim: Studenten und Universitätsgeschichte von den Anfängen bis 1830, in: Geschichte des Wingolfs. 1830-1994, hrsg. vom Verband Alter Wingolfiten e.V., 5. vollständig neu bearbeitete und fortgeführte Auflage, Gladbeck 1998.
- Grimm, Horst und Besser-Walzel, Leo: Die Corporationen: Handbuch zu Geschichte, Daten, Fakten, Personen, Frankfurt am Main 1986.
- Grüttner, Michael: Die Korporationen und der Nationalsozialismus, in: "Der Burschen Herrlichkeit". Geschichte und Gegenwart des studentischen Korporationswesens, hrsg. von Harm-Hinrich Brandt und Matthias Stickler, Würzburg 1998.
- Krause, Peter: „O alte Burschenherrlichkeit". Die Studenten und ihr Brauchtum, Graz 1979.
- Tiebel, Hans-Martin: Geschichte des Wingolfs 1933-1945, in: Geschichte des Wingolfs. 1830-1994, hrsg. vom Verband Alter Wingolfiten e.V., 5. vollständig neu bearbeitete und fortgeführte Auflage, Gladbeck 1998, S. 185-250.
- Tiebel, Hans-Martin: Die Geschichte des Hannoverschen Wingolfs, in: 50 Jahre Hannoverscher Wingolf, 1919-1969, hrsg. vom Verband Hannoverscher Wingolfsphilister e.V., Hannover 1970.
- Timter, Reiner: Studium im „Dritten Reich“. Die nationalsozialistischen Maßnahmen an den Hochschulen nach der „Machtübernahme“' (am Beispiel der Universität Tübingen), in: Einst und jetzt: Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung Band 39 (1994), S. 31-56.
- Waitz, Hans: Geschichte des Wingolfs. Aus den Quellen mitgeteilt und dargestellt von Hans Waitz, 3. Auflage der "Geschichte des Wingolfsbundes", Darmstadt 1926.
Weblinks[Bearbeiten]
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